- 11 Jahre von der Erfindung Adi Dasslers bis zum Vierfach-Gold Jesse Owens'
- Unterschiede bei Spikes für Läufer
- Dornenzahl und Sohlendicke sind limitiert
- Für wen eigenen sich Spikes?
- Spikes für Sprintdistanzen
- Spikes für Mittel- und Langstrecken auf der Bahn
- Spikes für Crossläufe
Spikes sind leichte Laufschuhe mit Dornen, die auf der Laufbahn und im Gelände eingesetzt werden. Die an der Sohle befestigten Nägel ermöglichen Athleten eine effizientere Kraftübertragung und bessere Bodenhaftung. Viele Hobbyläufer werden womöglich selten oder nie Spikes unter ihre Füße nehmen. Doch das Thema hat in der Leichtathletik schon viele Jahrezehnte eine hohe Relevanz. Daher möchten wir Ihnen eine Einführung in die Geschichte, die Charakteristiken und die unterschiedlichen Arten von Spikes geben. Am Ende des Artikels finden Sie noch empfehlenswerte Modelle für verschiedene Einsatzzwecke – vielleicht bekommen Sie ja Lust, auch einmal in den schnellen Schuhen über die Laufbahn oder durchs Gelände zu rasen.
11 Jahre von der Erfindung Adi Dasslers bis zum Vierfach-Gold Jesse Owens'
Schon 1920 entwickelte Adi Dassler, der 1949 den inzwischen weltweit bekannten Sportartikelhersteller Adidas gründete, in seiner Werkstatt im bayrischen Herzogenaurach seine ersten Schuhe. Fünf Jahre später fertigte der junge Tüftler die ersten Modelle speziell für den Fußball, aber auch die Leichtathletik, die aufgrund ihrer typischen Dornen die Bezeichnung Spikes verdienen.

Nur drei Jahre später feierten die Schuhe Adi Dasslers ihre Olympia-Premiere bei den Spielen 1928 in Amsterdam. Auch bei den folgenden Spielen in Los Angeles waren Athleten mit Dasslers Schuhen mit dabei. Der Deutsche Arthur Jonath lief hierbei erstmals zu einer Medaille – genau genommen gleich zweien: Über 100 Meter gewann Jonath Bronze und in der 4-mal-100-Meter-Staffel sogar Silber. Doch spätestens in Zusammenhang mit den Olympischen Spielen von Berlin 1936 dürften viele Sportbegeisterte eine Verbindung zu den Spikes von Adi Dassler herstellen. Dem US-Amerikaner Jesse Owens gelang Großes, indem er über die 100 Meter, 200 Meter, in der 4-mal-100-Meter-Staffel sowie im Weitsprung Gold gewann.
Klassische Spikes bieten mit ihren Dornen mehr Halt und eine direktere Kraftübertragung auf der Laufbahn – auch wenn dies zu früheren Zeiten noch Aschenbahnen statt den heute üblichen Tartanbahnen waren. Synonym für die Leichtathletik-Schuhe wird der Begriff Spikes auch explizit für die Nägel bzw. Dornen benutzt, die heutzutage austauschbar eingeschraubt werden können. Deren Anzahl und Länge differiert je nach Einsatzgebiet. So gibt es auf den modernen Kunststoffbahnen etwa ein vorgeschriebenes Höchstmaß für die Länge. Bei Crossläufen werden meist längere Nägel eingesetzt, was mit den weicheren Bodenverhältnissen zu tun hat. Die Anzahl an Nägel variiert meist zwischen fünf bis acht pro Schuh, die sich über den Bereich des Vorfußes verteilen.
Unterschiede bei Spikes für Läufer
Sprint- vs. Mittel- und Langstrecke
Die Spikes, die im 400-Meter-Oval Einsatz finden, unterscheiden sich untereinander vor allem in der Beschaffenheit der Zwischensohle, die beim Mittel- und Langstreckenlauf voluminöser bzw. dämpfender ist als beim Sprint. Sprintschuhe haben in der Regel als Fußbett sogar nur eine starre und harte Kunststoffplatte mit Einlegesohle ohne spezielle Dämpfung. Bodenkontakt wird hier in aller Regel ohnehin nur mit dem Vorfuß hergestellt. Allgemein lässt sich sagen: Je länger die Laufdistanz, desto mehr Dämpfung bieten die Spikes.
Die Länge der einzelnen Dornen hängt auch von der Disziplin ab, in der die Schuhe eingesetzt werden. Sie beträgt zwischen drei und neun Millimetern. Für die Mittel- und Langstrecke werden üblicherweise sechs Millimeter lange Dornen eingesetzt. Für technische Disziplinen wie Speerwurf oder Hochsprung dürfen auch längere Nägel verwendet werden. Das Austauschen einzelner Nägel ist bei den meisten Modellen möglich und mitunter nach einer gewissen Zeit auch regelmäßig nötig, denn durch den Gebrauch werden diese zusehends stumpf.
Leichtathletik-Bahn vs. Crosslauf
Neben klassischen Spikes für die Bahnwettbewerbe im Stadion-Oval gibt es auch welche für Crossläufe. Hier werden aufgrund des weicheren Untergrunds Dornenlängen von mindestens neun Millimetern eingesetzt. Eine Länge von zwölf oder 15 Millimetern ist hier besonders hilfreich. Sollte der Untergrund nicht gerade gefroren sein, stören bis zu 15 Millimeter lange Dornen nicht, da sie sich in ihrer vollen Länge in den Boden bohren. Auf einer Tartanbahn wäre dies nicht gleichermaßen möglich und würde auch den Kunststoffbelag erheblich beschädigen.
Im Crossgelände werden Distanzen bis zu zwölf Kilometern zurückgelegt. Ebenso wie auf den Bahn-Langstrecken ist hier zumindest ein Mindestmaß an Mittelsohlendämpfung ratsam, sodass sich spezielle Cross-Spikes im Aufbau Modellen für Bahn-Langstrecken ähneln. Auch hier ist eine große Flexibilität der Mittelsohle gewünscht.
Dornenzahl und Sohlendicke sind limitiert
Im Zuge der Olympischen Spiele von 1968 kamen kurz sogenannte Bürstenschuhe mit 64 kleinen Dornen in Mode. In ihnen lief im Sommer 1968 unter anderem die 400-Meter-Männer-Staffel der USA eine neue Weltbestzeit. Der Internationale Leichtathletik-Weltverband erkannte den Rekord jedoch nicht an. Heute ist im Regelwerk der Verbände festgelegt, dass ein Laufschuh für die Bahn nicht mehr als elf Spikes mit einer Länge von bis zu neun Millimetern besitzen darf. Im Zuge der aktuellen Neuentwicklung der Straßenrennschuhe, bei denen auch mit dem Volumen der Zwischensohlen experimentiert wurde, hat zuletzt der Welt-Leichtathletik-Verband festgelegt, dass die Höhe des verwendeten Zwischensohlen-Materials eines Bahnlaufschuhs 25 Millimeter nicht überschreiten darf.
Für wen eigenen sich Spikes?
Das Fußbett der Spikes ist bewusst sehr wenig ausgeprägt, ihre Funktionalität, was Dämpfung und Stabilität betrifft, nicht mit der von normalen Laufschuhen vergleichbar. Spikes sind nur für eines gebaut: schnelles Laufen. Und nur dabei machen sie auch Sinn. Allerdings können Topläufer wie Freizeitläufer, alte wie junge Läufer beim schnellen Laufen gleichermaßen von ihren Vorzügen profitieren. Doch seien Sie vorsichtig und tasten Sie sich langsam heran. Wenn Sie bisher nur gut gedämpfte Laufschuhe gelaufen sind, können die ersten Erfahrungen mit Spikes schmerzhaft sein. In der Regel werden die Wadenmuskulatur sowie die Achillessehne deutlich stärker belastet. Spikes besitzen normalerweise kaum Sprengung – das Niveau von Rück- zu Vorderfuß ist also in etwa gleich, während die Ferse bei klassischen Laufschuhen meist acht bis zehn Millimeter höher steht. Auch die verringerten Dämpfungseigenschaften gegenüber klassischen Laufschuhen erhöhen die Auswirkungen, die der Bewegungsapparat kompensieren muss.
Spikes bringen bei Bahn-Rennen oder Crossläufe einen Vorteil gegenüber Laufschuhen, die keine Nägel besitzen. Besonders bei Nässe oder matschigen Bedingungen kommt dieser zum Vorschein. Doch für Anfänger ist es ratsam, das erste Bahn-Rennen womöglich lieber noch in klassischen Laufschuhen oder typischen Wettkampf-Schuhen zu bestreiten und sich langsam an die kurze, intensive Belastung zu gewöhnen. Sollten Sie Ihre ersten Spikes kaufen, ist ebenso darauf zu achten, deren Einsatz wohldosiert zu steigern, um Überlastungs-Erscheinungen vorzubeugen. Denken Sie daran: Nicht nur die Laufform passt sich den Trainingsreizen an, auch die Muskulatur sowie Sehnen und Bänder brauchen Zeit und Ruhe, um neue Reize verarbeiten zu können und dadurch gestärkt zu werden. Sollten Sie starker Überpronier sein, also übermäßig stark mit dem Fuß nach innen knicken, Fußprobleme oder Haltungsschwächen besitzen, sollten Sie mit noch mehr Vorsicht an die schnellen, aggressiven Schuhe herangehen.
Wenn Sie aber jetzt Lust bekommen haben, einmal so richtig Gas zu geben, Ihr erstes Bahn-Rennen zu bestreiten oder auf unwegsamem Geläuf an den Start zu gehen, stellen wir Ihnen im Folgenden einige empfehlenswerte Spike-Modelle vor.
Spikes für Sprintdistanzen
Puma EvoSpeed Sprint 10

Hier bestellen: Unisexmodell
Der EvoSpeed Sprint 10 von Puma besitzt eine Sohlenplatte, die laut Hersteller sehr reaktiv und griffig ist. An ihr sind insgesamt acht Spikes mit jeweils sechs Millimetern Länge befestigt. Die Zwischensohle ist aus klassischem EVA-Dämpfungsmaterial. Der Schuh ist für Sprintdisziplinen geeignet, da er sehr leicht ist, aber trotzdem einen guten Halt bietet.
Adidas Adizero Prime Sprint

Hier bestellen: Männermodell
Das hochpreisige Modell Adizero Prime Sprint von Adidas richtet sich an ambitionierte Sprinter. Trotz Spezifikation für absolute Höchstgeschwindigkeiten ist die Außensohle etwas flexibel. Die Mittelsohle verfügt über dämpfendes Boost-Material, das die Reaktivität des Schuhs erhöhen soll. Das nahtlose Obermaterial schmiegt sich dank leichter Kompression an den Fuß an.
Spikes für Mittel- und Langstrecken auf der Bahn
Adidas Distancestar

Hier bestellen: Männermodell (ab 68,19 €) oder Frauenmodell (ab 68,19 €)
Der Distancestar bietet ein atmungsaktives Mesh-Obermaterial. Er verfügt über fünf Dornen und eine Gitterstruktur im medialen Bereich der Außensohle, die den Halt des Fußes zusätzlich unterstützen soll. Für die Dämpfung wird in der Zwischensohle – wie auch bei normalen Laufschuhen – EVA-Material verwendet. Da der Schuh für einen Spike relativ viel Dämpfung und Komfort bietet, ist das Produkt eher für längere Läufe auf der Bahn geeignet, also für alle Strecken ab 3.000 Meter.
Asics Hyper LD 6

Hier bestellen: Unisexmodell (ab 75 €)
Durch das leichte Mesh-Material des Schafts und seine offene Gewebestruktur entsteht eine gute Luftzirkulation im Schuh, die gerade bei längeren Bahn-Distanzen der Schweißansammlung im Schuh entgegenwirken soll. Der Fußaufsatz wird durch eine EVA-Mittelsohlen-Dämpfung abgefedert. Die EVA-Einlegesohle soll für ein noch bequemeres Tragegefühl sorgen. Für den Halt auf der Bahn sind die fünf Spikes sowie Rillen in der Sohle verantwortlich. Insgesamt handelt es sich bei dem Hyper LD 6 von Asics um einen Spike-Schuh, der für alle Mittel- und Langstrecken konzipiert wurde.
Nike ZoomX Dragonfly

Der Nike ZoomX Dragonfly ist benannt nach seinem ZoomX-Zwischensohlenschaum, der Aufprallkräfte dämpft und für eine effektive Energierückgabe sorgen soll. Das hochpreisige Modell von Nike wiegt lediglich 125 Gramm. Die Vorfußplatte enthält Rillen, welche zusätzlich zu den sechs Spikes für einen sicheren Halt auf der Bahn sorgen. Der Schaft besteht aus einem leichten Mesh-Obermaterial. Der Nike ZoomX Dragonfly wird aufgrund der Kombination aus Leichtigkeit und Dämpfung für Distanzen zwischen 1.500 bis 10.000 Meter empfohlen.
Spikes für Crossläufe
Nike Zoom Rival XC

Hier bestellen: Unisexmodell
Über sechs Nägel verfügt der Cross-Spike Zoom Rival XC von Nike. Diese sind in Hufeisenform über die Pebax-Platte im Vorfußbereich verteilt. Gestreifte Overlays sollen die Strapazierfähigkeit des atmungsaktiven Obermaterials erhöhen. Die Cushion-Mittelsohle soll ein gewisses Maß an Dämpfung bietet, zusätzlich aufgebrachter Gummi im Vorfuß- sowie Fersenbereich Griffigkeit auch unabhängig von den Nägeln.
Hoka One One Evo XC

Hier bestellen: Männermodell
Die lediglich vier Nägel sind beim Cross-Spike Evo XC von Hoka One One symmetrisch verteilt, sodass Kurven in beide Richtungen gut laufbar sein sollen. Die Dual-Density-Zwischensohle verfügt über etwas weniger Nachgiebigkeit im Vorderfuß und etwas mehr Dämpfung im Fersenbereich. Das Obermaterial ist relativ minimalistisch gehalten.