Wer regelmäßig läuft, lebt im Allgemeinen recht gesund. Das ist aber oft nur die halbe Wahrheit und gilt in erster Linie für die Bewegung, aber nicht unbedingt für die Ernährung: Viele Läuferinnen und Läufer neigen dazu, zwar fleißig zu trainieren, den eigenen Speiseplan dabei jedoch außer Acht zu lassen. Dabei hat die Ernährung einen großen Anteil daran, wie du dich bei längeren und schnelleren Läufen fühlst – und wann du im Rennen die Ziellinie überquerst.
Die Grundregeln der Ernährung vor einem Wettkampf sind recht einfach: Der Körper braucht für die sportliche Höchstleistung zusätzliche Kohlenhydrate und Elektrolyte sowie ausreichend Flüssigkeit. Die Aufnahme dieser Nährstoffe über bestimmte Lebensmittel oder Produkte wie Energie-Gels sollte man am besten bereits im Training üben. Mehr dazu kannst du in unseren Artikeln zur Halbmarathon- und Marathon- bzw. Triathlon-Ernährung nachlesen:
Unglücklicherweise tendieren Sportlerinnen und Sportler teilweise zu eigensinnigen oder ehrgeizigen Extremen: Einige essen vor Wettkämpfen so gut wie gar nichts, um sich möglichst leicht zu fühlen, unterwegs geht ihnen dann aber buchstäblich der Saft aus, weil den Muskeln der Treibstoff fehlt. Andere übertreiben es nach dem Motto „Viel hilft viel“ mit dem Essen und Trinken, um nur ja keinen Hungerast zu erleiden, und quälen sich dann mit einem vollen Magen durchs Rennen. Wieder andere haben eine fatale Neigung zu Nahrungsmitteln mit verdauungsfördernder Wirkung, was – wenn diese kurz vor einem Rennen genossen werden – in einem Desaster enden kann. Solche Misserfolge durch falsche Ernährung kannst du mit etwas Planung leicht vermeiden.
Im Folgenden haben wir Tipps zusammengestellt, mit denen du die häufigsten Ernährungsfehler vermeidest und mit optimal gefüllten Tanks an die Startlinie gehst.
Ernährungsfehler 1: Zu viel Pasta
Schon klar: Pasta liefert Kohlenhydrate. Das bedeutet jedoch nicht, dass du deine Glykogenspeicher am Abend vor dem Rennen mit gewaltigen Mengen an Nudeln (über-)füllen musst. Klingt zwar im ersten Moment sinnvoll, die Energie brauchen wir ja schließlich am nächsten Tag. Aber wenn man dem Organismus mehr Kohlenhydrate zuführt, als er verwerten kann, führt das zu Verdauungsproblemen und dazu, dass man im ungünstigsten Moment auf die Toilette muss.
Die Lösung: Konsumiere in den Tagen vor dem Wettkampf zwar in der Summe viele Kohlenhydrate, das aber verteilt auf mehrere Tage vor dem Rennen und auf die verschiedenen Mahlzeiten. Versuch es mit moderaten Mengen von einfachen und komplexen Kohlenhydraten im Wechsel, wie Hafer zum Frühstück, Kartoffeln zum Mittag und Pasta am Abend – und iss unbedingt nur, bis du satt bist.
Ernährungsfehler 2: Zu viel Wasser
Trinken ist wichtig, das ist richtig! Wer vor dem Rennen aber zu viel Leitungs- oder Mineralwasser trinkt, wird sich nicht nur unwohl fühlen, das Wasser senkt vor allem auch die Elektrolytkonzentration im Blut. Mineralien sind aber dafür zuständig, dass deine Muskeln optimal kontrahieren. Wenn der Elektrolythaushalt durcheinander gerät, kann es zu Muskelkrämpfen und Schwächegefühlen kommen. In Extremfällen kann das sogar zu Hyponatriämie führen – einem zu niedrigen Natriumspiegel im Blut, der unter Umständen sogar lebensbedrohlich sein kann.
» So wichtig sind Elektrolyte für gute Laufleistungen
Die Lösung: In den Tagen vor dem Wettkampf brauchst du nicht mehr zu trinken als sonst. Ob du nun Wasser, Sportgetränke, Saft oder auch Kaffee und Tee zu dir nimmst, spielt keine Rolle. Am Morgen des Wettkampfs empfiehlt es sich, zwei bis drei Stunden vor Rennbeginn einen halben Liter Wasser zu trinken. So hat der Körper genügend Zeit, den Flüssigkeitshaushalt im Gleichgewicht zu halten. Wenn du dann noch direkt vor dem Start 0,2 bis 0,4 Liter zusätzlich trinkst, steht einem perfekten Rennverlauf nichts mehr im Weg. Meide am Wettkampftag aber kohlensäurehaltige Getränke, die beim Laufen zu unangenehmem Aufstoßen führen oder Magenkrämpfe verstärken können.
Ernährungsfehler 3: Lebensmittel, die schwer im Magen liegen
Es gibt auch Lebensmittel, die du am Tag vor dem Rennen und am Wettkampftag selbst komplett meiden solltest, um Magenprobleme zu verhindern. Also: Was solltest du vor einem Marathon oder anderem Laufwettkampf nicht essen?
Du solltest am Abend vor dem Rennen oder gar am Morgen nicht zu fettreich zu essen und auch nicht zu viele Proteine aufnehmen. Sowohl Fette als auch Proteine sind zwar wichtig für den Körper und auch für den Ausdauersport, werden aber nur langsam verdaut und liegen daher schwer im Magen. Auch scharfe Gewürze können Magen und Darm reizen und sollten deshalb außen vor bleiben.
Die Lösung: Verzichte demnach am Vorabend des Rennens auf zu viel Fett oder scharfes Essen und größere Portionen Fleisch oder Fisch. Alles zu seiner Zeit! Achte bei deiner privaten Pasta-Party auf eine möglichst sanfte, nicht zu fettige oder sahnige Soße und übertreibe es nicht mit dem Käse auf der Pizza. Auch frittiertes Essen solltest du meiden.
Ernährungsfehler 4: Falsches Gemüse
Wenn du eine Ernährung mit viel Gemüse und vielleicht auch Hülsenfrüchten gewohnt bist, wirst du dadurch auch vor einem Wettkampf nicht unbedingt Probleme mit dem Magen oder der Verdauung bekommen. Falls du aber ein Fan von Pizza und Fastfood bist, ist jetzt nicht der ideale Moment, um Vegetarier zu werden. Wenn du ausgerechnet kurz vor einem Wettkampf auf eine ballaststoffreiche Ernährung umstellst, musst du damit rechnen, dass dein Magen-Darm-Trakt dich im Rennen plagen wird und du mit unangenehmen Blähungen zu kämpfen haben wirst.
Die Lösung: In den letzten drei Tagen vor einem Wettkampf solltest du blähende Hülsenfrüchte und Kohlgemüse wie Brokkoli und Blumenkohl, aber auch vollwertige Getreideprodukte tendenziell meiden. Aber verzichte nicht ganz auf Obst und Gemüse! Versuche es mit kleinen Portionen und iss für die Vitamine etwa eine Handvoll Kirschen oder einige Stücke Ananas.
Aber Achtung: Wenn du jedes Wochenende an einem Wettkampf teilnimmst, darfst du nicht alle Ballaststoffe aus deinem Speiseplan verbannen, sondern solltest nur am Renntag darauf verzichten, und im Alltag zum Beispiel mit Haferflocken komplexere Kohlenhydrate nutzen, die länger satt machen bzw. im Training Energie liefern als Weißmehlprodukte wie Nudeln, Brötchen, Kuchen und Co.
Ernährungsfehler 5: Nicht frühstücken
Viele Menschen verzichten morgens auf das Frühstück. Läufer sollten das nicht tun! Schon gar nicht am Morgen vor dem Wettkampf. Du meinst, du wärst zu nervös, um vorher etwas zu essen, oder kannst nicht mit vollem Magen zum Rennen antreten? Egal. Ohne diese wichtige Mahlzeit läufst du voraussichtlich in einen Hungerast. Studien haben gezeigt, dass das Frühstück vor einem Rennen den Blutzuckerspiegel konstant hält und die notwendige Energie liefert, um einen über die volle Distanz zu bringen. Es ist dagegen nicht möglich, die Energie, die du beim Frühstück ausgelassen hast, während des Rennens „nachzutanken“.
Die Lösung: Am besten sind Müsli oder Porridge mit etwas Milch und Obst. Falls dein Magen morgens noch keine feste Nahrung verträgt, trinke jedenfalls einen Milchshake mit Fruchtsaft und Bananen. Diese Zutaten sind bekömmlich, liefern Power und hinterlassen kein unangenehmes Völlegefühl.
Ernährungsfehler 6: Kühne Experimente
Wenn du sonst nie Sushi mit rohem Lachs und scharfem Wasabi isst, solltest du es auch am Abend vor dem Rennen nicht tun. Solange du nicht weißt, wie dir bestimmte Speisen bekommen, verzichte besser auf gewagte Experimente. Besonders scharfes Essen belastet deinen Verdauungstrakt, wenn er daran nicht gewöhnt ist.
Die Lösung: Bleibe in der Woche vor dem Lauf bei Bewährtem. Besuche die Webseite des Laufveranstalters, um herauszufinden, welche Getränke und Gels an den Verpflegungsstellen angeboten werden. Dann kannst du diese in der Vorbereitung testen und erlebst keine Überraschungen.
Ernährungsfehler 7: Zu viel Zucker
Zucker ist ein Kohlenhydrat und liefert durch seine einfache Form schnelle Energie. Was zunächst für einen Wettkampf hilfreich klingt, bremst dich im Rennen jedoch aus. Viele Süßigkeiten oder sehr energiereiche Riegel sorgen nämlich für starke Blutzuckerschwankungen, und das auch schon einen Tag zuvor. Für einen erfolgreichen Lauf sollte dein Blutzucker möglichst stabil sein, damit dein Körper konstant über das gleiche Energielevel verfügt.
Die Lösung: Achte 24 Stunden vor dem Wettkampf darauf, nicht zu zuckerhaltige Lebensmittel zu dir zu nehmen. Süßigkeiten, süßes Gebäck, zuckerhaltige Limonaden oder Säfte solltest du dir lieber nach dem Rennen als Belohnung aufheben. Süße Gelüste solltest du stattdessen mit Datteln oder anderem Obst stillen. Der Zucker wird hier langsamer aufgenommen und hält deine Energie konstanter oben.
Aber Achtung: Auch Obst hat viele Ballaststoffe, besonders in getrockneter Form. Die süßen Naschereien sind daher wirklich nur als kleiner Snack zu betrachten, du solltest dich nicht an ihnen satt essen.
Ernährungsfehler 8: Alkoholkonsum
Bereits geringe Mengen Alkohol wirken sich negativ auf deinen Flüssigkeitshaushalt aus, da Alkohol harntreibend wirkt und somit die Gefahr einer Dehydrierung erhöht. Zudem verschlechtert er die Koordination und Reaktionsfähigkeit – Fähigkeiten, die im Wettkampf entscheidend sind. Auch die Regeneration nach dem Training wird durch Alkohol verzögert, was sich negativ auf deine Vorbereitung auswirken kann.
Die Lösung: Verzichte mindestens 48 Stunden vor dem Wettkampf komplett auf Alkohol, um deinem Körper die bestmöglichen Voraussetzungen für eine optimale Leistung zu geben. Stattdessen solltest du ausreichend Wasser trinken und auf Elektrolyte achten, um deine Speicher gefüllt zu halten. Möchtest du nach dem Wettkampf auf deinen Erfolg anstoßen, ist ein alkoholfreies Bier eine gute Alternative – es unterstützt die Regeneration und versorgt dich mit wichtigen Mineralstoffen.
Fazit: Gut geplant ist halb gewonnen
Die richtige Ernährung vor einem Wettkampf kann den entscheidenden Unterschied zwischen einer erfolgreichen Leistung und einem vorzeitigen Einbruch machen. Häufige Fehler wie zu viel Pasta, übermäßiger Wasserkonsum, falsches Gemüse, der Verzicht aufs Frühstück, riskante Ernährungsexperimente, zu viel Zucker oder Alkoholkonsum können die Vorbereitung und die Performance erheblich beeinträchtigen.
Um mit optimal gefüllten Energiereserven und einem stabilen Magen an den Start zu gehen, solltest du dich rechtzeitig mit deiner Wettkampf-Ernährung auseinandersetzen und diese bereits im Training testen. Setze auf eine ausgewogene Mischung aus komplexen Kohlenhydraten, leicht verdaulichen Lebensmitteln und ausreichender Flüssigkeitszufuhr mit Elektrolyten. So vermeidest du unangenehme Überraschungen auf der Strecke und läufst deinem Ziel voller Energie entgegen.
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