Hoka Skyward X im Test

Mehr Sohle? Ja bitte!
Hoka Skyward X im Test

Veröffentlicht am 16.07.2024
Hoka Skyward X im Test
Foto: Runner's World

Das Rennen in der Laufschuh-Branche um die höchste Sohle, um die auffälligste Optik, die extremsten Modelle geht weiter – und Hoka hat offensichtlich beschlossen, wieder (oder wohl eher weiterhin) ganz vorn mitzumischen. Die "Erfinder" der fetten Schuhsohlen präsentieren mit dem Skyward X ein Trainingsmodell mit Luxus-Ausstattung und ganz besonderem Laufgefühl.

Hier bestellen: Männermodell oder Frauenmodell

Die Fakten

Kategorie: Komfortschuh, Trainingsschuh
Gewicht: 320 (Männer EU 43), 261 Gramm (Frauen EU 39)
Sprengung: 5 Millimeter
UVP: 225 Euro

Mittelsohle: Hoch hinaus

Schon auf den ersten Blick ist der Skyward extravagant: Mit 48 Millimetern Sohlenhöhe unter dem Rückfuß (Männermodell) wird hier im wahrsten Sinne des Wortes nicht tief gestapelt, zudem deutet das "X" im Modellnamen auf ein Carbon-Element hin. Das klingt zunächst nach Wettkampfschuh, ist im Skyward X jedoch eine Komponente des Luxus-Trainingsschuhs. Im Frauenmodell ist der Aufbau übrigens etwas niedriger: Hier sind es 46 Millimeter Material unter dem Rückfuß und 41 unter dem Vorfuß. Die Sprengung von fünf Millimetern gilt für beide Varianten.

Stabiles, komfortables Upper

Die Technologie des Skyward setzt sich rundum aus High-End-Materialien zusammen. Das Upper ist dabei wohl noch das am wenigsten spektakulär: Hier kommt klassisches Mesh in eher fester Aufmachung zum Einsatz. Das Material ist ausreichend luftig, wirkt gleichzeitig stabilisierend und arbeitet ansonsten ganz ohne "Schnickschnack". Die Fersenschale ist durch eine aufgesetzte Plastik-Applikation verstärkt, die Fersenkappe Hoka-typisch nach hinten und oben aufgehoben (eine besonders angenehme Konstruktion bei Achillessehnen-Problemen). Die Schnürung lässt sich gut justieren und trägt zusammen mit der breiten, weichen Zunge zu einem anschmiegsamen Tragegefühl bei. Insgesamt ist das Obermaterial simpel, aber komfortabel und bietet viel Halt.

Runner's World

Die voluminöse Mittelsohle besteht aus drei Komponenten: Zwischen zwei Dämpfungsschäumen liegt eingebettet ein Carbonfaser-Element. Hoka spricht hier von einer Carbonplatte, streng genommen handelt es sich aber um eine geflügelte Struktur mit zwei Verstrebungen unter dem Mittelfuß und jeweils zwei Streben, die sich unter den Vor- und den Rückfuß erstrecken. Das Ganze ähnelt dem Buchstaben "H" und dient natürlich ganz dem Zwecke der Dynamik: Das Konstrukt soll das Abrollen versteifen und so eine Vorwärtsbewegung begünstigen. Durch die mittige Wölbung des Elements soll dieser Effekt zusätzlich verstärkt werden.

Premium-Schäume in der Mittelsohle

Über dem Carbon-Element befindet sich eine Schicht PEBA-Schaum. Wer die Eigenschaften dieses Materials kennt, wird Schlüsse für das Laufgefühl ziehen können: Der Schaum soll in erster Linie komfortabel dämpfen. Stöße durch das Aufkommen sowie durch die Abrollbewegung absorbiert das Material effektiv. Als maximal dämpfendes Material soll es als Ergänzung zum großzügig aufgeschäumten EVA-Element dienen, das den unteren Teil der Mittelsohle ausmacht. Dieser Schaum wurde im sogenannten "Supercritical"-Verfahren gefertigt – ist also durch zugesetzten Stickstoff sehr leicht und reaktiv.

Die Kombination der beiden Schäume über und unter dem eingebetteten Carbon-Element arbeitet im Einklang miteinander und stattet den Schuh mit maximalem Komfort, aber auch mit einer gewissen Dynamik aus. Während das Abrollen spürbar soft ist, vermittelt der Skyward dennoch kein behäbiges Gefühl. Dazu trägt sicherlich auch die versteifende Carbon-Konstruktion bei, sowie die deutliche Rocker-Geometrie der Sohle.

In seiner Form ist die gesamte Mittelsohle übrigens so gebaut, dass sie Ferse und Mittelfuß gut umfasst das Material zieht sich an den Seitenwänden höher um die Ferse, sodass der Fuß hier beim Aufkommen durch eine Art "Geländer" sicher in die Abrollbewegung geführt wird. Das sorgt für mehr Stabilität, denn, so viel ist klar, der Skyward versucht an mehreren Punkten, ausreichend Halt zu vermitteln, damit man trotz dieser sehr hohen, weichen Sohle kein schwammiges, unsicheres Gefühl verspürt. Dafür spricht auch ein sehr breiter Leisten, der viel Kontaktfläche zum Untergrund bietet, sowie das stabilisierende Obermaterial.

Runner's World

An der Unterseite des Schuhs kommt eine Hersteller-eigene Gummierung zum Einsatz, die für sehr guten Grip auf der Straße und auf befestigten Wegen sorgt. Das gilt auch bei nassen Bedingungen. An seine Grenzen kommt der Skyward in Sachen Grip nur auf unbefestigten Wegen, oder wenn es im Park allzu matschig und rutschig wird. Grundsätzlich sei aber angemerkt, dass das Modell ohnehin durch und durch ein Straßenschuh ist. Sprich: Auch seine Technologie ist für harten Untergrund gemacht und kommt hier am besten zur Geltung.

Laufgefühl: Luxus für ruhige Läufe

In unserem Testteam löste der Skyward sofort Neugierde aus – kein Wunder, Optik und Beschreibung deuten schließlich auf ein außergewöhnliches Modell hin. Aber auch Respekt hinsichtlich der hohen Sohle wurde verlautet. Nicht alle fühlen sich auf so "hohem Fuße" restlos wohl. Nach einigen Testläufen kristallisierte sich jedoch ein recht einheitlicher Eindruck heraus: Der Skyward X verfügt definitiv über einen nicht zu unterschätzenden Spaßfaktor. Und vor allem: In Sachen Komfort kann der Schuh zurecht etwas auf sich halten. "Das Laufgefühl ist wunderbar weich, gleichzeitig hat man aber überhaupt nicht das Gefühl, schwere Klumpen am Fuß zu haben – obwohl die Schuhe äußerlich genau danach aussehen", lobt eine Testerin.

Gut kam außerdem die Stabilität des Schuhs an. Auch unsere skeptische Testerin fühlte sich sehr sicher im Skyward, ein anderer Testläufer absolvierte im Zuge eines Long Runs sogar Streckenabschnitte über unwegsamere Singletrails und hatte auch hier keine Probleme. Der breite Leisten, die Geometrie der Mittelsohle sowie das feste Upper leisten hier ganze Arbeit und garantieren trotz dicker, weicher Sohle ausreichend Halt.

Haupteinsatzgebiet des Schuhs sind ruhigere Läufe auf der Straße, gerne auch über längere Distanzen. "Lange Läufe in der Marathon-Vorbereitung" nennt ein Tester zum Beispiel als idealen Einsatzzweck des Skyward X. Auf langer Strecke spielen Komfort und Dynamik besonders gut im Einklang und können hier im Idealfall der Ermüdung entgegenwirken.

Für wen eignet sich der Skyward X?

Grundsätzlich hat das Luxus-Modell von Hoka eine recht breite Zielgruppe – er eignet sich für Läuferinnen und Läufer, die eine gelungene Schnittstelle zwischen Komfort, Dynamik und Stabilität suchen. Dennoch ist der Schuh nicht vollends ein "Jedermann-Modell": So eignet er sich etwa deutlich besser für Rück- und Mittelfußläuferinnen und -läufer. Wer weiter vorn landet, wird den Schuh durch den voluminösen Aufbau im hinteren Teil wohl als zu klobig empfinden. Vorfußläuferinnen und -läufer profitieren außerdem weniger von der clever geformten Carbonfaser-Konstruktion. Besonders wohl sollten sich im Skyward X wiederum schwerere Läuferinnen und Läufer. Für sie vermittelt der Schuh ausreichend Stabilität, ohne dass die Dynamik auf der Strecke bleibt.

Runner's World

Während die Paradedisziplin des Skyward das ruhigere Tempo ist, lässt er sich bei etwas flotterer Pace dennoch nicht lumpen – das versteifende Carbon-Element sowie die Rocker-Geometrie tun hier ihr Übriges. Doch ein Schuh für schnelle Einheiten wie Intervalle ist der Skyward nicht, denn letztendlich ist er dafür zu schwer und schlichtweg nicht mit schlanken Lightweight-Trainern und Co. vergleichbar.

Fazit

Der Skyward X ist ein Trainingsschuh mit Luxus-Ausstattung, der seine Stärken vor allem auf langer und ruhiger Strecke ausspielt. Er ist kein agiler Temposchuh, aber angenehm dynamischer Begleiter. Angesichts seiner Premium-Komponenten lässt er sich problemlos als Super Shoe betrachten, aber eben einen alltagstauglichen Super Shoe für Easy Runs. Wenn man sich die Frage stellt, ob man ein solches "High End"-Modell für den "Alltagstrott" wirklich braucht, ist die Antwort wohl jedem und jeder selbst überlassen. Zu bedenken ist nicht zuletzt, dass man für dieses Luxus-Modell durchaus etwas tiefer in die Tasche greifen muss. Wer dazu bereit ist, kommt aber in den Genuss eines komfortablen Trainingsschuhs, der so richtig Spaß macht. Nicht zuletzt ist der Skyward X etwas für alle, die Lust auf den extremen, experimentellen Aspekt haben, die der Schuh verkörpert – denn Superlative kann der Schuh allemal.

Hier bestellen: Männermodell oder Frauenmodell