100-Kilometer-Weltrekord für Anne Stephan
Auf dem Laufband zum Weltrekord

Mit einer willensstarken Leistung hat Anne Stephan einen neuen Weltrekord über 100 Kilometer auf dem Laufband aufgestellt.
Anne Stephan vor ihrem 100-km-Weltrekord auf dem Laufband
Foto: privat

Samstag, 8. Mai 2021, 17:14 Uhr. Exakt 8:14:19 Stunden nach dem der Kampfrichter den Startknopf betätigt hatte, stand das Laufband bei 100,2 km still. Um ganzes sieben Minuten hatte Anne Stephan die bis dato beste Zeit der Belgierin Adinda Vetsuypens über 100 Kilometer auf dem Laufband unterboten (8:21:22 Std.). Die Idee zu diesem Weltrekordversuch entstand bereits einige Jahre zuvor. Doch aufgrund des engen Wettkampfkalenders und diverser Verletzungen passte eine solche Herausforderung nicht in den Trainingsplan. Doch coronabedingt finden momentan keine Wettkämpfe statt und da kam die Idee den 100-Kilometer-Weltrekord der Frauen zu knacken gerade recht.

Auf dem Laufband zum Weltrekord

Aufgrund des Indoor-Trainings auf dem Laufband, konnte Anne Stephan wetterunabhängig und sehr individuell mit ihrem Trainer den Weltrekordversuch im Zentrum für Sportmedizin im Olympiapark Berlin vorbereiten. Abwechselnde Intervall-Läufe und längere Ausdauer-Einheiten bildeten die Basis ihres Trainings. Hinzu kamen immer wieder längere Leistungstest mit einem Umfang zwischen 46 und 74 Kilometer. Neben der körperlichen Anstrengung bringt eine solche Belastung auch eine mentale Herausforderung mit sich. „Der wohl wichtigste Faktor ist Geduld, zu Beginn nicht übermütig zu werden und zu schnell loszulaufen. Genauso wichtig ist, dass man sich mental so fokussieren und darauf einstellen muss, dass man zwar 100 Kilometer gelaufen ist, aber sich faktisch doch keinen Meter bewegt hat," sagte Stephan.

Anne Stephan vor ihrem 100-km-Weltrekord auf dem Laufband
privat
Anne Stephan vor ihrem 100-km-Weltrekord auf dem Laufband

Eine mentale und körperliche Herausforderung

8:14 Stunden Minuten sind eine lange Zeit, auch wenn man sie mit Laufen verbringt. Deswegen baute Anne Stephan und ihr Trainer leichte Tempoverschärfungen ein, um die Lauf-Monotonie zu durchbrechen. „Die ersten 3:30 Stunden vergingen, bis auf eine kurze mentale Schwächephase zwischen Kilometer 35 und 42, bei vorab abgesprochenen 12,1 km/h ruhig und fokussiert. Bis zur Sechs-Stunden-Marke verlief alles nach Plan," berichtete die Weltrekordlerin. Doch ab Kilometer 72 begann die harte Phase: „Ich konnte zwar die Geschwindigkeit von 12,1 km/h halten, aber meine Gedanken spielten zunehmend verrückt. Merkte ich da etwa einen Krampf in der Wade, klemme ich mir gerade einen Nerv im Rücken ein und schaffe ich diese Geschwindigkeit überhaupt noch 2 Stunden, waren Gedanken, die mir durch den Kopf gingen." Doch Anne Stephan hielt durch und es gelang ihr mit einer Temposteigerung auf den letzten Kilometern sogar die Marke von 8:15 Stunden zu unterbieten.

Für die Zukunft hofft die Top-Athletin, dass sich die Corona-Lage verbessert und bald wieder Wetkämpfe stattfinden können. Neue Ziele hat sie nämlich schon ins Auge gefasst: „In den Tagen kurz nach diesem Erfolg fühlte es sich allerdings einfach nur leer an in mir. Druck und Anspannung waren weg. Als Sportler fragt man es sich schnell "Wie soll ich das noch toppen?“ Doch zum Glück finden sich im Sport schnell neue Ziele wie beispielsweise die Norm für die 50 oder 100 km EM/WM zu schaffen oder auch über die 24 Stunden-Läufe."