„Rettet unsere Läufe“
Darum sollten Sie die Petition unterstützen

Unser Chefredakteur erklärt, worum es bei der Petition zur Unterstützung von Straßenläufen eigentlich geht und warum er die Aktion befürwortet.
Darum sollten Sie die Petition unterstützen
Foto: istockphoto.com

Martin Grüning ist seit 27 Jahren Redakteur bei RUNNER’S WORLD Deutschland, die letzten sieben Jahre Chefredakteur. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre und bis Anfang der 90er erreichte er als Eliteläufer eine Reihe von beachtlichen Leistungen im Marathon. Darunter waren ein zweiter und ein dritter Platz beim Frankfurt-Marathon (1988, 1992). Seine Bestzeit lief er 1990 in Houston, wo er als Dritter nach 2:13:30 Stunden ins Ziel kam. Bald nach dem Ende seiner leistungssportlichen Karriere wechselte Martin Grüning, der sich selbst als „Lebensläufer“ bezeichnet und diverse Laufsport-Bücher verfasste, in die Redaktion. Hier ist sein Statement zur angestrebten Petition, um dem Straßenlaufsport Unterstützung zukommen zu lassen:

„Haben Sie vor Corona ab und zu an Laufwettkämpfen teilgenommen? Wenn ja, dann hatten Sie vermutlich ähnliche Gründe dafür wie Hunderttausende andere Deutsche: Sie waren dabei, weil es Ihnen Spaß macht, sich mit anderen vor, während und nach dem Rennen über Ihren Sport auszutauschen. Weil Sie sich mit anderen messen wollen und sich um Strecke, Absperrung, Verpflegung und Zeitnahme möglichst wenig Gedanken machen wollen. Vielleicht auch, weil Sie die Anfeuerung vom Streckenrand durch Zuschauer, Moderation, Musik genießen. Vermutlich sind Sie, wie die meisten Läuferinnen und Läufer mit Wettkampfambitionen, regelmäßig bei kleinen regionalen, ab und zu aber auch bei großen Veranstaltungen dabei, und das vielleicht schon seit Jahren. Und jetzt geht seit Monaten so gut wie nichts mehr. Fast alle Laufveranstaltungen wurden abgesagt, und das war richtig so. Auch weiterhin ist es nicht möglich, größere Veranstaltungen durchzuführen, da sich vor allem das Zuschauerverhalten nicht regulieren lässt. Das wird auch bis ins nächste Frühjahr so bleiben.

Martin Grüning
RW
Chefredakteur Martin Grüning – im Büro und beim Laufen.

Die Folge ist, dass die Veranstalter, vor allem die der Großveranstaltungen, die zur Durchführung professionelle Strukturen aufgebaut haben, vor dem Aus stehen. Um darauf aufmerksam zu machen, hat German Road Races, die Interessengemeinschaft der Laufveranstalter, eine Petition verfasst, mit der die Politik um Hilfe gebeten wird. Nun könnte man meinen, dass es nicht so schwer sein sollte, unter Hunderttausenden von Wettkampfläufern 50.000 zu finden, die aus tiefster Überzeugung diese Petition unterschreiben, weil sie sich bis heute lebhaft daran erinnern, wie sie damals in Berlin durchs Brandenburger Tor Richtung Marathonziel geflogen sind oder beim Frankfurt-Marathon auf dem roten Teppich der Festhalle die Lightshow genossen haben oder wie sie von der Oma in Kleinkleckersdorf nach dem Zieleinlauf am ­Büfett in der Turnhalle der Grundschule drei Stück Kuchen für den Preis von zwei mitnahmen.

Aber nein, die Resonanz auf die Petition ist verhalten: Bis heute haben erst rund 5.000 Läuferinnen und Läufer unterschrieben. Ich bin einer von ihnen! Vermutlich haben viele Läuferinnen und Läufer Angst, dass die Veranstalter mit der Petition auf Gedeih und Verderb eine Fortführung ihrer Veranstaltung durchsetzen wollen. Das ist aber nicht der Fall. Ja, sie bitten in der Petition die Politik um Unterstützung bei der Entwicklung angepasster Hygienemaßnahmen. Vor allem aber bitten Sie um finanzielle Hilfe. Denn den meisten Veranstaltern steht das Wasser bis zum Hals.

Am Ende stehen übrigens nicht nur Arbeitsplätze auf dem Spiel, sondern auch die Fortführung diverser Laufveranstaltungen, an denen in der Vergangenheit Hunderttausende teilgenommen haben und auch in Zukunft Hunderttausende teilnehmen werden. Und das taten und tun sie doch nicht, weil sie es müssen, sondern weil ihnen die Veranstaltungskonzepte gefallen. Das Laufen lebt zwar nicht von Wettkämpfen allein, aber diese sind – kleine ebenso wie große – ein wunderschönes Ingrediens dieses Sports und verdienen es deshalb, unterstützt zu werden.“