Teil vier der Vorschau auf die Lauf-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen beschäftigt sich mit den Bahn-Langstrecken der Frauen, also den 5.000- und 10.000-m-Rennen. Hier wird die aus Äthiopien stammende Holländerin Sifan Hassan voraussichtlich den prestigeträchtigen Doppelsieg anstreben. Über die längere Distanz startet Konstanze Klosterhalfen. Die Zeitangaben beziehen sich auf die deutsche Zeit (MESZ).
5.000 Meter
Vorläufe: 30. Juli, 12.00 Uhr
Finale: 2. August, 14.40 Uhr
Olympiasiegerin 2016: Vivian Cheruiyot (Kenia)
Weltrekord: 14:06,62 Letesenbet Gidey (Äthiopien/2020)
Deutscher Rekord: 14:26,76 Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen/2019)
Sifan Hassan ist zurzeit für drei Strecken gemeldet: 1.500 Meter, 5.000 Meter und 10.000 Meter. Ein Dreifach-Start ist jedoch kaum realistisch, und die meisten erwarten, dass sich die Holländerin für die beiden Langstrecken entscheidet. Bei der WM vor zwei Jahren hatte die gebürtige Äthiopierin allerdings als erste Frau Goldmedaillen über 1.500 und 10.000 Meter gewonnen. Während die frühere Äthiopierin zumindest zweimal starten wird, machen es ihre Ex-Landsfrauen aller Voraussicht nach anders: Die beiden voraussichtlich stärksten Äthiopierinnen sollen sich offenbar aufteilen. Über 5.000 Meter wird dadurch die aktuelle Weltrekordlerin Letesenbet Gidey nach dem derzeitigen Stand nicht zu sehen sein. Dafür schicken die Äthiopier Gudaf Tsegay ins Rennen. Die 24-Jährige überraschte in diesem Jahr mit einer Kette von Weltklassezeiten und einer enormen Bandbreite – von 800 bis 10.000 Meter.
Während sich ein Duell zwischen Sifan Hassan und Gudaf Tsegay abzeichnet, startet für Kenia unter anderen die erfahrene Hellen Obiri. Sie ist die aktuelle Weltmeisterin über 5.000 Meter. Zu den Europäerinnen, denen man eine gute Platzierung im Finale zutrauen kann, zählen Eilish McColgan (Großbritannien), Karoline Grovdal (Norwegen) und Yasemin Can (Türkei), die ebenso wie Sifan Hassan aus Äthiopien stammt. Über 5.000 Meter wird in Tokio keine deutsche Läuferin am Start sein.
10.000 Meter
Finale: 7. August, 12.45 Uhr
Olympiasiegerin 2016: Almaz Ayana (Äthiopien)
Weltrekord: 29:01,03 Letesenbet Gidey (Äthiopien/2021)
Deutscher Rekord: 31:01,71 Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen/2021)
Über 10.000 Meter kommt es zu einem mit großer Spannung erwarteten Top-Duell: Sifan Hassan trifft auf Letesenbet Gidey. Die aus Äthiopien stammende Holländerin Hassan hatte Anfang Juni den 10.000-Meter-Weltrekord auf 29:06,82 Minuten verbessert. Doch als Weltrekordlerin fühlen durfte sie sich nur ganze zwei Tage. Dann kam Letesenbet Gidey und lief über fünf Sekunden schneller, 29:01,03 Minuten. Wenn beide aufeinander treffen, hätte Hassan voraussichtlich die etwas besseren Karten bei einem taktischen Rennen, das erst im Schlussteil richtig schnell wird. Dies könnten aber Letesenbet Gidey und ihre beiden Landsfrauen verhindern, indem sie das Finale von Anfang an sehr schnell machen.
Letesenbet Gidey hätte, wenn sich bezüglich der Renn-Planungen nichts mehr ändert, den Vorteil, dass sie frisch und ausgeruht an den Start gehen kann. Einige andere hätten dagegen schon ein paar Läufe in den Beinen. Neben Hellen Obiri (Kenia) und Sifan Hassan gilt dies voraussichtlich auch für Karoline Grovdal (Norwegen) und Eilish McColgan (Großbritannien).
Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen) lief in diesem Jahr nur zwei Rennen in den USA: Im Februar brach sie dabei auf Anhieb den deutschen 10.000-Meter-Rekord. Bei ihrem Debüt über diese Distanz erreichte sie 31:01,71 Minuten. Doch im Frühjahr litt sie unter einem Rückenproblem. Erst am vergangenen Sonntag konnte Konstanze Klosterhalfen wieder an den Start gehen und erreichte in einem Testrennen in Azusa (Kalifornien) über 5.000 Meter als Zweite 14:51,97 Minuten. Vielleicht ist eine Platzierung unter den Top 10 in Tokio möglich, was angesichts der Probleme im Vorfeld ein sehr gutes Ergebnis wäre. Es wird zwar erst der zweite 10.000-Meter-Lauf für Konstanze Klosterhalfen sein, doch die Premiere hat gezeigt, dass über diese Strecke in der Zukunft noch sehr viel mehr möglich ist. Vielleicht kann sie schon in Tokio einen nächsten Schritt machen.