Schon häufiger in meiner ungefähr 10-jährigen Läufer-Karriere habe ich mir gedacht, dass ich, obwohl ich gerne und viel laufe, nicht das allergrößte Ausdauertalent sein kann. Ein Beispiel: Laufverabredung mit meiner Freundin Louisa. Ich (gerade voll drin in der 10-Kilometer-Vorbereitung) und sie ("Ich laufe nur ab und zu und auch nicht schnell") laufen also locker los. Sofort merke ich, Louisa zieht mich ab. Während ich versuchen muss, mein Keuchen so gut es geht zu verbergen, kann Louisa noch locker erzählen. Könnte natürlich sein, dass Louisa ihre Fähigkeiten nur herunterspielt, aber ähnliche Erlebnisse hatte ich mit meiner Schwester, von der ich wirklich weiß, dass sie selten läuft.
Woran liegt’s also, wenn man trotz intensiven Trainings nicht die erwartete Leistung erbringt? Beziehungsweise umgekehrt, wenn man scheinbar ohne große Mühe gute Leistungen bringt? Wie wichtig ist Talent und Veranlagung?
Der Lauftalent-Test: Motorik und Körpergefühl
"Es spielen verschiedene Elemente eine Rolle, wenn es um die Fähigkeit zum guten Laufen geht. Eines davon sind natürlich die körperlichen Grundvoraussetzungen, das heißt, neben dem Körperbau auch die Motorik und das allgemeine Körpergefühl", sagt Coach Christian. Die erste Anlaufstelle zur Überprüfung ist für mich der Lauftalent-Test von Runner’s World, der in acht Übungen genau das überprüft. Ich mache alle Übungen nach bestem Gewissen und bekomme: „Sehr gut, Sie befinden sich auf den Spuren von Eliud Kipchoge.“ Okay, auch wenn ich realistischerweise vom Marathon-Weltrekord noch etwas entfernt bin, sind die motorischen Fähigkeiten schon mal eher nicht das Problem. Dieses Ergebnis unterstützt auch meine eigene Wahrnehmung: Sportlich bin ich insgesamt schon, aber die Ausdauer lässt zu wünschen übrig.
Der Körperbau: Das Geheimnis der Kenianer
Die mit Abstand erfolgreichsten Langstrecken-Athleten kommen bekannterweise aus Kenia. Es gibt mehrere Vermutungen über die Gründe: Das permanente Höhentraining, lange Schulwege oder die Genetik. Dieser Zeit-Artikel beschreibt Studien, denen zufolge der Hauptgrund im Körperbau der Kenianer liegt: Klein, aber lange Beine mit schmalen Muskeln. Das Ergebnis einer Evolution. Der Artikel beschreibt auch, wie die für das Laufen wichtige maximale Sauerstoffaufnahme zu rund 50 Prozent genetisch festgelegt ist. Bei manchen Menschen ist die Fähigkeit, Sauerstoff ins Blut aufzunehmen und zu verarbeiten also von Natur aus besser ausgeprägt – ein wesentlicher Faktor für die Lauf-Fitness. Es wäre also möglich, dass bei mir die VO2max eher ungünstig ausgeprägt ist, bei anderen, eher weniger trainierenden Freunden, dagegen vorteilhafter.
Das Herz: Training schlägt Veranlagung
"Körperbau, genetische Veranlagung – das sind Faktoren, die nur relevant sind, wenn man bei der Weltspitze mitlaufen will", sagt der weiseste Läufer bei Runner's World, Martin Grüning. "Viel entscheidender für Läufer ist das Herz. Und das ist ein Muskel, der trainiert werden kann. Training spielt eine deutlich größere Rolle als körperliche Vorbedingungen." "Und Willensstärke und persönliche Ambition sind natürlich auch nicht zu unterschätzen", fügt Christian hinzu. Okay, so viele Gedanken zum Thema Lauftalent muss man sich dann vielleicht gar nicht machen. Und so ist Martins Fazit ganz motivierend, der sagt: "Talent ist zwar in jedem Sport wichtig, im Ausdauersport aber am wenigsten."
Ich trainiere mit dem Runner’s Guide von foodspring. Foodspring ermöglicht zwar meine Reise nach New York, nimmt aber auf den Inhalt des Blogs keinen Einfluss.