42,195 Kilometer in 2:01:39 Stunden – das ist seit 2018 der Weltrekord der Männer. Eliud Kipchoge lief damit beim Berlin-Marathon jeden Kilometer knapp unter 2:53 Minuten, jeden 10-km-Abschnitt in 28:50 Minuten. Für Freizeit-Läufer wie auch die meisten ambitionierten oder sogaar Profi-Läufer ist das über einen längeren Zeitraum kaum vorzustellen. Bei den Frauen gelang die Sensation 2019: Die 25-jährige Kenianerin Brigid Kosgei gewann den Chicago-Marathon in sensationellen 2:14:04 Stunden. Die Britin Paula Radcliffe hatte über 16 Jahre lang den Weltrekord über die 42,195 km gehalten. Sie war 2003 in London 2:15:25 Stunden gelaufen. Seitdem war nie eine Läuferin in die Nähe dieser Zeit gekommen. Wir haben uns die zehn schnellsten Läuferinnen und Läufer sowie deren Bestzeiten einmal angeschaut.
Brigid Kosgei bricht Paula Radcliffes Marathon-Weltrekord
2:01:39 Stunden lief der Kenianer am 16. September 2018 auf den Straßen Berlins. Bei seinem elften Sieg über die 42,195 Kilometer im zwölften Rennen - lediglich bei seinem zweiten Marathon 2014 in Berlin musste er sich in 2:04:05 Stunden mit Platz zwei begnügen - lief Eliud Kipchoge in neue Sphären. 61:06 Minuten zeigte die Uhr nach der Streckenhälfte, nur 60:33 Minuten später war Kipchoge im Ziel. Unterwegs verbesserte er auch den 30-km-Weltrekord mit 1:26:45 Stunden.
Mit 26:17,53 Minuten und 12:37,35 Minuten hält der Äthiopier Kenenisa Bekele seit 2005 bzw. 2004 die Weltrekorde über 25 sowie 12,5 Stadionrunden. Spätestens beim Berlin-Marathon 2016 bewies er auch auf der Straße seine volle Klasse. In 2:03:03 Stunden verpasste er den damaligen Weltrekord nur um sechs Sekunden. Drei Jahre später gelang in an gleicher Stelle das, was viele Experten ihm nicht mehr zugetraut hätten: Bekele stieß in die Sphären Kipchoges vor und siegte in 2:01:41 Stunden.
Wenn man als drittschnellster Läufer der Marathon-Geschichte nur als Zweiter ins Ziel kommt – dann handelte es sich um ein außergewöhnliches Rennen. Der Äthiopier Birhanu Legese lief am 29. September 2019 als Zweiter in Berlin mit 2:02:48 Stunden eine absolute Weltklasse-Zeit, die jedoch hinter Kenenisa Bekele nur zu Platz zwei reichte.
Zum zweitschnellsten Marathonläufer aller Zeiten machte sich der Äthiopier beim London-Marathon 2019. 18 Sekunden hinter Eliud Kipchoge überlief der Sieger des Dubai-Marathons 2018 nach 2:02:55 Stunden die Ziellinie.
Vier Jahre lang hielt der Kenianer Dennis Kimetto den Weltrekord über die 42,195 Kilometer. Als erster Mensch durchbrach er beim Berlin-Marathon 2014 die 2:03 Stunden und sorgte für den zehnten Weltrekord im Rahmes des Berlin-Marathons. Nach 61:45 Minuten für Hälfte eins konnte er mit 61:12 Minuten für die zweite Hälfte sogar nochmals beschleunigen.
Der Kenianer Geoffrey Mutai siegte 2011 beim Boston-Marathon in 2:03:03 Stunden. Damit lag er unter dem damaligen Weltrekord. Doch da die wellige Punkt-zu-Punkt-Strecke mit in Summe zu viel Gefälle nicht den Regularien zur Anerkennung eines offiziellen Weltrekords entspricht, galt diese Zeit nicht als neue Bestmarke. Dennoch machte sich Mutai damit zu einem der schnellsten Marathonläufer aller Zeiten - zumindest in unserem Ranking.
Nur drei Sekunden hinter dem Sieger Mutai kam sein kenianischer Landsmann Moses Mosop 2011 beim Boston-Marathon ins Ziel. Nach 2:03:06 Stunden stoppe die Uhr für ihn.
Wilson Kipsang bewies nicht nur bei seinem Marathon-Weltrekord von 2013, dass er zu den aller besten Läufern der Welt gehört. Viele Marathons absolvierte der Kenianer auf extrem hohem Niveau. Dazu gehören etwa Siege beim New York-, Tokio-, Berlin- oder London-Marathon. 2016 belegte er in persönlicher Bestzeit von 2:03:13 hinter Kenenisa Bekele den zweiten Platz beim Berlin-Marathon.
Der Kenianer Emmanuel Mutai lief 2014 - wo sollte es anders sein - auf den Straßen Berlins zu einer Weltklasse-Zeit. Problem dabei: Er Stand dabei im Schatten seines Landsmannes Dennis Kimetto, der 16 Sekunden vor seinen 2:03:13 Stunden im Ziel war und Weltrekord lief.
Der London-Marathon 2019 war ein Lauf der Superlative - mal wieder. Mit Eliud Kipchoge und Mosinet Geremew blieben erstmals zwei Läufer bei einem Rennen unter 2:03 Stunden. In demselben Rennen wurde der Äthiopier Mule Wasihin in 2:03:16 Stunden Dritter.
Der 13. Oktober 2019 war ein historischer Tag für den Marathonlauf der Frauen. Die Kenianerin Brigid Kosgei brach beim Chicago-Marathon den über 16 Jahre alten Weltrekord Radcliffes. Nach einem wahnsinnig erscheinenden Start ließ Kosgei ihre Kritiker mit jedem weiteren 5-km-Abschnitt leiser werden. Nach 66:59 Minuten für die erste Hälfte gelang es ihr, das Tempo nahezu bis ins Ziel aufrechtzuerhalten. Mit 2:14:04 Stunden pulverisierte die alte Bestmarke und machte sich zu schnellsten Marathonläuferin aller Zeiten. Fast sieben Minuten betrug bei ihrem Sieg der Vorsprung auf die Zweitplatzierte. Schon im Frühjahr ließ Kosgei mit ihrem Sieg beim London-Marathon in 2:18:20 Stunden aufhorchen.
Am 13. April 2003 gewann die Britin Paula Radcliffe den London-Marathon in unglaublichen 2:15:25 Stunden. Bereits ein Jahr zuvor war sie beim Chicago-Marathon einen neuen Weltrekord gelaufen. Sieben Goldmedaillen bei Welt- und vier bei Europameisterschaften machten sie zudem zu einer der größten Läuferinnen aller Zeiten - wenn nicht sogar zur aller größten.
2003 zu Zeiten von Paula Radcliffe liefen die Frauen zusammen mit den Männern. Mary Keitany stellte 2017 an gleicher Stelle den Weltrekord für reine Frauen-Rennen auf. Nach 2:17:01 Stunden war die Kenianerin im Ziel.
Die Kenianerin Ruth Chepngetich gewann 2019 den Dubai-Marathon in 2:17:08 Stunden und machte sich somit zu einer der aller schnellsten Marathonläuferin der Geschichte. Damit sorgte Dubai nicht zum ersten Mal neben Berlin und London für echte Weltklasse-Zeiten.
Die Äthiopierin Worknesh Degefa gewann den Boston-Marathon 2019. Doch bedeutend schneller war sie rund drei Monate zuvor in Dubai. Als Zweite lief sie nach 2:17:41 Stunden ins Ziel.
2008 lief Tirunesh Dibaba in Peking über 5.000 und 10.000 Meter zu Doppel-Olympia-Gold. 2012 wurde es Gold und Bronze. Zwei weitere Bronze-Medaillen von Athen bzw. Rio de Janeiro schmücken die Erfolgsbilanz der Äthiopierin. 2017 machte sie sich beim London-Marathon mit dem zweiten Platz in 2:17:56 Stunden zu einer der schnellsten Marathonläuferin aller Zeiten.
Die größten Marathons in Deutschland
Keine drei olympische Gold-Medaillen, dafür aber drei Berlin-Marathon-Siege kann die Kenianerin Gladys Cherono aufweisen. 2015, 2017 und 2018 war sie in der deutschen Hauptstadt nicht zu schlagen. 2018 gelang ihr das in 2:18:11 Stunden, womit sie den Streckenrekord um mehr als eine Minute verbessern konnte.
Zwei Jahre nach ihrem größten Erfolg als Olympia-Siegerin über 5.000 Meter in Rio de Janeiro siegte Vivian Cheruiyot beim London-Marathon 2018 in 2:18:31 Stunden. Zwischen 2009 und 2015 gewann die Kenianerin vier Mal WM-Gold über 5.000 sowie 10.000 Meter.
In 2:18:34 Stunden wurde die Äthiopierin Ruti Aga Zweite beim Berlin-Marathon 2018. Damit verpasste sie den Sieg um 23 Sekunden, blieb aber auch noch deutlich unter dem alten Streckenrekord.
Mit 2:18:47 Stunden lief die Kenianerin Catherine Ndereba den letzten Weltrekord vor Paula Radcliffe. Damit gewann die Olympia-Zweite von Athen und Peking über die Marathondistanz den Chicago-Marathon von 2001. Auch bei der Marathon-Weltmeisterschaft lief sie 2005 zu Silber, 2003 und 2007 sogar zu Gold.
Damit geht das ewige Duell zwischen Äthiopien und Kenia auf den Langstrecken im Marathonlauf der Männer in Sachen schnellste Läufer aller Zeiten sechs zu vier für Kenia aus. Bei den Frauen hat Kenia mit sechs zu drei ebenfalls die Nase vorne.
Während der Marathon-Weltrekord der Männer im aktuellen Jahrtausend gleich acht Mal verbessert wurde, war dies bei den Frauen nur vier Mal der Fall - die letzten beiden Male durch Paula Radcliffe und 2019 Brigid Kosgei. Den eigenen Weltrekord über 42,195 Kilometer zu verbessern, hatte bei den Männern in den letzten über 50 Jahre nur Haile Gebrselassie geschafft. 2008 lief der Äthiopier in Berlin 2:03:59 Stunden und somit 27 Sekunden schneller als ein Jahr zuvor an gleicher Stelle.
Sechs der zehn schnellsten Marathonläufer liefen ihre Bestzeit beim Berlin-Marathon, je zwei beim London- und Boston-Marathon. Damit unterstreicht Berlin einmal mehr seine Ausnahmestellung als Weltrekord-Strecke schlechthin. Unter den zehn schnellsten Frauen aller Zeiten stellten allerdings gleich fünf ihre Bestzeit beim London-Marathon auf. Je zwei gelang dies beim Berlin- und Chicago-Marathon und einer beim Dubai-Marathon.