Double Run statt Long Jog: Kann man den langen Lauf aufteilen?

Double Run statt Long Jog?
Kann man den langen Lauf aufteilen?

Veröffentlicht am 24.07.2025
Ein Läufer beim Lauftraining auf einem Weg durch die Natur.
Foto: Getty Images

Stell dir vor, du steckst mitten im Marathontraining und dein 30-Kilometer-Lauf fällt genau auf das Wochenende, an dem du mit der Familie im Urlaub bist. Um 9 Uhr steht eine Stadtführung an – also planst du, vorher 16 Kilometer zu laufen und die restlichen 14 später am Nachmittag im Hotel nachzuholen.

Oder du hast eine kleine Verletzung, die sich nach etwa 20 Kilometern bemerkbar macht. Du hörst also auf und willst die restlichen fünf Kilometer später am Tag nachholen, wenn du dich besser fühlst.

Ist es nicht im Grunde dasselbe, ob du deinen Long Run am Stück oder in zwei Etappen läufst – Hauptsache, die Kilometer stimmen? Ganz so einfach ist es nicht.

„Der Sinn eines langes Laufs ist es, deinen Körper daran zu gewöhnen, über Stunden in Bewegung zu sein – das ist eine Anpassung, die trainiert werden muss“, erklärt Kara Dudley, zertifizierte Lauftrainerin (RRCA) und Gründerin von Rerouted Running. Die gute Nachricht: Es ist absolut okay, während eines Long Runs mal ein paar Minuten zu gehen. Aber: Wer den Lauf über den Tag verteilt, nimmt sich genau diesen Trainingseffekt.

Auch Meg Takacs, zertifizierte Lauftrainerin (UESCA) und Gründerin der App Movement and Miles, betont, wie wichtig es ist, den Long Jog in einem Stück durchzuziehen. „Es ist ein komplett anderer Reiz für den Körper, ob du die 30 Kilometer am Stück oder stattdessen doppelt laufen gehst“, sagt sie. „Beim Marathontraining geht es weniger um Tempo oder Distanz, sondern vielmehr um die Zeit, die du auf den Beinen bist – und darum, Ernährung und Flüssigkeitszufuhr unter realistischen Bedingungen zu üben.“

Lange Läufe zeigen auch Schwachstellen auf – etwa Probleme mit dem IT-Band, die erst nach zwei Stunden auftreten. Solche Dinge würden dir bei zwei kürzeren Einheiten vielleicht gar nicht auffallen, sagt Takacs. „So lernst du, was dein Körper am Renntag wirklich leisten kann – oder eben nicht.“

Hinzu kommt: Deine Muskeln können zwischen zwei Läufen verspannen, was dein Verletzungsrisiko beim zweiten Teil erhöht, warnt Dudley.

Heißt das also: Niemals aufteilen? Nicht ganz. Manchmal braucht es kreative Lösungen – und dafür haben uns Dudley und Takacs ein paar Vorschläge gegeben:

4 Strategien für deinen langen Lauf, wenn die klassische Variante mal nicht drin ist

1

Für Anfänger: Laufe nach Zeit, nicht nach Kilometern

2

Bei vollen Wochen: Tausche deine Einheiten

3

Wenn du Schmerzen hast: Beende den Longrun auf dem Rad

4

Chronisch verletzt oder immer zu wenig Zeit? Überdenke dein Ziel!

Ausnahmen bestätigen die Regel

Natürlich gibt’s auch hier Ausnahmen. Takacs sagt: „Wenn du deine langen Läufe regelmäßig aufteilst und stattdessen doppelt läufst und trotzdem verletzungsfrei und zufrieden ins Ziel kommst – super! Dann funktioniert das offenbar für dich.“

Dudley ergänzt, dass sie bei sehr erfahrenen Läuferinnen und Läufern auch mal gezielt geteilte Long Runs einsetzen kann – etwa wenn jemand für einen Ultralauf oder ein Staffelevent trainiert. „In so einem Fall macht es Sinn, die Müdigkeit durch aufeinanderfolgende Läufe zu simulieren.“

Übrigens: Wenn du andere lockere Einheiten in der Woche teilst – etwa statt acht Kilometern am Stück lieber zweimal vier – ist das meistens kein Problem. Solange du insgesamt auf dein Wochenpensum kommst, bringt das keine großen Nachteile. Wichtig ist nur, dass du den langen Wochenendlauf in der Regel als Ganzes absolvierst – denn der trainiert genau das, was du später im Marathonrennen brauchen wirst: ausdauernd sehr lange am Stück zu laufen.