Running-Apps im Praxis-Check
Adidas Running by Adidas Runtastic im Test

Adidas Running by Runtastic ist die bekannteste Lauf-App. Wir haben sie getestet und verraten, was sie kann.
Adidas Running by Adidas Runtastic im Test
Foto: Screenshot

Langjährige Nutzerinnen und Nutzer der Adidas Running Lauf-App behaupten vielleicht immer noch, sie würden mit Runtastic laufen. Wie kommt das? Dafür blättern wir kurz im Geschichtsbuch zurück. Anders als der ewige Konkurrent Nike hatte Adidas zu Beginn der 2010er Jahre verschlafen, eine eigene Fitness-App zu entwickeln. Deshalb kaufte das Unternehmen 2015 das erfolgreiche österreichische Start-up Runtastic für 220 Millionen Euro. Vier Jahre später entschied Adidas, die weitgehend autonome Tochter in den Konzern zu holen und die App fortan nur noch als Adidas Running Lauf App zu promoten. „Adidas Runtastic“ fungiert als Dachmarke für die Lauf-App und die separate Trainings-App.

Was kann die Adidas Running App?

Wie jede vernünftige Lauf-App zeichnet Adidas Running Dauer, Distanz, Kalorien, Pace/Geschwindigkeit verlässlich auf – sofern Sie der App gestatten, im Hintergrund Strom zu verbrauchen und auf Ihre GPS-Position zuzugreifen. Der Energiesparmodus kann die Aufzeichnung unterbrechen. Wer einfach draufloslaufen will, kann sofort mit der Aufzeichnung beginnen. Wer auf andere Parameter Wert legt als auf die vier Standardeinstellungen (Dauer, Distanz, Kalorien, Pace), kann aus zehn weiteren Anzeigeoptionen wie zum Beispiel Schritte oder Uhrzeit wählen. Für die Anzeigeoption Herzfrequenz ist ein externer Sensor notwendig.

Wie kann ich die Adidas Running App konfigurieren?

Im Aktivitäts-Setup können Sie Ihren Lauf (oder eine andere von 94 Sportarten, darunter Exoten wie E-Sport, Padel-Tennis und Tabata) individualisieren. Sie können ein Workout-Ziel festlegen (Distanz und Dauer kostenlos), eine vorausgegangene Aktivität herausfordern, Intervalltraining einbauen oder die Vorgaben eines Trainingsplans aus der App umsetzen. Dafür braucht es dann allerdings die kostenpflichtige Erweiterung. Dazu unten mehr. Außerdem können Sie den Sprachcoach komplett auf Ihre Bedürfnisse konfigurieren: Wie oft soll er (Hans) oder sie (Vanessa) sich melden (oder ein anderer Coach in einer von sieben Fremdsprachen) und mit welchen Parametern? Distanz, Dauer, Pace, Herzfrequenz …?

Eins der spannendsten Features und ein echtes Alleinstellungsmerkmal unter den Lauf-Apps ist das Live-Tracking. Aktivieren Sie diese Funktion, können Freunde Ihre Aktivität live mitverfolgen und sie mit akustischen Signalen unterstützen: Wahlweise werden Sie von einer La-Ola erfasst, von einer Fanfare nach vorn geblasen oder mit einem „Go, Go, Go“ angetrieben. Das kann Ihrer mentalen Verfassung während eines Marathons durchaus neuen Auftrieb geben. Dasselbe gilt auch für Ihre Lieblingsmusik, die Sie via Apple Music oder Google Play Music in die App einbinden. Oder Sie wählen die Option „Story Running“, bei der Sie während des Laufens ein virtueller Coach begleitet und während des Laufens anleitet. Einige „Hörbücher“ sind auf Englisch, manche auf Deutsch, eine große Auswahl ist mit Premium freizuschalten.

Punkte sammeln für den Creator Club

Für das Community-Gefühl hält Adidas regelmäßig Challenges bereit, zum Beispiel 50 Kilometer pro Monat zu laufen. Wer das schafft, erhält Punkte für das Kundenbindungsprogramm, den Creators Club. Jedes frei geschaltete Level belohnt Adidas mit exklusiven Produkten und Prämien, die Adidas-Fashionistas beispielsweise im Online-Shop einlösen können, oder mit einer kostenlosen Premium-Mitgliedschaft für drei Monate oder ein Jahr. Außerdem ruft die App dazu auf, an Events teilzunehmen, beispielsweise an einem virtuellen 10-km-Rennen, zu dem man seine Freunde einladen kann. In der Rangliste können Sie sich dann ansehen, wie viele Kilometer Sie im Vergleich zu ihren Freunden oder Kontrahenten abgespult haben.

Im Newsfeed tauchen chronologisch die Laufergebnisse Ihrer Community auf. So haben Sie ähnlich wie bei Strava die Möglichkeit, anderen mit einem Herz-Icon Ihre Anerkennung zum Ausdruck zu bringen oder einen anspornenden Kommentar zu hinterlassen. Empfehlenswert und einzigartig unter den Running Apps ist auch der Blog, der im Newsfeed mitschwimmt. Hier informiert Adidas in kurzen, lesenswerten Beiträgen zu Training, Regeneration, Ernährung und Schlaf.

Im Lauftagebuch (Menüpunkt „Fortschritt“) können Sie Ihre Läufe anschauen und rudimentär auswerten. Wer es genauer wissen will, muss Premiumfeatures (siehe unten) aktivieren – oder auf eine andere App (wie Strava) oder Laufuhren zurückgreifen.

Adidas Running Premium: Lohnt sich das?

Für 10 Euro pro Monat oder 50 Euro pro Jahr erweitert die App ihr Portfolio. Während des Trainings erfasst sie Höhenmeter, ermittelt den Flüssigkeitsbedarf und aktiviert die Autopause bei Laufunterbrechungen, zum Beispiel an der Ampel. Wer eine Auswertung der durchschnittlichen Herzfrequenz möchte oder nach Herzfrequenzzonen laufen will, kommt hier auch nicht um das Upgrade herum. Schade ist, dass Adidas auch die persönlichen Bestleistungen (weitester Lauf, schnellster Kilometer, schnellster Halbmarathon etc.) hinter die Bezahlschranke hievt – wir finden: man hat sich die Bestleistung verdient, man hat es demnach auch verdient, sie umsonst zu sehen. Anders sieht es bei kostenpflichtigen Trainingsplänen aus, bei denen der Mehrwert eine Bezahlung rechtfertigt: Gerade für Laufeinsteiger ist das gut investiertes Geld.

Empfehlung RUNNER’S WORLD

Die Adidas Running App überzeugt von A wie einfache Anmeldung bis Z wie Zielsetzung. Einsteiger wie fortgeschrittene Läuferinnen bekommen die wichtigsten Features, um ihre Strecken aufzuzeichnen, eine kleine Community, um sich zu messen und motivieren, und kostenlose Zusatzinfos, um die Gesundheit zu verbessern. Adidas-Fans werden zudem mit exklusiven Shopping-Vorteilen geködert und bei Laune gehalten. Bei der Premiumversion bekommen ambitionierte Sportlerinnen und Sportler noch mehr Angaben zu ihren Läufen: Höhenmeter, Herzfrequenz, Flüssigkeitsbedarf, Aktivität herausfordern, Autopause und Rekorde. Fazit: Das A steht für Allrounder. Die Entwickler der App haben es geschafft, das Wichtigste zu integrieren und Unnötiges wegzulassen. Dadurch bleibt die App benutzerfreundlich, übersichtlich und stylish.

Neben dieser haben wir vier weitere beliebte Tracking-Apps für Läufer getestet. Hier finden Sie die anderen Testberichte.

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04 / 2023

Erscheinungsdatum 16.03.2023

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