Der Begriff der Plyometrie wurde tatsächlich von einem Langstreckenläufer geprägt: dem US-Amerikaner Fred Wilt, der als Läufer 1948 an den Olympischen Sommerspielen teilnahm, und auch als Sportwissenschaftler tätig war. Er wunderte sich, dass die russischen Athleten zu seiner aktiven Zeit den anderen Nationen läuferisch überlegen waren – und analysierte deren Training. Seine Schlussfolgerund: Es muss an den Sprüngen liegen, die diese machen. Und damit hatte er recht. Heute ist die Plyometrie fester Bestandteil der Trainingslehre – vom Laufen, aber auch vielen weiteren Sportarten.
Was ist plyometrische Training?
Hinter dem Begriff Plyometrie versteht man oft nur Sprungübungen, aber letztlich sind alle Übungen, die auf dem Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus (DVZ) beruhen, plyometrische Übungen. Beim plyometrischen Training wird die Muskulatur zunächst gelängt/gedehnt (exzentrisch) und anschließend wieder verkürzt (konzentrisch). Das Prinzip des Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus können Sie sich auch vorstellen, wie eine Feder: Während der Dehnung wird Energie gespeichert und beim Entspannen wieder freigegeben.
Ein einfaches Beispiel zur Veranschaulichung: Beim Hock-Streck-Sprung speichern Ihre Muskeln in der Hocke Energie, die sie beim folgenden Sprung nutzen können – und zwar deutlich höher, als dies aus dem Stand möglich wäre. Genau dieses Plus an Energiebereitstellung ist der große Vorteil beim plyometrischen Training und sorgt für die enorme Wirksamkeit.
Übrigens ist die Laufbewegung im Grunde auch nichts anderes als eine sich dauernd wiederholende plyometrische Übung: Bei der Landung wird vor allem die Wadenmuskulatur mit Energie aufgeladen, die dann beim Abdruck in die Vorwärtsbewegung umgesetzt wird.
Wieso lohnen sich plyometrische Übungen für Läufer?
Für Läufer lohnen sich explosive Sprünge, schnelle Richtungswechsel und dynamische Schrittkombinationen. Dabei verbessert das plyometrische Training Schnellkraft, Explosivität, Kraft, Koordination, Reaktionszeit, Audauer und Mobilität. Wenn Ihnen das noch nicht genug Vorteile sind, sei noch erwähnt, dass zusätzlich Knochen, Sehnen und Bänder durch die Übungen belastet werden, was sie allerdings nicht schwächt, sondern mit der Zeit stärker macht – und das verringert Ihre Verletzungsanfälligkeit enorm.
Die Wirksamkeit der Trainingsmethode ist nicht nur durch die praktische Anwendung bewiesen, sondern auch durch allerlei wissenschaftliche Untersuchungen. So haben norwegische Forscher herausgefunden, dass Eliteläufer ihre 3000-Meter-Bestzeit steigern konnten, indem sie 30 Prozent ihres Lauftrainings durch plyometrische Sprungübungen ersetzten. Nun hatten die Topläufer der Studie natürlich ein sehr großes Laufpensum.
Für Hobbysportlerinnen und -sportler, die beispielsweise dreimal wöchentlich laufen, ist es sicher nicht zu empfehlen, eine ihrer wertvollen Einheiten gegen hunderte Sprünge auszutauschen. Daher sollten Läuferinnen und Läufer das folgende Work-out einfach zusätzlich in Ihren Trainingsplan aufnehmen.
4 plyometrische Übungen für einen dynamischen Laufstil
Es gibt eine Vielzahl möglicher plyometrischer Übungen. Wir stellen vier vor, die Sie vor allem beim Laufen nach vorne bringen.
1. Sprünge aus dem Sprunggelenk

15- bis 30-mal mit gestreckten Beinen nur aus dem Fußgelenk hochspringen. Knie nicht beugen.
2. Seilspringen

40-mal mit beiden Beinen, 10-mal nur mit dem rechten Bein, 40-mal abwechselnd links rechts, 10-mal auf dem linken Bein. (Springseil, 6,95 €)
3. Hock-Streck-Sprünge

15- bis 30-mal aus einer Kniebeuge explosiv nach oben schnellen, sanft landen und sofort wieder abspringen.
4. Rollschuhsprünge

20- bis 40-mal abwechselnd mit dem linken Bein abdrücken, auf dem rechten Bein landen und wechselseitig wiederholen.
Lauf-ABC
Auch einige Übungen aus dem Lauf-ABC eignen sich hervorragend für ein plyometrisches Training. Hier finden Sie die Übungen im Video erklärt: