Ein echter Soft-Rocker
Hoka Clifton 9 im Test

Die neunte Version von Hokas beliebtestem Trainingsschuh hat eine noch fettere Mittelsohle. Der Komfort steht im Mittelpunkt.
Hoka Clifton 9 im Test
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Laufmarke Hoka

Der erste Clifton wurde im Jahr 2014 vorgestellt und er ist Hokas beliebtester und bestverkaufter Laufschuh. Warum? Weil die voluminöse Mittelsohle für ein traumhaft-komfortables Laufgefühl sorgt und dabei trotzdem schön leicht ist.

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Maximaler Dämpfungskomfort

Der Clifton war bei seiner Vorstellung im Jahr 2014 eine kleine Sensation: Mit der sehr voluminösen Mittelsohle war der Hoka Clifton einer der Mitbegründer der super-Komfortklasse bei Laufschuhen. Und diese Charakteristik ist grundsätzlich immer gleichgeblieben und die Popularitätskurve stieg zunehmend, eventuell mit einer kleinen Delle bei der vierten und fünften Version. Die siebte Version war der bis dato leichteste Clifton, die achte Version blieb von der Konstruktion gleich, erhielt aber ein neues Mittelsohlenmaterial.

Der Clifton als Vorreiter

Der Clifton ist Vorreiter der maximalen Dämpfungskategorie und Wegbereiter für mittlerweile Dutzende anderer Modelle, die auf das gleiche Konzept setzen. Und dieses Konzept ist beim Clifton seit der ersten Version unverändert: Eine sehr voluminöse, hoch aufbauende Mittelsohle, die sehr viel Energie aufnimmt – im Läuferjargon: Dämpfung. Damit der Vorwärtstrieb nicht jäh im weichen Komfortschaum versinkt, soll sich das Material schnell wieder in die Ausgangsposition zurückbegeben – im Läuferjargon: Reaktivität.

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Dazu kommt beim Clifton noch die sogenannte „Rocker“-Konstruktion. Das hat nichts mit gleichnamiger Musikrichtung zu tun, jedenfalls nicht direkt, sondern beschreibt die „Aufbiegung“ der Mittelsohle: Im Ruhezustand steht der Schuh nur auf etwa 75 Prozent seiner Sohlenfläche. Denn hinten an der Ferse und vorne ab dem Ballenbereich ist die Sohle nach oben gebogen. Dieser Konstruktionskniff befördert den Abrollvorgang und wird als „Rocker“-Geometrie bezeichnet. Das rockt.

So gut wie eh und je – und besser

So viel zur Grundkonstruktion – und die ist auch, das ist eine gute Nachricht, bei der neunten Version des Clifton so geblieben. Und das grundsätzliche Laufverhalten, die Laufcharakteristik, ist ebenso erhalten – wenngleich in Nuancen spürbar verbessert. Auch das ist eine gute Nachricht.

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Es gab dennoch einige Detailveränderungen. Optisch auffällig ist der an der Ferse nach hinten gebogene Einstiegsbereich – als ob sich der Schuh von der Achillessehne fernhält. Innen ist die Lasche überarbeitet, und im Schuhkragen ist der Clifton jetzt etwas stärker ausgepolstert – eine Komfortmaßnahme. Außen an der Ferse ist ein Reflektorstreifen angebracht – eine Sicherheitsmaßnahme.

Urs Weber
Beim Hoka Clifton 9 (vorne) ist der Schuhkragen an der Ferse nach hinten ausgestellt, hinten: Hoka Clifton 7.

Sommertauglicher Tragekomfort

Auffällig beim Hoka Clifton 9 ist auch das Obermaterial: Das doppellagige Mesh ist aufwändig gearbeitet und durchsetzt mit Belüftungs- und Dehnschlitzen. So ist der Fuß vor allem im Zehenbereich und seitlich bis zum Mittelfußbereich sehr gut belüftet und sommertauglich, "das macht den Clifton sogar wettkampftauglich", sagt ein Testläufer, "wobei der Clifton 7 in punkto Belüftung sogar noch besser war." Für einen besseren Halt auf der Innenseite des Fußes ist beim Clifton 9 die Lasche mit einem elastischen Band mit der Mittelsohle verbunden.

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Frauenversion des Hoka Clifton 9

Dickere Mittelsohle - aber leichter

Bei genauerem Vergleich mit dem Vorgänger fällt auch auf: Der Clifton ist noch höher geworden: Die Mittelsohle überragt jetzt die 30-Millimeter-Grenze. Der Schuh baut unter der Ferse 32 Millimeter (Frauenmodell: 27) hoch, 3 Millimeter mehr als beim Vorgänger, unter dem Vorfuß sind es 27 Millimeter (Frauenmodell: 24) – die Sprengung ist mit 5 Millimetern also gleichgeblieben wie bei den Vorgängermodellen.

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Was man nicht sieht von außen: Auch der Mittelsohlenschaum hat eine neue chemische Zusammensetzung bekommen: Obwohl die Sohle voluminöser ist, ist der Schuh insgesamt leichter geworden.

Laufeindruck: Wird seinem Ruf gerecht

Wie eingangs erwähnt: Der Clifton war als Komfort-Laufschuh einer der wegbereitenden Mitbegründer einer eigenen Laufschuh-Kategorie. Und auch die neunte Ausführung steht in dieser Tradition – aber, so viel vorab, er steht auch an der Spitze der Clifton-Modellentwicklung, so waren sich die Testläufer einig. Denn der Clifton ist definitiv sehr gut gedämpft – aber er ist tatsächlich nicht mehr der softeste Schuh, den es auf dem Markt gibt. Im direkten Vergleich mit den Vorgängermodellen fühlt es sich sogar so an (gerade im Vergleich mit dem sehr soften Clifton 8), dass der Clifton 9 etwas direkter und weniger stark gedämpft ist. Dafür gewinnt er etwas an Dynamik: Die Responsivität der Mittelsohle ist besser als beim Vorgänger. Sprich: Mit dem Clifton 9 macht auch etwas höheres (Trainings-)Tempo mehr Spaß. Eine Testerin lobt: „Für mich ein perfekter Allroundschuh für alle Einheiten auf der Straße.“

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Frauenversion des Hoka Clifton 9.

Geringes Gewicht

Dabei fällt auch positiv in die Waagschale, dass der Clifton 9 ein relativ leichter Schuh ist – selbst in einer Testschuh-Größe US 11 wog der Clifton 9 lediglich 286 Gramm. Er ist damit ein paar Körner leichter als der Vorgänger, aber vor allem im direkten Vergleich mit anderen Komfortschuhen schneidet der Clifton sehr gut ab auf der Waage. Übrigens, eine Info für die Laufschuh-Nerds: Der bislang leichteste Hoka Clifton, den wir auf der RUNNER’S WORLD-Testwaage hatten, war der Clifton 7, der auf 283 Gramm in US-Größe 11 kam.

Ein echter Rocker

Das geringe Gewicht des Clifton ist also hervorzuheben. Dazu kommt die „Early Meta-Rocker“-Konstruktion: Der Sohlenkonstruktion ist bereits unter dem Großzehen-Grundgelenk nach oben aufgebogen, was den Abrollkomfort dynamisch unterstützt, „animiert mich zu Tempo, ich laufe gerne auch mal schneller in dem Schuh“, formuliert es eine Testerin.

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Die Konkurrenz holt auf

Der Vergleich mit anderen Komfortschuhen ist durchaus interessant – zumal das Angebot in diesem Umfeld sehr viel dichter geworden ist. Der Clifton 9 ist vergleichbar etwa mit dem Adidas Ultraboost Light, dem Asics GEL-Nimbus 25 oder einem Nike Invincible Run 3, New Balance FF More V4 oder Brooks Glycerin. Der Hoka Clifton 9 ist dabei nicht der weicheste, nicht der am meisten gedämpfte Schuh; der Nike Invincible Run 3 oder Asics GEL-Nimbus 25 sind softer in der Dämpfung. Aber im Vergleich ist der Clifton 9 sicher einer der dynamischsten Schuhe. Er ist wie gesagt etwas direkter als der Clifton 8, „und er erinnert mich eher an den Clifton 6“, urteilt ein Testläufer, „und zwar im positiven Sinne: Der Clifton tendiert jetzt wieder mehr in Richtung aktiver Laufstil. Der Vorgänger war mir persönlich etwas zu weich.“

Urs Weber
Trend zu dicken Mittelsohlen: Nike Invincible Run 3 und Hoka Clifton 9.

Für einen aktiven Laufstil

Ein weiteres Plus des Clifton 9 (was auch für die Vorgänger galt): Die Außensohle weist ein gutes Profil auf und eignet sich sehr gut für Wald- und Wirtschaftswege. Sie ist rutschfest und bietet durch die breite Sohlenplattfom auch gute seitliche Stabilität (auch wenn der Clifton natürlich kein Trailschuh ist). Negativ fällt dabei eventuell auf, dass das Obermaterial schnell verschmutzt, zumal in den helleren Farbvarianten (es gibt auch gesetztere Farbtöne).

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Helle Version des Hoka Clifton 9 Frauenmodells.

Fazit

Es gibt schnellere Trainingsschuhe, etwa den Mach von Hoka. Und es gibt bessere Schuhe für Wald und Gelände, etwa den Mafate Speed von Hoka. Aber dafür ist der Hoka Clifton 9 sehr ausgewogen und eine Empfehlung für ein großes Läuferpublikum: Der Schuh dämpft sehr gut – egal ob Mittelfuß- oder Fersenläufer, egal ob niedriges, mittleres oder hohes Gewicht. Für schwere Läufer ist eventuell der Hoka Bondi noch besser geeignet. Dennoch ist der Hoka Clifton 9 in der Gesamtsumme seiner ausgewogenen Eigenschaften sicher einer der besten Trainingsschuhe, die es derzeit gibt.

Hoka One One Clifton 9 in Zahlen

Kategorie: Neutralschuh / Dämpfungsschuh
Gewicht: 248 Gramm (Herren) / 205 Gramm (Frauen)
Sprengung: 5 Millimeter
UVP: 150 Euro
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10 / 2023

Erscheinungsdatum 19.09.2023