Laufschuh-Lexikon
Alles, was Sie über Laufschuhe wissen müssen

Das RUNNER’S-WORLD-Laufschuhlexikon erklärt die wichtigsten Laufschuh-Fachbegriffe von A bis Z.
Laufschuh in Gold
Foto: Christian Lohfink

Wenn die Rede von Supination, Traktion, Rückfuß und Überpronation ist, verstehen Sie nur Bahnhof? Hier kommt Abhilfe: Unser Laufschuh-Lexikon erklärt die wichtigsten Fachbegriffe rund um das Thema Laufschuhe.

Abrollverhalten

Ausdruck für die Gesamtheit der individuellen Eigenschaften entweder des menschlichen Fußes oder aber eines Laufschuhs, die den Bewegungsablauf des Fußes zwischen dem Moments des Aufsetzens auf dem Boden (Landung) und dem Abdrücken von selbigem beeinflussen.

Abrieb

Verschleiß an der Laufsohle, meist am stärksten in dem Bereich, in dem der Fuß den Boden zuerst berührt sowie unter dem großen Zeh, wo die Abrollbewegung endet und der Fuß sich vom Boden abstößt. Am Abrieb kann ein guter Verkäufer im Laufschuh-Fachgeschäft erkennen, wie Sie laufen, und Ihnen anhand von Besonderheiten Ihres Abrollverhaltens einen entsprechenden Laufschuh empfehlen. Nehmen Sie also Ihre alten Laufschuhe mit zum Schuhkauf.

Außensohle

Auch Laufsohle genannt. Äußerer Teil der Sohle, der beim Laufen direkten Kontakt zum Boden hat. Die Außensohle ist je nach Ausrichtung des Schuhmodells entweder besonders hart und abriebfest oder für bessere Rutschfestigkeit oder einen weicheren Auftritt aus weicherem Gummi geformt, das dann aber auch schneller verschleißt. Flex-Kerben gerade in einer härteren Außensohle erhalten die Flexibilität und die Ausgestaltung des Sohlenprofils beeinflusst die Griffigkeit auf unterschiedlichem Terrain.

Bewegungskontrollschuh

Ein Schuh mit in die Zwischensohle eingearbeiteten oder außen am Schuh Elementen zur Bewegungskontrolle, die den Fuß während des Abrollens führen und unerwünschte Seitwärtsbewegungen wie etwa zu starkes Einknicken reduzieren. Es gilt aber: Der Schuh sollte nur dann stabilisieren und führen, wenn der individuelle Laufstil des Läufers dies auch wirklich erfordert. Letztlich muss jeder Läufer dies für sich herausfinden. Bewegungskontrollschuhe werden auch Stabilschuhe genannt.

Damen- und Herrenmodelle

Beinahe alle Laufschuhe gibt es in unterschiedlichen Versionen für Frauen und Männer. Der Grund dafür – abgesehen von der Optik – sind Unterschiede in der Anatomie: Frauen sind im Schnitt kleiner als Männer – und das gilt auch für ihre Füße. Entscheidend für die Passform des Laufschuhs ist aber nicht nur die Länge des Fußes, die sich in der Schuhgröße widerspiegelt. Betrachtet man gleich lange Füße von Männern und Frauen, so sind die Gliedmaßen der Frauen im Schnitt weniger voluminös sowie an Ferse und Spann schmaler. Ein Frauenschuh sollte daher auf einem eigenen Leisten aufgebaut sein.

Dämpfung

Die dämpfenden Eigenschaften eines Laufschuhs sollen die Wucht des Aufpralls bei jedem Laufschritt reduzieren, um die Belastung der Gelenke zu minimieren und einer vorzeitigen Ermüdung vorzubeugen. Dazu werden entweder einzelne Dämpfungselemente unterschiedlicher Härtegrade miteinander kombiniert oder die ganze Zwischensohle aus einem Material gegossen, geschnitten oder geschäumt.

Einlage

Die anatomisch dem Fuß angepasste Einlage oder Einlegesohle verbessert die Passform und erhöht den Komfort für den Fuß. Oft in mehreren Schichten aufgebaut, sorgt die oberste für eine Klimaregulierung, die unteren stützen den Fuß und dämpfen den Aufprall. Feuchtigkeitsabsorbierende Materialien saugen den Schweiß auf. Orthopädische Einlagen können die vom Schuhhersteller mitgelieferte Einlage ersetzen und individuelle Haltungsfehler des Fußes ausgleichen.

EVA

Abkürzung für Ethylen-Vinyl-Acetat-Polymer. Ein sehr leichter Kunststoff, der in Laufschuhen seit Jahrzehnten als Zwischensohlenmaterial verwendet wird. EVA hat gute Dämpfungseigenschaften, die aber schnell nachlassen. Deshalb verwenden die Hersteller zusätzlich spezielle Dämpfungssysteme etwa Luftpolster- oder Gel-Elemente.

Fersenkeil

Dämpfungselement unter der Ferse, das meist in die Mittelsohle integriert ist. Durch die leichte Erhöhung wird die Achillessehne entlastet. Ein Fersenkeil bewirkt meist eine größere Sprengung.

Fersenläufer

Läufer, die beim Laufen zuerst mit der Ferse den Boden berühren (vergleiche: Mittelfußaufsetzer) und dann über die ganze Länge des Fußes abrollen. Vgl. auch: Abrollverhalten.

Flexkerben

Kerben in der Außensohle, die durch ihre speziellen Anordnung die Flexibilität der Sohle erhöhen bzw. verhindern, dass diese durch die Härte des Außensohlenmaterials zu unflexibel wird.

Gel-Element

Eine Gel-Dämpfungseinheinheit oder ein Gel-Element ist Bestandteil der Mittelsohle. Es sorgt in erster Linie für eine bessere Dämpfung bzw. mehr Komfort und gilt zudem als langlebig und dauerelastisch – anders als EVA. Gel-Elemente kommen vor allem bei den Laufschuhen des japanischen Herstellers Asics zum Einsatz.

Härtegrad

Der Härtegrad bezeichnet die Festigkeit des Zwischensohlenmaterials. In einer EVA-Sohle werden meist an verschiedenen Stellen unterschiedliche Härtegrade eingesetzt – je nachdem, welche Aufgabe der einzelnen Zone der Sohle im Abrollvorgang zukommt.

Kragen

Siehe Schuhkragen.

Lasche

Siehe Zunge.

Laufsohle

Siehe Außensohle.

Leisten

Eine Art Gussform aus Holz, Kunststoff oder Metall, die der Form eines menschlichen Fußes nachempfunden ist und zum Bau von Schuhen verwendet wird. Das Schuhoberteil (der „Schaft“ bzw. beim Laufschuh das textilene Obermaterial) wird direkt auf das dreidimensionale Fußmodell montiert bzw. darübergezogen und anschließend mit der Sohle verbunden.

Man unterscheidet zwischen geraden, leicht und stark gebogenen Leistenformen. Beim geraden Leisten ist die zur Körpermitte hin gelegene mediale Seite des Schuhs gerade gebaut, damit die Fußinnenseite besser gestützt wird als bei einem gebogenen Leisten. Ein Schuh mit gebogenem Leisten ist dagegen flexibler und eignet sich für Läufer ohne Fußprobleme.

Jeder Hersteller nutzt eigene Leistenformen, weshalb Schuhe gleicher Größe von unterschiedlichen Herstellern völlig verschiedene Passformen aufweisen können. Die Leistengrößen sind nicht genormt.

Leistenform

Um verschiedenen Fußformen gerecht zu werden, werden verschiedene Leistenformen hergestellt, wobei es keine Definition gibt, die die Unterschiede beschreibt. Schuhe mit „gebogenem“ Leisten eignen sich oft eher für Läufer mit hohem Rist oder Hohlfuß, aber auch für Mittelfußaufsetzer. Schuhe mit geradem Leisten eignen sich oft eher für Läufer mit flachem Fußgewölbe, Senkfuß, Plattfuß oder auch für Fersenläufer.

Löschblatt-Test

Ein nasser Fußabdruck auf einem Löschblatt lässt Rückschlüsse auf das Aufsetzverhalten und die benötigte Schuhkategorie zu: Ein niedriges Fußgewölbe ist oft verbunden mit einer Neigung zur Überpronation. Stabilere Schuhe sind in diesem Fall oft besser. Ein hohes, steifes Fußgewölbe erfordert mehr Dämpfung im Mittel- und Vorfußbereich und flexiblere Schuhe. Entscheidend ist aber letztlich, mit welcher Art von Schuhen man persönlich am besten zurechtkommt.

Mediale Seite

Als die mediale Seite bezeichnet man die Fuß- bzw. Schuhinnenseite.

Mittelfuß

Der Mittelfuß ist der Teil des Fußes zwischen Ballen und Ferse, in dem das Fußgewölbe und der Rist bzw. Spann sitzen.

Mittelfußaufsetzer

Wenn bei einem Läufer nicht die Ferse, sondern der Mittelfußbereich zuerst den Boden berührt, spricht man von einem Mittelfußaufsetzer.

Mittelsohle

Die Mittelsohle ist das Herzstück des Laufschuhs; oft wird auch von der Zwischensohle gesprochen. Ihre speziellen Eigenschaften sind die wichtigsten Kennzeichen eines Laufschuhs, denn sie sind maßgeblich für Dämpfung, Stabilität und Abrollkomfort des Schuhs verantwortlich. Die Mittelsohle ist mit dem Obermaterial und der Außensohle verbunden. Die Dämpfungseigenschaften der Mittelsohle sind wiederum stark abhängig vom Mittelsohlen- oder Dämpfungsmaterial.

Neutralschuh

Als Neutralschuh wird ein Laufschuh ohne Pronationskontrolle und mit guten Dämpfungseigenschaften für Normalfußläufer bezeichnet. Der Neutralschuh wird oft auch als Dämpfungsschuh bezeichnet.

Normalfußläufer

Läufer, die Füße mit einem normalen oder neutralen Fußgewölbe haben und ein „natürliches“ oder durchschnittliches Pronationsverhalten aufweisen.

Pronation

Ein Begriff aus der Biomechanik, der ein normales, unwillkürliches Bewegungsmuster des menschlichen Fußes beim Abrollen bezeichnet: In dem Moment, in dem der Fuß des Läufers den Boden berührt, dreht dieser sich blitzschnell und kaum merklich um seine Längsachse nach innen. Diese Einwärtsdrehung, die in einem leichtem vertikalen Einknicken resultiert, ist eine natürliche Dämpfungsbewegung des Körpers zur Kompensation der Aufprallkräfte beim Laufen. Die Wissenschaft konnte nie definieren, welches Maß an Pronation als normal zu gelten hat und ab wann eine Überpronation einsetzt. Zudem ist hochgradig umstritten, ob es überhaupt sinnvoll ist, den Fuß in seiner natürlichen Bewegung einzuschränken. Von daher gilt das gesamte Konzept der Pronation bzw. der Pronationsstützen als überholt.

Pronationsstütze

Stabilitätselement an der Innenseite des Schuhs, das eine übermäßig starke Pronation („Überpronation“) verhindern soll.

PU

Abkürzung für Polyurethan-Schaum, der als Dämpfungsmaterial in der Mittelsohle verwendet wird. Polyurethan ist ein Kunststoff, der im Vergleich zu EVA deutlich haltbarer, aber auch relativ schwer ist.

Rocker

Begriff für eine noch relativ neue Konstruktionsart von Laufschuhen bzw. deren Mittelsohle. Abgeleitet aus der Welt der Alpinski, obwohl es die Konstruktion bei Schuhen und auch bei Laufschuhen schon länger gibt: Gegenüber der klassischen „Brettform“ mit aufgebogener Schaufel vorn ist bei heutigen Skiern die Vorspannung des Materials meist so justiert, dass der am Boden liegende Ski nicht plan aufliegt und sich auch nicht etwa in der Mitte vom Boden abhebt, sondern im Gegenteil nur in der Mitte aufliegt. Spitze (Schaufel) und Skiende zeigen leicht nach oben.

Ähnlich verhält es sich bei Laufschuhen, die nach dieser Art konstruiert sind: Die Sohle ist an Ferse und Spitze oder im gesamten Vorfußbereich nach oben gebogen, ähnlich wie bei einem Schaukelstuhl (englisch: rocker). Diese gebogene Sohlenform soll einen dynamischeren Laufstil unterstützen, indem sie das Abstoßen vom Boden forciert. Manche Schuhentwickler sind fest überzeugt, dass dadurch in der Abrollbewegung in nicht unerheblichem Maß Energie gespart wird. Von der Rockerkonstruktion profitieren vor allem Fersenläufer, also Läufer, die mit der Ferse und nicht mit dem Mittelfuß zuerst auf dem Boden aufsetzen.

Rückfuß

Der gesamte hintere Teil des Fußes. Die meisten Läufer landen auf dem Rückfuß, zumindest beim Dauerlauf. Sie werden – im Gegensatz zu Vorfußläufern – als Rückfuß- oder Fersenläufer bezeichnet.

Schuhkragen

Analog zum Mantel- oder Hemdkragen wird mit dem Schuhkragen der Abschluss des Obermaterials rund um das Fußgelenk bezeichnet. Das Obermaterial ist hier oft weicher gepolstert, damit es auf der Haut nicht scheuert. Der Sitz des Schuhkragens wird durch die obersten Ösen der Schnürung an den Fuß angepasst.

Sprengung

Der Begriff Sprengung bezeichnet den Höhenunterschied zwischen Rück- und Vorfuß im Schuh bzw. den Unterschied in der Bauhöhe der Sohle zwischen Fersen- und Ballenbereich. Der in Millimetern gemessene Wert gibt also Aufschluss über den Neigungswinkel der Sohle. Bei einem Flip-Flop, dessen Sohle aus einer durchgängig dünnen Schaumstoffschicht besteht, wäre die Sprengung gleich null. Je höher der Absatz unter der Ferse, je höher also die Ferse im Schuh gegenüber dem Vorfuß angehoben wird, desto größer ist die Sprengung.

Bei klassischen Trainings-Laufschuhen ist die Sprengung in der Regel größer (rund 8 bis 14 Millimeter), bei leichten Trainings- und Wettkampfschuhen, aber auch vielen flacher gebauten Trailschuhen, die für den reinen Geländeeinsatz konzipiert sind, geringer: Hier liegt die Sprengung in den meisten Modellen bei unter acht Millimetern. Die Unterschiede variieren also je nach Einsatzgebiet und -zweck des Schuhs, aber auch nach Hersteller-Philosophie. Einen „Idealwert“ für die Sprengung gibt es nicht.

Stabilschuh

Ein Schuh mit integrierter Pronationsstütze, bei dem die Zwischensohle aus unterschiedlich harten Materialen besteht, sodass er an der Innenseite härter gedämpft ist. Stabilschuhe werden bei Überpronation getragen. Siehe auch Bewegungskontrollschuh.

Supination

Bei diesem Abrollverhalten des Fußes ist die natürliche Pronationsbewegung des Fußes zu wenig ausgeprägt. Im Gegensatz zur Pronation hebt sich bei der Supination oder Unterpronation der innere Fußrand, während der äußere sich gleichzeitig senkt. Es gibt nur wenige Läufer, die ein solches Abrollverhalten aufweisen.

Schuhe von Supinierern weisen einen stärkeren Abrieb an der Außenseite der Laufsohle auf. Da die Supination bei weitem nicht so verbreitet ist wie die Überpronation, gibt es kaum Schuhe mit einer Verstärkung im äußeren Bereich. Supinierer sind mit einem Neutralschuh am besten beraten, eine Stütze an der Innenseite ist nicht zu empfehlen.

Traktion

Bezeichnung für die Fähigkeit eines Laufschuhs, durch ein geeignetes Sohlenprofil und eine gute Gummimischung die Dynamik und Kraft des Laufschritts auf befestigten oder unbefestigten Wegen in Vorwärtsbeschleunigung umzusetzen. Außensohlen mit guter Traktion werden vor allem bei Trailschuhen als besonderes Kennzeichen herausgehoben. Spezielle Gummimischungen sorgen andererseits auf Wegen mit befestigter Oberfläche wie Asphalt oder Beton für guten Grip auch bei Nässe.

Überpronation

Bezeichnung für das übermäßige Einknicken des Fußes nach innen in der Abrollbewegung. Vergleiche: Pronation. Eine Überpronation liegt vor, wenn der Fuß beim Aufprall zu stark nach innen einknickt. Dies wird von stabilen Laufschuhen durch eine Pronationsstütze vermindert. Die Stütze erkennen Sie meist an einer anderen Farbe der Mittelsohle an der Fußinnenseite des Schuhs, oft grau oder dunkel. Erkennbar ist eine Überpronation am leichtesten am stärkeren Abrieb an der Innenseite der Sohle Ihrer alten Laufschuhe.

Unterpronation

Siehe Supination.

Vorfuß

Der vordere Teil des Fußes, also Fußballen und Zehen. Sogenannte Vorfußläufer landen beim Aufprall auf dem Vorfuß statt auf Mittelfuß oder Ferse. Eine manchmal empfohlene Umstellung von Fersenläufern auf den Vorfußlaufstil kann Überlastungen hervorrufen und ist daher nicht zu befürworten. Beim schnellen Laufen oder Sprinten laufen auch Läufer auf dem Vorfuß, die sonst zuerst mit der Ferse aufkommen.

Zehenbox

Vorderer Teil des Schuhs. Wegen des Greif-Spreiz-Reflexes beim Abrollen muss die Zehenbox geräumig genug sein, um den Zehen auch im Moment des Auftretens genug Platz zu bieten. Ist sie jedoch zu breit, schwimmt der Fuß im Schuh und die Haut bekommt Blasen.

Zunge

Die Lasche ist das gepolsterte, zungenförmige mittlere Teil des Obermaterials, das über dem Fußrücken unter der Schnürung des Schuhs liegt und den Druck der Schnürung möglichst gleichmäßig verteilt.

Zwischensohle

Die Zwischen- oder Mittelsohle befindet sich zwischen der Innensohle und der Außen- oder Laufsohle. Sie besteht in der Regel aus PU oder EVA und dient der Dämpfung der Aufprallkräfte beim Landen. Dazu werden oft zusätzliche Dämpfungselemente wie Luft- und Gelkissen in die Zwischensohle eingearbeitet.

Alles gelesen? Dann kennen Sie sich nun bestens aus für den Laufschuhkauf. Was Sie dabei sonst noch beachten sollten, damit Sie das richtige Modell für Ihre Ansprüche finden, lesen Sie hier: