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Die Vorgängermodelle der Forerunner 965 waren in den vergangenen Jahren stets das Nonplusultra bei den Multisportuhren. Die 935, 945 und 955 hatten zur jeweiligen Zeit alle aktuellen Funktionen an Bord – oft waren die Modelle sogar Vorreiter. Das ändert sich auch mit der neuen 965 nicht: Sie verfügt über alle erdenklichen Funktionen – vom Multiband-Empfang für eine supergenaue Streckenaufzeichnung über eine ausgetüftelte Trainingsauswertung und -anleitung bis hin zu einer vollwertigen Kartennavigation. Im Grunde ist die 965 trotzdem nur eine 955 mit einem neuen hochauflösenden AMOLED-Display, wie man es sonst von Smartphones kennt. Und hiermit sind wir gleich beim größten Minuspunkt: Die Akkulaufzeit ist wegen des energiehungrigen Displays geringer als beim Vorgängermodell.
Was kann die Uhr Neues?
Die auffälligste Neuerung fällt direkt beim Einschalten auf: Das hochauflösende AMOLED-Display (454 x 454 Pixel), wie man es so ähnlich bereits von der Garmin Epix kennt, sieht wirklich super aus – wie bei einem modernen Smartphone stellt es Farben satt und Schriften scharf dar. Gerade beim Navigieren ist das im Durchmesser 3,54 Zentimeter große Display wirklich toll anzusehen. Nachteil: Es benötigt verdammt viel Energie. Standardmäßig schaltet es sich daher während der normalen Alltagsnutzung aus, geht aber sofort wieder an, sobald man den Arm hebt, einen Knopf drückt oder den Touchscreen berührt. Während einer Aktivität ist es hingegen dauerhaft eingeschaltet. Die Always-On-Funktionalität sowie die Helligkeit des Displays lassen sich in den Einstellungen anpassen.
Durch das Display wirkt die 965 deutlich größer als die 955, dabei ist sie im Durchmesser gerade mal um 0,6 Millimeter gewachsen, in der Dicke gar um 1,2 Millimeter geschrumpft. Unverändert ist die grundlegende runde Optik mit den fünf Knöpfen (drei links, zwei rechts) und das Gewicht von 52 Gramm. Nach wie vor sitzt die Uhr dank des weichen Silikonarmbandes bequem am Arm.
Eine Solar-Version, bei der kleine Solarpanels im Display den Akku aufladen, gibt es nicht mehr. Dafür spendiert Garmin der Forerunner 965 eine Displayumrandung (Lünette) aus Titan, was die Uhr robuster machen soll, vor allem aber hochwertig ausschaut.
Bei den neuen Funktionen legt Garmin das Hauptaugenmerk auf das sogenannte „akut-chronische Trainingsbelastungsverhältnis“. Die akute Trainingsbelastung ist der Durchschnitt der Belastung der letzten 10 Tage, die chronische der Durchschnitt der letzten 35 Tage – der Vergleich der beiden Werte soll Rückschlüsse auf das Training zulassen und dafür sorgen, dass man im optimalen Belastungsbereich trainiert. Ob das funktioniert, verrate ich weiter unten.
Wie ist die Aufzeichnungsqualität?
Die Garmin Forerunner 965 unterstützt nicht nur GPS, sondern insgesamt fünf verschiedene globale Navigationssatellitensysteme (GNSS). Für noch höhere Messgenauigkeit kann sie die Signale aller fünf Systeme gleichzeitig und sogar auf zwei Frequenzen empfangen. Dieser sogenannte Multiband-Empfang (Multifrequenz-Modus) ist gerade unter schwierigen Bedingungen (enge Häuserschlucht in der Stadt, dichtes Blätterdach im Wald, hohe Felswände im Gebirge), wo oft Messfehler entstehen, deutlich genauer. In der Praxis ist bereits der simple GPS-Modus ausreichend gut, um zuverlässig die gelaufene Strecke zu absolvieren. Wer dann alle Satellitensysteme und zusätzlich noch den Multiband-Modus einschaltet, muss keine Messfehler fürchten. Ich bin mit der Uhr durch Gassen in italienischen Altstädten gelaufen, die so eng waren, dass kaum Licht reinfiel, aber die Aufzeichnung keine Signalsprünge aufwies.

Was die optische Herzfrequenzmessung angeht, muss ich der Garmin Forerunner 965 die Note 6 geben. Während die Messung im Alltag zuverlässig funktionierte, spielte sie beim Laufen völlig verrückt. Es gab Momente, wo ich einen Lauf bereits mit einer Herzfrequenz über meiner maximalen Herzfrequenz startete. Die tatsächliche Belastung spiegelte sie nicht zuverlässig wider. So blieb mein Puls bei einem Fahrtspiel mit stark wechselndem Tempo laut Uhr konstant auf einem Niveau. Natürlich spielen bei der optischen Messung viele Faktoren eine Rolle: Hautfarbe, Körperbehaarung, Passform, Schweiß. Da ich eine derart schlechte Messgenauigkeit noch bei keinem Modell hatte, und ich in anderen Testberichten über die 965 auch nichts über derartige Probleme las, befürchte ich, dass ich ein Montagsgerät hatte. Grundsätzlich rate ich aber eh zum Tragen eines Brustgurtes, mit dem der Puls deutlich zuverlässig gemessen wird. Garmin selbst sieht es offensichtlich genau wie ich, denn für manche Tests, etwa den sogenannten „Laktatschwellentest“, ist ein Pulsgurt erforderlich.
Wie ist die Akkulaufzeit?
Schon auf dem Papier soll die FR 965 im Vergleich zur FR 955 eine geringere Akkulaufzeit haben: 31 statt 42 Stunden im einfachen GPS-Modus. Wenn man den oben genannten sehr genauen Multiband-Modus einschaltet, sinkt die Akkulaufzeit gar auf 19 Stunden. Und wenn man dann noch Musik hören sollte, sind nur noch 8,5 Stunden drin. Die geringeren Laufzeiten liegen vor allem an dem stromhungrigen AMOLED-Display.
Im Test hielt die Uhr im Multiband-Modus und dauerhaft eingeschalteter Bluetooth-Verbindung zum Smartphone meist eine Trainingswoche mit sechs Laufeinheiten (insgesamt 8 bis 12 Stunden) durch. Bei einem längeren Traillauf, bei dem ich die Uhr auch zum Navigieren nutzte, zeigte der Akku nach fünfeinhalb Stunden noch 55 Prozent an. Für die allermeisten Sportlerinnen und Sportler, egal, ob sie eher im Laufen, Radfahren oder Triathlon beheimatet sind, wird die Akkulaufzeit selbst für die längsten Trainingseinheiten und Rennen reichen. Wer, wie ich, vergangene Forerunner-Modelle auch für längere Ultraläufe benutzt hat, kommt mit der geringeren Akkulaufzeit eventuell nicht aus. Hier könnten die Modelle der Fenix-Reihe eine bessere Option sein.
Wie ist die Analyse- und Coaching-Funktionalität?
Kein anderer Uhrenhersteller versteht es derart gut, aus den Daten, die im Alltag und beim Sport ermittelt werden, Rückschlüsse auf den individuellen Leistungs- und Erholungszustand zu liefern. Mit jeder neuen Uhr werden dabei neue Funktionen implementiert: Anfangs ging es um die Regenerationszeit nach einem Training, dann kam irgendwann die Prognose zu möglichen Zielzeiten hinzu und inzwischen hat man wirklich einen Coach am Handgelenk, der einem sagt, ob und wie man trainieren sollte.
Was mir besonders gefällt: Die Uhr schafft es, viele komplexe Zusammenhänge sehr verständlich zu vermitteln. Das fängt an mit dem sogenannten „Morning Report“, der einen mit einer animierten dampfenden Kaffeetasse begrüßt. So erfährt man direkt nach dem Aufwachen alles Wichtige über den aktuellen Status des Körpers: Wie viele Stunden hat man geschlafen, wie ausgeruht ist der Körper, wird/ist man krank, wie sollte man trainieren, …? Bei mir fiel tatsächlich eine Erkältung in den Testzeitraum. Und siehe da, die Herzfrequenzvariabilität (HFV) ging runter – ein klares Anzeichen dafür, dass der Körper gestresst ist und man im Zweifel nicht oder zumindest ruhiger trainieren sollte, was mir die Uhr korrekt mitteilte. Auch die Schlafaufzeichnung korrelierte mit meinem persönlichen Empfinden: Zubettgeh- und Aufstehzeit wurden fast ausnahmslos korrekt ermittelt, selbst dann, wenn ich bereits im Bett lag, aber noch gelesen habe. Unruhige Nächte, in denen ich häufiger mal kurz aufwachte, zeigte die Uhr am nächsten Morgen ebenso korrekt an, wie Nächte, in denen ich komplett durchgepennt habe.

Zusammengefasst wird all das in einem Wert namens „Trainingsbereitschaft“, der die Beziehung zwischen Faktoren wie Trainingsbelastung, Ermüdung, Stress, Erholung und Schlaf widerspiegeln soll. Und was soll ich sagen: Das funktioniert richtig gut. Ein Wert von 0 bis 100 und eine Farbskala zeigen, ob man bereit fürs nächste Training ist. Dabei werden die einzelnen Faktoren auch aufgeschlüsselt, sodass man auf einen Blick sieht, weshalb die Trainingsbereitschaft nur mäßig ist. Eventuell hat man zu wenig geschlafen oder einen niedrigen HFV-Wert.
Neu ist, dass die Garmin Forerunner neben der kurzfristigen akuten Belastung (10 Tage) des Körpers auch die langfristige chronische Belastung (35 Tage) betrachtet und beides miteinander ins Verhältnis setzt. Was das bringt? Einfach erklärt: Hat man die Uhr einige Wochen getragen, lernt sie das individuelle Trainingspensum kennen. Liegt die akute Belastung deutlich über der chronischen Belastung, deutet es darauf hin, dass man zu viel oder zu intensiv trainiert. Garmin gibt dabei einen optimalen (grünen) Bereich vor. In meiner Erfahrung spiegelte der Wert mein Körpergefühl durchaus gut wider. Ablesen kann man diesen Wert, wie übrigens alle anderen Metriken auch, sowohl direkt auf der Uhr als auch in der App „Garmin Connect“. Trainierte ich ungewöhnlich intensiv, stieg die akute Belastung deutlich stärker als bei vielen ruhigen Kilometern. Top: Diese Funktion gibt es dank eines Firmware-Updates auch bei vielen anderen Garmin-Modellen (Epix, Forerunner 955 und Fenix-7-Serie).

Mit ihren cleveren Algorithmen kann die Uhr zwar das Körpergefühl nicht ersetzen, aber wirklich dabei helfen, ein gutes Maß aus Belastung und Erholung zu finden. Ganz wichtig: Für eine zuverlässige Analyse und Anleitung sind möglichst viele und möglichst genaue Daten notwendig. Wenn die optische Herzfrequenzmessung ständig danebenliegt, liegen auch die daraus ermittelten Prognosen und Analysen daneben. Entsprechend empfehle ich, beim Sport einen Pulsgurt zu tragen, um etwaige Messfehler ausschließen zu können.
Was kann die Uhr sonst noch?
Wie eingangs erwähnt, gibt es derzeit keine Sportuhr auf dem Markt, die mehr Funktionen und Sensoren hat als die Garmin Forerunner 965. Sie alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Daher nenne ich hier mal meine ganz persönlichen Highlights:

- Kartennavigation: Wie auch die beiden Vorgängerversionen verfügt die Garmin Forerunner 965 über eine Navigationsfunktion mitsamt Kartendarstellung. Man sieht also nicht bloß einen Strich, dem man folgt und an Abzweigungen nicht immer sicher ist, wo es langgeht, sondern eine Karte, auf der man Straßen, Wege und Pfade erkennt. Zusätzlich gibt die Uhr Abbiegehinweise und zeigt an, wie lang und steil der nächste Anstieg/Abstieg ist. Die Routen können dabei in der dazugehörigen Smartphone-App (Garmin Connect) erstellt oder auch mit Drittanbieterdiensten wie Komoot oder Strava synchronisiert werden. Top: Garmin bietet als einziger Sportuhrenanbieter eine Routing-Funktion, bei der die Uhr selbstständig Strecken erstellt. So können Sie sich den besten Weg zurück zum Start zeigen oder auch Vorschläge für beliebige Distanzen erstellen lassen.
- Wattmessung: Neben Pace und Herzfrequenz setzt sich die Leistungsmessung (Watt) als dritte Mess- und Belastungsgröße durch. Gerade auf Trails, wenn es bergauf und bergab geht, hat die Wattmessung durchaus ihre Berechtigung und kann helfen, die Belastung besser zu steuern.
- Trainingsvorschläge: Basierend auf der individuellen Leistungsfähigkeit und Trainingsbelastung schlägt die Uhr jeden Tag passende Lauf- und Radeinheiten vor. Diese zielen darauf ab, eine Ausgewogenheit zwischen aerober und anaerober Belastung herzustellen. Top: Man kann einstellen, ob man eher nach Pace oder Herzfrequenz trainieren und an welchem Wochentag man den langen Lauf absolvieren möchte. Was hierbei fehlt: Man kann kein direktes Trainings- oder Wettkampfziel eingeben. Dafür können aber individuelle Trainingseinheiten und -pläne an der Uhr oder in Garmin Connect erstellt werden.
- Musik: Die Uhr kann Songs, Alben und Playlisten von Spotify und Deezer speichern und direkt an Bluetooth-Kopfhörer übertragen. Zudem können Sie bei bestehender Verbindung die Wiedergabe auf dem Smartphone steuern.
- Kreditkarte: Wer möchte, kann den integrierten NFC-Chip nutzen, um mit Garmin Pay (ähnlich wie Apple Pay oder Google Pay) bargeldlos zu bezahlen.
Für wen ist die Garmin Forerunner 965 geeignet?
Keine Multisportuhr auf dem Markt bietet mehr Funktionen als die Garmin Forerunner 965. Ob man sie alle benötigt, ist eine Frage, die die allermeisten wohl mit Nein beantworten müssten. Doch wenn Sie zu jenen gehören, die das derzeit beste Modell auf dem Markt haben möchten, machen Sie mit der Garmin Forerunner 965 alles richtig. Sie liefert nachvollziehbare Rückmeldung zur Wirkung des Trainings sowie zum Erholungs- und Belastungsstatus des Körpers. Die Analyse- und Anleitungsfunktionen können das Training tatsächlich in die richtige Richtung leiten. Zudem hat die Forerunner 965 Garmin-typisch einfach eine richtige gute Navigationsfunktion. Zusätzlich punktet Garmin mit der ausgereiften Software von Uhr, App und Webinterface sowie einer sehr intuitiven Bedienung all dessen.
Als Minuspunkt ist neben der Unzuverlässigkeit der optischen Herzfrequenzmessung beim Laufen einzig die aufgrund des neuen Displays kürzere Akkulaufzeit zu nennen. Wer als Outdoorsportlerin oder Ultraläufer auf eine wirklich lange Akkulaufzeit angewiesen ist, sollte eher zur Garmin-Fenix-7-Reihe greifen.
Lohnt sich der Kauf einer Garmin Forerunner 965? Wenn Sie bereits eine Garmin Forerunner 945/955 oder Fenix 7 haben, würde ich sagen: Nein. Außer es muss unbedingt eine Sportuhr mit hochauflösenden AMOLED-Display sein. Wobei dann auch die günstigere Garmin Forerunner 265 (499 Euro) eine Option ist. Sie bietet viele Funktionen der 965, ist aber etwas kleiner und hat keine Kartennavigation.
Die wichtigsten Vor- und Nachteile der Garmin Forerunner 965:
+ großer Funktionsumfang
+ ausgereifte Analysefunktionen
+ detaillierte Kartennavigation
+ hohe GPS-Messgenauigkeit
+ hochauflösendes Display
- kürzere Akkulaufzeit
- fehleranfällige Pulsmessung (am Handgelenk)
Welche Garmin-Uhr sollte ich kaufen – Epix, Fenix 7 oder Forerunner 965?
Neben der neuen Forerunner 965 hat Garmin noch zwei weitere High-End-Multisportuhren im Portfolio: die Epix und die drei verschiedenen Größen der Fenix-7-Reihe. Alle Uhren sind top-ausgestattet und auf den ersten Blick sehr ähnlich. Also, wo liegen die Unterschiede?
Die Epix hat ebenfalls ein hochauflösendes Display. Das AMOLED-Display hat Garmin bei diesem Modell sogar erstmals eingeführt. Im Grunde sind sich die Uhren auch sehr ähnlich, doch die Epix besteht vollständig aus Metall und ist auch ein paar Gramm schwerer. Zudem ist sie mindestens 250 Euro teurer.
Hier bestellen: Garmin Epix (ab 849 Euro)
Die Fenix 7 ist die robuste Outdoor-Uhr von Garmin. Es gibt sie in drei Größen (42, 47 und 51 Millimeter) jeweils mit und ohne Solar-Funktionen. Wer die größte Variante wählt, kann im normalen GPS-Modus bis zu 122 Stunden Aktivität am Stück aufzeichnen. Doch selbst bei der kleinen Fenix 7 sind ohne Solar 37 Stunden möglich. Preislich beginnt das Fenix-7-Vergnügen ab 700 Euro. Es können aber auch 1.200 Euro für die große Variante mit Solar und Saphirglas sein.
Hier bestellen: Garmin Fenix 7 (ab 699 Euro)
Mein ganz persönlicher Tipp: Wer nicht unbedingt das Neueste vom Neuesten braucht, greift zur Forerunner 955. Die Uhr kostet derzeit meist weniger als 500 Euro, bietet dank Firmware-Update aber nahezu dieselben Funktionen wie die 965 – das ist übrigens auch bei den Fenix-7-Modellen der Fall. Einzig, das Display ist kleiner/schlechter, dafür ist die Akkulaufzeit länger.
Hier bestellen: Garmin Fenix 955 (479 Euro)
Sie haben Fragen zum Test oder zur Garmin Forerunner 965? Dann schreiben Sie mir!