- Das Wichtigste zuerst
- Wie ist der erste Testeindruck der Huawei Watch GT Runner?
- Wie schlägt sich die Huawei Watch GT Runner beim Laufen?
- Wie gut zeichnet die Uhr Herzfrequenz und Distanz auf?
- Wie lange hält der Akku der Huawei Watch GT Runner?
- Wie smart ist die Huawei Watch GT Runner?
- Fazit: Für wen ist die Huawei Watch GT Runner geeignet?
- Plus- und Minuspunkte der Huawei Watch GT Runner
Normalerweise halten die Akkus von Smartwatches ein bis zwei Tage Alltagsnutzung durch. Beim Laufen mit GPS ist meist nach drei, vier Stunden Schluss. Huawei verspricht für die Watch GT Runner bis zu 14 Tage Akkulaufzeit – und auch ansonsten richtet sich die Uhr des chinesischen Herstellers mit Trainingsauswertung, Leistungsprognose und Routenfunktionen speziell an Läuferinnen und Läufer. Ich habe die Uhr mehrere Wochen ausprobiert und verrate euch, was die Uhr so in der Praxis kann – und warum ich sie nicht empfehlen kann.
Das Wichtigste zuerst
Die Huawei Watch GT Runner gibt es in zwei Farben: grau-gelb und schwarz. Das Gehäuse aus Kunststoff hat einen Durchmesser von 46,4 Millimetern und ist 11 Millimeter hoch. Das Gewicht beträgt leichte 38,5 Gramm (nur das Gehäuse). Mit dem angenehm weichen Silikonarmband, welches in zwei Längen beiliegt, sitzt die Uhr bequem auch an schmalen Handgelenken.
Das 1,43-Zoll-AMOLED-Display löst mit 466 x 466 Pixeln auf, stellt Farben satt dar und ist auch bei Tageslicht gut ablesbar.
Was die Hardware angeht, ist die Unterstützung aller fünf wichtigen Satellitensysteme zu erwähnen. Wie auch die neuen Top-Outdooruhren Garmin Fenix 7 und Coros Vertix 2 unterstützt die Huawei-Uhr dabei zwei Frequenzbereiche (Dual-Band- bzw. Multiband-Modus), was für eine hohe Messgenauigkeit beim Aufzeichnen von Aktivitäten sorgen soll – dazu weiter unten mehr.
Ansonsten sind ein optischer Herzfrequenzsensor an der Gehäuseunterseite, ein Bewegungssensor, ein Kompass und ein Barometer verbaut. NFC- und Bluetooth-Sensoren sowie Mikrofon und Lautsprecher runden die Ausstattung ab. Damit ist die Huawei Watch GT Runner, was die Hardware betrifft, auf Augenhöhe mit teuren Top-Smartwatches und -Sportuhren.
Die Bedienung der Huawei Watch GT Runner erfolgt über das Touchdisplay, welches zuverlässig auf Eingaben reagiert, und zwei Knöpfe, von denen einer eine drehbare Krone ist. Die Bedienung wirkt an manchen Stellen etwas inkonsistent: So scrollt man mit der Krone durch das Menü, muss zur Bestätigung aber den Touchscreen nutzen, da ein Druck auf die Krone einen zum Startbildschirm zurückbringt und die untere Taste direkt zu den Sport-Apps führt. Hat man das einmal verstanden, bewegt man sich jedoch nach kurzer Zeit sicher durch das übersichtliche Menü.
Wie ist der erste Testeindruck der Huawei Watch GT Runner?
Für die Nutzung der Uhr ist grundsätzlich die Huawei-Health-App nötig. Die gibt es für die Smartphone-Betriebssysteme von Apple (iOS, ab Version 9.0), Google (Android, ab Version 6.0) und Huawei (HarmonyOS). Allerdings funktionierte bei mir die Inbetriebnahme mit einem Android-Smartphone nicht. Dabei gab es gleich zwei Probleme: Erst wurde die Health-App, die sich noch in Googles Play-Store befindet, nicht mehr unterstützt. Grund ist ein Embargo der USA gegenüber China, weshalb Google Huawei aus dem App-Store ausschließt. Als Lösung wird die Installation der Health-App über den App-Store von Huawei, AppGallery genannt, empfohlen. Ganz ehrlich: Das ist nervig und dürfte viele, die sich für die Huawei-Uhr entschieden haben, zur Verzweiflung bringen. Denn ohne eine gewisse technische Affinität werden viele den nötigen Umweg über Huaweis eigenen App-Store nicht finden. Doch auch anschließend ließ sich die Uhr in meinem Fall nicht mit dem Android-Smartphone koppeln. Keine Chance!

Die Kopplung mit einem Apple iPhone (iOS) funktionierte hingegen problemlos. Die notwendige Health-App ist im Apple App-Store zu finden und die Uhr ist blitzschnell verbunden. Allerdings unterstützt die iOS-Version der Health-App nicht alle Funktionen. So ist es etwa nicht möglich, die Kartennavigation zu verwenden, was mit Android oder HarmonyOS möglich sein soll. Auch die Datenweitergabe an die Apple Health-App funktionierte nicht, obwohl die Datenfreigabe in den Einstellungen vorlag. Das ist nicht akzeptabel, wenn man 299 Euro für eine Uhr bezahlt hat und es heutzutage einfach gewöhnt ist, dass Technik funktioniert.
Ebenfalls nicht zeitgemäß: Bis auf die Komoot und Adidas Running werden keine weiteren Apps unterstützt. Somit ist es (Stand: März 2022) nicht möglich, Aktivitäten von der Health-App etwa mit Strava oder TrainingPeaks zu synchronisieren.
Wie schlägt sich die Huawei Watch GT Runner beim Laufen?
Die Huawei Watch GT Runner soll in erster Linie eine Sportuhr sein. Entsprechend bietet sie die Möglichkeit, mittels GPS (und weiteren Satellitensystemen) eine Laufeinheit aufzuzeichnen. Wer andere Sportarten betreibt, findet auch Profile für viele weiteren Aktivitäten: von Snowboard über Schwimmen bis zu Golf ist alles dabei. Top: Die Datenfelder lassen direkt an der Uhr anpassen, sodass man selbst bestimmen kann, welche Daten (Pace, Herzfrequenz, Distanz, ...) auf welcher Seite angezeigt werden. Mit einem Dreh an der Krone beziehungsweise mit einem Wisch nach oben oder unten auf dem Display wechselt man zwischen den einzelnen Anzeigen.
Beim Laufen macht die Uhr einen guten Eindruck. Das Satellitensignal ist schnell gefunden und das Display reagiert schnell auf ein Anheben des Armes, sollte man es nicht dauerhaft aktiviert haben. Die Uhr bietet die für Läuferinnen und Läufer wichtigsten Funktionen: So ist es neben automatischen Runden (etwa jeden Kilometer) auch möglich, manuell Runden zu stoppen – das ist gerade beim Intervalltraining wichtig. Solch ein Intervalltraining kann auch direkt in der Uhr geplant und anschließend absolviert werden. Auch in der App können Trainings geplant werden. Wer möchte, erhält über den integrierten Lautsprecher Zwischenzeiten oder Warnungen, wenn man den empfohlenen Puls- oder Pacebereich verlässt. Das funktioniert super.

Top: Die Huawei Watch GT Runner hat eine Navigationsfunktion und soll dabei sogar eine Karte bieten. Flop: Das funktioniert nicht für Apple-User. Wegen oben genannter App-Problematik konnte ich die Navigation daher nur ohne Karte testen. Mit einem iPhone war es immerhin kein Problem die Routen als .gpx-Datei oder via Komoot in die Health-App zu importieren, anschließend auf die Uhr zu übertragen, dort zu starten und der Linie (Wurmnavigation) zu folgen.
Die Uhr will zudem als Coach am Handgelenk fungieren. Dazu wertet sie das Training aus und gibt Rückmeldung über den Trainingseffekt jeder Einheit. Wer die Uhr einige Tage – besser Wochen – trägt, erhält zudem eine Beurteilung des individuellen Laufniveaus. Basierend auf diesen Informationen und des individuellen Nutzerprofils gibt die Huawei-Smartwatch dann sogar Trainingstipps.
Die Auswertung der Einheiten erfolgt entweder direkt an der Uhr oder über die Health-App (wie gesagt, konnte ich nur die iOS-Version testen). Beides liefert die wichtigsten Werte (Dauer, durchschnittliche Pace, Herzfrequenz mitsamt Herzfrequenzverlauf und Zonendauer, Höhendiagramm, Schrittfrequenz und -länge). Was die sportliche Ausrichtung der Uhr untermauert, sind zudem die Angaben zum Trainingseffekt (anaerob und aerob), Regenerationszeit sowie VO2max (Leistungsvermögen).

Nach meinen Erfahrungen ermittelt die Uhr hier aber völlig unrealistische Werte. Im Test unterschätze die Uhr meine Leistungsfähigkeit deutlich. So prognostizierte mir die Uhr eine mögliche 10-Kilometer-Zeit von 52:25 Minuten, obwohl ich zuvor bei Trainingsläufen mehrmals 10 Kilometer in unter 45 Minuten gelaufen war.
Wer möchte, kann sich von Huaweis Health-App ganze Trainingspläne für unterschiedliche Distanzen und Zeitziele erstellen lassen. Wichtig zu erwähnen: Die App gibt es zwar auf Deutsch, die Trainingspläne allerdings nur in Englisch. Die Pläne haben aber sowieso ein ganz anderes Problem: Sie sind kompletter Mist. So empfiehlt mir die Uhr basierend auf meiner Halbmarathon-Bestzeit (1:14 Stunden) ein Marathontraining mit der Zielzeit 2:35 Stunden – das ist etwas optimistisch, könnte aber machbar sein. Allerdings sind die Einheiten, die mir die Uhr, beziehungsweise die Health App, vorschlägt, hanebüchen. So soll ich etwa an drei aufeinanderfolgenden Tagen erst zwei „HIIT runs“ (High Intensity Intervall Training), also harte Intervalltrainings, absolvieren und dann einen Halbmarathon-Testlauf machen. Ich kenne keinen Trainer, der drei intensive Einheiten hintereinander in einen Trainingsplan schreiben würde. Es wird aber noch besser – beziehungsweise schlimmer: Bei den „HIIT runs“ soll ich 5-mal 3 Minuten mit einer Pace von 4:28 bis 4:52 Minuten pro Kilometer laufen – das ist in der Realität mein Dauerlauftempo, wenn ich langsam unterwegs bin. 3-Minuten-Belastungen würde ich in einer Pace von 3:10 bis 3:20 laufen – und dann auch deutlich mehr als fünf Wiederholungen machen. Kurzum: Der Plan taugt nichts.
Wie gut zeichnet die Uhr Herzfrequenz und Distanz auf?
Die Messgenauigkeit der optischen Herzfrequenzmessung kann überzeugen. Im Test wich der angezeigte Puls nie mehr als drei Schläge von der Referenzuhr, die mit einem Brustgurt verbunden war, ab. Das ist wirklich erstaunlich, da die optische Herzfrequenzmessung generell eher fehleranfällig ist. Huawei bekommt das bei der Watch GT Runner aber hin. Hut ab!

Die Messgenauigkeit der GPS-Aufzeichnung geht völlig in Ordnung, bleibt aber in Anbetracht der Vielzahl unterstützter Satellitensysteme und des Multiband-Modus hinter den Erwartungen zurück. An Kurven tendiert die Uhr dazu die Strecke abzukürzen (siehe Abbildung unten), was bei den meisten Testläufen zu einer geringeren ermittelten Distanz führte als bei der Referenzuhr. Schon die Vorgängerversion ermittelte in der Regel stets kürzere Distanzen.

Wie lange hält der Akku der Huawei Watch GT Runner?
Huawei verspricht eine Akkulaufzeit von 14 Tagen. Das gilt aber wohl nur, wenn die stromsparenden Einstellungen aktiviert sind. Mit Always-on-Display und dauerhafter Herzfrequenzmessung ist die Laufzeit deutlich geringer. Nutzt man die Uhr dann noch beim Sport, bleibt von den 14 Tagen noch ein knappes Drittel übrig. Im Test war der Akku nach fünf Tagen und vier Laufeinheiten (insgesamt 6 Stunden) leer.
Ist die Uhr voll geladen, sind nach einer Stunde Laufen mit deaktiviertem Display noch rund 90 Prozent Akkuladung übrig. Das ist ein sehr solider Wert für eine Smartwatch. Wobei – so richtig smart ist die Huawei Watch GT Runner gar nicht.
Wie smart ist die Huawei Watch GT Runner?
Als Smartwatch kann man die Huawei Watch GT Runner eigentlich nicht bezeichnen. So fehlt der Uhr etwa ein eigenes Mobilfunk-Modul, sodass die Verbindung ins Internet (für Telefonate, Nachrichtenempfang) stets über das gekoppelte Smartphone laufen muss.
Als Activity-Tracker punktet die Huawei Watch GT Runner jedoch: Schlaftracking, 24-Stunden-Pulsmessung (inklusive Sauerstoffsättigung) und Schrittzähler funktionieren einwandfrei. Über die App kann man zudem sein Gewicht eingeben (beziehungsweise über eine geeignete Waage übertragen lassen). Auch Stress will sie analysieren und mit vorgegeben Atemübungen lindern. Der Schwerpunkt der Uhr ist neben dem Sport also ganz klar auf einen aktiven und gesunden Lebensstil ausgerichtet.
Darüber hinaus bietet die Uhr einen Musikplayer – wenn man die Health-App von Huawei mit einem Android-Smartphone nutzt und hierüber Musikdateien auf die Uhr kopiert. Ich konnte diese Funktion wegen der oben geschilderten App-Problematik nicht testen. Zudem scheint es generell nicht möglich zu sein, Musik-Dienste wie Spotify oder Apple Music zu nutzen – auch das ist alles andere als smart für eine Smartwatch.
Fazit: Für wen ist die Huawei Watch GT Runner geeignet?
Die Huawei Watch GT Runner überrascht mit solider Herzfrequenzmessung am Handgelenk und ausreichender Aufzeichnungsqualität der GPS-Messung. Die Akkulaufzeit blieb im Test deutlich hinter dem Versprechen von 14 Tagen zurück. So hielt die Uhr trotz meist deaktiviertem Display eher fünf bis sechs Tage durch. Das lag aber daran, dass während dieser fünf Tage insgesamt rund 6 Stunden Aktivität aufgezeichnet wurden. Wer weniger aktiv ist, kann sicherlich eine längere Laufzeit erwarten.
Letztlich ist der Preis von 299 Euro aber deutlich zu hoch – auch wenn Huawei derzeit (März 2022) sogar noch kostenlos die Bluetooth-Kopfhörer FreeBuds 4i beilegt, wenn man die Uhr über www.huawei.com bestellt. Die Auswertung der Einheiten, die Analyse der Leistungsfähigkeit und die Vorschläge des Trainings sind einfach nicht gut. Zudem ist die Inbetriebnahme wegen des Embargos der USA gegenüber China umständlich – und funktionierte in meinem Falle mit einem Android-Smartphone überhaupt nicht. Und selbst wenn die Uhr beziehungsweise die Apps auf allen Smartphone-Betriebssystemen funktioniert hätten, würden Apple-User von bestimmten Funktionen ausgeschlossen, obwohl sie den gleichen Preis zahlen.
Plus- und Minuspunkte der Huawei Watch GT Runner
+ schlichtes Design und gute Passform
+ steckt voller Sensoren und Funktionen
+ Datenfelder anpassbar
+ Activity- und Schlaf-Tracking
+ solide Herzfrequenzmessung am Handgelenk
- nur rudimentäre Smartwatch-Funktionalitäten
- keine Apps installierbar
- unbrauchbare Trainingsauswertung und Trainingsplanung
- viele versprochene Funktionen funktionieren nicht