Ein Volkslauf unterscheidet sich von einem Straßenlauf (im Sinne dessen formaler Definition durch Leichtathletikverbände) durch weniger rigide Teilnahmevoraussetzungen und grenzt sich durch weniger Reglementierung von Strecke, Durchführung und erbrachten Leistungen ab.
Volksläufe für Jedermann
Eine Vereinsmitgliedschaft und der Besitz eines vom Verband ausgestellten Startpasses sind nicht erforderlich. Oft sind die Strecken nicht nach den Richtlinien der Leichtathletikverbände vermessen, was eine der Voraussetzungen dafür wäre, dass die erzielten Zeiten in deren Bestenlisten aufgenommen würden. Ein Volkslauf ist im Gegensatz zum leistungssportlich ausgerichteten Straßenlauf ein breitensportliches Ereignis.
Beliebt ist die Kombination aus Straßen- und Volkslauf
Die Grenzen sind aber fließend, da viele und besonders die sehr teilnehmerstarken Veranstaltungen als „kombinierter Straßen- und Volkslauf“ ausgetragen werden. Solche Veranstaltungen erfüllen bei der Streckenvermessung die strengeren Kriterien eines Straßenlaufes, lassen gleichermaßen ungebundene und Vereinsläufer als Teilnehmer zu, berücksichtigen aber für Bestenlisten und gegebenenfalls integrierte Meisterschaftswertungen nur Inhaber eines Verbands-Startpasses.
Von 5 km bis zum Marathon ist alles dabei
Volksläufe werden in der Regel über Distanzen von 5 km bis zur Marathonlaufdistanz (42,195 km) ausgetragen. Die Strecke eines Volkslaufes kann auf Straßen, Park- und Spazierwegen oder Waldwegen verlaufen oder auf einer Kombination dieser Bodenbeläge.
Im Gegensatz zu reinen „Fun-Läufen“ werden bei Volksläufen die Laufzeiten der Teilnehmer ermittelt und Ergebnislisten mit Platzierungen erstellt. Oft werden für das Erreichen des Ziels Urkunden ausgestellt und Medaillen ausgegeben. Dennoch stehen meist der Laufspaß, die Freude an der persönlichen Leistung durch das Bewältigen einer Strecke und die Popularisierung des Laufsports im Vordergrund.
Bei vielen Teilnehmern wird in Blöcken gestartet
Bei Läufen mit sehr großer Beteiligung werden die Starter zudem vor dem Start nach ihren bisherigen Laufleistungen sortiert, sodass die Favoriten bereits beim Start in den ersten Reihen stehen. Damit überquert der Gesamtsieger in der Regel auch als erster die Ziellinie und es braucht mit den Siegerehrungen nicht gewartet zu werden, bis alle Läufer das Ziel erreicht haben und deren tatsächliche Zeit errechnet wurde.
1963 beginnt die Volkslauf-Geschichte in Deutschland
Der erste Volkslauf der Bundesrepublik fand am 13. Oktober 1963 in Bobingen bei Augsburg statt. 1.654 Teilnehmer aus allen Altersgruppen liefen oder marschierten im Naturpark Augsburg–Westliche Wälder auf hügeligen Strecken zwischen 800 Metern und zwölf Kilometern.
Die Initiatoren Otto Hosse, der bereits verstorben ist, und Herwig Leiter, damals 22 Jahre alt, gelten als Pioniere der Laufbewegung. Die beiden Leichtathleten hatten in der Schweiz sogenannte Wehrläufe miterlebt, die die Kondition der eidgenössischen Männer zum Zwecke der Landesverteidigung fördern sollten. Hosse und Leiter modifizierten dieses Konzept und machten daraus eine Leichtathletik-Veranstaltung für die ganze Familie.
Laufen für die Gesundheit
Bereits damals hatten die Bobinger Veranstalter den Aspekt der Gesundheitsvorsorge im Auge, denn Anfang der sechziger Jahre berichteten die Medien erstmals von einem möglichen Zusammenhang zwischen Bewegungsmangel und bestimmten Krankheiten. Volksläufe nach dem Bobinger Vorbild wurden ab dem Frühjahr 1964 mit tatkräftiger Unterstützung von Otto Hosse und Herwig Leiter an immer mehr Orten der Bundesrepublik durchgeführt.