Die Schrittfrequenz lässt sich mit der Anzahl der Schritte pro Minute definieren. Dabei galt die Zahl 180 bisher als Maß aller Dinge: Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge ist das die durchschnittliche Anzahl der Bodenberührungen pro Minute von Topathleten. Nun haben finnische Sportwissenschaftler herausgefunden: Unter Topläufern ist 180 zwar ein realistischer Durchschnittswert, aber unter den Weltklasseathleten gibt es extreme Unterschiede. In der Marathon-Weltklasse (ausgewertet wurden Läufer mit Bestzeiten unter 2:08 Stunden) reicht das Spektrum von 156 bis 187 Schritten pro Minute.
160 bis 170 Schritte für Freizeitläufer optimal
Bestätigen konnten die Untersuchungen, dass für Freizeitathleten 160 bis 170 Berührungen pro Minute optimal sind. „Aber natürlich ist die ideale Schrittfrequenz auch abhängig von der Körpergröße und interessanterweise auch vom Alter“, sagt Eeli Paunonen, der die Studie über zwei Jahre begleitete. Ansonsten zeigt die Studie, dass die Bedeutung der Schrittfrequenz für Freizeitläufer überschätzt wird: „Die Läufer, die eine extrem niedrige Frequenz hatten, waren zwar im Schnitt auch leistungsschwächer, aber das betraf nur circa zehn Prozent der untersuchten Läufer“, beruhigt Paunonen.
Wer schneller läuft, macht mehr Schritte
„Liegen Sie unter 150 Schritten pro min sind Ihre Schritte vermutlich zu groß“, sagt Mitchell Phillips, „das ist vermutlich das, was man auf jeden Fall feststellen kann.“
Grundsätzlich gilt auch, je höher das Tempo, desto höher die Frequenz, das färbt dann auch auf die Schrittzahl beim Dauerlauf positiv ab. „Und eigentlich gilt auch: je höher die Schrittfrequenz, desto ökonomischer der Bewegungsablauf, desto niedriger der Energieverbrauch“, fügt Elitetrainer Jack Daniels den Aussagen von Mitchell Phillips an.
Ein Blick auf die Temposkala
Während am einen Ende der Temposkala Weltklasse-Läufer zu finden sind, die den Marathon teilweise in einem Tempo von 3:00 Minuten pro Kilometer und schneller laufen, kann auf der anderen Seite das normale Gehen genannt werden. Aufgrund des deutlich geringeren Tempos ist die Frequenz beim Gehen sehr gering. Diese schwankt ebenfalls teilweise recht deutlich, liegt aber nicht selten zwischen 110 und 120 Schritten. Anders als beim Spazieren gehen spielen die Frequenz und die damit verbundene Schrittlänge beim Laufen durchaus eine Rolle, das kann man festhalten. Daher stellt sich die Frage, wenn man eine sehr niedrige Frequenz hat, wie man seine Schrittfrequenz erhöhen kann.
Wo setzt Ihr Fuß auf dem Boden auf?
Wichtig ist nicht nur die Gesamtlänge eines Schrittes, sondern auch die Position des Fußes relativ zum Mittelpunkt Ihres Körpers (Ihrem Schwerpunkt), wenn Sie den Boden berühren. Untersuchungen haben wiederholt gezeigt, dass das Überschreiten – das Laufen mit zu weit vor dem Körper ausgestrecktem Vorderfuß und damit das Aufschlagen der Ferse – ein Hauptfaktor für ein erhöhtes Verletzungsrisiko ist. Außerdem versetzt das Überschreiten den Körper in eine biomechanisch ineffiziente Position, wodurch die Erzeugung von Vorwärtsimpulsen verloren geht. Das gleiche gilt wenn Ihre Schrittlänge zu kurz ist. Dadurch kann der Körper nicht genug Energie speichern, um Sie in der Abdrückphase nach vorn zu bringen.
Geringere Herzfrequenz und reduzierter Sauerstoffverbrauch
Auf der Suche nach der idealen Schrittlänge geht es jedoch nicht nur darum, an Geschwindigkeit zu gewinnen. Es wird auch Ihre Effizienz verbessern. Bei Ihrer idealen Schrittlänge können Sie mit reduzierter Herzfrequenz und reduziertem Sauerstoffverbrauch im gleichen Tempo laufen. Diese verringerte Herzfrequenz und der verringerte Sauerstoffverbrauch führen zu geringeren Energiekosten und Anstrengungen beim Laufen.
So erhöhen Sie Ihre Schrittfrequenz
„Um die Schrittfrequenz zu erhöhen, müssen Sie vermehrt Ihre schnell kontrahierenden Muskelfasern aktivieren“, sagt der Sportwissenschaftler Anderson. Das bedeutet, Sie müssen Abwechslung in Ihr Training bringen und benötigen schnelle Wiederholungsläufe, Reize, die Sie aus Ihrem gewohnten Tempo und Trab herausbewegen.
Bergaufläufe gelten als äußerst wirkungsvoll
Bergaufläufe sind ein hartes, aber extrem wirkungsvolles Training, auch was die Optimierung der Schrittfrequenz betrifft. Mitchell Phillips meint: „Sie kräftigen den Quadrizeps, fordern eine aktive Armunterstützung und ein leichtes Vorbeugen, alles Dinge, die auch der gesamten Laufform zuträglich sind.“
Unsere Tipps für eine bessere Schrittfrequenz
Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihre Schrittfrequenz nicht optimal ist, bauen Sie zwei- bis dreimal wöchentlich folgendes „Laufschritt-Training“ in Ihr Trainingsprogramm ein.
1. Wärmen Sie sich 10 Minuten auf.
2. Laufen Sie im lockeren Dauerlauftempo. Zählen Sie die Bodenkontakte Ihres rechten Fußes in exakt einer Minute.
3. Laufen Sie eine weitere Minute ruhig weiter und versuchen Sie in der dann folgenden Minute, die Bodenkontakte des rechten Fußes um circa zwei bis fünf Berührungen zu erhöhen.
4. Wiederholen Sie Punkt 3 noch viermal und steigern Sie die Zahl der Bodenkontakte immer weiter, allerdings nur solange Sie sich noch entspannt dabei fühlen.
Fazit: Viele Freizeitathleten liegen im idealen Bereich
Statt 180 reichen bei den meisten Freizeitläufern also auch 160 bis 170 Schritte. Falls Sie wirklich weit unterhalb dieses Wertes liegen und ihre Schrittfrequenz optimieren wollen, ist dies wie beschrieben mit zwei bis drei „Laufschritt-Trainings“ pro Woche und mit Bergaufläufen möglich. Viele Läufer liegen jedoch bereits in diesem Bereich, sodass sie sich keine Gedanken machen müssen. Ob Sie zwischen 160 und 170 Berührungen liegen, kann Ihnen Ihre Laufuhr sagen. Alternativ können Sie es auch einfach zählen oder ausrechnen.