2:03:03 Stunden war die Siegerzeit beim Berlin-Marathon 2016. Kenenisa Bekele aus Äthiopien gewann das Rennen mit einen fantastischen Endspurt und verwies den früheren Weltrekordhalter Wilson Kipsang aus Kenia auf den zweiten Platz. Bekele, 5.000- und 10.000-Meter-Weltrekordhalter, verbesserte seine Bestzeit um zwei Minuten und verpasste den aktuellen Weltrekord gerade mal um sechs Sekunden. Was für eine famose Leistung!
Einige Monate später erfuhr ich, dass es Bekele gelungen war, während des Laufs 945 Kilokalorien zu sich zu nehmen. Nur zum Vergleich: Eine Tiefkühlpizza hat über 100 Kalorien weniger. Bei internationalen Marathonläufen können die Top-Athleten alle fünf Kilometer ihre persönlichen Getränke entgegennehmen. Somit ergibt sich achtmal die Möglichkeit, Getränke beziehungsweise Nahrung zu konsumieren. Wie aber konnte es Bekele nur schaffen, so viel Energie zu sich zu nehmen, während er eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 2:55 Minuten pro Kilometer lief?
Viel Energie in wenig Flüssigkeit
Bekele wird sportmedizinisch im Rahmen eines Marathon-Projekts betreut, das sich „Sub2H“ nennt und von dem britischen Sportmediziner Professor Yannis Pitsiladis von der Universität Brighton geführt wird. Mitarbeiter des Projekts sammelten die Flaschen, die Bekele während des Laufs genommen hatte, wieder ein und bestimmten anhand der verbliebenen Restmenge die aufgenommene Flüssigkeit. Bekele hatte fast 1,5 Liter getrunken, das sind etwas weniger als 190 Milliliter pro Getränkestation. Doch was war in den Flaschen und was unterschied sein Sportgetränk von all den anderen? Diese Fragen beschäftigten mich, und so machte ich mich auf den Weg ins schwedische Göteborg, um dieses Geheimnis zu lüften. Ich besuchte die Inhaber des schwedischen Start-ups Maurten, die das Getränk entwickelt und es Pitsiladis und seinem Marathon-Projekt zur Verfügung gestellt haben.
Die Tücken herkömmlicher Wettkampfverpflegung
Herkömmliche Gels und Getränke können zu Problemen führen, die wohl schon fast jeder Läufer am eigenen Leib erfahren hat. Das sind die typischen Probleme:
Gastrointestinale Probleme
Sportgetränke enthalten hohe Mengen an Zucker und Maltodextrin und haben daher eine sehr hohe Osmolarität. Diese führt zu einer Dysbalance im Magen und kann zu Stechen in der Magengegend, Übelkeit und Erbrechen führen.
Zahnprobleme
Zahlreiche Gels und Getränke haben einen sehr niedrigen pH-Wert, was zur Folge hat, dass sie die Zähne stark angreifen. Vor allem bei starker Mundatmung werden die Zähne trocken und der Zahnschmelz wird angreifbar. Läufer, die Gels nutzen, sollten dazu ihren Zahnarzt befragen!
Geschmack, Textur und Energiewert
Etliche Gels lösen sich nur schlecht in Wasser auf und schmecken unverdünnt eher unangenehm. Außerdem enthält ein Standard-Gel gerade einmal 100 Kalorien.
Schnellere Energiebereitstellung
Wegen der hohen Osmolarität im Magen verzögert sich der Weitertransport in den Dünndarm, wo der Zucker schließlich aufgenommen werden soll. Daher setzt die erwünschte Wirkung erst später ein, zudem wird der Magen unnötig lange beansprucht und entsprechend stark belastet.
Die Lösung
Um diese Probleme zu umgehen, so die Überlegung der Schweden, muss man dafür sorgen, dass der Magen mit den verschiedenen Zuckern gar nicht erst in Berührung kommt. Sprich: Er muss im Magen praktisch eingekapselt werden, sodass es erst gar nicht zu den beschriebenen unerwünschten Reaktionen kommen kann.
Alginat macht den Unterschied
Für diesen "Einkapselungsmechanismus“ verwendetet das Unternehmen Maurten Alginat, ein Salz der Alginsäure, welches aus Braunalgen gewonnen wird und in der Lebensmittelindustrie schon seit Jahren als Verdickungs- und Geliermittel Verwendung fndet. Durch die Magensäure wird das Alginat aktiviert, und der Drink nimmt sofort eine gelähnliche Struktur an. Der Zucker ist nun mit einer sehr dünnen Schicht überzogen, sodass der Magen keine starken Reaktionen zeigt. Durch den schnellen Weitertransport in den Dünndarm und die entsprechende Änderung des pH-Werts von sauer zu basisch bricht die Kapselstruktur auf und gibt den Zucker genau dort frei, wo er benötigt wird, also im Dünndarm. Und da Fructose und Maltodextrin verwendet werden, steigt der Blutzuckerspiegel nicht schlagartig an. Die Idee ist simpel und bisher einzigartig!
Energie im Getränk spart Kohlenhydrat-Diät
Ich bin bei meinen beiden Marathons in Frankfurt mit sehr wenig Verpflegung gelaufen, trank nur 250 Milliliter Wasser und etwa 50 Milliliter Cola. Durch meinen strikten Ernährungsplan und die langen Trainingsläufe gelang es mir, meinen Körper auf diese extreme Situation einzustellen. Doch diese Art von Vorbereitung kostet Substanz und ist nicht für jeden Läufer geeignet. Eine Low-Carb-Diät ist zudem auf Dauer eine sehr kraftraubende Angelegenheit. Spätestens ab einer Laufzeit von 2:20 Stunden muss über die Nahrungsaufnahme nachgedacht werden. Eine Verpflegung mit herkömmlichen Getränken stand für mich nie zur Diskussion, weil ich mit den bekannten Nebenwirkungen zu kämpfen hatte.
Seit zwei Monaten teste ich den Drink von Maurten. Das neue Sportgetränk hat gerade mal fünf Zutaten, nämlich Alginate, Fructose, Maltodextrin, Pektin und Kochsalz. Das Pulver des Sport Mix 160 wird in 500 Milliliter Wasser aufgelöst und enthält, wie es der Name schon vermuten lässt, 160 Kalorien. Der Sport Mix 320 stellt auf 500 Milliliter Wasser die doppelte Energiemenge bereit. Damit erklärt sich auch die große Energiemenge, die Kenenisa Bekele während des Berlin-Marathons aufgenommen hat: Er trank circa 1,5 Liter des Sport Mix 320 – insofern ist es kein Wunder, dass er die letzten zwei Kilometer in 5:32 Minuten laufen konnte.
Das Eigenexperiment
Die Flüssigkeit lässt sich gut trinken, schmeckt etwas süßlich und hinterlässt keinen unangenehmen Nachgeschmack. Ich begann mit dem Sport Mix 160 und trank davon einen Liter bei Intervallläufen auf der Bahn während meiner Pausen. Selbst bei schnellen 400-Meter-Intervallen rief der Drink keine Magenprobleme hervor. Für mich ergeben sich mit diesem Sportgetränk also ganz neue Möglichkeiten in der Wettkampfverpflegung. Mal abwarten, ob ich auch die entsprechenden Ergebnisse abliefere.
Autor: Arne Gabius
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