Hier direkt bestellen: Frauenmodell oder Männermodell
Manchen Schuhen sieht man ihre Bestimmung einfach an, und der Adidas Terrex Agravic Pro gehört zu diesen Modellen. Der Trailschuh ist mit einem hohen Schaft gearbeitet, der oberhalb des Fußgelenks abschließt. Dank Stretchmaterial schließt der Schuh hier am Bein, beziehungsweise der Socke dicht ab - wie eine Gamaschenkonstruktion, sodass keine Steinchen in den Schuh kommen. Das gesamte Obermaterial ist aus festem, sehr robust wirkendem Garn gearbeitet, das Schmutz und Feuchtigkeit abweist. Gut: Es ist laut Hersteller zu mindestens 50 % aus recyceltem Polyester (Parley Ocean Plastic).
Raster-Schnürsystem
Auffällig ist der seitlich außen auf dem Fuß platzierte Drehknopf für das Boa-Schnürsystem. Der in Raststufen justierbare Drehverschluss zieht ein feines, extrem belastbaren Seil enger, das durch Seilführungen in der Lasche geführt wird. Das Upper hat zusätzlich abriebfeste Overlays, die den Fuß schützen und den Schuh strapazierfähiger machen. Die Mittelsohle besteht aus dem Adidas-eigenen Lightstrike-Dämpfungsschaum, die Sprengung beträgt 4 Millimeter. Ergänzt wird die Trailkonstruktion des Agravic Pro durch eine Continental-Gummiaußensohle mit typisch grobem Trailprofil.

Trageeindruck: Sicher und fest am Fuß
Das Anziehen des Schuhs beschrieb ein Testläufer als „gewöhnungsbedürftig“, denn einfach reinschlüpfen ist nicht: „Am besten fasst man die beiden Schlaufen an Lasche und Ferse“, beschreibt der Tester. „Dann kann man am einfachsten in den Schuh hineinschlüpfen.“ Durch das Stretch-Obermaterial sitzt der eher schmal gebaute Adidas Terrex Agravic Pro bereits gut am Fuß. „An der Justierung mit dem Boa-Verschluss lässt sich zunächst schön herumspielen und mit dem richtigen Sitz beziehungsweise der richtigen Festigkeit experimentieren.“ Ein wichtiger Tipp: Unbedingt Trailsocken mit etwas höherem Schaft wählen, der höher als der Abschluss des Schuhs ist. Das macht den Sitz komfortabler. Und dazu empfehlen sich leicht volumige Socken, „also nicht die ganz dünnen Marathonsocken wählen“, lautet ein Testerhinweis.

Laufeindruck überrascht
Der erste Laufeindruck ist insofern überraschend, als der Terrex Agravic Pro mehr Dämpfungskomfort bietet als erwartet. „Die ersten Meter über Asphalt, bevor man in den Trail abbiegt, sind durchaus nicht unkomfortabel“, heißt es in einem Testbericht. Aber seine Qualitäten spielt der Schuh im Gelände aus – egal ob abseits fester Wege, auf Singletrails im Wald oder auf steinigem Untergrund. Die Sohle ist jederzeit rutschfest und bietet sowohl im Matsch wie auf Geröll einen hervorragenden Halt und schützt gut gegen durchdrückende Steine. Nebenbei: Auch im Wintereinsatz im Schneematsch brilliert der Agravic Pro. Denn das Obermaterial hält Feuchtigkeit und knöcheltiefen Schnee ab, ist dabei warm genug und die Außensohle bietet im Schnee sehr gute Trittsicherheit und Vortrieb. Obendrein spielt hier das Boa-System einen weiteren Vorteil aus: Denn auch bei Frost und Eis funktioniert es einwandfrei und lässt sich jederzeit gut nachjustieren – sogar mit Handschuhen.

Im Handumdrehen nachjustiert
Ohnedies ist dies bei längeren Trailläufen ein großes Plus des Systems: Es lässt sich sprichwörtlich im Handumdrehen nach- oder neujustieren. Etwa für einen Downhill fester drehen oder anschließend in der Bergauf-Passage wieder etwas lockerer einstellen. Und das funktioniert auch mit klammen, kalten Fingern – oder mit angeschwollenen, dicken und gefühllosen Fingern (beim Ultratrail), mit denen man schon längst keine Schleife mehr binden könnte. Nebenbei: Anders als eine (schlecht gebundene) Schleife, kann sich das Boa-System nicht von alleine lösen.
Boa-System mit Vor- und Nachteilen
Ein Bauart-bedingter Nachteil des Boa-Systems ist – von vielen Läufern freilich unbemerkt – dass keine einzelnen Ösen zur Auswahl stehen. Am Schaftabschluss am oberen Ende des Spanns schließt der Schuh immer gleich ab; und der Zug der Textil-Schnürung ist immer gleichmäßig. Was grundsätzlich ein Vorteil ist, könnte für einzelne Läufer, die etwa die Spann-Region lieber lockerer schnüren, ein Nachteil sein. Allerdings hat sich ein lockerer Sitz des Schuhs negativ auf den Fersenhalt ausgewirkt – Testläufer berichten, dass bei der Anprobe vor allem der Fersenpartie Aufmerksamkeit geschenkt werden sollten. Auch kann bisweilen bei flachen Füßen die Fersenkappe außen am Fußgelenk reiben.
Der Schuh läuft sich „leichter“
Durch die relativ große Kontaktfläche des Schuhs zum Fuß fällt auch das etwas höhere Gewicht (380 Gramm bei US-Größe 11) sprichwörtlich nicht ins Gewicht. „Ich hatte eher immer das Gefühl, einen eher leichteren Schuh am Fuß zu haben“, gab sogar ein Testläufer zu Protokoll.
Etwas mehr Kritik gab es beim Einsatz des Schuhs an wärmeren Tagen. Der Schuh hält warm und ist wenig belüftet, lässt wenig Wärmeaustausch zu.
Im Trail-Segment haben sich einige Hersteller die besonders im Gelände hervorstechenden Vorteile des Boa-Systems zunutze gemacht. Alternativen zum Agravic Pro sind etwa La Sportiva Cyklon (Cross), Dynafit Transalper U, oder flache Versionen wie der Altra Mont Blanc Boa oder Icebug Haze RB9X.
Fazit: Gute Allroundeigenschaften
Der Adidas Terrex Agravic Pro ist ein Trailschuh mit hohen Allroundqualitäten, bietet aber ebenso eine Lösung für technische Trails und schwierigste Trailrunning-Aufgaben. Hervorzuheben ist der Langstrecken-Komfort durch die Mittelsohle. Der Terrex Agravic Pro empfiehlt sich damit für vielfältigen Trail-Einsatz im Sommer und Winter und auch für Ultra-Strecken.
- Preis: 200 Euro
- Sprengung: 4 Millimeter
- Gewicht: 329 Gramm / 280 Gramm (Männer/Frauen)