Richard Ringer war in den vergangenen Jahren mehrfach deutscher Meister im Crosslauf sowie über 5.000- und 10.000-Meter. Nun bereitet er sich auf sein Marathondebüt im Dezember vor. Wir haben einen langen Lauf zum Anlass genommen, um ihn zu seinem Training zu befragen.
Du bist einer der wenigen Profis, die ihr Training bei Strava veröffentlichen. Warum tust du das?
Ich habe keine Geheimnisse. Wenn einer sich etwas abschaut und durch mein Training schneller wird, sei es so. Ich glaube aber eher, dass mein Training so spezifisch auf mich zugeschnitten ist, dass es für andere nicht gut funktionieren würde. Was ich ganz amüsant finde: Entweder sind die Leute beeindruckt, wie schnell ich renne, oder sie schreiben mir, ich würde zu langsam laufen. Es gibt bei mir nämlich viele Einheiten, die langsamer als vier Minuten pro Kilometer sind.

Du hast der Einheit die Beschreibung „Mann, freue ich mich schon auf die 35er“ hinzugefügt. Das ist ja wohl ironisch gemeint. Machen dir lange Läufe etwa keinen Spaß?
Doch, schon, aber das war erst mein fünfter Lauf über die Distanz. Solche langen Läufe sind für mich noch ungewohnt. Als 5000-Meter-Läufer habe ich eigentlich nie mehr als 20 Kilometer am Stück gemacht. Das waren lockere Läufe, wo ich nach 80 Minuten wieder zurück war. Ich bin es noch nicht gewohnt, dass man bei einem 30er so lange unterwegs ist. Ich muss die anstehenden 35-Kilometer-Läufe nur schnell rennen, dann gehen sie auch schnell rum. Als Marathonläufer sollte man aber natürlich auch mal für die Dauer der angepeilten Zielzeit auf den Beinen sein.
Wie unterscheidet sich das Training als angehender Marathonläufer sonst noch von früher?
Als Bahnläufer läuft man die Einheiten mehr auf Vorfuß. Jetzt ist es, bedingt durch die längeren Läufe, eher der Mittelfuß. Das ist wichtig, um den ökonomischen Laufstil für den Marathon zu trainieren. So geht das Training weniger auf die Wadenmuskulatur und dafür mehr auf die vorderen Oberschenkel. Hinzu kommt, dass ich von den langen Belastungen generell eher müde bin.
Läufst du denn jetzt mehr Kilometer als früher?
Derzeit sind es etwa 160 Kilometer pro Woche. Das ist nicht wirklich viel und weniger, als ich früher oft gemacht habe. Aber nach meiner Verletzung habe ich solche Umfänge ein Jahr nicht gemacht. Durch mein Alternativtraining im Schwimmbad, auf dem Rad, beim Skilanglauf und dem Crosser habe ich eine gute Grundlagenausdauer. Jetzt muss sich der Körper nur wieder ans Laufen gewöhnen.

Du bist mit Tadesse Abraham und Peter Herzog, zwei der besten Marathonläufer Europas, gelaufen. Konnten Sie dir Tipps geben?
Sie haben mich vor allem beruhigt, dass sich die ständige Müdigkeit irgendwann legt, wenn der Körper sich an die Belastung gewöhnt.
Du planst einen Start Anfang Dezember in Valencia. Was hast du dir dafür als Ziel vorgenommen?
Ich möchte unter 2:10 Stunden laufen und mich für die Olympischen Spiele in Tokio qualifizieren. Die Norm liegt zwar bei 2:11:30, doch mit Hendrik Pfeiffer (2:10:18 Stunden; Anm. d. Red.) und Amanal Petros (2:10:29) sind zwei der drei deutschen Tickets für den Marathon bereits vergeben. Um sicher dabei zu sein, muss ich schneller sein.
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