Outdoor-Multisportuhr
Suunto 9 Peak Pro im Test

Die Suunto 9 Peak Pro soll mit neuer Hard- und Software gegen die Top-Modelle von Garmin und Coros bestehen. Wie sich die Outdoor-Multisportuhr im Vergleich schlägt, verrät unser Testbericht.
Suunto 9 Peak Pro
Foto: RUNNER’S WORLD

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Die Suunto 9 Peak Pro ist die Nachfolgerin der 9 Peak (ohne Pro) – und obwohl optisch auf den ersten Blick kein Unterschied festzustellen ist (sie ist nur marginal dicker), hat Suunto einiges getan, das Top-Modell aufzuwerten. Die Neuerungen betreffen die Hard- und Software: ein schnellerer Prozessor, ein aktuelles Satelliten-Chipset, eine überarbeitete Benutzeroberfläche und ein besseres Display. Klingt erstmal gut. Ob es sich lohnt, 499 Euro zu investieren, verrate ich hier.

Wie gut ist der erste Eindruck?

Ob die eigenständige Optik der Uhr gefällt, ist Geschmackssache. Auf mich wirkt das Modell weniger wie eine Uhr für den Outdooreinsatz und mehr wie ein Gadget für den Alltag. Anderen gefällt wiederum die nicht allzu sportliche, eher schlichte Erscheinung.

Das Gehäuse ist vergleichsweise klein und dünn (43 Millimeter), womit sie in etwa der kleinsten Garmin Fenix 7S entspricht, aber noch etwas dünner (10,8 Millimeter) ist. Mit ihrer kompakten Größe und dem weichen Silikonarmband sitzt sie selbst an schmalen Handgelenken sehr angenehm.

Suunto bietet die 9 Peak Pro in sechs Varianten (Farben) an und setzt dabei je nach Ausführung auf eine Lünette aus Edelstahl beziehungsweise Titan, eine Displayabdeckung aus Saphirglas und ein Gehäuse aus glasfaserverstärktem Polyamid. Von außen sind zudem noch drei Knöpfe an der rechten Gehäuseseite und ein optischer Herzfrequenzsensor an der Unterseite zu erkennen. All das wirkt hochwertig zusammengesetzt und sorgt für einen soliden Eindruck.

Das Display hingegen fällt deutlich ab. Durch den dicken Rand ist der sichtbare Bereich recht klein und wegen des spiegelnden Displays lässt es sich nicht gut ablesen. Gerade bei starker Sonneneinstrahlung fällt es manchmal schwer, die dünne Schrift zu erkennen.

Wie ist die Bedienung?

In puncto Handhabung wechselt mein Gefühl zwischen Lob und Tadel. Das Einrichten der Uhr und die Kopplung mit der Suunto-App funktionieren problemlos.

Das Menü ist übersichtlich gestaltet und man findet sich schon nach kurzer Zeit zurecht. Auch reagiert die Uhr sowohl über die Knöpfe als auch über das Touchdisplay schnell auf Eingaben.

Was mich lange Zeit wahnsinnig gemacht hat, ist die Bedienlogik. Mit dem oberen Knopf geht es im Menü nach oben, mit dem unteren Knopf nach unten und der mittlere Knopf dient zum Bestätigen. So weit, so gut. Doch wenn ich im Menü einen Schritt zurückgehen möchte, muss ich dafür den Touchscreen benutzen – dachte ich. Bis ich zufällig den mittleren Knopf etwas länger hielt. Zugegeben, in der Bedienungsanleitung steht es, aber intuitiv ist diese Doppelbelegung irgendwie nicht. Ich persönlich würde mir einfach einen Knopf wünschen, mit dem ich ganz leicht im Menü einen Schritt zurückgehen kann.

Suunto 9 Peak Pro
RUNNER’S WORLD

Nervig finde ich auch, dass ich den Touchscreen nur beim Aufzeichnen einer Trainingseinheit ausschalten kann, er ansonsten aber immer aktiv ist. So kann es unter der Dusche oder während eines Regenschauers passieren, dass sich die Uhr selbstständig macht, da ein Wassertropfen eine Eingabe getätigt hat.

Die Suunto-Smarthphone-App wiederum gefällt mir richtig gut. Absolvierte Einheiten sind hier übersichtlich dargestellt. Auch die Daten aus dem Activity-Tracking-Universum, also Schlaf, Schritte und Erholung, werden nachvollziehbar dargestellt.

Was kann die Uhr?

Wie es sich für eine Outdoor-Multisportuhr gehört, unterstützt die Suunto 9 Peak Pro mehrere Sportarten, von Laufen, über Triathlon, Kraftsport, Tauchen und Schwimmen bis zu Yoga. Man kann die vorinstallierten Sportprofile in der Suunto-App anpassen oder gar individuelle anlegen.

Es gibt drei voreingestellte Energiemodi und einen selbst anpassbaren. So soll die Akkulaufzeit beim Sport zwischen 40 Stunden im genauesten Aufzeichnungsmodus und über 300 Stunden im „Tour“-Modus (hier wird nur alle 30 Minuten die Position aufgezeichnet und die Herzfrequenz gar nicht gemessen) betragen. Im Alltag mit rund zehn Stunden Sport in der Woche kam ich problemlos eine ganze Woche aus und hatte am Ende noch 30 Prozent Akkuladung. Bei langen Ultraläufen und sonstigen sportlichen Abenteuern geht der Suunto 9 Peak Pro so schnell also nicht der Saft aus.

Wie Polar, Coros, Garmin und Apple setzt auch Suunto auf die Leistungsanalyse, also die Wattmessung beim Laufen – hier gibt’s einen ausführlichen Artikel zum Thema. Man kann sich neben der Pace oder der Herzfrequenz nun auch also an der Leistung orientieren, um die Belastung zu steuern.

Fast überflüssig zu sagen, dass die Suunto 9 Peak Pro auch Activity-Tracker-Funktionalität bietet. So zeichnet sie die alltägliche Bewegung und den Schlaf auf. Kleine Challenges belohnen einen aktiven Alltag.

Suunto-App
So sieht die Auswertung eines Laufes in der Suunto-App aus.

Toll finde die Einbindung von „TrainingPeaks“ in die Suunto-App. Trainerinnen und Trainer auf der ganzen Welt nutzen die eigentlich kostenpflichtige Software, um das Training ihrer Schützlinge zu analysieren und zu steuern. In der Suunto-App werden einige Metriken wie etwa der Trainings Stress Score (TSS) angezeigt. So erfährt man einerseits, wie hart eine Aktivität war und wie lange man sich voraussichtlich erholen sollte. Je länger man die Uhr nutzt, desto besser sind die Analysen und Prognosen. Ganz so tiefgehend und glaubwürdig wie bei den Top-Sportuhren von Garmin und Polar ist die Trainingsanalyse der Suunto-Uhr aber nicht.

Was kann die Uhr nicht?

Wo wir schon bei Dingen sind, die die Suunto 9 Peak Pro eigentlich kann, aber im Vergleich zur Konkurrenz eben doch nicht so gut, ist das Satelliten-Chipset zu nennen. Für die Aufzeichnung der Strecke nutzt die Uhr die Signale von fünf Navigationssatellitensystemen (GPS, QZSS, Galileo, Beidou und GLONASS). Was für ein Top-Modell überraschend ist: Suunto spendiert der 9 Peak Pro keinen Multiband-Modus, mit dem die Signale der Satelliten auf mehreren Frequenzen empfangen werden könnten. Dies würde unter schwierigen Bedingungen (enge Bebauung, steile Felswände, dichte Wolkendecke) die Aufzeichnungsqualität verbessern. Garmin, Coros und Apple bieten diese Funktion längst. Es ist nicht so, dass die Aufzeichnungsqualität (siehe nächste Frage) schlecht ist. Beim Vergleich der Features kann Suunto hier allerdings nicht mithalten.

Was mir ebenfalls fehlt, ist eine vernünftige Navigationsfunktion. Ja, man kann Strecken auf die Uhr laden und diese nachlaufen, allerdings bietet die Suunto 9 Peak Pro dabei nur eine Wurm- beziehungsweise Brotkrümelnavigation an. Das konnten Uhren schon vor mehr als zehn Jahren. Das Problem: Komme ich an eine Kreuzung mit mehreren Wegen, kann ich nur raten, in welche Richtung mich die Uhr schickt. Klar, man kommt schon irgendwie ans Ziel, läuft aber oft genug erst einmal falsch. In meinen Augen muss eine Uhr, die ein Flaggschiff-Outdoor-Modell sein will, zwingend eine Kartennavigation haben, wie sie Modelle von Coros und Garmin bieten.

Kommen wir zum Schlaf: Wenn man morgens aufwacht, zeigt die Uhr einen „Morning Report“ an, der die wichtigsten Informationen der Nacht zusammenfasst. Auch in der App wird angezeigt, wie lange man geschlafen hat und wie gut die Schlafqualität war. Manko: So richtig bekommt die Uhr das mit dem Schlaftracking nicht hin. Oft gibt die Uhr morgens an, ich sei zu einer bestimmten Uhrzeit ins Bett gegangen, obwohl ich noch wach war, die Spülmaschine eingeräumt oder mir die Zähne geputzt habe. Und dann sei ich angeblich schon deutlich vor dem Weckerklingeln wach gewesen. So habe ich kein allzu großes Vertrauen darin, dass die anderen Angaben und Prognosen stimmen.

Die Suunto 9 Peak Pro hat auch ein Musik-Widget, kann aber letztlich nur die Wiedergabe auf einem verbundenen Smartphone steuern. Einen integrierten Musikspeicher hat die Uhr nicht.

Wie ist die Messgenauigkeit?

Die optische Herzfrequenzmessung, von der ich generell nicht so viel halte – hier verrate ich, weshalb –, ist bei der Suunto 9 Peak Pro im Grunde recht zuverlässig. Mal ist der Puls bei der Suunto im Vergleich zu einer Referenzuhr, die ich mit einem Brustgurt gekoppelt habe, ein paar Schläge zu hoch, aber die Abweichungen sind meist nicht gravierend. So kommt es dann auch im Durchschnitt zu beinahe gleichen Werten. Bei einem 30-Kilometer-Lauf ermittelte die Suunto eine durchschnittliche Herzfrequenz von 158 und die Garmin (mit Brustgurt) 157.

Suunto 9 Peak Pro
RUNNER’S WORLD
Der optische Herzfrequenzsensor liefert solide Ergebnisse – nur beim Messen der Sauerstoffsättigung gibt es Fehlermeldungen.

Der optische Herzfrequenzsensor soll theoretisch auch den Blutsauerstoff messen können. Ich muss hier das „theoretisch“ betonen, denn im Test spuckte die Uhr lediglich Fehlermeldungen aus. Dieses Verhalten habe ich auch in anderen Testberichten gelesen. Vielleicht handelt es sich dabei um einen temporären Fehler, der mit einem Firmware-Update behoben wird.

Bei der Streckenaufzeichnung leistete sich die Suunto 9 Peak Pro keine Fehler. Selbst im dichten Wald folgte sie der gelaufenen Strecke und zeigte keine Aussetzer – das Fehlen der Multiband-Funktionen, über das ich weiter oben gemeckert habe, spielt also in der Praxis keine Rolle.

Fazit

Die Suunto 9 Peak Pro ist eine solide Outdoor-Multisportuhr mit langer Akkulaufzeit, toller Verarbeitung und hoher Aufzeichnungsqualität. Dass Suunto die Uhr in Finnland mit 100 Prozent erneuerbarer Energie fertigt und die CO2-Emissionen, die über den gesamten Lebenszyklus anfallen sollen, kompensiert, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie dennoch nicht mit der Konkurrenz mithalten kann. Die Fenix-7-Reihe von Garmin (ab 575 Euro)zum ausführlichen Testbericht – oder die Apex 2 von Coros (ab 479 Euro) können mehr und bieten mit Kartennavigation einfach das bessere Gesamtpaket.

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04 / 2023

Erscheinungsdatum 16.03.2023

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