In den deutschen Marathon ist in den letzten Jahren einige Bewegung gekommen. Dabei gab es einen deutlichen Leistungsschub. Höhepunkt dieser längst fälligen Entwicklung war der deutsche Rekordlauf von Arne Gabius, der 2015 in Frankfurt 2:08:33 Stunden erreichte. Bei einem Blick in die ewige deutsche Bestenliste springen einem unter den Top 30 nicht sehr viele aktuelle Profis ins Auge. Doch in der breiten Spitze kann sich die aktuelle Situation im Marathon durchaus sehen lassen. Wir stellen die besten Marathonläufer der letzten Jahre, geordnet nach ihren Bestzeiten, kurz vor.
Die Männer
Arne Gabius: 2:08:33 Stunden
Der deutsche Rekordhalter sorgte in der Marathonszene mit seinem Debüt beim Frankfurt-Marathon 2014 für Furore. Er schaffte auf Anhieb eine Zeit unter 2:10 Stunden und finishte nach 2:09:32 das schnellste Marathondebüt, das es in Deutschland je gegeben hatte. 2015 setzte er mit seinem Rekord von 2:08:33 Stunden nochmals einen drauf. Auch 2017 blieb er in Frankfurt ein drittes Mal unter 2:10 Stunden (2:09:59 Stunden).
Philipp Pflieger: 2:12:50 Stunden
Einen lange nicht so reibungslosen Start in die Marathonkarriere hatte Philipp Pflieger. Doch spätestens nach dem Berlin-Marathon 2015, den er in 2:12:50 Stunden finishte, gehört er zur absoluten Spitze Deutschlands. Nach dem Start bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016, bei denen er den 55. Platz belegte, bewies er 2018 beim Marathon Hamburg in 2:13:39 Stunden erneut seine Klasse. Beim EM-Marathon von Berlin 2018 musste er wenige Monate später aussteigen.
Hendrik Pfeifer: 2:13:09 Stunden
Der erst 1993 geborene Hendrik Pfeiffer debütierte beim Düsseldorf-Marathon 2016 gleich in 2:13:09 Stunden, qualifizierte sich als 23-Jähriger für die Olympischen Spiele, musste diese aber verletzungsbedingt absagen. Auch danach blieb er von Verletzungen nicht verschont. 2017 gewann er mit 24 Jahren den Köln-Marathon in 2:13:39 Stunden. Derzeit arbeitet er an seinem Comeback.
Tom Gröschel: 2:13:49 Stunden
Nur zwei Jahre älter als Pfeiffer, bringt auch Tom Gröschel frischen Wind in die deutsche Marathonszene. Den Düsseldorf-Marathon 2018 lief er in 2:15:20 Stunden und sicherte sich den Titel des Deutschen Meisters. Beim EM-Marathon von Berlin führte er die deutsche Mannschaft beim Hitzerennen mit 2:15:48 Stunden an. Damit wurde er überraschend Elfter. Einen großen Schritt machte Gröschel beim Düsseldorf-Marathon 2019, als er die Ziellinie schon nach 2:13:49 Stunden überlief und seinen DM-Titel verteidigen konnte.
Julian Flügel: 2:13:57 Stunden
Eine weitere große deutsche Hoffnung im Marathonlauf war vor den Olympischen Spielen 2016 Julian Flügel. Im selben Rennen wie Philipp Pflieger lief er 2015 in Berlin hochklassige 2:13:57 Stunden und durfte ebenso in Rio im Nationaltrikot an den Start gehen. Dort belegte er den 71. Platz. Schon ein Jahr vor seiner Qualifikation finishte er den Frankfurt-Marathon in 2:14:20 Stunden. Leider verhinderten seither hartnäckige Verletzungen weitere Top-Leistungen. Inzwischen hat Flügel sein Leistungssport-Karriere beendet.
Steffen Uliczka: 2:15:02 Stunden
Nach seiner Karriere als Läufer über die 3.000 Meter Hindernis, wagte Steffen Uliczka den Sprung zum Marathon. Seine Bestzeit erzielte er 2016 beim Berlin-Marathon. In 2:15:02 Stunden lief er als bester Deutscher und 16. Des Gesamtfeldes ins Ziel. Inzwischen hat der junge Vater seine Ambitionen etwas zurückgestellt und wird wohl nicht mehr nach neuen Bestleistungen streben können. 2018 belegte er beim DM-Rennen in Düsseldorf Platz sieben in 2:19:17 Stunden. Uliczka bezeichnet sich selbst inzwischen als Freizeitläufer..
Sebastian Reinwand: 2:15:27 Stunden
Ebenfalls einer der deutschen Top-Marathonläufer des laufenden Jahrzehnts ist Sebastian Reinwand. 2018 wurde er hinter Tom Gröschel beim Düsseldorf-Marathon in 2:15:27 Stunden deutscher Vize-Meister und belegte im August beim EM-Marathon in Berlin Platz 33. Danach hat sich Reinwand dem Triathlon verschrieben und möchte sein sportliches Niveau auf die Langdistanz transferieren.
Marcus Schöfisch: 2:15:58 Stunden
Unvergessen sein Zieleinlauf beim Frankfurt-Marathon 2016. Selbst am meisten davon überrascht, lief Marcus Schöfisch nach 2:20:08 Stunden zum Sieg bei den nationalen Titelkämpfen. Über einige starke Rennen, in denen er sich weiter steigern konnte, erreichte er beim Düsseldorf-Marathon 2018 seine Bestzeit von 2:15:58 Stunden. Hinter den ebenfalls 2:15 Stunden laufenden Gröschel und Reinwand wurde er damals Dritter. Auch er startete bei der Europameisterschaft im eigenen Land und belegte den 46. Platz.
Jonas Koller: 2:16:03 Stunden
Zum deutschen Vize-Meistertitel lief Jonas Koller beim Frankfurt-Marathon 2017. Hinter einem erneut unter 2:10 Stunden laufenden Arne Gabius gewann er das Rennen um Platz zwei in 2:16:03 Stunden. Im deutschen EM-Aufgebot für Berlin lief der dort erst 25-Jährige als 28. und zweiter Deutscher ins Ziel.
Philipp Baar: 2:16:17 Stunden
Für viele überraschend setzte sich Philipp Baar 2017 in Hannover bei den nationalen Titelkämpfen im Halbmarathon durch. Spätestens 2018 zeigte er sein Können auch auf der doppelten Distanz. Zwar blieb für ihn nur die Holzmedaille im Rahmen der deutschen Meisterschaft, doch fehlte Baar in 2:16:17 Stunden nicht viel auf die ersten drei.
Karsten Meier: 2:16:24 Stunden
Ein Jahr nach Baar gewann Karsten Meier in Hannover DM-Gold über 21,0975 Kilometer. Damit musste man ihn beim Düsseldorf-Marathon 2018 auch auf der Rechnung haben. Nur sieben Sekunden hinter Baar sicherte sich Meier dort Platz fünf in 2:16:24 Stunden.
Frank Schauer: 2:16:30 Stunden
Auch schon Edelmetall bei einer deutschen Meisterschaft über 42,195 Kilometer konnte Frank Schauer sammeln. 2013 hatte dieses in München sogar die Farbe Gold. Fast zweieinhalb Minuten schneller war Schauer allerdings bei seinem Bronze-Rennen in Frankfurt 2017. Hinter Gabius und Koller lief er als dritter Deutscher in 2:16:30 Stunden persönliche Bestleistung.
Tobias Blum: 2:16:55 Stunden
Bei seinem ersten Marathon lief der jüngste hier vorgestellte Läufer gleich zum Sieg. In 2:16:55 Stunden machte der 1995 geborene Tobias Blum beim Köln-Marathon alle Höhen und Tiefen des Marathons durch. Zwar fehlten dort noch ein paar Minuten zur absoluten deutschen Spitze, doch das Ziel der Nachwuchshoffnung ist klar und so kommuniziert er es auch. Der Weg soll 2020 nach Tokio führen.
Die Frauen
Auch bei den Frauen kann der deutsche Marathonlauf in den letzten Jahren auf mehr als eine Handvoll Läuferinnen blicken, die mindestens national für Spannung sorgen. Sechs Frauen blieben in den vergangenen Jahren deutlich unter 2:30 Stunden. Auch auf die Entwicklung einiger jungen Läuferinnen kann in Zukunft gespannt geblickt werden.
Fate Tola Geleto: 2:25:42 Stunden
Mit einem überraschenden zweiten Gesamtplatz sorgte die in Äthiopien geborene Fate Tola Geleto beim Frankfurt-Marathon 2016 für Aufsehen. In 2:25:42 Stunden lief sie zudem persönliche Bestzeit. Seit 2016 besitzt Tola die deutsche Staatsbürgerschaft. Ein Jahr später siegte sie beim Hannover-Marathon in 2:27:48 Stunden.
Sabrina Mockenhaupt: 2:26:21 Stunden
Die 1980 geborene Sabrina Mockenhaupt ist jedem in der deutschen Laufszene ein Begriff. Ihre Marathonbestzeit von 2:26:21 Stunden stammt zwar aus dem Jahr 2010, doch auch danach bestimmte sie noch lange das Geschehen an der deutschen Spitze. Beeindruckende 45 nationale Titel erlief sich „Mocki“. Ihr letztes Top-Resultat über die volle Distanz stammt aus dem Jahr 2015, als sie in Valencia 2:30:40 Stunden lief. Ihr offizielles Karrierende als Leistungssportlerin hat Sabrina Mockenhaupt noch nicht verkündet, trainiert aber aktuell auf niedrigerem Niveau und hat zuletzt vor allem bei der TV-Show "Let's dance" auf sich aufmerksam gemacht.
Anna Hahner: 2:26:44 Stunden
Auch schon eine Menge Aufs und Abs im Marathon haben die Hahner-Zwillinge erlebt. Schon als 22-Jährige lief Anna Hahner beim Düsseldorf-Marathon nur Sekunden an der Olympia-Norm für London von 2:30:00 Stunden vorbei. Zwei Jahre später gewann sie den Wien-Marathon in 2:28:59 Stunden und erreichte in Berlin ihre Bestzeit von 2:26:44 Stunden. Ihren zweiten großen Sieg gelang Anna Hahner beim Hannover-Marathon 2016 in 2:30:35 Stunden. Aufgrund eines Dopingfalls wurde sie nachträglich zur Siegerin gekürt. Nach dem Olympia-Marathon in Rio, bei dem sie 81. wurde, und einigen Verletzungsproblemen feierte sie mit 2:28:32 Stunden beim Berlin-Marathon 2017 als Fünfte und beste Europäerin ein kleines Comeback. 2019 wurde sie beim Düsseldorf-Marathon hinter Anja Scherl DM-Zweite in 2:36:09 Stunden.
Anja Scherl: 2:27:50 Stunden
Neben den Hahner-Zwillingen die dritte Deutsche im Bunde der Marathonläuferinnen in Rio de Janeiro war Anja Scherl, wo sie den 44. Platz belegte. Mit viel Anlauf gelang ihr 2016 beim Marathon Hamburg in 2:27:50 Stunden der Sprung in die nationale Spitze. Auch 2017 blieb sie in Valencia mit 2:28:54 Stunden ebenso unter 2:30 Stunden wie ein Jahr darauf in Osaka mit 2:29:29 Stunden. Beim Düsseldorf-Marathon 2019 lief sie in 2:32:56 Stunden zum deutschen Meistertitel.
Katharina Heinig: 2:28:34 Stunden
So richtig den Vorstoß in die deutsche Elite über die volle Marathondistanz gelang Katharina Heinig beim Berlin-Marathon 2016, wo sie in 2:28:34 Stunden als beste Deutsche deutlich persönliche Bestzeit laufen konnte. 2017 siegte sie bei den deutschen Meisterschaften in Frankfurt in 2:29:29 Stunden. Auch 2018 blieb Heinig an gleicher Stelle nochmals unter 2:30 Stunden und beendete den Frankfurt-Marathon nach 2:29:55 Stunden.
Lisa Hahner: 2:28:39 Stunden
Bei ihrem Debüt in Frankfurt erreichte Lisa Hahner auf Anhieb 2:31:28 Stunden. Ein Jahr später belegte sie beim Marathon Hamburg in 2:31:48 Stunden den vierten Platz. Den Titel der deutschen Meisterin sicherte sich Lisa Hahner 2015 beim Frankfurt-Marathon. Mit 2:28:39 Stunden sprang dabei auch eine persönliche Bestzeit heraus. Im Olympia-Jahr 2016 beendete sie den Hannover-Marathon in 2:34:56 Stunden. In Rio de Janeiro wurde Lisa Hahner 82.
Mona Stockhecke: 2:31:30 Stunden
2014 gewann Mona Stockhecke den Zürich-Marathon in 2:34:04 Stunden und qualifizierte sich damit für die EM an gleicher Stelle. Dort belegte die gebürtige Hamburgerin als beste Deutsche den 22. Platz. Im selben Jahr erreichte sie beim Frankfurt-Marathon in 2:33:50 Stunden den achten Platz. Ein Jahr später lief sie vier Sekunden langsamer und wurde hinter Lisa Hahner deutsche Vize-Meisterin. Ihre Bestzeit gelang Stockhecke beim Frankfurt-Marathon 2016. Wie schon 2014 wurde sie Achte, erreichte jedoch schon nach 2:31:30 Stunden die Ziellinie.
Fabienne Amrhein: 2:32:34 Stunden
Frischen Wind bringen seit 2017 einige jüngere Läuferinnen in die deutsche Marathonszene. Die, ebenso wie Laura Hottenrott und Thea heim, 1992 geborene Fabienne Amrhein debütierte 2017 beim Berlin-Marathon in 2:34:14 Stunden. 2018 wurde sie deutsche Meisterin in Düsseldorf in 2:32:34 Stunden und erreichte einen starken elften Platz bei der EM in Berlin.
Laura Hottenrott: 2:32:58 Stunden
Bei ihrem Marathondebüt belegte Laura Hottenrott 2017 in Frankfurt nach 2:34:43 Stunden den dritten Platz hinter Katharina Heinig und Fate Tola Geleto. 2018 musste sie mit neuer persönlicher Bestzeit von 2:32:58 Stunden aus Sevilla im Gepäck bei der Heim-EM in Berlin aussteigen.
Franziska Reng: 2:34:57 Stunden
Auch Franziska Reng, die 1996 geboren wurde, debütierte wie Hottenrott 2017 in Frankfurt. Nur Sekunden später stand für sie nach 2:34:57 Stunden der undankbare vierte Platz im Rahmen der deutschen Meisterschaft zu Buche. 2018 überraschte sie, genauso wie Sieger Karsten Meier bei den Männern, über die halbe Distanz, als sie sich in Hannover den Titel sicherte.
Thea Heim: 2:36:10 Stunden
Mit Thea Heim scheint es eine weitere für die Zukunft aussichtsreiche deutsche Marathonläuferin zu geben. Nach vielen starken Resultaten auf den kürzeren Distanzen wagte sie beim Marathon Hamburg 2019 den Sprung auf die volle Distanz und finishte nach 2:36:10 Stunden.
Fazit: In der deutschen Marathonszene tut sich etwas
Absolut betrachtet spielen die schnellsten deutschen Marathonläufer im Vergleich mit der afrikanischen Elite keine große Rolle bei der Vergabe von Medaillen bei weltweiten Titelkämpfen. Mit Zeiten bis ungefähr 2:13 Stunden sind auf europäischer Ebene dennoch Erfolge möglich, wie auch Tom Gröschel mit seinem starken Auftritt bei der EM 2018 in Berlin zeigte. Mit Gröschel, Pfeiffer, Blum und Koller - um einige zu nennen - ist gespannt auf die Entwicklung der noch jüngeren Generation deutscher Marathonläufer zu schauen.
Ähnlich sieht es bei den Frauen aus. Für Top-Platzierungen auf europäischer Ebene sind Leistungen von deutlich unter 2:30 Stunden nötig. Doch auch hier konnte Fabienne Amrhein zeigen, dass mit ihr und einigen weiteren nachkommenden Läuferinnen über die 42,195 Kilometer in Zukunft noch mehr zu rechnen sein wird.