Faith Kipyegon hat am vorletzten Tag der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest das 5.000-m-Rennen in 14:53,88 Minuten gewonnen, nachdem sie am Dienstag bereits zum 1.500-m-Sieg gestürmt war. Die Kenianerin ist damit der Lauf-Star dieser WM, denn sie ist die einzige Athletin, der in den Mittel- und Langstreckenrennen ein Doppelsieg gelang.
Mit ihrer zweiten Goldmedaille sorgte Faith Kipyegon in Budapest sogar für ein Novum in der WM-Geschichte: Denn nie zuvor hat eine Läuferin bei den Weltmeisterschaften sowohl die 1.500 m als auch die 5.000 m gewonnen. Allerdings stehen die 5.000 m bei den Frauen erst seit 1995 auf dem Programm, davor wurden die 3.000 m gelaufen. Hier gab es Doppelsiege über 1.500 m und 3.000 m durch Mary Decker (USA/1983) und Tatyana Samolenko (Sowjetunion/1987). Bei Olympischen Spielen hat noch nie eine Frau die 1.500 m sowie die 3.000 oder 5.000 m zugleich gewinnen können. Das könnte Faith Kipyegon nun im nächsten Jahr in Paris anstreben.
Lange Zeit tat sich nicht viel in diesem 5.000-m-Finale, das Tempo war sehr verhalten. Erst nach 9:16,55 Minuten hatte die Spitze des Feldes die 3.000-m-Marke erreicht. Hinter der zu diesem Zeitpunkt führenden Kenianerin Lilian Rengeruk liefen mit der Crosslauf-Weltmeisterin Beatrice Chebet (Kenia), der 10.000-m-Weltmeisterin Gudaf Tsegay (Äthiopien), die als Titelverteidigerin über 5.000 m angetreten war, und Faith Kipyegon drei der Favoritinnen. Die holländische 5.000-m-Olympiasiegerin Sifan Hassan hatte sich wieder einmal etwas weiter hinten einsortiert und beobachtete das Geschehen an der Spitze. Als Faith Kipyegon, die in dieser Saison bereits drei Weltrekorde aufgestellt hatte (1.500 m, Meile, 5.000 m), rund 600 Meter vor dem Ziel an die Spitze ging, reagierte Sifan Hassan und schloss kurz danach auf.
Kipyegon, Hassan, Chebet - in dieser Reihenfolge ging es in die letzte Runde. Auf der Gegengerade versuchte Sifan Hassan an Faith Kipyegon vorbeizukommen, doch die Kenianerin erhöhte das Tempo und schien bis in die Zielgerade hinein immer schneller zu werden. Sifan Hassan musste sich schließlich geschlagen. Während Kipyegon nach 14:53,88 Minuten im Ziel war, folgte Hassan in 14:54,11. Dritte wurde Chebet mit 14:54,33. Mit rund 56,5 Sekunden war Faith Kipyegon die letzten 400 Meter extrem schnell gelaufen. Das ist ein Tempo, das gut genug wäre, um den 40 Jahre alten 800-m-Weltrekord zu brechen!
„Das ist ein erstaunliches Jahr für mich. Dass ich heute hier Geschichte schreiben konnte mit meiner zweiten Goldmedaille, davon habe ich geträumt“, sagte Faith Kipyegon,
Nachdem die Europameisterin von München 2022, Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen), aufgrund von Fußproblemen passen musste, waren bei der WM keine deutschen Läuferinnen über 5.000 m am Start.
Das 800-m-Finale der Männer galt als sehr offenes Rennen und genau das zeigte sich. Keiner im Feld sorgte zunächst für Tempo, alle spekulierten auf eine Spurt-Entscheidung. So dauerten die ersten 400 Meter 52,68 Sekunden. Und zu diesem Zeitpunkt lief der Kanadier Marco Arap, der vor einem Jahr bei der WM Bronze gewonnen hatte, ganz am Ende des Feldes. Doch dann rannte der 24-Jährige an allen vorbei und triumphierte schließlich in 1:44,24 Minuten vor dem Kenianer Emmanuel Wanyonyi, der nach 1:44,53 im Ziel war. Dritter wurde überraschend der Brite Ben Pattison in 1:44,83. „Dieser Sieg bedeutet mir alles. Ich war gestern Nacht lange wach und habe mir diese Taktik überlegt“, sagte Marco Arap.
Auch der 800-m-Wettbewerb fand in Budapest ohne deutsche Läufer statt.