Lieber Lennart, um herauszufinden, ob du zu dünn ist, musst du zuerst deinen Body-Mass-Index (BMI) errechnen. Der wird standardmäßig in der Medizin verwendet, wenn es um die Abschätzung eines (un-)gesunden Körpergewichts geht. Er erlaubt bei Erwachsenen die Einteilung des Gewichts in Klassen von „untergewichtig“ bis „übergewichtig“. Den BMI errechnet man mit folgender Formel:
Formel für den BMIBMI = Körpergewicht (kg) geteilt durch die Körpergröße zum Quadrat (m2).
Dein Wert beträgt 19,5 kg/m2 und liegt damit am unteren Ende der Kategorie „Normalgewicht“, die von 18,5 bis 25 kg/m2 reicht.
Nun ist der BMI gerade bei Sportlerinnen und Sportlern aber nicht immer aussagekräftig, weil er die Körperzusammensetzung (Fettmasse vs. fettfreie Masse) nicht beachtet. Muskulatur gehört zur fettfreien Masse und wiegt sogar mehr als Fett. Gerade bei Sportlerinnen und Sportlern mit viel Muskulatur können schnell hohe BMI-Werte entstehen, ohne dass tatsächlich ein Übergewicht vorliegt. In der Sportmedizin werden deshalb neben dem reinen Gewicht oft noch andere Messmethoden herangezogen, etwa die Kalipermetrie, also die Hautfaltenmessung zur Körperfettbestimmung.
Trotzdem gibt es Studien, in denen der BMI von Läuferinnen und Läufern erhoben und ausgewertet wurde, wer auf welcher Strecke am schnellsten war. Generell lässt sich sagen: Je länger die Wettkampfdistanz war, desto niedriger war der BMI in der Spanne des Normalgewichts. Eine Studie ergab zum Beispiel, dass männliche 800-Meter-Läufer einen optimalen BMI-Bereich von 20 bis 21 kg/m2 hatten, während Marathonläufer im Bereich von 19 bis 20 kg/m2 lagen. Meiner Meinung nach, und so sehen es auch die meisten Fachmediziner, gibt es aber keinen idealen Körpertyp und kein Idealgewicht für Läuferinnen und Läufer. Abgesehen von der erwähnten Ungenauigkeit des BMI ist jeder Körper individuell anders und hat spezielle Bedürfnisse für die optimale Leistungsfähigkeit. Selbst im Elitebereich gibt es verschiedene Körpertypen.
Wichtiger als der BMI ist also, dass du dich gesund und ausgewogen ernährst und dich dabei gut und energiereich fühlst. Eine übertrieben restriktive Ernährung, Stimmungsschwankungen und Infektanfälligkeit sind Warnsignale des Körpers für ein relatives Energiedefizit, für das Läuferinnen und Läufer ein erhöhtes Risiko haben. Wer ständig Diät halten muss, um sein „Performancegewicht“ zu erreichen oder zu halten, hat ein erhöhtes Risiko zur Entwicklung eines dauerhaften Energiedefizits und damit auch für Verletzungen, Infekte und Essstörungen.

Deborah „Debbie“ Schöneborn ist eine der schnellsten deutschen Marathonläuferinnen (Bestzeit: 2:24:54 Stunden) und hat an der Berliner Charité Medizin studiert. In unserer Kolumne beantwortet sie eure Fragen zu Gesundheit, Training und Ernährung.
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