Ballaststoffe: wertvolle Pflanzenfasern

Für eine starke Verdauung
Ballaststoffe: wertvolle Pflanzenfasern

Veröffentlicht am 15.08.2024
Ballaststoffreiche Lebensmittel
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Was sind Ballaststoffe?

Ballaststoffe, auch Nahrungsfasern genannt, sind unverdauliche Bestandteile pflanzlicher Lebensmittel. Unverdaulich bedeutet, dass sie im Dünndarm nicht abgebaut werden können und unverändert in den Dickdarm gelangen. Ihren Namen verdanken die Ballaststoffe der Tatsache, dass sie lange Zeit als „Ballast“ in der Nahrung galten. Heute weiß man jedoch: Ballaststoffe spielen eine wichtige Rolle in unserer Ernährung. Sie unterstützen die Verdauung, ohne selbst Teil der Verdauung zu sein. Ballaststoffe haben sowohl akute als auch vorbeugende Wirkungen in unserem Körper.

Wie wirken Ballaststoffe im Körper?

Eine der wichtigsten Funktionen von Ballaststoffen ist ihre Fähigkeit, Wasser im Darm zu binden und dadurch das Stuhlvolumen zu erhöhen. Das größere Volumen übt Druck auf die Darmwand aus, was die Darmtätigkeit anregt und die Transitzeit, also Verweildauer der Nahrung im Darm, verkürzt. Dadurch kommen potenziell krebserregende Stoffe kürzer mit der Darmschleimhaut in Kontakt, wodurch das Darmkrebsrisiko sinkt. Die Bindungsfähigkeit der Ballaststoffe hat auch Auswirkungen auf den Blutzuckeranstieg nach einer Mahlzeit. Denn sie binden Glukose, und so wird der Zucker langsamer ins Blut aufgenommen. Infolgedessen wird weniger Insulin zum Ausgleich benötigt.

Ballaststoffe bieten außerdem einen Nährboden für nützliche Darmbakterien, die eine wichtige Rolle für die Darmgesundheit spielen. Dies fördert das Wachstum und die Aktivität der guten Darmbakterien, die sich positiv auf unser Immunsystem und die Nährstoffaufnahme auswirken.

Darüberhinaus tragen sie zu einem lang anhaltenden Sättigungsgefühl bei, da sie das Volumen der Nahrung erhöhen, ohne zusätzliche Kalorien zu liefern. Dies führt nicht nur zu einem schnelleren Sättigungsgefühl, sondern hilft auch bei der Gewichtskontrolle, da das Sättigungsgefühl länger anhält.

Zudem können Ballaststoffe Schadstoffe aus dem Körper schleusen, indem sie cholesterinhaltige Gallensäuren binden. Auf diese Weise wird Cholesterin über den Stuhl ausgeschieden, was dazu beitragen kann, den Cholesterinspiegel im Blut zu senken und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern.

Wann wirken Ballaststoffe?

Die Wirkung der Ballaststoffe beginnt bereits beim Kauen. Sie müssen intensiver gekaut werden, was zu einem schnelleren Sättigungsgefühl und einer besseren Kontrolle der Nahrungsaufnahme führt. Im Magen quellen die Ballaststoffe auf, verzögern die Entleerung und sorgen für ein länger anhaltendes Sättigungsgefühl. Dies führt auch zu einer stabileren Blutzuckerregulation.

Wenn die Nahrung in den Dünndarm gelangt, haben Ballaststoffe einen positiven Einfluss auf die Nährstoffaufnahme. Sie verlangsamen die Aufnahme von Fetten und Kohlenhydraten, was sich nicht nur positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirkt, sondern auch zur Senkung des Cholesterinspiegels beiträgt. Im Dickdarm schließlich leisten Ballaststoffe einen wichtigen Beitrag zur Darmgesundheit. Dort werden sie von nützlichen Darmbakterien fermentiert, wodurch kurzkettige Fettsäuren entstehen. Diese Fettsäuren fördern eine gesunde Darmschleimhaut und unterstützen die Darmflora, die wiederum das Immunsystem stärkt.

Welche Ballaststoffe gibt es?

Ballaststoffe lassen sich in zwei Hauptkategorien einteilen: wasserlösliche und wasserunlösliche Ballaststoffe. Diese beiden unterschiedlichen Arten haben jeweils spezifische Eigenschaften und gesundheitliche Vorteile.

Wasserlösliche Ballaststoffe kommen vor allem in Obst und Gemüse vor. Die bekanntesten Vertreter sind Inulin und Pektin, die z. B. in Äpfeln und Karotten vorkommen. Ein weiterer wasserlöslicher Ballaststoff ist die Hemicellulose, die häufig in Hülsenfrüchten vorkommt. Diese Ballaststoffe binden Wasser und verlängern so die Verweildauer des Speisebreis im Magen. Dies führt zu einem länger anhaltenden Sättigungsgefühl.

Wasserunlösliche Ballaststoffe hingegen sind vor allem in Getreide und Getreideprodukten zu finden. Typische Beispiele für diese Gruppe sind Zellulose, die vor allem in Weizen vorkommt, und Lignin, das in Mais enthalten ist. Bohnen und Kartoffeln enthalten ebenfalls wasserunlösliche Ballaststoffe. Diese Ballaststoffe zeichnen sich durch eine grobe Faserstruktur aus, die ein intensiveres und längeres Kauen erfordert. Dadurch wird die Speichelproduktion angeregt und die Säurebelastung der aufgenommenen Nahrung reduziert. Zudem quellen diese Ballaststoffe im Darm auf und haben so einen positiven Einfluss auf die Darmfunktionen, indem sie die Verdauung fördern und die Darmtätigkeit unterstützen.

Interessanterweise gehören einige Ballaststoffe, wie Pektin und Zellulose, auch zur Gruppe der Kohlenhydrate, obwohl sie nicht in Energie umgewandelt werden können.

Wie viele Ballaststoffe sollte ich pro Tag essen?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen, mindestens 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag zu sich zu nehmen. Laut Gesundheitsberichterstattung des Bundes erreicht jedoch nicht einmal die Hälfte der Deutschen diesen Tagesbedarf. Damit gehören Ballaststoffe wie Jod und Kalzium zu den Mangelnährstoffen in Deutschland.

Noch vor etwa 100 Jahren war die Ballaststoffaufnahme mit der Nahrung deutlich höher und lag bei ungefähr 100 Gramm pro Tag. Diese hohe Zufuhr war vor allem darauf zurückzuführen, dass die Ernährung damals weniger stark verarbeitet war und mehr naturbelassene Lebensmittel enthielt. Mit der Zunahme stark verarbeiteter Lebensmittel in der modernen Ernährung ist der Ballaststoffgehalt jedoch stark zurückgegangen. Dieser Rückgang wird heute häufig mit der Zunahme von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Darmproblemen in Verbindung gebracht.

Sind Ballaststoff-Supplemente sinnvoll?

Zwar könnten Kapseln oder Tabletten theoretisch helfen, den täglichen Ballaststoffbedarf zu decken, aber Studien zeigen, dass isolierte Ballaststoffe in Nahrungsergänzungsmitteln oft nicht die gleichen positiven gesundheitlichen Wirkungen haben wie Ballaststoffe, die in natürlichen Lebensmitteln vorkommen.

Ein Grund dafür könnte sein, dass Ballaststoffe ihre volle Wirkung erst in ihrem natürlichen Kontext entfalten, d. h. in Verbindung mit anderen Nährstoffen, Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen, die in Obst, Gemüse und Vollkornprodukten enthalten sind. In isolierter Form scheinen sie diese Wirkungen nicht in gleichem Maße zu entfalten. Daher ist es sinnvoller, den Schwerpunkt auf eine ballaststoffreiche Ernährung zu legen, als auf Nahrungsergänzungsmittel zurückzugreifen, um von den vielfältigen gesundheitlichen Vorteilen zu profitieren.

In welchen Lebensmitteln sind viele Ballaststoffe enthalten?

Ballaststoffe kommen ausschließlich in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Da tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Milch und Eier keine pflanzlichen Zellstrukturen besitzen, enthalten sie auch keine Ballaststoffe. Stattdessen sind sie in Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen, Samen oder Getreideprodukten vertreten. Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick über einige ballaststoffreiche Lebensmittel:

Haben Sie Interesse an dem Ballaststoffgehalt anderer Lebensmittel, oder der weiteren Nährstoffzusammensetzung? Dann empfehlen wir Ihnen die Lebensmittelsuche des deutschen Ernährungsberatungs- & -informationsnetzes.

Wie sieht eine ballaststoffreiche Ernährung aus?

Eine ballaststoffreiche Ernährung zeichnet sich durch einen hohen Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln aus. Der erste Schritt hin zu einer ballaststoffreicheren Ernährung besteht darin, weniger ballaststoffreiche Lebensmittel durch solche mit höherem Ballaststoffgehalt zu ersetzen. Zum Beispiel können Brötchen, Toastbrot und Weißbrot durch Vollkornbrot, Leinsamenbrot oder Pumpernickel ersetzt werden. Ebenso können herkömmliche Nudeln durch Vollkornnudeln oder Hirse und polierter Reis durch Vollkornreis ausgetauscht werden.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung sind Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Erbsen, die ebenfalls sehr ballaststoffreich sind. Auch Obst und Gemüse sollten in ausreichender Menge auf dem Speiseplan stehen, denn sie liefern nicht nur Ballaststoffe, sondern auch viele Vitamine und Mineralstoffe. Müsli zum Frühstück, angereichert mit Nüssen und Kernen und einer Banane obendrauf, ist eine gute Möglichkeit, den Ballaststoffgehalt der Ernährung zu erhöhen.

Zusätzlich sollte der Anteil an tierischen Lebensmitteln, insbesondere Fleisch und Wurst, reduziert werden, um Platz für mehr pflanzliche Ballaststoffquellen zu schaffen.

Schrittweise umstellen

Bei der Umstellung auf eine ballaststoffreichere Ernährung ist es wichtig, diese schrittweise vorzunehmen, damit sich der Darm an die erhöhte Ballaststoffmenge gewöhnen kann. Eine zu schnelle Umstellung kann zu Blähungen und Unwohlsein führen, da der Verdauungstrakt überfordert sein kann. Ebenso wichtig ist es, ausreichend Wasser zu trinken – mindestens 1,5 bis 2 Liter pro Tag –, damit die Ballaststoffe im Darm aufquellen können und keine Verstopfung entsteht.

Wie sollte ich als Sportler oder Sportlerin Ballaststoffe integrieren?

Der Bedarf an Ballaststoffen steigt durch sportliche Betätigung in der Regel nicht an, eine ausreichende Zufuhr ist aber dennoch wichtig. Um den Trainingserfolg nicht zu gefährden, sollte der Verzehr von ballaststoffreichen Lebensmitteln jedoch zeitlich gut geplant werden.

Als Läuferin oder Läufer sollten Sie darauf achten, sich generell ballaststoffreich zu ernähren, aber vor intensiven Trainingseinheiten oder Wettkämpfen leichter verdauliche Mahlzeiten zu wählen. Planen Sie zudem zwischen einer Mahlzeit und einer intensiven sportlichen Belastung mindestens zwei bis drei Stunden Pause ein. Dies gibt dem Körper genügend Zeit, die Nahrung mitsamt den Ballaststoffen zu verdauen, und beugt möglichen Beschwerden wie Blähungen oder Unwohlsein während des Trainings vor. Nach dem Training sind ballaststoffreiche Lebensmittel hilfreich, um die Verdauung zu unterstützen und das Sättigungsgefühl zu verlängern. Zudem tragen sie dazu bei, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und Heißhungerattacken zu vermeiden. Für eine optimale Regeneration nach dem Laufen sollten Sie zudem Kohlenhydrate und Proteine zuführen.

Fazit: Viel mehr als nur Ballast

Ballaststoffe sind unverzichtbare Bestandteile einer gesunden Ernährung und unterstützen die Verdauung, indem sie das Stuhlvolumen erhöhen und die Darmtätigkeit anregen. Sie tragen auch zur Stabilisierung des Blutzuckerspiegels bei und können das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Darmkrebs verringern.

Eine ballaststoffreiche Ernährung basiert vor allem auf pflanzlichen Lebensmitteln wie Vollkornprodukten, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten. Obwohl Supplemente eine Ergänzung sein können, entfalten Ballaststoffe nur in ihrem Lebensmittelkontext ihre volle Wirkung. Für Sportlerinnen und Sportler ist es wichtig, ballaststoffreiche Mahlzeiten klug zu timen, um Verdauungsbeschwerden während des Trainings zu vermeiden. Dies gilt für Läufer und Läuferinnen ganz besonders, da das Verdauungssystem durch die Stoßbelastungen zusätzlich strapaziert wird.

Insgesamt tragen Ballaststoffe nicht nur zur Verdauung bei, sondern fördern das allgemeine Wohlbefinden und spielen eine wichtige Rolle in der Prävention von Zivilisationskrankheiten.