Was tun gegen Selbstzweifel beim Laufen?

Runner Imposter Syndrom
Was tun gegen Selbstzweifel?

Veröffentlicht am 06.03.2024
Eine Läuferin sitzt nach dem Laufen mit Selbstzweifeln auf dem Boden.
Foto: iStockphotp

Sie zweifeln oft daran, ob Sie gut genug laufen oder haben das Gefühl, mit anderen Läuferinnen und Läufern nicht mithalten zu können? Das ist bis zu einem gewissen Grad ganz normal und der Vergleich mit anderen kann Sie auch weiterbringen. Selbstzweifel sollten aber auf keinen Fall überhandnehmen oder zum Dauerzustand werden. Wenn dies der Fall ist, könnte es sich um ein Runner Imposter Syndrom handeln. Um dem entgegenzuwirken, stellen wir Ihnen hier einige Strategien vor.

Was ist das Runner Imposter Syndrom?

Das Imposter Syndrom wird auch als Hochstapler-Syndrom bezeichnet. Es handelt sich um ein psychologisches Phänomen, bei dem die Betroffenen von massiven Selbstzweifeln geplagt werden. Menschen mit diesem Syndrom glauben, dass sie den Erfolg, den sie sich erarbeiten, nicht verdient haben und haben daher das Gefühl, ihre Umwelt zu „betrügen“.

Im Falle des Runner Imposter Syndroms glauben sie, keine „echten“ Läufer oder Läuferinnen sind. Das Gefühl, deshalb entdeckt zu werden, belastet sie ständig. Männer und Frauen sind dabei gleichermaßen von dem Imposter-Syndrom betroffen.

Beim Runner Imposter Syndrom treten etwa folgende Gedanken auf:

„Ich bin noch nie einen Marathon gelaufen, also bin ich gar kein Läufer.“

„Andere laufen viel schnellere Zeiten als ich, das sind echte Läufer.“

„Erst wenn ich viele Jahre Lauferfahrung habe, bin ich ein Läufer.“

„So eine gute Ausrüstung kann ich mir erst kaufen, wenn ich schneller laufe.“

Wer diese Gedanken von sich kennt, ist nicht allein. Auch erfahrene Läuferinnen und Läufer oder sogar Spitzensportler aus anderen Sportarten haben mit dem Imposter Syndrom zu kämpfen. Es gibt keine eindeutige Erklärung dafür, warum manche Menschen davon betroffen sind, aber es gibt eine Reihe von Ursachen, die bei der Entstehung des Syndroms eine Rolle spielen könnten.

Welche Ursachen hat das Runner Imposter Syndrom?

Chris Bennet, Senior Director bei Nike, sagte gegenüber der amerikanischen Ausgabe von Women’s Health, dass Läuferinnen und Läufer im Vergleich zu anderen Sportarten besonders anfällig für Vergleiche und Selbstzweifel sind. Während beispielsweise ein Basketballspieler selten infrage stellen würde, dass er ein Basketballspieler ist, erleben viele Läuferinnen und Läufer oft ein Gefühl der Unsicherheit in Bezug auf ihre Lauffähigkeiten. Diese Selbstzweifel können vielfältige Ursachen haben.

Einerseits kann es daran liegen, dass nahezu jeder schon einmal mit dem Thema Laufen in Berührung gekommen ist. Die Tatsache, dass so viele Menschen in der Umgebung ebenfalls laufen, macht es schwer, sich nicht mit anderen zu vergleichen. Andererseits spielt auch die Darstellung des Laufens in den Medien und insbesondere in sozialen Netzwerken eine Rolle. Dort werden Läuferinnen und Läufer oft perfekt gestylt und scheinbar mühelos beim Training gezeigt, was zu einer verzerrten Wahrnehmung und negativen Gefühlen bei anderen Läufern führen kann.

Das Gefühl von Selbstzweifeln und das Runner Imposter Syndrom können möglicherweise auch Menschen davon abhalten, überhaupt mit dem Laufen zu beginnen. Experten weisen darauf hin, dass Selbstzweifel auch durch Erziehung und familiäre Umstände ausgelöst werden können. Wenn Eltern zum Beispiel den Leistungen und Erfolgen ihrer Kinder übermäßig viel Bedeutung beimessen, kann dies zu einem erhöhten Druck und Selbstzweifeln führen.

Auch Perfektionismus kann eine entscheidende Rolle bei der Entstehung des Imposter Syndroms spielen. Menschen mit perfektionistischen Tendenzen setzen sich oft unrealistische Ziele und Standards, was zu kontraproduktiven Gedanken und Verhaltensweisen führen kann, wenn diese Ziele nicht erreicht werden.

Negative Erfahrungen aus der Vergangenheit können ebenfalls dazu beitragen, dass Menschen von Selbstzweifeln geplagt werden. Wenn jemand beispielsweise negative Emotionen mit dem Laufen aus dem Schulsport verbindet, kann dies dazu führen, dass er glaubt, kein Läufer werden zu können. In vielen Fällen sind diese Selbstzweifel jedoch unbegründet, da die Vergangenheit oft dazu führt, dass Menschen auf neue Erfahrungen unangemessen reagieren.

Wenn Sie mit dem Laufen anfangen wollen, dann starten Sie am besten mit einem unserer Einsteiger-Laufpläne. Folgender Trainingsplan für Laufanfänger und Einsteigerinnen macht Sie in drei Monaten fit für eine halbe Stunde Joggen ohne Pause.

Wie werde ich das Gefühl los, kein echter Läufer zu sein?

Um die Selbstzweifel loszuwerden, ist der erste Schritt, sich der negativen Gedanken bewusst zu werden. Erst dann kann man daran arbeiten. Die Überwindung des Syndroms geht natürlich nicht von heute auf morgen und es erfordert viel Disziplin, neue Denkmuster aufzubauen. Die folgenden Tipps und Strategien können Ihnen helfen, die Selbstzweifel zu überwinden:

1

Arbeiten Sie an Ihrem Perfektionismus

2

Schreiben Sie Ihre negativen Gedanken auf

3

Sprechen Sie mit anderen Läufern darüber

4

Führen Sie ein Erfolgstagebuch

Jeder Mensch hat in bestimmten Lebensphasen mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Wenn sich diese nicht nur auf das Laufen beziehen, sondern Sie auch in anderen Lebenssituationen einschränken und Sie es allein nicht schaffen, diese zu überwinden, wenden Sie sich unbedingt an einen Therapeuten oder eine Therapeutin.

Wann ist man überhaupt ein „echter Läufer“?

Unechte Läufer gibt es nicht. Sobald Sie laufen, sind Sie ein Läufer oder eine Läuferin. Dabei spielt es keine Rolle, welches Ziel Sie mit dem Laufen verfolgen, ob Sie an Wettkämpfen teilnehmen, wie viele Kilometer Sie pro Trainingseinheit zurücklegen, welche Kleidung Sie beim Training tragen oder ob Sie während des Laufens Gehpausen einlegen.

Möchten Sie inspirierende Geschichten darüber lesen, wie andere Menschen zum Laufen gekommen sind? Dann besuchen Sie unsere Rubrik „Ich bin ein Läufer“.

Fazit: Wer läuft, ist ein Läufer

Das Runner Imposter Syndrom, auch Hochstapler-Syndrom genannt, ist ein psychologisches Phänomen, bei dem die Betroffenen stark an ihrer eigenen Leistung zweifeln. Diese Selbstzweifel können verschiedene Ursachen haben, von Vergleichen mit anderen bis zu perfektionistischen Tendenzen und negativen Erfahrungen in der Vergangenheit.

Mithilfe verschiedener Strategien kann man daran arbeiten, das Running Imposter Syndrom loszuwerden. Wenn Sie ein sehr perfektionistischer Mensch sind, versuchen Sie Ihr Training entspannter anzugehen und akzeptieren Sie, dass nicht jedes Training perfekt sein muss. Negative Gedanken aufzuschreiben und zu reflektieren, kann helfen, Ihre Selbstzweifel und negative Gedanken realistischer einzuordnen. Suchen Sie auch das Gespräch mit anderen Läufern, um zu erfahren, dass auch sie mit Selbstzweifeln zu kämpfen haben. Ein weiterer Tipp: Führen Sie ein Erfolgstagebuch, um Ihre Erfolge festzuhalten und Ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Immer noch Zweifel, ob Sie ein echter Läufer oder eine echte Läuferin sind? Vergessen Sie diesen Gedanken. Egal, wie schnell oder wie weit Sie laufen – Sie sind eine Läuferin oder ein Läufer!