Eine riesengroße Triathlon-Party wurde am Sonntag, den 3. Juli beim Challenge Roth gefeiert. 2020 musste das weltweit extrem beliebte Langdistanz-Rennen ausfallen, 2021 unter strikten Auflagen und mit verkürzter Streckenführung durchgeführt werden. Drei Jahre war also die letzte Ausgabe des Challenge Roth, wie man ihn kennt, zurück. Endlich waren nun wieder Zuschauermassen am Solarer Berg zu sehen, dem ikonischen Punkt auf der Rother Radstrecke. Nicht nur deswegen zog es 2022 viele Hochkaräter ins Frankenland. Doch zum Duell der Weltmeister Jan Frodeno und Patrick Lange kam es nicht. Am Ende triumphierte der 24-jährige Däne Magnus Ditlev bei seiner erst zweiten Langdistanz mit einer Weltklasse-Leistung in 7:35:48 Stunden. Bei den Frauen übernahm erst auf der zweiten Marathonhälfte Anne Haug die Führung, ließ aber auf den restlichen Kilometern keinen Zweifel mehr an ihrer erfolgreichen Titelverteidigung in 8:22:42 Stunden.
Für runnersworld.de war der Fotograf Ingo Kutsche beim Challenge Roth 2022 vor Ort. Seine schönsten Bilder finden Sie hier:





Magnus Ditlev zündet Rakete auf dem Rad
Um 6:30 Uhr fiel im Main-Donau-Kanal für die männlichen Profi-Athleten der Startschuss. Drei Minuten später folgten die Profi-Frauen um Anne Haug. Vom Beginn weg drückte Jan Frodeno dem Rennen seinen Stempel auf und enteilte dem Feld. Lediglich Maurice Clavel konnte sich im Wasserschatten halten und zusehen, wie die Lücke auf die Verfolger nach und nach aufging. Immerhin eineinhalb Minuten hatten sie Patrick Lange und Co. aufgedrückt. Nach 48:54 Minuten stieg Frodeno als Erster aus dem Wasser. Auf Neoprenanzüge mussten die Profis an diesem Tag verzichten. Während Mitfavorit Sam Long (USA) schon sechseinhalb Minuten Rückstand aufgebrummt bekam, lagen Lange und einige weitere in Schlagdistanz. Doch wer von Beginn der Radstrecke an so richtig aufs Gaspedal drückte, war der 24-jährige Däne Magnus Ditlev, der erst im Frühjahr seine Langdistanz-Premiere gegeben hatte. Mit Robert Kallin (Schweden) und Reinaldo Colucci (Brasilien) im Schlepptau, schloss er die Lücke auf Frodeno und Clavel schon nach 15 Kilometern. Nach rund eineinhalb Stunden auf dem Rad musste erst Colucci, etwa 50 Kilometer vor der zweiten Wechselzone dann Clavel abreißen lassen. Auch Kallin verlor auf den letzten 20 Kilometern die Tuchfühlung zu Ditlev und Frodeno. Mit einer absoluten Fabelzeit von 4:01:56 Stunden unterbot Ditlev den bestehenden Radrekord um fast vier Minuten. Auch Frodeno blieb mit 4:03:07 Stunden für die 180 Kilometer noch deutlich unter der alten Bestmarke.

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Jan Frodeno muss frühzeitig Challenge Roth 2022 beenden
Nachdem Jan Frodeno als Erster aus dem Wechselzelt und auf die Laufstrecke rannte, mussten die Zuschauer vor Ort und am Livestream wenige Minuten später sehen, was wohl keiner gern sieht. Frodeno war aufgrund seiner Achillessehne, die ihm schon die Teilnahme an der Ironman-Weltmeisterschaft in St. Georg (USA) zwei Monate zuvor gekostet hatte, nicht bei 100 Prozent. Ein Ausstieg bei entsprechenden Schmerzen war von vornherein im Hinterkopf verankert – so bitter und ungern dies sein mag. Nach nicht einmal einer Handvoll Laufkilometer stand der Triathlon-Superstar am Streckenrand und musste einsehen, dass er ohne seinem Körper zu sehr zu schaden nicht weitermachen konnte. Nun lag Ditlev allein in Führung. Knapp drei Minuten vor Kallin, zwölf vor Clavel, 14 vor Lange und Long. Auch der Südafrikaner Bradley Weiss und der Brasilianer Reinaldo Colucci lagen gut 14 Minuten zurück.

Patrick Lange bricht Laufrekord, Magnus Ditlev zeigt keine Schwäche
Knapp unter 1:16 Stunden lief Patrick Lange den ersten Halbmarathon, machte weiterhin Boden und inzwischen fünf Positionen gut. Doch Ditlev war noch immer über elf Minuten in Führung. Noch vor der 25-Kilometer-Marke überlief Lange auch Kallin. Doch der junge Däne an der Spitze zeigte keine Schwäche. Mit einer Marathonzeit von 2:40:22 Stunden sorgte er für die zweitschnellste Laufzeit des Tages und seinen wohl größten Erfolg in seiner noch jungen Karriere. Nach 7:35:48 Stunden riss Magnus Ditlev im Rother Triathlon-Stadion unter dem Jubel der Zuschauer das Zielbanner in die Höhe. Kein Jan Frodeno, kein Patrick Lange, auch kein Sam Long – der 24-jährige Magnus Ditlev ließ seiner Konkurrenz keine Chance an diesem Tag und verpasste die Streckenbestzeit von Jan Frodeno aus dem Jahr 2016 um nur neun Sekunden. Damals wurde jedoch mit Neoprenanzug geschwommen, was mehrere Minuten Vorteil bringt. Der einzige, der beim Challenge Roth 2022 noch schneller lief, war Patrick Lange. In herausrageden 2:35:10 Stunden beendete der zweimalige Ironman-Weltmeister den Marathon, unterbot damit den Laufrekord von Felix Hentschel aus dem Vorjahr um eine halbe Minute und überquerte nach 7:44:52 Stunden als Zweiter die Ziellinie. Platz drei ging an Reinaldo Colucci in 7:52:36 Stunden. Auch Bradley Weiss (7:53:56 Stunden) und Robert Kallin (7:59:35 Stunden) blieben unter acht Stunden, Sam Long wurde Sechster in 8:07:07 Stunden. Zweitbester Deutscher wurde am Ende Maurice Clavel als Neunter nach 8:16:58 Stunden.
Fenella Langridge drückt Challenge Roth 2022 ihren Stempel auf
Mit großen Abständen stiegen die schnellsten Frauen nach dem Schwimmen aufs Rad. Die Britin Fenella Langridge verließ den Main-Donau-Kanal als Erste nach 51:44 Stunden. Lediglich die Neuseeländerin Rebecca Clarke hielt mit, fiel auf dem Rad jedoch schnell zurück. Anne Haug kam als Zehnte mit sieben Minuten Rückstand aus dem Wasser. Nach etwa einer Stunde auf dem Rad fuhr sich die Titelverteidigerin schon auf Rang drei nach vorn, verlor jedoch eine weitere Minute auf Langridge. Noch vor dem Ende der ersten Radrunde hatte Haug auch Clarke ein- und überholt und sollte auf der zweiten Runde nun auch Zeit auf die noch immer einsam in Führung fahrende Britin gut machen. Auf 5:18 Minuten Rückstand konnte Haug nach einer Radzeit von 4:33:45 Stunden verkürzen und sah sich somit in Schlagdistanz vor ihrer Paradedisziplin. Auf Rang drei lag vor dem abschließenden Marathon die Britin Laura Siddall jedoch schon über 16 Minuten zurück.
Anne Haug läuft in einer eigenen Liga – und erneut zum Sieg in Fabelzeit
Während die Spanierin Judith Corachán nach etwa einem Drittel des Marathons Siddall vom Podest verdrängte, gelang Anne Haug zu Beginn der zweiten Marathonhälfte zum ersten Mal an diesem Tag nach über sieben Stunden Rennzeit der Sprung in die Führungsposition. Von Zwischenzeit zu Zwischenzeit bestätigte sich der Trend: Gegen Haug war kein Kraut gewachsen, sie lief deutlich schneller als all ihre Konkurrentinnen. Mit einem Marathon von 2:46:04 Stunden ließ sie keine Zweifel an ihrem zweiten Sieg in Roth. Nach 8:22:42 Stunden stürmte die Bayreutherin ins Ziel – lediglich viereinhalb Minuten fehlten auf Chrissie Wellingtons Uralt-Weltbestzeit. Fenella Langridge machte nach 8:31:41 Stunden und einem 3-Stunden-Marathon den zweiten Platz perfekt. Judith Corachán verteidigte dank der zweitbesten Laufzeit von 2:56:42 Stunden ihren dritten Platz bis ins Ziel, den auch sie nach 8:46:29 Stunden in trockene Tücher bringen konnte. Laura Siddall blieb dahinter nur Platz vier nach 8:53:31 Stunden. Svenja Thoes wurde nach 9:18:51 Stunden auf Platz sieben zweitbeste Deutsche.




