Als Tony Chin, 50, im Jahr 2017 am Rücken operiert wurde, hatte er wegen Problemen mit Rücken und Knien bereits aufgehört, für Laufwettkämpfe zu trainieren. Da er sich nach der Rennatmosphäre zurücksehnte, sprach er mit seinem Arzt über einen Trainingsplan, der ihn auf eine Rückkehr auf die Straße vorbereiten sollte. Die Lösung? Ein Indoor-Bike. Als Fan von schonendem Cross-Training ließ sein Arzt Chin nur zweimal pro Woche laufen – ein Bahntraining und den langen Lauf. Dazu kamen fünf Trainingseinheiten auf einem Indoor-Bike.
So trainierte Chin für den California International Marathon 2019. Rückblickend sagt er: „Das Indoor-Cycling half mir, das gleiche Ausdauertraining zu absolvieren, das ich beim Laufen brauchte, aber auf eine schonende Weise.“ Resultat: Den Marathon rannte er 15 Minuten unter seiner Bestzeit. „Ich habe elf Kilo abgenommen und fühle mich so gut wie seit Jahren nicht mehr.“
Welche Vorteile bietet Indoor-Biken?
Der Sprung in den Sattel fördert die aerobe Fitness, ohne die Stoßbelastungen des Laufens. Zudem werden beim Indoor-Cycling ergänzende Muskelgruppen trainiert. So werden muskuläre Ungleichgewichte ausgeglichen, was das Verletzungsrisiko verringert, wie Lauf- und Radfahrtrainerin Meghan Kennihan erklärt.
Natürlich können Sie all diese Vorteile auch bei einer Radausfahrt im Freien genießen. Dort müssen Sie aber ständig auf den Verkehr achten: Autos, Ampeln, Menschen und Hunde. „Wenn man drinnen fährt, ist das alles kein Problem“, sagt Matt Wilpers, zertifizierter Personal Trainer und Ausbilder bei Peloton Bike and Tread.
Eine virtuelle Radeinheit ist ähnlich wie Laufen auf dem Laufband: Sie haben alle Messdaten vor Augen. Wilpers: „So können wir das Training spezifisch gestalten und spezifische Ergebnisse erzielen.“ Und wenn es eine Bestenliste gibt (wie bei den Kursen von Peloton oder Apple Fitness+), gibt es einen zusätzlichen Motivationsschub.
Zudem können Sie ein intensiveres Training in kürzerer Zeit absolvieren – nicht nur, weil alle um Sie herum um schnelle Zeiten kämpfen. Anders als beim Radfahren im Freien „muss man nicht auf einen Hügel warten, sondern kann einfach die Belastungsstufe ändern“, sagt Kennihan. Man muss nicht an der Ampel halten oder bei einer Abfahrt rollen. Man kann kurze Sprints aus dem Sattel machen, um die Herzfrequenz zu erhöhen und die Geschwindigkeit zu steigern.
Wie integriere ich Indoor-Cycling in mein Lauftraining?
Zur optimalen Integration des Bikens in einen Laufplan hält sich Wilpers an eine goldene Regel: Alle Kerneinheiten sollten in der Hauptsportart absolviert werden. Wenn Sie für einen Lauf trainieren, müssen Sie die wichtigen Einheiten – also die Tempoläufe und die langen Läufe – laufend absolvieren. Denn dabei trainieren Sie auch die Biomechanik eines schnellen Laufs und die Fähigkeit von Muskulatur und Bewegungsapparat, hohe Laufbelastungen wegzustecken.
Auf dem Rad trainieren Sie bei niedriger Intensität Ihr Herz-Kreislauf-System und verbessern Ihre Grundlagenausdauer. Ersetzen Sie leichte und regenerative Läufe durch Indoor-Cycling-Einheiten. Nur wenige Fahrten sollten anstrengende Anstiege auf virtuelle Berge sein.
Wilpers’ Formel für Läufer:
Trittfrequenz hoch, Widerstand niedrig.
Ausnahmen bilden verletzungsanfällige Läuferinnen und Läufer wie Tony Chin. Auf dem Indoor-Bike konnte er so intensiv trainieren, wie es ihm auf der Straße wegen seiner Verletzungsgeschichte nicht möglich war. So verbesserte er seine allgemeine Fitness inklusive seiner Laufform. Dazu minimierte er das Risiko weiterer Verletzungen. Bei herzfrequenzbasierten Kursen trainierte er in ähnlichen Pulszonen wie bei seinen Dauerläufen. In HIIT- und Climb-Kursen baute er Leistungsfähigkeit und Kraft auf wie draußen beim Intervalltraining auf der Laufbahn und beim Hügeltraining im Gelände.
Ein Rat für Einsteigerinnen und Einsteiger
Da Indoor-Cycling weniger belastend für den Bewegungsapparat ist, aber eine höhere Intensität haben kann, sollten Sie langsam beginnen. Auch wenn Sie normalerweise eine Stunde laufen, starten Sie nicht mit einem 60-minütigen Radtraining, sondern mit einer 30-minütigen Fahrt. Geben Sie Körper und Geist Zeit, sich an die Trainingsform zu gewöhnen, und steigern Sie Ihr Pensum behutsam. Dies alles gilt vor allem, wenn Sie auf ein Rennen oder Ziel trainieren und Ihre Laufform verbessern wollen.
Geht es Ihnen allerdings beim Indoor-Cycling nicht in erster Linie um die Verbesserung Ihrer Laufform und um Bestzeiten im Rennen, sondern um Gesundheit und allgemeine Fitness, stellen Sie den Spaß in den Vordergrund und mixen Sie die Kurse nach Belieben. Lediglich auf einen Wechsel von anstrengenden und regenerativen Einheiten sollten Sie auch hier achten, damit Sie sich keine Überlastungsbeschwerden einfangen.
Ergometer, Indoor-Bike, Spinning-Bike, Rollentrainer – was sind die Unterschiede?
Ein Ergometer unterscheidet sich von einem Indoor-Bike in der Art des Widerstands. Beim Ergometer wird der Widerstand elektronisch, beim Indoor-Bike mechanisch geregelt. Dadurch ähnelt das Indoor-Bike mehr dem Radfahren – mit dem Unterschied, dass es keinen Leerlauf hat.
Der Rollentrainer ist eine Vorrichtung, in die das eigene Rennrad eingespannt werden kann. Dadurch können Sie im Winter bzw. bei schlechtem Wetter in der bekannten Position trainieren, allerdings im Keller oder dem warmen Wohnzimmer statt auf der nassen oder gar vereisten Straße. Preislich liegt man hier bei 50 bis 150 Euro.
Mittlerweile gibt es auch sogenannte Smart-Rollentrainer. Diese erfordern den Ausbau des Hinterrads, können dann aber auch mit den gängigen Apps gesteuert werden. Preislich liegen diese bei 200 bis über 1.000 Euro.
Spinning (auf einem Spinbike oder Spinning-Bike) ist übrigens ein geschützter Marken-Begriff für das, was als hier als Indoorcycling (Indoorcycle) beschrieben wurde.
Kaufberatung: Die besten Indoor-Bikes für zuhause
Wer gerne zu Hause trainiert bzw. nicht auf die Zeiten im Fitnessstudio angewiesen sein will, der kann mittlerweile aus einer großen Bandbreite aus Indoorbikes fürs Hometraining wählen. Wir haben hier ein paar Tipps für den Kauf zusammengestellt und stellen einige beliebte Bikes von bekannten Herstellern aus unterschiedlichen Preiskategorien vor.
Worauf sollte man generell beim Kauf achten?
- eine stufenlose Anpassung von Sattel- und Lenkerhöhe ermöglicht eine individuell optimale Sitzposition.
- Je schwerer das Schwungrad, desto gleichmäßiger und geschmeidiger ist das Fahrgefühl.
- Ein hohes Maximalbelastungsgewicht bedeutet eine hohe Stabilität.
- Eine Magnetbremse ist leiser und wartungsärmer als eine Filzbremse.
- Je nach Nutzungsvorliebe gibt es mehr oder weniger smarte Bikes. Prüfen Sie Pulsmesser- und App-Kompatibilität, Bildschirmgröße bzw. Bildschirmhalterung.
- Pedale können mit SPD-Klicksystem, Fußschlaufen oder Dual-Sided (also mit verschiedenen Systemen oben und unten zum Wechseln) konstruiert sein.
Unsere Bike-Empfehlungen
Bowflex VeloCore

Richtig in die Kurve legen – das geht mit diesem Indoor-Bike mit Neigetechnik: Während Sie auf dem 16-Zoll-Display angezeigte Strecken nachfahren, können Sie sich passend zur virtuellen Route mit dem Rad in die Kurve legen. Vorinstallierte Apps, Trainingsprogramm/Mitgliedschaft buchbar. Preis: ab 2.000 Euro.
AsVIVA S8 Pro

Das Indoor-Bike AsVIVA S8 Pro hat ein sehr ruhig laufendes 25-Kilo-Schwungrad, das mit Filzbremse manuell gesteuert wird. Der Heimtrainer ist zudem stromunabhängig und hat eine App-Anbindung via Bluetooth. Preis: um 650 Euro.
Technogym Skillbike

Das stationäre Fahrradergometer Skillbike von Technogym ist ein High-End-Gerät, das in Zusammenarbeit mit Radsport-Athleten entwickelt wurde. Virtuelle Strecken lassen sich mit Belastungssteuerung und Schaltung am Lenker nachfahren. Die persönliche Rad-Geometrie inklusive der Tretkurbellänge ist eins zu eins übertragbar. Indoor-Bike mit Bluetooth und Wi-Fi, zahlreiche Apps von Zwift bis Netflix sind vorinstalliert. Belastbar bis 160 Kilo belastbar. Preis: 6.660 Euro.
Erhältlich auf Anfrage: Technogym Skillbike
Fazit: Indoorcycling bereichert Ihre Trainingsroutine
Das Training auf dem Indoor-Cycle erweist sich als gute Alternative für Laufeinheiten. Dabei bringt es den Vorteil von geringen Stoßbelastungen im Vergleich zum Laufen, ist wetterunabhängig und im Vergleich zum Radfahren draußen kann die „Strecke“ ohne Verkehr und vielfältig gestaltet werden. Selbst Nordlichter können so eine anspruchsvolle Bergfahrt erleben, ohne zu verreisen.