Wie darf ich nach einem stummen Infarkt laufen?

Frag Debbie: Profi-Tipps für Freizeitläufer
Wie darf ich nach einem stummen Infarkt laufen?

Frage an Debbie
ArtikeldatumVeröffentlicht am 18.08.2025
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Sportmedizinischer Check-up
Foto: Getty Images

Lieber Ludger, heute weiß man, dass eine möglichst frühe körperliche Aktivität nach einem Infarkt die Lebensqualität Betroffener erheblich verbessert. Schon zwei Wochen nach einem akuten Herzinfarkt sollte man, natürlich je nach Beschwerdebild, mit leichtem Sport beginnen. Wer trotz, oder gerade wegen einer Grunderkrankung seines Herzens regelmäßig Sport treibt, verbessert seine Herz-Kreislauf-Fitness, braucht oft weniger Medikamente, hat seltener Komplikationen sowie ein geringeres Risiko eines weiteren Infarkts. Studien zeigen sogar, dass diese Aktivität auch durchaus mal intensiv sein, also über das Joggen hinausgehen darf.

Bei der Einschätzung der passenden Trainingsintensität kann das metabolische Äquivalent (MET) hilfreich sein, mit dem sich der Energieverbrauch verschiedener körperlicher Aktivitäten vergleichen lässt. Dabei erhält man je nach Zeit, Sportart und Intensität Punkte für die Aktivität. Ziel für Herzpatienten sind 500 bis 1000 MET-Minuten pro Woche. Laufen in einem Tempo von 7:00 Min./km (7,5 MET) für 20 Minuten an vier Tagen die Woche ergäbe beispielsweise 600 MET und läge damit an der unteren Grenze der empfohlenen Aktivität. Zweimal pro Woche 40 Minuten Laufen (675 MET) plus einmal 30 Minuten Tempodauerlauf (6:10 Min./km) entsprechen 1000 MET und damit der Obergrenze der empfohlenen Range. Wer keine anderen Vorgaben von seinem Arzt hat, kann sich für sein Training an diesem Konzept orientieren.

Es gibt Sportlerinnen und Sportler, die nach einem Infarkt wieder Marathon laufen. Ob das damit einhergehende Risiko vertretbar ist, hängt stark von individuellen Faktoren wie Vorerkrankungen, Grundfitness, Körperbau und Sporterfahrung ab. Ich würde jedem, der einen Marathon laufen möchte, ganz besonders bei jeder Art von Vorerkrankung des Herzens, eine Sportgesundheitsuntersuchung empfehlen. Dort wird das Herz auch unter Belastung untersucht, und man wird individuell beraten, welche Intensität für einen am besten geeignet ist.

Deborah „Debbie“ Schöneborn
Deborah „Debbie“ Schöneborn
Profiläuferin, Medizinerin, Kolumnistin