Sie zählt zu den jüngsten Marken auf dem heimischen Laufschuhmarkt – und sie ist eine der wenigen Marken, die tatsächlich sogar aus Deutschland stammt: Joe Nimble. Sie entstammt einer Schuhmacher-Manufaktur mit jahrzenhntelanger Erfahrung, der Marke Bär, und das merkt man dem hier getesteten Modell Ultreya an. Handwerklich und qualitativ ist der Schuh von allererster Güte. Die aktuellen Modelle werden noch in Portugal gefertigt. In Kürze soll sogar eine Produktion in Deutschland eröffnet werden.
Gütesiegel: Der Badwater-Schuh
Dass der Hersteller es ernst meint mit dem Ultreya, wird durch einen recht speziellen Umstand deutlich: Der Ultreya ist der offizielle Schuh für das Badwater Ultrarace. Der Ultramarathon in Kalifornien zählt zu den härtesten Ultramarathons der Welt. Die 135 Meilen (217 km) lange Strecke führt von Badwater im Death Valley bis zum Whitney Portal auf 2530 Meter Höhe am Mount Whitney. Meist im Juli gestartet, steigen in in Badwater die Temperaturen regelmäßig auf über 50 °C. Da schmilzen schon mal die Sohlen mancher Schuhe.

Geht auch für Einsteiger
Dafür ist der Schuh also auch konzipiert, für extreme Einsätze. Aber, dieses Testfazit sei vorweggenommen: Der Ultreya taugt nach unseren Testeindrücken sehr gut als Alltags-Trainingsschuh und auch für Einsteigerinnen und Einsteiger.
Trainingsschuhe mit reaktiver Mittelsohle
Der Ultreya fällt in die junge Rubrik der Laufschuhe mit hoher Rückstellkraft der Mittelsohle. Deren sogenannte “supercritical”-Schäume werden meist auf EVA-Basis produziert. Joe Nimble hat sich für Polyurethan (PU) entschieden – und bezieht den PU-Schaum mit eigens kreierter Mischung von Hersteller Huntsman aus Deggendorf in Bayern.

Spezielle Mittelsohle
Es handelt sich, so Huntsman, um ein „special dual density DALTOPED® polyurethane system.“ Der Laufschuhhersteller nennt ihn schlicht „nmblFOAM® by Joe Nimble“. Er bietet, so der Hersteller, „ein zehnmal höheres Compression Set als herkömmliche EVA-Schäume.“ Die Mittelsohle findet also nach Belastung deutlich besser in ihre ursprüngliche Form zurück. Neben den Laufeigenschaften profitiert davon auch die Umwelt, da Laufschuhe mit PU-Sohlen deutlich länger getragen werden können.
Der Schuh verträgt Hitze
Zudem sind die Ultreya-PU-Sohlen hydrolysefrei, was die Befürchtung entkräftet, dass sich die Sohle in heißeren oder feuchteren Klimazonen (wie in der Wüste) irgendwann einfach auflösen. Die Badwater-Edition des Ultreya wird übrigens in eigenem Design gefertigt: Das komplette Obermaterial ist weiß, um die sengende Sonne abzuwehren.

Schlanke Produktion
Eine weitere Besonderheit gibt es hinsichtlich der Herstellung: Joe Nimble nutzt für den Ultreya das sogenannte Direct-Injection-Verfahren: Die Sohlen werden in einem Arbeitsvorgang direkt in einer Form angespritzt und gleichzeitig mit dem Obermaterial verbunden. Das spart Energie, da die Sohle nicht mehr extra erhitzt werden muss. Gleichzeitig werden Klebstoffe eingespart: Sohle und Schaft werden bei der Produktion fest miteinander verbunden. Der Sohlenpart besteht aus seinem Dual Density-PU. Der äußere Rahmen ist stabiler, das Innere für eine bessere Dämpfung weicher.
Laufeindruck geprägt von Komfort
So viel zur technischen Besonderheit des Ultreya. Bei der Anprobe fällt zunächst der erste, supersofte Trageeindruck auf. Und die hohen Dämpfungseigenschaften charakterisieren auch den Abrollkomfort. Dabei ist die Dämpfung nicht zu weich, bietet aber auch für Vorfuß- oder Mittelfußläufer gute Eigenschaften. „Die Dämpfung ist unglaublich ausgewogen“, so ein Testläufer, „und auch nach einem 35-km-Lauf hatte ich nicht das Gefühl, dass sie irgendwie nachließe; im Gegenteil, die Dämpfung bleibt stets auf dem gleichen Niveau.“

Besonderheit: Die breite Passform
Eine Besonderheit ist die „äußerst bequeme Passform“, wie es eine Testerin beschreibt: Großen Wert legt Hersteller Joe Nimble auf sein „toefreedom®-Konzept“. Im Vergleich mit herkömmlichen Schuhkonzepten fällt die deutlich breitere Zehenbox des Ultreya auf. Klar, daamit ist der Schuh ein spezieller Tipp für Läuferinnen und Läufern mit Fußproblemen – wie etwa Hammerzehe, Hallux Valgus oder Ähnlichem. Grundsätzlich profitiert aber jeder Läufertyp: Denn durch die breitere Form des Schuhs hat der Fuß mehr Platz, sich beim Abrollvorgang auszubreiten und über die Großzehe zu stabilisieren. Das bemerkten auch mehrere Starter des Badwater-Ultralaufs, die mit dem Schuh liefen, wie etwa der Brasilianer Kleber Felipe Santos, „ich spüre viel Komfort und (..) Stabilität beim Laufen. Der Schuh hat auch zum Ende des Rennens hin meine Füße nicht eingeengt.“
Bilanz mit Lob und Kritik
Der Schuh überrascht mit seiner einzigartigen Passform, dann mit seinem komfortablen Abrollkomfort – und am Ende mit seiner Langstreckentauglichkeit. Der Mittelsohlenschaum bietet zudem hohe Reaktivität. Dazu erweist sich die großflächig aufliegende Außensohle als äußerst rutschfest und standfest.

Bemängelt wurde bisweilen der Sitz der Fersenkappe, die bei einzelnen Testläufern nicht optimal passte und zu Reibung führte. Vorsicht ist überdies bei der Größenwahl geboten, die meisten Testläufer benötigten eine halbe Nummer bis eine Nummer kleiner als gewohnt (vor dem Kauf anprobieren!). Und auch wenn der Schuh auf Wüstentemperaturen ausgelegt ist, so erwies sich das Obermaterial nur als durchschnittlich atmungsaktiv, „da gibt es deutlich luftigere Schuhe“, so ein Testläufer. Und aufgrund des PU-Sohlenmaterials gehört der Ultreya auch eher zu den schwereren Laufschuhen, was allerdings eher beim Vergleich auf der Waage als beim Laufen auffällt – und gerade bei Trainingsläufen weniger ins Gewicht fällt.

Fazit: Exklusives Modell
Wer einen exklusiven Laufschuh sucht: Voilà. Die Verarbeitungsqualität und die verarbeiteten Komponenten sind erstklassig. Die Mittelsohle mit dem exklusiven Schaum eines europäischen Herstellers besticht mit hoher Dämpfungsqualität und Reaktivität, selbst bei höherem Körpergewicht. „Trotz des hohen Gewichts bildet der Schuh eine Funktionseinheit mit dem Fuß“, lobt ein Testläufer. Der Ultreya kam beim erbarmungslosen Badwater-Ultra-Race zum Einsatz - die Feuertaufe hat er dort bestanden – und sich im Testalltag überdurchschnittlich bewährt. Ob Einsteiger oder Ultraläufer - der Ultreya bietet eine universelle Trainingsschuh-Lösung.
- Preis: 219 Euro
- Gewicht: 365 Gramm (Männer-Mustergröße)
- Sprengung: 3 Millimeter