Melat Kejeta und Simon Boch sind Deutschlands Straßenläufer des Jahres 2020. Dies gaben die German Road Races (GRR), die Interessengemeinschaft der deutschen Laufsport-Veranstalter, am 26. November 2020 bekannt. GRR kürt seit 2017 die besten deutschen Straßenläufer. Zudem werden eine Reihe von weiteren Persönlichkeiten geehrt. Darunter ist auch der zweimalige Marathon-Olympiasieger Waldemar Cierpinski.
Melat Kejeta gewann bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften die Silbermedaille
Melat Kejeta, die für das Laufteam Kassel startet und seit Frühjahr 2019 die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, sorgte bei ihrem ersten Start im Trikot des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) für eine Sensation: Die 28-Jährige gewann bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften im polnischen Gdynia die Silbermedaille und stellte mit einer enormen Steigerung auf 65:18 Minuten einen deutschen Rekord sowie einen Europarekord für reine Frauenrennen auf. Zuvor hatte sie im September den Halbmarathon in Frankfurt in 69:04 Minuten gewonnen. Beim hochkarätigen Ras Al Khaimah-Halbmarathon in den Vereinigten Arabischen Emiraten war sie im Februar als Elfte 68:56 gelaufen. Einen großen Anteil an Kejetas Leistungssprung hat zweifelsohne Trainer-Urgestein Winfried Aufenanger, der sich seit über 40 Jahren beim PSV Grün-Weiß Kassel bzw. seit 2018 beim neu ins Leben gerufenen Laufteam Kassel engagiert. Hierfür erhält Aufenanger den GRR-Trainerpreis 2020.
Simon Boch stellte mehrfach persönliche Bestleistungen auf
Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) stellte trotz der schwierigen Umstände in dem Pandemiejahr eine Reihe von persönlichen Bestzeiten auf. Über die 10-km-Strecke steigerte sich der 26-Jährige auf zuletzt 28:10 Minuten in Dresden. Über die Halbmarathonstrecke überraschte er zunächst in Barcelona im Februar mit 62:31 Minuten. Nach einem vierten Platz in Frankfurt in 64:28 belegte er bei der WM über die „halbe Distanz“ als bester Deutscher Rang 35 und steigerte sich auf 61:36. In den Listen der schnellsten deutschen Läufer aller Zeiten steht Simon Boch damit bereits auf den Rängen fünf (10 Kilometer) und sechs (Halbmarathon).
Weitere Sportler-Preise gehen an Anneke Vortmeier (ASV Duisburg) und Paul Specht (VfL Sindelfingen), die German Road Races als beste Nachwuchsläufer des Jahres ehrt. Beide haben ihre Schwerpunkte zurzeit auf den 1.500- und 3.000-m-Strecken. Damit treten sie die Nachfolge der heutigen Top-Athleten Alina Reh, Konstanze Klosterhalfen, Gesa Felicitas Krause, Elias Schreml und Markus Görger an.
Laufszene Sachsen mit dem Innovations-Preis ausgezeichnet
Nicht nur Läufer machten seit Jahresbeginn mit erstklassigen Leistungen auf sich aufmerksam. Die Herausforderungen, die die Corona-Krise mit sich bringt, nahm auch das Team der Agentur Laufszene Events GmbH, die seit Jahren eine Vielzahl äußerst beliebter Events veranstaltet, an. Einer der bekanntesten Läufe, die von André Egger und seinem Team organisiert werden, ist beispielsweise der Citylauf Dresden, bei dem zu Beginn des Jahres stets zahlreiche 10-Kilometer-Bestzeiten aufgestellt werden. Auch wenn der Citylauf Dresden 2020 im März nicht stattfinden konnte, ließ das Veranstaltungsteam den Kopf nicht hängen, sondern suchte in schwierigen Zeiten Wege, um möglichst vielen Läufern dennoch ein Wettkampfstart zu ermöglichen. Dies gelang der Laufszene Sachsen auf beeindruckende Art und Weise.
Fast 10.000 Läufer gingen so bei realen Läufen an den Start. Hinzu kamen 17.000 Sportler, die an virtuellen Laufangeboten teilnahmen. Mit Blick auf die sportlichen Leistungen in der Spitze der Teilnehmerfelder fand das beeindruckendste Event am 8. November im Großen Garten in Dresden statt, der Laufszene Invitational Run Dresden. Rund 80 Läufer gingen dort auf einer schnellen 2,5-Kilometer-Runde über die drei wohl beliebtesten Straßenlauf-Distanzen (Marathon, Halbmarathon und zehn Kilometer) an den Start. Neben schwedischen Landesrekorden wurden dort auch etliche persönliche Bestzeiten aufgestellt. Große Emotionen und eine ebenso große Dankbarkeit von Seiten der Sportler waren zu spüren. Aus der Sicht von German Road Races hat es der Innovations-Preisträger, das Laufszene-Team um André Egger, verstanden, mit ausgefallenen Ideen, besonderem Weitblick und Augenmaß gerade auch für den Breiten- und Freizeitsport eine sportliche, wettkampfnahe Betätigung zu bieten.
Waldemar Cierpinski erhält Auszeichnung für sein sportliches Lebenswerk
Während Winfried Aufenanger (Kassel), der frühere Marathon-Bundestrainer, der Melat Kejeta in die internationale Spitze führte, als Trainer des Jahres von GRR ausgezeichnet wird, ehrt der Verband Waldemar Cierpinski (Halle) für sein sportliches Lebenswerk. Im Trikot der DDR wurde er mit zwei Marathon-Olympiasiegen zu einer Legende: 1976 in Montreal und 1980 in Moskau gewann Waldemar Cierpinski jeweils die Goldmedaille über die klassische Distanz. Der WM-Bronzemedaillengewinner von 1983 erreichte eine Marathon-Bestzeit von 2:09:55 Stunden. Heute ist der 70-Jährige unter anderem der Organisator des Mitteldeutschen Marathons. Als Trainer führte er vor rund zehn Jahren seinen Sohn Falk Cierpinski in die deutsche Marathon-Spitze.
Ebenfalls geehrt wird Gustav Jenne, der im Alter von 84 Jahren den GRR-Organisatoren-Preis erhält. Jenne ist Gründungsvater des Trollinger-Marathon Heilbronn, der inzwischen etwa 8.000 teilnehmende Läufer begeistert und weit über die Region hinaus bekannt und beliebt ist. Auch als Veranstalter der Fleiner Crossläufe und Leichtathletik-Kreisvorsitzender, womit er auch Ausrichter zahlreicher deutscher Leichtathletik-Meisterschaften war, machte er sich über Jahrzehnte einen exzellenten Namen. Nun gab Gustav Jenne die Verantwortung für den Trollinger-Marathon Heilbronn ab und wurde für sein Schaffen ausgezeichnet.
Die GRR-Straßenläufer des Jahres der vergangenen Jahre
2020 Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) Melat Kejeta (Laufteam Kassel)
2019 Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg)
2018 Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) Fabienne Amrhein (MTG Mannheim)
2017 Arne Gabius (Therapie Reha Bottwartal) Alina Reh (SSV Ulm)