Akkuwunder mit AMOLED-Display
Suunto Vertical 2 im Test

ArtikeldatumVeröffentlicht am 01.12.2025
Als Favorit speichern
Suunto Vertical 2
Foto: RUNNER'S WORLD

Suunto hat die zweite Version der Vertical auf den Markt gebracht. Und das neue Outdoor-Flagschiffmodell unterscheidet sich in vielen Punkten von der ersten Version, die 2023 auf den Markt kam. Allen voran ist dabei der wohl endgültige Abschied von der energieeffizienten MIP-Technologie zugunsten eines hochauflösenden AMOLED-Displays zu nennen. Auch eine richtige LED-Taschenlampe steckt nun im Gehäuse. Letzteres besteht entweder aus Titan (74 Gramm) oder Edelstahl (87 Gramm). Nach wie vor schützt Saphirglas das Display vor Kratzern. In puncto Design sowie Abmessungen ist die Vertical 2 quasi unverändert. Mit 49 Millimetern Durchmesser und 13,6 Millimetern Dicke ist es eine große Uhr, die an schmalen Handgelenken wuchtig wirkt, aber dank der freibeweglichen Armbandaufnahmen dennoch erstaunlich bequem sitzt.

Die wichtigsten Neuerungen

  • größeres AMOLED-Display (1,5 Zoll, 466 x 466 Pixel, 2000 Nits)
  • längere Akkulaufzeit (65 Stunden im genauesten Aufzeichnungsmodus)
  • integrierte LED-Taschenlampe (leuchtet weiß oder rot)
  • neuer optischer Herzfrequenzsensor (der auch wirklich besser ist)
  • verbessertes Ladegerät (beim alten waren die Magnete nicht stark genug)
  • verbesserte Konnektivität (Es können mehrere Bluetooth-Sensoren einer Kategorie (Pulsgurte, Wattmessystem, ...) mit der Uhr gekoppelt sein – gut, wenn du beispielsweise zwischen Oberarm- und Brustgurt wechselst. Früher musstest du den nicht genutzten Sensor erst entkoppeln.)
  • schnellerer Prozessor und größerer Arbeitsspeicher
Suunto Vertical 2
RUNNER'S WORLD

Kurz vor der Vertical 2 hat Suunto die Race 2 veröffentlicht. Und im Grunde ist die Vertical 2 eine 1,1 Millimeter dickere Race 2 mit Taschenlampe und noch etwas besserer Akkulaufzeit. Alle weiteren Funktionen sind identisch, weshalb ich an dieser Stelle auf meinen Testbericht der Suunto Race 2 verweisen kann. Doch auch hier erfährst du alles Wissenswerte über die neue Suunto Vertical 2.

Akkulaufzeit

Obwohl Suunto auf ein energiehungriges AMOLED-Display setzt und auf das Solarmodul der Vorgängerversion verzichtet, hält die Vertical 2 im Grunde genauso lange durch wie die Vertical 1. 60 Stunden Aktivität am Stück sind realistisch. Wie kann das sein? Zum einen schaltet sich das AMOLED-Display standardmäßig aus – und ein ausgeschaltetes Display braucht keine Energie. Hebt man den Arm oder drückt einen Knopf, schaltet es sich wieder ein. Das funktioniert zuverlässig und schnell. Doch selbst wenn das Display auf „Always on“ eingestellt ist, ist die Akkulaufzeit gar nicht so viel kürzer. Ein anderer Tester kam auf rund 50 Stunden Aktivität bei dauerhaft aktivem Display. Suunto hat einfach ein sehr effizientes Energiemanagement und mit der Vertical 2 die aktuell ausdauerndste AMOLED-Uhr entwickelt.

Ach ja, hier noch die versprochenen und durchaus realistischen Laufzeiten der vier vorinstallierten Batteriemodi bei aufgeschaltetem Display:

  • Leistung (alle GNSS, Multiband): 65 Stunden
  • Ausdauer (alle GNSS, Singleband): 75 Stunden
  • Ultra (alle GNSS, Singleband, kein optischer Herzfrequenzsensor): 110 Stunden
  • Tour (nur GPS, Datenerfassung alle 2 Minuten (statt sekündlich)): 250 Stunden

Allerdings gibt es einen Haken: Die Offline-Karten werden nur im Leistungsmodus angezeigt. In allen drei weiteren Modi wird bei der Navigation lediglich die Wurmnavigation angezeigt. Klar, nur ganz wenige werden bei vollgeladener Uhr nicht mit den mehr als 60 Stunden auskommen. Doch für lange Abenteuer ohne Auflademöglichkeit muss man wissen, dass die Kartennavigation nur im Leistungsmodus funktioniert.

Navigation

Wie bei der Race 2 überzeugt die Navigationsfunktion auch bei der Vertical 2. Routen können direkt in der Suunto-App erstellt werden, was dank Heatmaps super funktioniert. GPX-Dateien können natürlich auch in die App übertragen und mit der Uhr synchronisiert werden. Die Einbindung von Komoot- und Strava-Routen funktioniert ebenso einwandfrei.

Suunto Vertical 2
RUNNER’S WORLD

Dank detaillierter Offline-Karten, flüssiger Positionsermittlung und passender Abbiegehinweise weiß man stets, wo es langgeht. Und wer in den Bergen unterwegs ist, erfährt dank des Höhenprofils und der Climb-Funktion, wie lange und steil es noch bergauf geht – eine sinnvolle und hilfreiche Funktion beim Traillaufen oder Wandern. Zudem können Routen in der Suunto App ganz leicht mit Wegpunkten versehen werden, um wichtige Punkte auf der Strecke nicht zu verpassen. Diese Wegpunkte werden beim Navigieren sogar im Höhenprofil angezeigt, was sehr übersichtlich ist. Wer ein langes Trailrennen läuft, könnte die Position der Verpflegungspunkte (Aid Stations) als Wegpunkte eintragen, um stets im Blick zu haben, wie weit es noch bis zur nächsten Verpflegung ist. Das ist wirklich gut gelöst.

Die eigentlich gute Navigationsfunktion wird allerdings vom Hickhack mit dem Kartenmanagement getrübt. So muss das Kartenmaterial kleinteilig heruntergeladen werden. Im Falle von Deutschland sind das nicht nur Bundesländer, sondern auch Regierungsbezirke und Regionen. Wenn man nicht weiß, wo genau der geplante Lauf sein wird, ist man im Zweifel aufgeschmissen. Es würde schon helfen, wenn die Uhr oder die App mir sagen würde, wo ich mich befinde. Und dann ist der Download des Kartenmaterials extrem langsam. Als Suunto vor knapp zwei Jahren die neue Plattform veröffentlicht hat, dachte ich noch, dass es sich bei Dingen wie dem langsamen Download und dem kleinteiligen Kartenmanagement um „Kinderkrankheiten“ handelt, die mit mehr Serverkapazitäten und Firmware-Updates schnell behoben werden. Doch bis heute hat sich leider nichts daran geändert. Ich würde mich freuen, wenn ich auch bei Suunto Kartenmaterial nach Ländern oder Kartenauschnitten herunterladen könnte.

Messgenauigkeit

Zeitgemäß unterstützt die Suunto Vertical 2 die fünf großen globalen Navigationssatellitensysteme (GNSS) sowie Multiband/Dualband. Für die Aufzeichnung werden die Signale von bis zu 32 Satelliten gleichzeitig ausgewertet, was für eine schnelle und genaue Standortbestimmung sorgt. Probleme bei der Aufzeichnung gab es auch unter schwierigen Bedingungen nicht.

Auch der optische Herzfrequenzsensor macht in meinem Fall einen soliden Job. Bei keinem meiner Testläufe hatte ich nennenswerte Abweichungen oder komplette Aussetzer. Laut Suunto ist der Sensor der gleiche, der auch in der Race 2 steckt, wo er während meines Tests mal voll ins Schwarze traf, dann aber auch wieder komplett danebenlag. So oder so: Wenn dir eine genaue Herzfrequenzermittlung wichtig ist, rate ich zu einem Pulsgurt. Nur mit validen Daten können die Algorithmen der Uhr dein Training richtig auswerten und Belastung sowie Fitness korrekt ermitteln.

Sonstiges

Suunto legt großen Wert auf die Auswertung des Trainings und setzt dabei auf die etablierten Metriken TSS, TSB und CTL – dahinter stecken ausgereifte Formeln, die tatsächlich eine gute Einschätzung zum Trainings- und Fitnesszustand liefern. Neu ist der KI-basierte Suunto Coach, der anhand eines vorab formulierten Ziels und einiger individueller Vorgaben einen passenden Trainingsplan kreieren soll. Inwieweit die Einheiten langfristig sinnvoll sind, kann ich noch nicht abschließend bewerten, aber Suunto sollte unbedingt die Darstellung auf der Uhr verbessern. Derzeit bekommt man vor einer Aktivität lediglich die Information, um was für eine Art von Training es sich handelt (etwa: „VO2max Intervals“), nicht aber die Daten (Pace, Distanz, Wiederholungszahl). Diese Informationen werden dann erst nach dem Start einer Aufzeichnung angezeigt. Das sollte sich aber mit einem Firmware-Update beheben lassen.

Suunto Vertical 2
RUNNER’S WORLD

Dass Suunto eine echte LED-Taschenlampe in die Vertical 2 integriert, finde ich super. Wer mal eine Uhr mit diesem Feature am Handgelenk hatte, wird es vermissen, sobald man eine andere Uhr trägt. Es ist einfach praktisch, wenn man im Dunkeln sein Fahrradschloss aufschließen, im Keller etwas suchen oder draußen den Weg erleuchten möchte. Die Taschenlampe ersetzt keine Lauflampe, aber für den Notfall ist sie eine gute Option. Und auch die eigene Sichtbarkeit im Straßenverkehr kann das Leuchten oder Blinken verbessern. Leider macht Suunto es nicht so einfach wie etwa Garmin oder Amazfit, die Taschenlampe zu benutzen. Zwar ist es möglich, die obere oder untere Taste als Kurzbefehl mit der Taschenlampe zu verknüpfen, allerdings funktioniert das nur im Uhrenmodus. Während einer Aktivität muss man erst das Menü aufrufen und sich bis zur Taschenlampe navigieren. Um sie auszuschalten, muss man – warum auch immer – den mittleren Knopf drücken.

Von solchen Bedienungsunlogiken gibt es bei Suunto leider einige. Ein Beispiel: Im Menü bestätigt der mittlere Knopf die Eingabe. Wenn man ihn gedrückt hält, geht man einen Schritt im Menü zurück. Während einer Aktivität blättert man mit der Taste allerdings durch die diversen Datenblätter. Um im Menü zu blättern, muss man den oberen und den unteren Knopf benutzen. Intuitiv ist das nicht. Ich habe die Uhr mehreren Leuten in die Hand gedrückt, die noch keine Suunto benutzt haben – niemand verstand die unterschiedliche und teilweise doppelte Belegung der Knöpfe. Und auch nach Wochen täglicher Nutzung muss ich häufiger auf die Uhr schauen, um mich zu vergewissern, wo ich im Menü bin und ob die Uhr das macht, was ich möchte.

Fazit