Joggen in der Stillzeit – worauf du achten solltest

Wiedereinstieg nach der Geburt
Laufen in der Stillzeit – geht das?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 16.11.2025
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Junge Mutter läuft mit einem Baby im Laufkinderwagen
Foto: Getty Images

Die Laufschuhe stehen im Flur und rufen, doch die Prioritäten haben sich verschoben. Viele frischgebackene Mütter, die stillen, sind verunsichert: Ist Joggen jetzt tabu? Ist die sportliche Aktivität gefährlich? Und wann ist der Körper nach der Geburt überhaupt bereit für die Belastung? Wir klären, was Experten zu Bewegung und Milchproduktion sagen, wann du starten kannst und warum der Sport-BH jetzt dein wichtigster Begleiter ist.

Ist Joggen in der Stillzeit möglich? Das sagt die Wissenschaft

Ein klares Ja – die Wissenschaft gibt stillenden Läuferinnen weitgehend grünes Licht. Entscheidend ist dabei nicht das Stillen selbst, sondern der körperliche Zustand der Mutter. Du solltest erst wieder joggen, wenn Rückbildung und Beckenboden wieder stabil sind und eine Ärztin oder Hebamme grünes Licht gegeben hat. Übrigens: Bei einem Kaiserschnitt dauert der Laufeinstieg normalerweise ein paar Wochen länger als bei einer natürlichen Geburt.

Für Hebamme Birgit Krey hat Bewegung während der Stillzeit vor allem einen großen mentalen Vorteil. „Es ist einfach mal eine kleine Auszeit, raus an die frische Luft, kurz weg vom Mama-Alltag und den Kopf frei kriegen.“ Krey empfiehlt, beim Laufen auch einfach mal nichts auf den Ohren zu haben, um das Nervensystem wirklich herunterfahren zu lassen. Und das Wichtigste: „Hauptsache man macht für sich und seinen Körper was und profitiert dann von der Endorphinausschüttung.“

Hat Bewegung Einfluss auf die Milchmenge oder den Geschmack?

Eine der größten Sorgen stillender Mütter ist, dass sportliche Aktivität die Milchmenge reduziert oder die Milch „sauer“ und für das Baby ungenießbar macht.

1. Mythos: Sport reduziert die Milchmenge

Die Sorge, dass durch das Joggen die Milchproduktion zurückgeht, ist weit verbreitet, aber wissenschaftlich nicht haltbar. Eine Studie mit 31 stillenden Müttern zeigt: Moderate bis intensive körperliche Aktivität beeinflusst weder die Menge noch die Zusammensetzung der Muttermilch. Fett-, Eiweiß- und Kohlenhydratgehalt änderten sich nach dem Training nicht.

Wenn dein Körper jedoch ohnehin schon stark beansprucht ist – etwa durch wenig Schlaf oder eine generelle Erschöpfung in der Stillzeit – kann intensives Training zusätzlichen Stress erzeugen. Birgit Krey erklärt: „Wird der Körper überlastet, können Ressourcen fehlen, die eigentlich für die Milchbildung benötigt werden. Dann kann es passieren, dass die Milchmenge nicht plötzlich, aber schleichend zurückgeht.“ Wenn Laufen sich gut anfühlt, Energie gibt und dich mental stärkt, dann ist es ideal. Wenn es sich hingegen nach „ich muss jetzt wieder funktionieren“ anfühlt oder du dich danach ausgelaugt fühlst, ist das ein Zeichen, dass es zu viel ist. Laut Krey können Frauen daran erkennen, dass die Milchmenge nachlässt, wenn das Baby unruhiger wird und häufiger an die Brust möchte als sonst.

2. Mythos: „Saure Milch“ durch Milchsäure (Laktat)

Das hartnäckigste Gerücht besagt, dass sich durch die Anstrengung beim Laufen Milchsäure (Laktat) in der Muttermilch anreichert und diese sauer schmecken lässt. Die Wissenschaft ist hier sehr differenziert. Es ist korrekt, dass Laktat, ein Stoffwechselprodukt, in die Muttermilch übergehen kann. Dies geschieht jedoch nur bei maximaler, anaerober Belastung. Normales, moderates Joggen im aeroben Bereich führt zu keiner relevanten Veränderung des Laktatspiegels in der Milch. Und selbst wenn der Laktatwert nach einem harten Intervalltraining kurzzeitig erhöht sein sollte, ist dies für das Baby nicht schädlich.

Tipps fürs Joggen in der Stillzeit

Der Wiedereinstieg ist geschafft, die Freigabe von deiner Ärztin ist da – worauf kommt es jetzt beim Wiedereinstieg an? Mit der richtigen Vorbereitung kannst du Sport und Stillen problemlos vereinbaren. Die wichtigsten Tipps auf einen Blick:

1

Das richtige Timing

2

Der richtige Sport-BH

3

Hydration

4

Kalorienbedarf decken

5

Hygiene nach dem Lauf

6

Die richtige Strecke

Wann kann ich in der Stillzeit mit dem Joggen starten?

Die wichtigste Antwort gleich vorweg: Die Stillzeit selbst gibt nicht das Timing vor, sondern der Heilungsprozess deines Körpers nach der Geburt. Die Lauf-Pause wird nicht durch die Milchproduktion bestimmt, sondern durch den Stand deiner Rückbildung.

Joggen ist ein „High-Impact“-Sport. Bei jedem Laufschritt lastet etwa das Anderthalb- bis Dreifache deines Körpergewichts auf dem Beckenboden. Diese Muskulatur wurde durch die Schwangerschaft und die Geburt extrem gedehnt und geschwächt. Startest du zu früh, also bevor der Beckenboden und die tiefe Rumpfmuskulatur wieder stabil sind, riskierst du ernsthafte und oft irreversible Langzeitschäden. Dazu gehören Belastungsinkontinenz (Urinverlust beim Niesen, Hüpfen oder Laufen) oder im schlimmsten Fall eine Senkung der Gebärmutter oder Blase.

Grob kann gesagt werden, dass man ungefähr sechs bis acht Wochen nach der Geburt mit Rückbildungsgymnastik starten kann. Nach Rücksprache mit deiner Hebamme oder Ärztin wird dabei die Rumpfmuskulatur gezielt wieder aufgebaut.

Für einen Wiedereinstieg ins Laufen ist es dann noch zu früh. Drei Monate sollte man mindestens warten, um mit richtigem Joggen zu beginnen. Ganz wichtig ist dabei, dass du auf deinen Körper und das individuelle Körperempfinden hörst. Wenn du Schmerzen oder eine Unsicherheit spürst, ist das ein Zeichen, lieber noch eine Pause einzulegen. Ein zu früher Start kann viele Risiken mit sich bringen. Deshalb gilt: Lieber etwas länger warten, als den Körper zu früh zu stark zu fordern, denn das wäre gefährlich für die Heilung und Stabilität deines Beckenbodens.

Risiken und Warnsignale: Wann du lieber noch pausieren solltest

Das größte Risiko beim Wiedereinstieg ist nicht das Stillen, sondern ein noch instabiler Beckenboden und eine schwache Rumpfmuskulatur. Höre sofort mit dem Laufen auf und pausiere, wenn du eines dieser Anzeichen bemerkst:

1

Jeglicher Urinverlust

2

Schmerzen beim oder nach dem Lauf

3

Instabilität im Rumpf

4

Wiederkehrender Milchstau (Mastitis)

5

Druck- oder Schweregefühl im Becken

FAQ: Häufige Fragen zum Joggen in der Stillzeit

Fazit