- Der konstruktionstechnische Kniff von True Motion
- Das U und U-Shape
- Laufeindruck
- Stabilität durch U-Tech
- Gute Nachricht: Passform verbessert
- Fazit:
Hier bestellen: Frauenmodell oder Männermodell
Die junge Geschichte des Nevos begann im Sommer 2019, als das erste Modell der kurz zuvor gegründeten Marke True Motion in einige ausgewählte Geschäfte kam. Der Hersteller hat seine Wurzeln nicht etwa in den USA (Brooks, New Balance, Nike) oder in Japan (Asics, Mizuno) oder im Frankenland (Adidas, Puma), also einem der weltweiten Entwicklungszentren für Laufschuhe, sondern – und jetzt wird es interessant – in Köln und in Münster. Und mittlerweile hat True Motion, das ist mehr als beachtlich, über 100.000 Laufschuhe verkauft. Der Nevos wurde überarbeitet, nennt sich deshalb jetzt U-TECH Nevos next gen, was für die Next Generation steht, die nächste Generation.

Der konstruktionstechnische Kniff von True Motion
Der neue Nevos sieht nicht besonders spektakulär aus wenn man sich den Schuh von oben anschaut. Das ändert sich, wenn man den Schuh dreht und von unten betrachtet. Denn statt einer durchgängigen Außensohleneinheit ist da ein hufeisenförmiger, etwa Gartenschlauch-dicker Gummiwulst, der sich um die Fersenpartie des Schuhs legt und bis in den Mittelfußbereich vorreicht; die Hufeisen-Form ist allerdings nach vorne geöffnet, nicht nach hinten, wie beim Pferd. Und in der Mitte der Sohle, also direkt unter der Ferse, da ist: Nichts. Da, wo „normale“ Laufschuhe in der Vergangenheit und bis heute mit ausgeklügelten Elementen, High-Tech Komponenten oder schlicht Luftkissen den Aufprallschock des Läufers beim Aufkommen dämpften, da haben True Motion-Laufschuhe ein gähnendes Loch, umgeben von der Hufeisenkonstruktion aus U-Foam, wie der Hersteller seine ihm eigene Schaumstoffkreation nennt. Sie besteht aus einer hochmodernen TPU-Verbindung, die die ganz neue Generation der Komfort-Laufschuhe begründet haben.
Ohne die energetischen und reaktiven Qualitäten des „U-Foam“ wäre die Konstruktion und die Laufeigenschaften des Nevos nicht zu realisieren. Bei der hufeisenförmigen True Motion-Konstruktion geht es darum, Kraftansatzpunkte und Hebelarme zu vereinen: Die Sohle des Schuhs soll für den biomechanischen Bewegungsablauf des Körpers arbeiten, nicht dagegen. Exkurs: Lange Jahre dachte man – von namhaften Biomechanikern unterstützt – es gäbe fürs Laufen einen perfekten Bewegungsablauf. Die so genannte Überpronation, die man allenthalben bei Läufen auf dem Laufband per Videoanalyse beobachten konnte, galt es abzustellen oder zu verhindern. Dazu wurden steife Laufschuhkonstruktionen geschaffen, um Stützelemente und verschieden dichte Materialien in der Mittelsohle bereichert. Dann gab es in der Biomechanik, das ist noch gar nicht so lange her, einen sogenannten Paradigmenwechsel. Man fand nämlich heraus, dass man sich geirrt hatte. Am Anfang der Markengeschichte stand sozusagen ein biomechanischer Irrtum, den True Motion mit seiner Konstruktion widerlegte. Auslöser war die Beobachtung, dass jahrzehntelange Forschung und Laufschuhentwicklung nichts gebracht hatten – jedenfalls in punkto Verletzungsvermeidung. Läufer waren nach dreißig und mehr Jahren Laufschuhentwicklung nicht weniger häufig verletzt als ohne das ganze technische Gedöns. Die Entwicklung war also irgendwo in die falsche Richtung abgebogen. Mit der ganzen Überpronationsgeschichte jedenfalls schien man biomechanisch nicht ganz richtig gelegen zu haben; führende Biomechaniker waren hier durchaus selbstkritisch.

„Beseitigen wir die Ursache für unphysiologische Belastungen“, fordert Professor Gert-Peter Brüggemann – er ist einer der beiden True Motion-Gründer und der Entwickler aus Köln. Als früherer Leiter des Biomechanik-Forschungsinstituts an der Sporthochschule Köln und Gründer eines eigenen Biomechanik-Instituts hat er eine ganze Reihe von Untersuchungen angestellt, die ihn schließlich zusammen mit Andre Kriwet – er ist der Entwickler aus Münster – auf den Weg gebracht haben zur Entwicklung einer neuen Laufschuh-Philosophie, die sie mit ihrer Marke „True Motion“ in die Realität umgesetzt haben.
Das U und U-Shape
Dabei berücksichtigt die U-förmige Konstruktion von True Motion, dass jeder Läufer etwas anders läuft – und der Kraftansatzpunkt nie genau gleich ist. Das Vorbild für die U-Shape-Konstruktion liefert deshalb die Biologie, erklärt es Brüggemann, besser gesagt die Konstruktion des menschlichen Fersenbeins: Dieser harte Knochen an der Ferse ist von Weichteilen umgeben und in ein ringförmiges Fettpolster gebettet; sicher wie ein zartes Ei im Eierbecher. Und beim True Motion-Schuh wird diese geniale Erfindung der Natur fortgedacht, die U-Tech-Lösung ist wie ein Last-Verteiler. Sie bringt die beim Laufschritt auftreffende Kraft in die Mitte. Somit sollen Fehlbelastungen minimiert werden und der Druck auf Achillessehne, Knie und Hüfte physiologischer wirken. Soweit die Theorie, die durchaus schlüssig wirkt.

Laufeindruck
Ein Großteil aller Läufer setzt tatsächlich mit der Ferse zuerst auf; mittelfuß- oder gar Vorfußläufer sind unterrepräsentiert. Und bei Fersenläufern wird die True Motion-Theorie tatsächlich in die Praxis umgesetzt, hier zeigt sich: Der U-TECH Nevos next gen funktioniert. Das äußerst sich als komfortables, unbeschwertes Laufgefühl. Der erste Laufeindruck ist sehr komfortabel, „der Abrollvorgang wird äußerst sanft eingeleitet“, berichtet ein Testläufer, der ein typischer Fersenaufsetzer ist und im Vergleich zum Vorgängermodell ergänzt: „Kaum zu glauben, dass es sich um das gleiche Modell handelt!“ Denn der Dämpfungskomfort ist spürbar gesteigert, durchaus deutlicher, als die 14% mehr Dämpfung, die True Motion verspricht. Ein Testläufer schwärmt, „die hufeisenförmige Dämpfung unter der Ferse ist ein Gedicht.“ „Den zusätzlichen Dämpfungsschaum im überarbeiteten Modell merkt man deutlich“, so ein anderer Testläufer, der auch im Vorgängermodell gelaufen ist, „vor allem im Vorfußbereich“. Gerade in dem Punkt wurde der erste Nevos noch kritisiert – dass er für Mittel- und Vorfußläufer deutlich weniger Komfort biete. Optimiert wurde auch die Außensohle; beim ersten Nevos konnten wir relativ frühen Verschleiß an der Fersen-Aufsatzzone feststellen. Das neue Material macht einen solideren Eindruck – ohne dass bislang ausreichend Testerfahrungen zur Haltbarkeit feststellbar sind.
Auf das Gesamtgewicht haben sich die Optimierungen beim Schuh jedoch kaum ausgewirkt, der U-TECH Nevos next gen wiegt moderate 280 Gramm in Männergröße US 9,5 und 240 Gramm in der Frauenversion; ein im Test befindlicher Schuh in Herrengröße US 11 kam auf exakt 300 Gramm – ein guter Wert angesichts des gebotenen Dämpfungskomforts.

Stabilität durch U-Tech
Nach den Empfehlungen der Testläufer ist der Nevos für Fersenläufer sehr gut geeignet – Dämpfung und Konstruktion des Schuhs funktionieren sehr komfortabel und funktionell. Bei Mittelfußläufern ist der Dämpfungseffekt gegenüber dem Vorgängermodell gesteigert, aber nach wie vor geringer als für Fersenläufer – hier gibt es komfortablere Optionen. Aber für Fersenläufer ist der U-TECH Nevos next gen auch deutlich „stabiler“, so beschreiben es die Testläufer. Der Schuh ermöglicht einen individuellen Abrollvorgang des Fußes. Die Motion-Bridge in Verbindung mit der U-Tech-Konstruktion wirkt durchaus stabilisierend – „ich spüre die Stabilisierung“, resümiert ein Testläufer stellvertretend, „ohne das Gefühl zu haben, einen ausgesprochenen Stabilitätsschuh zu tragen.“
Gute Nachricht: Passform verbessert
Die zweite große Überarbeitung beim Nevos betrifft die Passform: War die erste Version noch im Vorfußbereich eher schmal, für Läufer mit breiteren Füßen war da zu wenig Platz, ist der Nevos next gen jetzt spürbar geräumiger. Der Fersenhalt ist nach wie vor sehr gut, und auch im Mittelfuß sitzt der Schuh prima und bietet sehr guten Halt. Nach wie vor ist der erste Trageeindruck bei der Anprobe durchaus etwas speziell und relativiert sich dann bei den ersten Laufschritten. Hintergrund: Die Sprengung des Schuhs beträgt 10 mm, also der Rückfuß steht 10 mm höher im Schuh als der Vorfuß (absolut: 24 Millimeter zu 14 Millimeter). Der Wert reduziert sich aber beim Laufen, wenn der der Dämpfungsschaum unter dem Rückfuß durch die Belastung zusammengedrückt wird. True Motion behauptet, dass die Sprengung dann bis auf 0 mm reduziert wird. Von Testläufern wird die Sprengung gleichwohl als gering empfunden, allerdings macht auch hier wieder der Fußaufsatz einen Unterschied: Mittelfußaufsetzer spüren bisweilen eine höhere Sprengung als Fersenläufer.

Fazit:
Die beiden wesentlicheren Verbesserungen haben dem U-TECH Nevos next gen sehr gut getan: Der Schuh ist in der Zehenbox deutlich geräumiger. Und die Dämpfung der Mittelsohle ist spürbar komfortabler. Der Nevos next gen eignet sich damit für ein deutlich breiteres Einsatzspektrum – und vor allem für eine breitere Zielgruppe. Am besten geeignet ist der Schuh für leichte bis mittelschwere Läufer – und insbesondere für Fersenläufer. Sie kommen in den Genuss einer funktionierenden Dämpfung und eines Abrollkomforts, der sich an die individuellen Bedürfnisse anpassen kann. Der Nevos korrigiert keine Fußfehlstellungen: er ist ein Neutralschuh im positiven Sinne – nämlich so, dass er den jeweiligen individuellen Abrollvorgang eines Läufers ermöglicht. Das U-Tech-Konzept wirkt dabei durchaus etwas stabilisierend. Das ideale Einsatzgebiet für den Schuh sind kürzere bis mittellange Dauerläufe bei ruhigem bis etwas flotterem Tempo. Positiv: Läuferinnen und Läufer, denen der erste Nevos noch zu schmal geschnitten war, können den U-TECH Nevos next gen mit seinem geräumigeren Vorfußbereich jetzt für sich in Betracht ziehen.
- Preis: 150 €
- Gewicht: 280 g (US 9,5 M); 240 g (W)
- Sprengung: 10 mm
- Hier bestellen: Frauenmodell oder Männermodell