Wer viel läuft oder anderen Sport betreibt, kennt ihn: den mehr oder weniger wohligen Muskelschmerz nach dem Training und vor allem nach einem Wettkampf am Limit. Dieser belastungsabhängige Schmerz, der bei Läuferinnen und Läufern vor allem in den Beinen auftritt, hat fast immer harmlose Ursachen; meist sind sie muskulär bedingt. Was ist aber, wenn eine Gefäßveränderung wie die Thrombose den Waden- oder Oberschenkelschmerz auslöst und der belastungsabhängige Schmerz ein Indiz für eine Gefäßveränderung ist? Damit Ausdauersportler nach einer Thrombose möglichst schnell wieder in ihr Training einsteigen können, ist eine schnelle Diagnose für die weitere Prognose absolut entscheidend.
Hier erfahren Sie,
- wie man eine Thrombose erkennt und welche Selbsttests es dafür gibt
- wann Sie zu welchem Arzt gehen sollten
- wie Gefäßveränderungen behandelt werden
- welche Rolle Kompressionsstrümpfe bei der Vorbeugung einer Thrombose spielen
- wie eine Thrombose und eine Embolie zusammenhängen
- und wann Läufer nach einer Thrombose wieder laufen dürfen
Was ist eine Thrombose?
Die Thrombose ist eine lokale Gerinnung von Blut innerhalb eines Blutgefäßes. Das geronnene Blut bildet einen Pfropfen. Dieser sogenannte Thrombus verengt oder verlegt das betroffene Gefäß und beeinträchtigt so den Blutfluss. Bildet sich der Thrombus eher schnell, über Tage hinweg, kann es zu plötzlichen und massiven Schmerzen kommen. Bei manchen Menschen bleibt die Thrombose länger unerkannt, da die Schmerzen zunächst ausbleiben. Dies passiert insbesondere, wenn sich der Thrombus eher langsam, über Wochen hinweg, gebildet hat.
An welchen Symptomen und Schmerzen kann ich eine tiefe Beinvenenthrombose erkennen?
Generell können bei einer Thrombose die typischen Entzündungszeichen, nämlich eine Schwellung, Rötung, Überwärmung, Schmerzen und Spannungsgefühle der Haut auftreten. Hinzu kommen Fieber und eine erhöhte Herzfrequenz.
Eine tiefe Beinvenenthrombose äußert sich durch eine Schwellung der Wade und möglicherweise des gesamten Unterschenkels, geschwollene Knöchel, schwere Beine und Spannungsgefühle in der Wade. Die begleitenden Schmerzen sind einem Muskelkater sehr ähnlich und können den Fuß oder das gesamte Bein bis in den Oberschenkel oder die Leistenregion betreffen. Häufig ändert sich auch das Aussehen der Haut, sie färbt sich im betroffenen Beinbereich leicht bläulich (livide), wirkt gespannt und glänzend. Die Venen der Haut treten prominent hervor. Außerdem fühlt sie sich heiß an.
Zusätzlich gibt es einige Test anhand derer man eine tiefe Beinvenenthrombose erkennen kann: beim Anheben der Fußspitze schmerzt die Wade (Homans-Zeichen), bei Druck an der Innenseite des Fußes sind ungewöhnlich starke Schmerzen spürbar (Payr-Zeichen) und lokaler Druck auf die Wadenmuskulatur löst ebenfalls Schmerzen aus (Meyer-Zeichen).
Wo kann eine Thrombose entstehen?
Das Herz pumpt sauerstoffreiches Blut über die Arterien in den Körper. Die Blutgefäße verzweigen sich und werden immer kleiner bis hin zum Kapillarnetz, wo der Sauerstoff an die Zellen abgegeben wird. Nun werden die Blutgefäße wieder größer und bringen, als venöses System, das sauerstoffarme Blut über das Herz zur Lunge. In jedem Blutgefäß des Körpers kann es zu einer Verstopfung kommen. Die meisten Thrombosen, etwa 90%, entstehen in den Beinvenen (tiefe Beinvenenthrombose), aber auch in den Armen, im Becken, im Kopf oder in den Herzkranzgefäßen kann eine lokale Gerinnung, ein Thrombus, entstehen.
Kann eine Thrombose einen medizinischen Notfall auslösen?
Ein akuter Thrombus ist ein medizinischer Notfall. Sobald ein Thrombus sich von der Gefäßwand löst, wandert er als Embolus über die Blutbahn durch den Körper bis zu einem Punkt, an dem der Durchmesser des Blutgefäßes kleiner ist als sein eigener. Das Gefäß ist nun vollständig verstopft ist. Es kann kein Blut mehr in die dahinter liegenden Zellen fließen und diese sind somit vom Zelltod bedroht. Bei den tiefen Beinvenen kommt es zu einer Schwellung der Beine, löst sich jedoch der Thrombus kann es zu einer Lungenembolie kommen. Arterielle Thrombosen können im Gehirn zu einem Schlaganfall und beim Herzmuskel (Herzkranzgefäßen) zu einem Herzinfarkt führen. In allen drei zuletzt genannten Fällen kann es zu (Herz‑) Kreislaufversagen, Luftnot oder starken Brustschmerzen kommen und muss umgehend ein Notarzt gerufen werden.
Ursachen, Risiko, Entstehung
Eine solche pathologische Blutgerinnung in Blutgefäßen entsteht durch Veränderungen in der Gefäßwand, Störungen des Blutflusses, Veränderungen der Blutzusammensetzung oder eine Störung mehrerer dieser Faktoren in Kombination. Die drei genannten Faktoren (Gefäßwand-, Strömungs- und Blutfaktor) werden in der Medizin als Virchow-Trias bezeichnet.
Strukturelle oder funktionelle Veränderungen der Gefäßwand können beispielsweise bei Atherosklerose auftreten. Atherosklerose ist eine Erkrankung der Arterien, bei der die Dehnbarkeit der Arterien und damit deren Anpassungsfähigkeit an Belastungen abnimmt. Auch eine Verkalkung der Gefäßwand, Arteriosklerose, reduziert die Dehnbarkeit der Gefäßwand. Weitere Gründe für Gefäßwandveränderungen sind Bluthochdruck (Hypertonus), Traumen, Rauchen, Chemotherapeutika, Hypercholesterinämie, Hypoxie, Immunerkrankungen oder Entzündungen.
Die häufigste Ursache für eine Thrombose in den Venen ist ein verlangsamter Blutfluss, wie bei inaktiven Personen oder solchem mit einem schwachen venösen Rückstrom (z.B. aufgrund von Herzinsuffizienz) auftritt. Wenn das Verhältnis der festen Bestandteile des Blutes zu den flüssigen zunimmt, erhöht sich der Strömungswiderstand des Blutes in den Venen und Arterien. Die Folge ist eine erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes. Sie entsteht vor allem nach Operationen, nach der Geburt oder nach starken Verbrennungen und hängt mit der Freisetzung gerinnungsfördernder Gewebefaktoren zusammen.
Wer ist thrombosegefährdet?
Das Risiko an einer Thrombose zu erkranken, steigt mit der Anzahl der zutreffenden Risikofaktoren. Zu den Risikofaktoren zählen:
- Immobilisation einzelner Gelenke und Bettlägerigkeit
- Übergewicht
- größere Operationen
- Krebserkrankung
- Lungenerkrankungen
- Infektionen (auch Covid-19)
- Krampfadern
- die Einnahme von bestimmten Medikamenten, aber auch der Pille und anderer Kontrazeptiva
- Rauchen
- Knochenbrüche insbesondere der langen Extremitätenknochen wie Oberschenkel oder Oberarm
- Gerinnungsstörungen unterschiedlicher Genese
- steigendes Alter
- Schwangerschaft
- genetische Disposition
- Herzkrankheiten, z.B. mit reduzierter Herzleistung / Herzschwäche oder auch Vorhofflimmern
- sehr starkes Schwitzen (durch Sport oder Fieber) bei gleichzeitiger unzureichender Flüssigkeitszufuhr, was die Zusammensetzung des Blutes ungünstig beeinflussen kann.
Sport als Prophylaxe um Thrombose vorzubeugen
Wie beuge ich eine Thrombose vor? Bewegung bei gleichzeitig ausreichender Flüssigkeitszufuhr. Laufen, Joggen, Schwimmen: eine regelmäßige Anregung besonders der Wadenmuskelpumpe erhöht die Mobilität des Blutes im gesamten Gefäßsystem. Bewegen Sie sich auf Langstreckenflügen oder wenn Sie sehr lange sitzen müssen. Machen Sie aktive Pausen während längerer Auto- und Busfahrten. Kreisen Sie dabei die Sprunggelenke, bewegen Sie die Füße auf und ab und rollen Sie die Füße bewusst ab. Gehen Sie im Zehenspitzengang oder wippen Sie zwischen Zehen- und Fersenstand hin und her. So sorgen Sie für ein Mindestmaß an Blutzirkulation in den Beinen. Auch das Tragen von Thrombose-/Kompressionsstrümpfen erhöht den Rücktransport des Blutes und verringert das Thromboserisiko. Außerdem verringern sie das Einlagern von Flüssigkeiten im Gewebe (Schwellung) und unterstützen die Gefäßwand. Nicht zuletzt unterstützt Joggen und Sport allgemein die Gewichtsoptimierung und eliminiert dadurch einen weiteren Risikofaktor der Thrombose.
Wie behandelt man Thrombosen?
Bei anhaltenden unklaren Schmerzen, vor allem in den Waden, der Kniekehle und dem inneren Oberschenkel, ist ein Gang zum Gefäßchirurgen oder Angiologen ratsam. Bei einem akuten Verdacht auf eine Thrombose können im Krankenhaus (Notaufnahme) alle notwendigen Untersuchungen stattfinden. Über einen Gefäßultraschall kann ein möglicher Thrombus der Beinvenen dargestellt werden, in manchen anderen Fällen ist eine CT (Computer-Tomographie) oder ein MRT mit Kontrastmittelgabe notwendig.
Behandelt wird eine Thrombose medikamentös und möglichst zeitnah nach der Entstehung, um einerseits eine Vergrößerung des Thrombus, die Ablösung von der Gefäßwand und dadurch die Entstehung einer Embolie zu verhindern und gleichzeitig eine optimale Versorgung aller Zell- und Gewebebereiche zu garantieren. In manchen Fällen wird der Thrombus operativ entfernt. Diese sogenannte Thrombektomie findet unter anderem in den großen Hirngefäßen statt. Einfacher bleibt die Thrombolyse, bei der durch Medikamentengabe der Thrombus aufgelöst werden soll. In diesem Fall wird die Blutgerinnung gehemmt, was auch den Blutfluss erleichtert. Eine zusätzliche Kompression durch Verbände oder (Kompressions-) Strümpfe erhöht die Blutflussgeschwindigkeit.
In manchen Fällen bekommen Betroffene Thrombosespritzen (meist mit dem Wirkstoff Heparin) und spritzen sich selbstständig, z.B. nach Operationen oder bei länger andauernder Immobilität (bei starker Gerinnungsneigung auch auf Langstreckenflügen) oder Bettlägerigkeit. Es gibt aber auch gerinnungshemmende Medikamente in Tablettenform, welche von Betroffenen bis zu mehreren Monaten nach der Thrombosebehandlung genommen werden müssen, um sich vor einer erneuten Thrombose zu schützen.
Wie lange besteht die Gefahr einer Embolie?
Die Gefahr einer Embolie ist besonders am Anfang, während der Thrombenenstehung hoch. Eine Lungenembolie entsteht, wenn durch die Ablösung eines Thrombus von der Gefäßwand eine Lungenarterie oder eine Bronchialarterie durch den sogenannten Embolus verstopft. Betroffene klagen über Atemnot oder Kurzatmigkeit und Brustschmerzen. Hinzu kommen eine Blaufärbung der Haut (Zyanose), Herzrasen (Tachykardie), Husten, (kurzzeitiger) Bewusstseinsverlust (Synkopen) sowie Schweißausbrüche. Die Gefahr, dass aus einer Tiefenbeinvenenthrombose eine Lungenembolie entsteht, besteht, solange sich der Thrombus vom Ort seiner Entstehung in der Gefäßwand ablösen und in Richtung der Lunge wandern kann, also in der Akutphase der Thrombose bzw. sogar noch länger, sollte die Thrombose unerkannt bleiben bzw. keine Behandlung erfolgen. Eine zügige Behandlung (medikamentöse oder operative Auflösung oder Entfernung des Thrombus) löst dieses Problem.
Darf ich bei einer Thrombose Sport machen?
Während der Akutphase einer Thrombose, in den ersten 10 bis 14 Tagen, sollten Sie auf Ihren aktuellen Trainingsplan verzichten und den Körper nicht zu stark belasten, da sich besonders in dieser Phase der Thrombus festigt und die Gefahr einer Embolie am größten ist. Nach Rücksprache mit ihren behandelnden Ärzten können Spazierengehen und langsames Laufen Optionen einer körperlichen Betätigung sein. Sobald der Thrombus aufgelöst wurde, kann mit einem leichten Training begonnen werden.
Wann darf ich nach einer Thrombose wieder Sport machen? Worauf muss ich achten?
Der Laufwiedereinstieg sollte auf jeden Fall in Absprache mit den behandelnden Ärzten erfolgen und frühestens ca. 2 Wochen nach der Diagnosestellung erfolgen. Erfahrene Therapeuten können Sie unterstützen, wieder in ihr Lauftraining zurückzufinden. Wurden Kompressionsstrümpfe verordnet, sollten diese auch beim Sport getragen werden. Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und vermeiden Sie in der ersten Zeit Belastungen mit Blutdruckspitzen und verzichten Sie auf anschließende heiße Bäder oder Saunagänge.
Leichte sportliche Aktivitäten, wie z.B. Walken, aber auch Schwimmen oder Aqua-fit-Kurse können noch vorhandene Schwellungen des Gewebes günstig beeinflussen, bzw. auch verhindern. Nach einer Thrombose kann es bei unzureichender Nachsorge zu einem postthrombotischen Syndrom kommen, bei der die venöse Gefäßwand nachhaltig beschädigt bleibt (Überdehnung, fehlender Venenklappenschluss, hoher venöser Druck). Dies gilt es unbedingt zu vermeiden. Anzeichen eines postthrombotischen Syndroms sind: Schwellung und Anspannung der Beine und Knöchel besonders am Abend, Beinschmerzen und Schweregefühl, Krampfadern bzw. Besenreiser und andere Hautveränderungen welche sich schlussendlich zu offene Wunden entwickeln können.