Das hilft bei Schulterschmerzen
Impingementsyndrom der Schulter

Schulterschmerzen beim Anheben des Arms können auf ein Impingementsyndrom hindeuten. So stärken Sie am häufigsten geschwächten Muskeln.
Impingementsyndrom Schulterschmerzen
Foto: iStockphoto
In diesem Artikel:
  • Was ist ein Impingementsyndrom?
  • An welchen Symptomen erkennt man ein Impingementsyndrom in der Schulter?
  • Was sind die Ursachen für ein Impingementsyndrom der Schulter?
  • Hilft Physiotherapie beim Impingementsyndrom der Schulter?
  • Welche Übungen helfen beim Impingementsyndrom der Schulter?
  • Wie lange dauert es, bis die Schmerzen beim Impingementsyndrom besser werden?

Sonntag Morgen. Sie sind zum Laufen verabredet. Ein langer Lauf steht an, Sie wollen zum ersten Mal Ihren neuen Laufrucksack testen. Der hängt im Keller fein säuberlich aufgereiht neben dem Wanderrucksack und anderen Sportutensilien. Beim Griff nach oben zum Trinkrucksack schießt plötzlich ein Schmerz durch den vorderen Bereich Ihrer Schulter. Sie nehmen den Arm wieder herunter, der Schmerz lässt unmittelbar nach. Beim Laufen haben Sie zunächst keinerlei Probleme. Als Sie jedoch nach erfolgreich absolviertem Training unter der Dusche stehen und die Haare waschen wollen, ist der Schmerz in der Schulter wieder da. Woran Sie erkennen, ob es sich um ein Impingementsyndrom der Schulter handelt, was die Ursache dafür sein könnte und wie Sie es wieder loswerden, erklären wir Ihnen hier.

Was ist ein Impingementsyndrom?

Der Begriff Impingement bescheibt eine Engstelle in einem Gelenk, wie beispielsweise dem Schultergelenk, die unterschiedliche funktionelle, degenerative oder mechanische Ursachen haben kann. In der Schulter handelt es sich um eine Enge im Subakromialraum, also um einen Platzmangel unterhalb des Akromions. Das Akromion ist das Ende des schmalen Knochens, der die Schulter nach oben hin begrenzt. Man kann das Akromion fühlen, wenn man seine Hand auf die äußere Rundung der Schulter legt und von oben mit einem Finger hineindrückt. Allgemein gesprochen handelt es sich bei einem Impingementsyndrom um eine Weichteileinklemmung, die Schmerzen verursacht, sobald der Betroffene den Arm zur Seite oder nach vorne anhebt. Das Impingementsyndrom tritt besonders häufig bei Personen ab einem Alter von 40 Jahren auf. Läufer beschäftigt meist ein Impingementsyndrom in der Schulter oder im Hüftgelenk (sog. Femoroacetabuläres Impingement).

An welchen Symptomen erkennt man ein Impingementsyndrom in der Schulter?

Charakteristisch für ein Impingementsyndrom der Schulter sind Schulterschmerzen, die ohne vorheriges Trauma auftreten. Meist fällt ein Impingement erstmals auf, weil Überkopfbewegungen in der Schulter schmerzhaft sind, wie beispielsweise, wenn man eine Kaffeetasse aus einem hohen Regal holen möchte. Die Schmerzen treten auf, sobald Sie den Arm nach vorne oder zur Seite anheben und sind zwischen 60 und 120° der Armhebung, also kurz über und kurz unter einem rechten Winkel zwischen Arm und Oberkörper, am stärksten. Man spricht auch vom Painful Arc, dem schmerzhaften Bogen, weil die Schmerzen mit zunehmender Armbewegung stärker werden. Häufig schmerzt die Schulter bei einem Impingement außerdem, sobald Sie auf der betroffenen Schulter liegen.

Von außen sind keine Entzündungszeichen wie eine Rötung oder Schwellung sichtbar. Eine Überwärmung der Schulter ist möglich, aber nicht zwingend als Symptom vorhanden. Davon abzugrenzen sind beispielsweise eine Schleimbeutelentzündung im Schultergelenk, die durch eine sichtbare Schwellung und eine deutliche Bewegungseinschränkung gekennzeichnet ist, oder die Kalkschulter (Tendinosis Calcarea). Beide Verletzungen können in der Folge jedoch zusätzlich zu einem Impingementsyndrom führen und damit auch eine Ursache sein.

Was sind die Ursachen für ein Impingementsyndrom der Schulter?

Ursächlich für ein Impingementsyndrom der Schulter können mechanische, funktionelle oder degenerative Gründe sein. Die Enge im Schultergelenk kann durch eine nach vorne gerichtete Schulter konstitutionsbedingt entstehen, aber auch durch eine Schwellung der Sehnen, deren Ursache eine Entzündung (Tendinitis) ist.

Gerade bei Sportlern tritt ein subakromiales Impingementsyndrom in der Schulter häufig durch funktionelle, also muskuläre Veränderungen auf. Die Schulter ist ein muskelgeführtes Gelenk und wird durch die Rotatorenmanschette stabilisiert und bewegt. Die Muskeln der Rotatorenmanschette umgeben das gesamte Schultergelenk und zentrieren den Oberarmkopf in der kaum vorhandenen Gelenkpfanne. Zudem ist das Schultergelenk das Gelenk unseres Körpers mit dem größten Bewegungsradius überhaupt. Entsteht durch einseitiges Training oder fehlendes ausgleichendes Athletiktraining ein Ungleichgewicht in der Muskelkraft, beispielsweise der vorderen und hinteren Muskulatur, entsteht eine Engstelle zwischen Akromion und Oberarmkopt, sobald der Arm angehoben wird. Ein klassischer Fehler im Krafttraining ist die fortlaufende Kräftigung des Bizeps, während die hintere Schultermuskulatur vernachlässigt wird.

Hilft Physiotherapie beim Impingementsyndrom der Schulter?

Bei einem Impingementsyndrom ist Physiotherapie das Mittel der Wahl, wenn eine Operation langfristig vermieden werden soll.

Die Anamnese und die Diagnostik: Mit dem Impingement-Test nach Jacobson kann der Physiotherapeut testen, ob es sich bei dem Schulterschmerz um ein Impingementsyndrom handelt. Dabei sitzt der Patient auf einem Hocker. Der Patient beugt den Ellenbogen auf 90° an. Dann wird der Arm 90° nach vorne angehoben. Wenn der Physiotherapeut den Unterarm aus dieser Ausgangsstellung nach unten in die Innenrotation dreht, entsteht der Schmerz am oberen vorderen Schulterrand. Der Schmerz entsteht durch Druck auf den subacromialen Schleimbeutel (Bursa subacromialis), der durch den Oberarmkopf und das Acromion ausgeübt wird. Provoziert der Test Schmerzen im hinteren Bereich der Schulter, handelt es sich eher um eine Sehnenentzündung des Musculus Infraspinatus oder des Musculus Teres Minor. Beide Muskeln gehören zu den hinteren Muskeln der Rotatorenmanschette. Weitere wichtige Tests sind der Jobe-Test und das Neer-Zeichen.

Gilt das Impingementsyndrom als bestätigt, wird der Physiotherapeut Ihre gesamte Statik begutachten und weitere Bewegungstests machen. Ein Impingementsyndrom in der Schulter entsteht gerade bei Sportlern in den seltensten Fällen durch ein alleiniges Problem im Schultergelenk. Meist hängen eine Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule oder ein muskuläres Ungleichgewicht der Bauch- und Rückenmuskulatur damit zusammen. Für eine schnelle Genesung und Linderung der Schmerzen, vor allem aber für eine langfristige Besserung, ist daher ein Eigenübungsprogramm wichtig.

Welche Übungen helfen beim Impingementsyndrom der Schulter?

Neben Übungen, die das muskuläre Ungleichgewicht behandeln, das zu dem Engpass im Schultergelenk geführt hat, sind exzentrische Übungen mit Gymnastikbändern das Mittel der Wahl beim Impingementsyndrom.

Im Gegensatz zu konzentrischen Übungen, bei denen ein Muskel aktiv verkürzt wird, beispielsweise das Anheben einer Hantel, um den Bizeps zu kräftigen, geht es beim exzentrischen Training um die aktive Verlängerung des Muskels. Sie trainieren also, dass der Muskel gegen einen Widerstand langsam und kontrolliert nachlassen kann. Lassen Sie sich die Übungen von einem Physiotherapeuten genau zeigen, um Ausweichbewegungen zu vermeiden, die zu einer Verschlechterung der Schmerzsymptomatik führen.

Allgemein entlasten Sie das Schultergelenk am besten durch eine funktionelle Mobilisation und Kräftigung von Oberkörper und Hüfte. Geeignete Übungen sind folgende:

Wie lange dauert es, bis die Schmerzen beim Impingementsyndrom besser werden?

Mit den richtigen Übungen sollte der Schmerz beim Impingementsyndrom innerhalb von zwei Wochen langsam abnehmen und im Optimalfall nach sechs Wochen komplett aufhören. Wichtig ist jedoch, dass Sie bei nachlassenden Schmerzen nicht einfach aufhören, Ihre Übungen durchzuführen. Langfristig werden Sie die Schmerzen nur los, wenn Sie aktiv bleiben.

Sollten die Schmerzen nach sechs Einheiten Physiotherapie keinerlei Veränderung zeigen, sprechen Sie noch einmal mit Ihrem behandelnden Arzt. Mittels Röntgenbild sollte das Krankheitsbild der Kalkschulter ausgeschlossen werden. Mittels Ultraschall können Läsionen der Sehnen sowie Bandrupturen ausgeschlossen werden. Ein MRT zeigt den Kapselappararat und Läsionen der Muskulatur sowie Veränderungen der Schleimbeutel. Die Injektion von Kortison gilt als hilfreiche unterstützende Maßnahme, um akute Schmerzen zu lindern. Die Einnahme von Schmerzmitteln kann dazu beitragen, dass die Schulter so normal wie möglich weiterhin bewegt wird und so nachfolgende Einschränkungen umliegender Muskeln vermieden werden. In seltenen Fällen ist bei einem Impingementsyndrom eine Operation indiziert, bei der die Engstelle zwischen Oberarmkopf und Akromion erweitert wird, um so den Schmerz, der durch den Druck auf die Weichteile entsteht, zu beseitigen.