Peter Herzog (33) hat beim London-Marathon nicht nur eine persönliche Bestzeit (2:10:06 Stunden) aufgestellt, sondern auch einen österreichischen Rekord. Dabei ist er erst vor acht Jahren zum Laufen gekommen.
Du schreibst, „das GPS hatte mehr Probleme als ich“. Die Einheit ist aber doch 42,2 km lang.
Das Wetter war so schlecht, da hat jede Uhr Mist angezeigt – bei mir für manche Kilometer 3:15 Min., für andere 2:55. Beides konnte nicht sein. Ich habe die Einheit nachträglich bei Strava geglättet, aber nun ist die Bewegungszeit 2:06 Stunden. So schnell war ich nicht.
Verlässt man sich als Profi bei so einem Rennen auf die Uhr?
Ich habe mich voll auf Mo Farah verlassen, der als Pacemaker unsere Gruppe angeführt hat. Der Beginn war etwas langsamer, als es mir lieb war, aber ab Kilometer 25 hat Mo draufgedrückt.

Du warst in der zweiten Hälfte 32 Sekunden schneller als in der ersten.
Bis zur Hälfte habe ich mich nicht so wohlgefühlt. Es war zermürbend, im Regen auf der knapp über zwei Kilometer langen Runde ohne Zuschauer im Kreis zu laufen. Erst als Mo nach 25 Kilometern das Tempo anzog, fühlte ich mich besser. Als er nach 30 Kilometern seine Arbeit einstellte, wurde das Tempo erst langsamer. Ich habe dann die Initiative ergriffen und selbst Tempo gemacht. Schade, dass Mo nicht länger Tempo gemacht hat, dann wäre sicher noch mehr gegangen.
Was war dein Ziel? Die Olympia-Norm für Tokio bist du ja bereits 2019 in Berlin gelaufen.
Ich hatte eine gute Vorbereitung. Meine Trainingsdaten und Laktatwerte waren nie so gut wie vor London. Daher wusste ich: Wenn die Tagesform passt, kann ich nicht nur den österreichischen Rekord, sondern auch die 2:10 knacken. Als dann das Wetter so schlecht war, hat mich das mental fast zur Verzweiflung gebracht, doch mein Kopf hat es mir ermöglicht, mein körperliches Potenzial besser auszuschöpfen als die meisten anderen.
Deinen ersten Marathon bist du in 3:25 Stunden gelaufen. Jetzt geht’s wohl zu den Olympischen Spielen nach Japan. Hättest du damit gerechnet?
Als Kind wollte ich im Bike Trial zu Olympia, bis mir jemand sagte, dass das gar nicht olympisch sei. Ich habe den Sport bis zum 22. Lebensjahr sehr intensiv betrieben. Ich hatteschon immer Talent im Ausdauersport und konnte etwa in der Nordischen Schimittelschule Saalfelden mit den besten Biathleten mithalten. Mit 22 habe ich mich als Triathlet versucht, war aber kein guter Schwimmer. Nach drei Jahren war ich total ausgebrannt und habe jeglichen Sport an den Nagel gehängt und meine Matura nachgeholt.
Und wie kamst du zum Marathon?
2012 hat mich ein Freund gefragt, ob ich ihn beim München-Marathon begleiten wolle. Er hatte viel trainiert, ich nicht. Aber ich wusste, ich habe Talent und schaffe das trotzdem. Ich hatte Spaß und bin nach 3:25 Stunden mit ihm ins Ziel gekommen. Im Sommer darauf habe ich mich mit drei, viermal Laufen pro Woche auf meinen zweiten Marathon vorbereitet, den ich in 2:39 lief. Da dachte ich: „Wenn das so einfach ist, versuche ich es mal mit mehr Training“ – bis 2016 just for fun. Dann habe ich mir einen Plan besorgt und mich richtig geschunden, um in Frankfurt die 2:30 Stunden zu knacken und dann nie wieder zu laufen. Ich lief 2:21 und dachte: „Gut, ich kann es offenbar wirklich.“ Auch andere sahen mein Talent und überzeugten mich vom Weitermachen. 2018 habe ich dann meinen Job an den Nagel gehängt und bin Profi geworden.
Denkst du manchmal: Wäre ich bloß in der Jugend bereits gelaufen, dann wäre ich heute noch schneller?
Oder ich wäre – verletzt oder ausgebrannt – nicht mehr dabei. Ich sehe es als Vorteil, dass ich noch jung bin – nicht an Lebens-, aber an Laufjahren. Mein Körper ist noch nicht verbraucht, sodass ich einige Jahre auf höchstem Niveau trainieren kann.
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