Firmenlauf-Organisator Jo Schindler im Interview

Interview mit Firmenlauf-Organisator Jo Schindler
„Die ganze Bandbreite der Läuferszene erleben!“​

ArtikeldatumVeröffentlicht am 31.05.2024
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Jo Schindler, Organisator des größten Firmenlaufs in Deutschland, der J.P. Morgan Corporate Challenge in Frankfurt.
Foto: Veranstalter

Die J.P. Morgan Corporate Challenge in Frankfurt am Main ist mit über 60.000 Teilnehmenden der größte Firmenlauf Deutschlands. Am kommenden Mittwoch, den 5. Juni 2024, feiert sie ihren 30. Geburtstag in der Bankenmetropole. Wir sprachen mit Jo Schindler, dem Organisator der J.P. Morgan Corporate Challenge, über die Entwicklung des Rennens, organisatorische Herausforderungen und die wahnsinnige Energie, die der Lauf in die Stadt bringt.

In Frankfurt steht dein Name synonym für den Frankfurt-Marathon, den du seit Jahren mit deinem Team von motion events organisierst. Und jetzt organisiert ihr auch die J.P. Morgan Corporate Challenge, den größten Firmenlauf in Deutschland und einen der größten weltweit. Wie seid ihr dazu gekommen?

Jo Schindler: Die Agentur, die die J.P. Morgan Corporate Challenge weltweit betreut, hatte im Frühjahr 2023 zum Pitch aufgerufen – und uns als motion events dazu eingeladen, weil wir in Frankfurt sitzen und jahrelange Erfahrungen mit großen Lauf- und Sportveranstaltungen haben. Wir haben also gerne am Pitch teilgenommen – und waren schließlich erfolgreich.

Laufevents organisieren könnt ihr, aber ein Firmenlauf ist auch Neuland für euch, oder?

Ja, für uns ist es das erste Mal, dass wir einen Firmenlauf organisieren. Aber wenn, dann gleich den größten (lacht). Auch wenn der Staffellauf im Rahmen vom Frankfurt-Marathon so ein bisschen den Charakter eines Firmenlaufs hat, weil viele Firmenteams teilnehmen. Aber wir kennen das Event natürlich gut, wir sind auch ein paarmal als Firma mitgelaufen. Ich war jedes Jahr seit 2002 vor Ort und wir haben uns das Event letztes Jahr nochmals intensiv angeschaut.

Seit wann gibt es den Lauf und wie kam es überhaupt zur Idee eines Firmenlaufs?

Ich finde es interessant und schön, dass die Ursprungsidee 1977 von der Bank Manufacturers Hanover Corporation, dem Vorgänger von J.P. Morgan, kam, einem damaligen Sponsor des New-York-City-Marathons. Also stammt die Idee aus dem New-York-City-Marathon-Umfeld – und wir machen es jetzt als Agentur des Frankfurt-Marathons hier in Deutschland. Die Strecke in New York hat seinerzeit Fred Lebow ausgesucht, der Gründer des Marathons – und dieser Gedanke gefällt mir natürlich! Der große New-York-City-Marathon war der Wegbereiter! Für uns ist das herausfordernd und schön – wir können bei der J.P. Morgan Corporate Challenge die ganze Bandbreite der Läufer erleben – vom eingefleischten Marathoni bis zum Laufeinsteiger, der vorher noch nie in seinem Leben Laufschuhe getragen hat!

Warum ist die Corporate Challenge in Deutschland so erfolgreich?

Es ist dieses besondere Flair des Laufs und die Kompaktheit der Stadt Frankfurt: Der Start ist am schönsten Platz der Stadt, du läufst durch die Hochhaus-Schluchten im Zentrum der Stadt und anschließend ist Feiern in den Parks angesagt; der normale Ablauf der Stadt ist an diesem Tag – einem Werktag! – völlig außer Kraft setzt. Und nach dem Lauf ist die Party-Stimmung in der ganzen Stadt, auch das ist ein Pfund! Die Firmen-Events in den Parks erzeugen ein Flair, das einzigartig ist. Die Stadt Frankfurt spielt dabei eine wichtige Rolle: Sie ist bereit, an einem Werktag das Herz der Stadt den Läufern zu überlassen und hat einen riesigen Aufwand – das ist auch nicht selbstverständlich.

Kann die erfolgreiche Geschichte des Frankfurter J.P. Morgan Corporate Challenge in diesem Jahr fortgesetzt werden?

Es ist eine wahnsinnige Entwicklung vom ersten Lauf bis jetzt auf über 63.000 Anmeldungen aus 2.200 Unternehmen – das hat sich über die Jahre aufgebaut. Viele Unternehmen erkannten den Nutzen für die positive Firmenkultur – egal ob Alt oder Jung, Azubi oder Chef: Alle machen gemeinsam Sport und feiern danach eine Party im Kreise der Kollegen. Du spürst da diese wahnsinnige Energie in der Stadt. Wenn sechzigtausend Menschen am Start stehen und man fühlt, dass man Teil davon ist, das ist überwältigend. Viele laufen auch jeweils mit dem aktuellen Shirt – das erzeugt ein unglaubliches Gemeinschaftsgefühl!

Wie stark hat sich Corona ausgewirkt und ist mit diesem Jahr der Corona-Knick wieder bereinigt?

Zwei Jahre war der Lauf ganz abgesagt, 2022 fand die Challenge wieder weltweit statt – das war eine bewusste Entscheidung von J.P. Morgan, an allen Orten die Corporate Challenge wieder gleichzeitig zu starten, trotz der weltweit unterschiedlichen Corona-Situationen. 2022 kamen in Frankfurt zunächst 24.000 Teilnehmende. Diese langsame, zunächst zögerliche Rückkehr zu den Events, das haben wir im Laufsport ja auch allgemein erlebt. Die Menschen kamen langsam zurück zum Laufen. Das ist übrigens spiegelbildlich zu dem, was wir im Staffelmarathon erlebt haben. Wenn die Firmen ihren Mitarbeitern sagen, bleibt zuhause im Homeoffice, dann kann man schlecht sagen, aber laufen dürfen alle gemeinsam. 2023 waren es 55.000 Teilnehmende – und dieses Jahr sind wir bei über 63.000, also plus 15 % zum Vorjahr – und das könnte durchaus noch so weitergehen. Aber wir schielen nicht auf den Teilnehmerrekord, denn es gibt auch logistische Grenzen.

Nach dem starken Zuwachs in diesem Jahr – wie schätzt du die Perspektive für die kommenden Jahre ein?

Sehr positiv – die Team-Captains der Firmen melden uns eine erwartete Teilnehmerzahl, die war schon sportlich. Aber dann gab es in vielen Firmen so viel Nachfrage wie noch nie! Das zeigt, wie beliebt das Konzept ist.

Werden durch den Firmenlauf motivierte Einsteiger auch dauerhaft zum Laufen motiviert?

Das hoffe ich! Das ist ja unsere Motivation, die uns antreibt als Laufsport-Enthusiasten: Leute zum Laufen bringen! Wir haben uns für die nächsten Jahre vorgenommen, dass wir aus den vielen Einsteigern auch Läufer machen.

Wie stark überschneiden sich die Teilnehmerfelder bei der J.P. Morgan Corporate Challenge mit euren anderen Events in Frankfurt?

Ganz augenscheinlich überschneidet es sich beim Staffelmarathon – da sind 7,5 km die kürzeste Distanz, das schafft auch jemand, der die 5,6 km bei der J.P. Morgan Corporate Challenge schafft.

Wie setzt sich das Teilnehmerfeld der P. Morgan Corporate Challenge zusammen: Frauenanteil, Durchschnittsalter, Leistungsfähigkeit?

Das ist interessant: Von den Teilnehmenden sind etwas über 40 % Frauen. Die 25–35-Jährigen stellen das stärkste Feld – das deckt sich auch mit Frankfurt-Marathon, wo auch wieder deutlich mehr Jüngere kommen. Bei den 18–24-Jährigen sind es 9 %, die 35–44-Jährigen machen 25 % aus. Die nächste Gruppe, die 45-54-Jährigen sind 16 %, und ab 55 Jahre und älter sind es 8,3 %, also insgesamt ein sehr junges Feld. Der Streckenrekordhalter in Frankfurt ist übrigens Rafael Schäfer, der zweimal unter der 16-Minuten-Marke bleiben konnte! Vorn an der Spitze sind keine No-Names unterwegs, da sind viele, die einen ambitionierten 10-km-Lauf gewinnen können. Die ersten 1.000 im Ziel sind gut trainierte Läuferinnen und Läufer.

Was sind die organisatorischen Herausforderungen bei so einem riesigen Läuferfeld?

Beim Mainova Frankfurt-Marathon haben wir 28.000 Startende. Bei der J.P. Morgan Corporate Challenge sind es über 60.000. Alleine der Start dauert über eine Stunde, beim Marathon sind es in Summe nur 20 Minuten. Das sind nicht nur doppelt so viele Läufer – das geht organisatorisch exponentiell nach oben! Wie kanalisiert man beispielsweise die Menschenströme? Auch der Zieleinlauf und die Nachzielverpflegung sind spannend: 65.000 Bananen und ausreichend Getränke zu organisieren, das ist schon ein logistischer Aufwand für sich. Das alles in extrem engen Zeitfenstern, an einem normalen Werktag mit Feierabendverkehr – not so easy! Aber wir werden es gut meistern, da bin ich mir absolut sicher, denn wir sind ein eingespieltes Team und haben viele Marathon-erfahrene Bereichsleiter und Helfer an unserer Seite. Wir wissen alle, was wir tun und freuen uns, dass es nun bald losgeht.

Die J.P. Morgan Corporate Challenge in Frankfurt, der größte Firmenlauf in Deutschland.
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