Wenn du schon längere Zeit läufst, kennst du dein Laufrevier vermutlich in- und auswendig. Wenn du fünf Kilometer laufen möchtest, hast du schon eine bestimmte Runde im Kopf. Und wenn die Zwölferrunde heute mal 15 Kilometer lang sein soll, weißt du, wo du noch drei Kilometer dranhängen kannst. Was jedoch macht man, wenn man in einer fremden Stadt oder unbekannten Gegend unterwegs ist? Oder wenn man einfach mal eine spannende neue Strecke laufen möchte?
Ich konzentriere mich hier nur auf die digitale Routenplanung am Computer oder Smartphone. Natürlich kannst du auch die gute alte Papierkarte nutzen, allerdings ist die beim Laufen wenig praktikabel. Abgesehen davon, dass man zuerst eine Karte für die gewünschte Region besorgen muss, bleibt die Planung damit nur grob. Selbst wenn man sich eine tolle Strecke erstellt hat, muss man anhand des Kartenmaßstabs und der Höhenlinien Distanz und Höhenmeter schätzen. Und was dann? Soll man beim Laufen ständig die Karte aus der Tasche kramen und sich neu orientieren?

Sportuhren und Smartwatches mit Offline-Karten machen es leicht, einer Strecke zu folgen.
Wer seine Routen digital plant, weiß genau, wie viele Kilometer und Höhenmeter (im Auf- und Abstieg) auf einen zukommen. Man kann sich im Anschluss an die Planung eine Datei auf seine GPS-Uhr, das Smartphone oder ein anderes Navigationsgerät laden und diese bequem nachlaufen. Das gängigste Dateiformat, das von den meisten Anwendungen und Geräten unterstützt wird, ist gpx (kurz für GPS Exchange Format). Auch kml und fit sind weit verbreitet, müssen aber je nach Soft- und Hardware erst umgewandelt werden. Zugegeben, einen großen Vorteil muss man der Papierkarte zugestehen: Sie hat keinen Akku, der irgendwann leer ist und einen orientierungslos zurücklassen kann.
3 Möglichkeiten, neue Laufstrecken zu planen, zu finden und nachzulaufen
1. Route selbst erstellen
Noch nie war es so leicht wie heute, an detailliertes Kartenmaterial samt hochauflösenden Satellitenaufnahmen von quasi allen Ecken der Welt zu gelangen. Anbieter wie Google Maps, Here oder OpenStreetMap liefern kostenfrei viele Informationen über Straßen und Wege sowie das Gelände und die Topografie. Schon mit einem flüchtigen Blick auf einen Kartenausschnitt lassen sich nette Strecken etwa entlang eines Flusses, durch den nächsten Park oder zu einer Landmarke finden. Doch das Kartenmaterial kann man nicht nur anschauen, sondern auch direkt darin Routen planen und sich diese danach etwa als gpx-Datei aufs Smartphone oder die Laufuhr ziehen, um sie nachzulaufen. Portale zur Routenplanung gibt es viele. Ich selbst nutze am liebsten Strava und Komoot.

In Komoot kann man eigene Routen auf sehr detailreichen Karten intuitiv planen, findet aber auch viele Streckenvorschläge.
Diverse Apps und Programme bieten die Möglichkeit, von einem beliebigen Startpunkt aus direkt auf der Karte eine Route anzulegen. Anders als beim Navigationssystem im Auto gibt man nicht bloß ein Ziel ein und bekommt Routenvorschläge, sondern kann anhand einzelner Wegpunkte den Streckenverlauf gezielt beeinflussen. Ein Beispiel: Ich möchte von meinem Startpunkt aus auf einen Gipfel laufen. Nun könnte ich einfach zwei Wegpunkte setzen – einen am Start, einen am Gipfel – oder ich wähle weitere Wegpunkte, da ich statt des direkten Wegs lieber den Umweg über einen See in der Nähe nehmen möchte. Gleiches gilt auch für die Wegbeschaffenheit: Statt direkt zum Zielpunkt zu laufen, lohnt es sich, Wegpunkte in Grünflächen auf dem Weg zu setzen und so möglichst viele Parkwege statt Straßen zu laufen. Zwischen diesen Wegpunkten erstellen die Programme nun automatisch eine Verbindung entlang vorhandener Straßen, Wege oder Pfade.
Wichtig ist, vorab die passende Routing-Einstellung festzulegen: Meist hat man die Wahl zwischen Laufen/Wandern, Rennrad, Mountainbike und kann zudem ergänzende Attribute wie Wegbeschaffenheit und Höhenmeter auswählen. So landet man nicht aus Versehen auf einem steilen Trail, obwohl man lieber einen flachen Waldweg laufen wollte. Prüfe zudem in der Legende der App/des Programms nach, welche Bedeutung Linien und Symbole haben. So erkennst du im Nu, ob es sich um eine Straße, einen Waldweg oder Trampelpfad handelt. Meist kombiniere ich die Infos mit Satellitenaufnahmen, um abgelegene Wege in Waldgebieten zu finden. Tipp: Gerade bei Komoot gefällt mir die Option, Routen am Smartphone zu planen und mitsamt der Karte offline abzuspeichern.
2. Route anderswo finden
Man muss aber gar nicht selbst aktiv werden und eine Route erstellen. Die meisten Strecken ist nämlich schon jemand vor einem gelaufen – und hat sie ins Netz gestellt. Auch hierzu gibt es etliche Portale, die du auf der Suche nach Laufstrecken durchforsten können. Apps und Webseiten wie Komoot, AllTrail, Outdooractive, aber auch Strava und teilweise auch die Portale der Uhrenhersteller wie Suunto (Suunto App), Garmin (Connect) und Polar (Flow) bieten viele Strecken anderer Menschen.
Vorteil: Bei diesen Routen kannst davon ausgehen, dass sie tatsächlich zum Laufen geeignet sind und du nicht plötzlich auf einer Autobahnauffahrt landst. Dennoch solltest du natürlich jede Tour genau studieren, um mögliche Mängel zu erkennen. Und wie bei Punkt 1 gilt auch hier: Unpassierbare Abschnitte können sich überall auftun. Wie auch schon beim Anlegen einer Route kannst du bei den Portalen oft bestimmte Parameter wie Distanz, Höhenmeter, Wegbeschaffenheit oder Sportart auswählen, um die Suche einzugrenzen. Tipp: Ich laufe auch sehr gern lokale oder überregionale Wanderwege. Viele, wie etwa der Eifelsteig, haben gar eigene Websites, auf denen es Beschreibungen der Strecken und die passende gpx-Datei gibt. Zwar sind die meisten Wanderwege in der Regel gut gekennzeichnet, doch zur vorherigen Planung oder Anpassung nutze ich gern auf den Websites bereitgestellte Dateien, die ich dann auch direkt auf meine Uhr laden kann.
3. Route erstellen lassen
Wer tolle Laufstrecken in einer fremden Gegend sucht, fragt am besten einheimische Läufer. Nach diesem Prinzip arbeiten auch einige Hersteller von Sportuhren und -Apps. Tatsächlich befragen die Anbieter aber nicht einzelne Läufer, sondern analysieren die riesigen Datenmengen ihrer Nutzer und kreieren aus diesen mittels Algorithmen neue Strecken. Stark vereinfacht gilt: Wo viele Läuferinnen und Läufer unterwegs sind, wird eine attraktive oder zumindest beliebte Laufstrecke sein. Wer in einer Region nach einer Route sucht, bekommt danach quasi die Strecken der Einheimischen angezeigt.

Heatmaps, wie hier bei Strava, zeigen, wo viele Menschen aktiv sind – und wo vermutlich attraktive Strecken sind.
Wer sich die sogenannten Heatmaps in den Apps anzeigen lässt, erkennt sofort, wo mehr und wo weniger gelaufen wird: Werden Straßen und Wege deutlich hervorgehoben, heißt das, dass dort viele Läufer unterwegs sind. Entlang dieser besonders heißen Strecken kann man dann entweder, wie unter Punkt 1 beschrieben, selbst eine Route erstellen oder man überlässt es der Technik. So bieten etwa einige Garmin-Uhren Funktionen das sogenannte RoundTrip-Routing. Dabei erstellt die Uhr anhand vorgegebener Parameter wie Wunschdistanz, Himmelsrichtung oder dem konkreten Ziel (Adresse, Sehenswürdigkeit) Routenvorschläge, die man direkt auf der Uhr nachlaufen kann. Ähnlich funktioniert das System bei Strava. Hier erhält man stets agil neu berechnete Routenvorschläge mitsamt Details zu Höhenprofil und Untergrund. Praktisch: Vorab kann man anhand diverser Parameter auswählen, ob die Strecke flach oder hügelig sein soll. Auch den Untergrund (Asphalt, Schotter) kann man vorab bestimmen. So bist du auf den beliebtesten Strecken der Locals unterwegs.
So kommt die Route auf die Laufuhr
Ich selbst nutze beim Laufen stets meine Laufuhr zur Navigation. Wurde bis vor wenigen Jahren nur ein Strich mit ergänzenden Abbiegehinweisen angezeigt (Wurmnavigation), so stellen die heutigen Top-Modelle sogar Karten auf der Uhr dar. Dies hat den Vorteil, dass man nur selten zu früh oder spät abbiegt, wenn mehrere Wege nah beieinander sind. Beachte: Je nach Uhr musst du vorab in der dazgehörigen App Kartenmaterial herunterladen. Die Route überträgst du ebenfalls mittels der jeweiligen Smartphone-App der Uhr. Nutzt du ein Portal wie Strava oder Komoot kannst du dieses oftmals mit der App deiner Uhr verknüpfen, sodass erstellte Routen automatisch synchronisiert werden. Liegt dir die Route als gpx-Datei vor, musst du diese erst in die App der Uhr laden und anschließend synchroniseren. Falls du Probleme dabei hast, hilft die Bedienungsanleitung deiner Uhr.
Wer keine navigationsfähige Laufuhr hat, kann auch das Smartphone und die oben erwähnten Apps nutzen. Da ich das Handy beim Laufen nur ungern mitschleppe und schon gar nicht in der Hand halten möchte, ist das für mich zwar nicht die Top-Lösung, aber ich sehe klare Vorteile: Das Kartenmaterial ist detaillierter und je nach App gibt es sogar eine sprachliche Routenführung, wie man sie vom Auto kennt. So kann das Smartphone in der Tasche bleiben, während man den Sprachbefehlen folgt.
Darauf solltest du beim Nachlaufen einer Route achten
Das Planen einer Route ist stets nur die Theorie. Ob sich die Strecke wie geplant laufen lässt, zeigt sich manchmal erst in der Praxis. So kann es vorkommen, dass ein gewählter Weg nicht mehr vorhanden oder passierbar ist. Meist ist das kein großes Problem, da sich einige Hundert Meter weiter ein anderer Weg findet, der in die gleiche Richtung führt. Anders sieht es bei Pfaden in alpinem Gelände oder Brücken aus: Ist die entscheidende Verbindung unterbrochen, kann das einen langen Umweg bedeuten. Genau das ist mir mal passiert: Nach 18 von 20 Kilometern stand ich vor einem reißenden Fluss. Die eingezeichnete Brücke war offenbar kürzlich ab- oder mitgerissen worden. Die einzige Wahl, die mir blieb, war, die 18 Kilometer zurück zum Ausgangspunkt zu laufen. Solche Risiken kannst du minimieren, indem du möglichst aktuelle Karten nutzt. Bei Google Maps etwa sind Baustellen und Sperrungen zumindest für Straßen meist zuverlässig eingezeichnet. Abseits der Hauptstrecken, etwa in den Alpen, informiert das lokale Tourismusbüro, welche Wege aktuell gesperrt oder unpassierbar sind. Auch die Alpenvereine von Deutschland, Österreich und Südtirol informieren im Tourenportal Alpenvereinaktiv, welche Wege gesperrt sind.
Fazit: Neue Strecken zu planen oder zu finden, lohnt sich
Eine neue Strecke zu laufen, ist immer ein Erlebnis – und manchmal sogar ein kleines Abenteuer. Portale wie Komoot und Strava, aber auch die Apps der Uhrenhersteller helfen dabei, eigene Routen zu erstellen oder vorhandene Strecken zu finden. Auch offizielle Wanderwege haben oftmals eine Website, auf der du dir die Dateien zur Navigation herunterladen kannst. Wer die richtige Strecke gebastelt oder gefunden hat, kann sie anschließend dank moderner Sportuhren und Smartwatches, die teilweise über Offline-Kartenmaterial verfügen, wunderbar nachlaufen.