Lauf der Woche
Donnerstag 17.12.2020
Tübingen
Auf-Druck-Druck-Druck–gelaufener-Nikolauslauf
Ich melde mich vom virtuell gelaufenen Tübinger Nikolauslauf. Klar bin ich das Ding auf der Originalstrecke gelaufen. Das wollte ich mir nicht nehmen lassen.
Nun muss man wissen, dass es den Nikolauslauf in Tübingen schon sehr lange gibt. Bei der Namensgebung ging ich lange davon aus, die Geschichte des Halbmarathonlaufes ginge auf die wahre Geschichte des Nikolauses zurück, denn so lange gibt es den Lauf gefühlt schon.
Sicher ist aber, dass der Lauf schon weit vor der eigentlichen Laufbewegung abgehalten wurde. In der Zeit also, in der das Laufen noch wenig populär war und allenfalls von ein paar Verrückten betrieben wurde.
Das zeigt sich daran, dass sich die Veranstalter bis heute in den tiefen Wäldern des Schönbuchs verstecken. Also nicht wirklich die Veranstalter verstecken sich, sondern die Teilnehmer werden versteckt. Die Strecke verläuft durch den Schönbuch und auch der Start und das Ziel sind so gewählt, dass es möglichst niemand mitbekommt.
Wahrscheinlich wurden die Organisatoren von dem Gedanken geleitet, um das Laufen kein „Aufhebens“ zu machen.
Was die Organisatoren allerdings wollten, ist, dass sich die Läuferinnen und Läufer anstrengen. Ja, die damalige Expertenmeinung war: Nach jedem Dauerlauf sollte man möglichst kaputt und auf allen Vieren aus dem Wald kriechen. (Sehr wahrscheinlich waren die damaligen Experten Felix Magaths Dozenten, aber das nur am Rande.)
Rekorde spielten auf dieser Runde keine Rolle. Diese waren und sind auf dieser Strecke unmöglich. Nein, die Läuferinnen und Läufer sollten keine Rekorde aufstellen. Sie sollten den Lauf spüren. Unmittelbar und körperlich. Sie sollten die Teilnahme „in Erinnerung“ behalten. Nur aus diesen Gründen ist für mich erklärlich, wie man eine solche Streckenführung wählen konnte. Es ist weit untertrieben, wenn jemand sagt, es sei eine anspruchsvolle, etwas hügelig Strecke. Liebe Freunde der Laufkunst, lassen Sie es mich schonungslos sagen: es ist eine sauharte Strecke. (Vor ein paar Jahren wurden die Strecke tatsächlich amtlich ausgemessen – damit die gelaufenen Zeiten Bestenlisten-tauglich sind. Kein Witz!)
Aber gut, kommen wir zu meinem virtuellen Lauf in diesem Jahr. Ich kann es kurz machen: es war sauhart. Es war zu bergig, zu lang und… zweimal Bettelweg! (Einheimische wissen, was Letzteres bedeutet.) 1:50:26 Stunden. Das muss für heute reichen.