Trainingstagebuch
Strecke: München Olympiapark
Wetter: Neblig, 2 Grad
Distanz: 6,8 Kilometer
Zeit: 40 Minuten
Tempo: 5:58 Min./km
Sie sind gerade innerhalb von sechs Wochen zwei Marathons gelaufen, stimmt das?
Ja, ich weiß, dass das nicht wirklich vernünftig ist, aber es hat sich irgendwie zufällig so ergeben, dass ich im September erst beim Berlin Marathon an den Start gegangen bin, und Anfang November lief ich dann auch noch den New York Marathon mit.
Und das in dem Jahr, in dem Sie zum ersten Mal Papa geworden sind. Respekt!
Ursprünglich war das alles anders geplant: Ich wollte 2017 nach meinem 40. Geburtstag und vor der Geburt meines Kindes meinen ersten Marathon in New York laufen und habe mich auch gewissenhaft darauf vorbereitet. Als ich im Spätsommer 2017 beim „Burning Man Festival“ in Nevada war, stand ein langer Lauf im Trainingsplan. Eine Gruppe Läufer plante zeitgleich einen Ultralauf in der Wüste und ich dachte mir, ich laufe einfach nur die ersten 25 Kilometer mit… bin dann aber vor lauter Euphorie die kompletten 50 Kilometer gelaufen. Am nächsten Tag beim Volleyballspiel bekam ich dann die Quittung: Ich knickte um und verletzte mich so stark, dass der New York Marathon 2017 gestorben war.
Dann kam im Frühjahr 2018 Ihr Sohn zur Welt und Sie haben parallel noch mal das Projekt Marathon 2.0 in Angriff genommen?
Genau. Ich habe eine Leistungsdiagnostik gemacht und mir anhand meiner Pulswerte einen individuellen Trainingsplan erstellen lassen. Den habe ich dann sehr diszipliniert abgearbeitet. Mein Trainer hat den Schwerpunkt vor allem auf die langen Läufe gelegt, weil ich hier die meisten Defizite hatte. Vom Tempo her traute er mir sogar eine Zeit um die 3:30 h zu, aber ich wollte den Marathon in erster Linie schaffen, ohne dabei wirklich alles zu geben.

Wie lief es dann im Endeffekt?
Berlin war großartig! Meine Frau Annemarie hat mich am Vorabend mit unserem Sohn überrascht, das Wetter war fantastisch, es wurde vorne Weltrekord gelaufen und die Stimmung an der Strecke war unbeschreiblich. Ich wollte unter vier Stunden bleiben, was mir mit 3:55:12 h auch gelungen ist.
Wow, das ist flott! In New York haben Sie sich dann aber sehr viel mehr Zeit genommen, oder?
Mein Kumpel Florian Weiß (Hörfunk- und Fernsehmoderator / Anmerkung der Redaktion) und ich wollten den New York Marathon in erster Linie gemeinsam erleben. Ich habe mich zu ihm in die vierte Startwelle gestellt, was aber dazu führte, dass wir auf den ersten Meilen ständig im Zickzack-Kurs am Überholen der langsamen Läufer waren. Außerdem habe ich unterwegs mit meinem Handy drei verschiedene Kanäle der sozialen Medien bespielt und finde dafür meine gelaufene Zeit von 4:09:46 h gar nicht so schlecht.
Na, ich würde sogar sagen, dass das sehr stark ist. Da geht noch was bei Ihnen!
Ach, ich will gar nicht voll auf Leistung gehen. Lieber würde ich noch andere Marathons in verschiedenen Städten miterleben. Ich möchte weiterhin Spaß am Laufen haben. Das Training für einen Marathon ist einfach toll: Ich bin in der Wüste gelaufen, war im Regen unterwegs und bei glühender Hitze, ich bin bei Minusgraden gelaufen, in Städten, auf dem Land, im Urlaub, um Mitternacht war ich auch schon draußen… Gerade die langen Läufe beeindrucken mich, wenn ich mir klar mache, was ich für eine Strecke mit meinen eigenen Füßen zurückgelegt habe.
Wie sieht es denn mit den Themen Ernährung und Krafttraining aus?
Krafttraining mache ich sowieso regelmäßig mit einem Personal Trainer und ich halte es auch für sehr sinnvoll, eigene Schwachstellen gezielt zu bearbeiten. Meine Ernährung ist grundsätzlich eh schon relativ gesund, aber ich gebe zu, dass ich in diesem Punkt ganz normal weitergelebt und gegessen habe. Da bei mir der Spaß absolut im Vordergrund steht, sehe ich im Moment keinen Bedarf, an dieser Stellschraube zu drehen.
Das klingt ganz nach einem gesunden Genussläufer auf Marathon-Niveau. Behalten Sie das ruhig bei und bleiben Sie immer gesund und motiviert.
Danke, das werde ich hoffentlich.