Köhlbrandbrückenlauf 2025: Rennbericht und Fotos

Köhlbrandbrückenlauf 2025
12,3 Kilometer auf der Brücke, die sonst nur den Autos gehört

ArtikeldatumVeröffentlicht am 05.10.2025
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Der Köhlbrandbrückenlauf hat Tradition in Hamburg. Seit 15 Jahren strömen jedes Jahr Tausende zum Kleinen Grasbrook, um an Deutschlands größtem Brückenlauf teilzunehmen. 8.700 Läuferinnen und Läufer standen diesmal in den Startlisten, verteilt auf drei Durchgänge – jeweils um 9, 12 und 15 Uhr. Das Besondere: Die Strecke über die 1974 eröffnete Köhlbrandbrücke ist an 364 Tagen im Jahr für Fußgänger und Radfahrer tabu. Nur am Tag der Deutschen Einheit haben Hamburger Läuferinnen und Läufer die Chance, ihr Wahrzeichen einmal mit Muskelkraft zu erklimmen.

Das wollte sich auch unsere Autorin nicht entgehen und berichtet hier von ihrem ersten Köhlbrandbrückenlauf.

Rennbericht Köhlbrandbrückenlauf

Schon auf dem Weg zum Start freue ich mich: Auf dem Veddeler Damm, wo sonst Tausende LKWs entlangdonnern, schiebt sich heute ein bunter Läuferstrom Richtung Veranstaltungsgelände am Windukkai, gleich neben dem Hafenmuseum. Zwischen Containern und Kränen herrscht eine entspannte Stimmung – viele wollen, genauso wie ich, einfach nur die seltene Gelegenheit nutzen, einmal auf die sonst gesperrte Brücke zu gelangen. Und das bei goldenem Oktoberwetter, Sonne satt und klarer Sicht – herrlich!

Ich starte im 12-Uhr-Block und bin in meinem Windbreaker fast zu warm angezogen. Die ersten drei Kilometer fühlen sich wie ein lockeres Einlaufen an. Dann beginnt der eigentliche Moment, auf den alle warten: der Aufstieg auf die Brücke! Sanft, aber stetig führt die Straße hinauf, immer näher an die charakteristischen blauen Pfeiler.

Ungefähr nach vier Kilometern erreichen wir den höchsten Punkt. 53 Meter hoch über dem Köhlbrand und der Hamburger City. Viele Läufer um mich herum bleiben stehen, machen Selfies, filmen die Aussicht. Auch ich kann da nicht widerstehen. Gedanken an die Wettkampfpace? Hier eher nicht.

Paul Korte wird mit 41:56 Minuten Tagessieger

Auf der anderen Seite der Brücke dagegen schon. Nur knapp 20 Minuten nach dem Start ist Paul Korte schon wieder auf dem Rückweg. Angefeuert von den Läufern, die noch auf dem Weg nach oben sind, sprintet er zurück Richtung Hafenmuseum. Paul wird mit 41:56 Minuten der schnellste Läufer des Tages werden.

Im gemütlicheren mittleren Teil des Feldes wird da gerade mal die Wendemarke erreicht. Schnell ein Schluck Wasser getrunken und das Dudelsack-Quartett bestaunt, das im Schottenrock für musikalische Untermalung sorgt. Und schon geht es zurück, die Brücke von der anderen Seite wieder hinauf. Der zweite Anstieg fordert spürbar mehr, doch der Blick auf Elbphilharmonie und Elbtower macht die Mühe vergessen. Dann folgt der letzte lange Downhill. Ich lasse es laufen, genieße die Geschwindigkeit, den Wind im Gesicht, die Sonne im Rücken. Zurück am Windhukkai empfängt mich ein zufriedenes Zielpublikum – erschöpft, aber glücklich.

Mein Fazit: Der Köhlbrandbrückenlauf ist weniger ein Rennen für Bestzeiten als ein Erlebnislauf, den man einmal gemacht haben muss. Die Mischung aus sportlicher Herausforderung, Hafenflair und grandioser Aussicht ist einzigartig – und für mich war es sicher nicht das letzte Mal, dass ich an einem 3. Oktober oben über dem Hamburger Hafen gelaufen bin - sofern die von Abrissplänen bedrohte Brücke noch ein wenig durchhält.