Von 490 v. Chr. bis heute
Die Geschichte des Marathons

Der Marathon hat seinen Ursprung in der Schlacht von Marathon 490 vor Christus. 2.500 Jahre Marathongeschichte.
Die Geschichte des Marathons
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Der Marathonlauf – ohne Zweifel eine der dramatischsten und wichtigsten Entscheidungen bei Olympischen Spielen – hat seinen Ursprung in der Schlacht von Marathon 490 vor Christus. Im September griffen damals die Perser die Attika-Halbinsel an, um diesen Teil Griechenlands mit der Stadt Athen zu erobern. Sie gingen in der Nähe der Stadt Marathon an Land. Doch in einer für die Griechen wegweisenden und strategisch geschickten Schlacht gelang es ihnen, erstmals die zahlenmäßig überlegenen Perser zu besiegen und damit entscheidend zurückzuschlagen. Nicht wenige Historiker gehen davon aus, dass diese Schlacht und der Sieg der Griechen auch für die Entwicklung der gesamten europäischen Kultur von entscheidender Bedeutung war.

Pheidippides läuft knapp 40 Kilometer bis nach Athen

Um den Sieg im knapp 40 Kilometer entfernten Athen zu vermelden, wurde ein Bote geschickt: Pheidippides rannte die Strecke ohne anzuhalten in voller Kampfausrüstung und verkündete in Athen: ,Nenikékamen’ (,Jubelt: Wir haben gewonnen’). Dann brach er tot zusammen, heißt es – Legende oder Wirklichkeit? Man geht eher von einer Legende aus.

Wie Yannis Emiris in dem 2004 zu den Olympischen Spielen in Athen erschienen Buch ,Marathon Run’ allerdings berichtet, gibt es Historiker, die davon ausgehen, dass es sich genau so zugetragen hat. Der Geschichtsschreiber Herodotus, der die Hauptquelle bezüglich der Überlieferung der Schlacht von Marathon ist, erwähnte diesen ersten ,Marathonlauf’ nicht. Erst bei anderen, wesentlich später lebenden Historikern, taucht Pheidippides auf, schreibt Emiris.

Mit Hilfe von laufenden Boten wurden damals in der Antike in erster Linie Briefe befördert. Die Läufer legten dabei große Strecken zurück, wie zum Beispiel von Athen nach Sparta. Pheidippides war einer von ihnen und soll diese Distanz von knapp 250 Kilometern auch vor der Schlacht von Marathon gerannt sein, um Hilfe von Sparta anzufordern. Er erreichte Sparta demnach einen Tag nachdem er in Athen losgelaufen war.

Nach der Schlacht von Marathon 490 vor Christus wurde der Marathonlauf geboren

In der Vorbereitung auf die ersten modernen Olympischen Spiele, die im April 1896 in Athen stattfanden, suchten die Initiatoren um Pierre de Coubertain nach einem Wettbewerb, der eng mit der antiken Historie Griechenlands verknüpft ist. Es war dann Coubertains Landsmann, der Franzose Michel Bréal, der zwei Jahre vor der Olympia-Premiere bei einem Treffen in Paris vorschlug, einen Langstreckenlauf zu organisieren, in Erinnerung an den Lauf des Boten nach der Schlacht von Marathon.

Damit war sowohl die Strecke als auch die Bezeichnung klar: Der Marathon führte von Marathon in die olympische Arena von Athen, das Panathinaikon-Stadion. Es heißt allerdings, dass es Michael Bréal nicht klar war, dass es sich dabei um eine so große Distanz von rund 40 Kilometern handelte. Dass es ein Grieche war, der dieses Rennen gewann, erfüllte die Menschen mit großem Stolz. Spiridon Louis, der aus Maroussi in der Nähe von Athen stammte und sich bis dato als Schafshirte sein Geld verdiente, erreichte das Ziel nach 2:58:50 Stunden und wurde zu einem Volkshelden in seinem Land.

Erstmals 42,195 Kilometer bei den Olympischen Spielen von 1908 in London

Die Distanz des Marathons betrug damals rund 40 Kilometer. Die Strecke war auch bei den folgenden Olympischen Spielen nie genau festgelegt. Zum ersten Mal wurden bei Olympia in London 1908 genau 42,195 Kilometer gelaufen. Diese krumme Distanz auf dem Weg vom Schloß Windsor ins Olympiastadion kam deswegen zustande, weil sich das Ziel vor der königlichen Loge befinden musste. Das Internationale Olympische Komitee beschloss 1914 zunächst eine Marathonlänge von genau 42 Kilometern.

Doch nachdem die Strecke in Amsterdam 1920 auf 42,75 Kilometer verlängert worden war, gab es eine neue Diskussion. Es war schließlich die Weltrekord-Kommission des internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF, die ein Jahr nach den Spielen von Amsterdam entschied, dass die Distanz fortan so wie in London 1908 genau 42,195 Kilometer betragen soll.

Patrick Brucker
Der Zieleinlauf des Athen-Marathons ist das Panathinaikon-Stadion.

Der Marathon bei Olympischen Spielen ist für die Topläufer noch heute das Ereignis schlechthin in dieser Disziplin. Doch während es früher nur wenige andere hochklassige Rennen gab – darunter waren die jährlichen Marathonläufe in Chiswick (London), Boston oder Fukuoka – erlebte der Lauf über die klassische Distanz in den 80er Jahren einen ersten internationalen Boom. Weltweit entstanden City-Marathonrennen mit großen Teilnehmerfeldern, die teilweise auch hochklassig besetzt waren. Vorbild war dabei der New York City-Marathon.

In Griechenland veranstaltete der nationale Leichtathletik-Verband SEGAS zunächst ab 1955 zweijährig einen Marathon für Topathleten auf der Originalstrecke, der aber natürlich die offizielle Streckenlänge von 42,195 Kilometern besaß. Mitte der 70er Jahre verschwand diese Veranstaltung, weil das Interesse der Eliteläufer sich auf leichtere Strecken konzentrierte und zudem anderswo zunehmend Preisgeld geboten wurde.

Athen-Marathon für Jedermann seit 1983 auf den Spuren von Pheidippides

1983 startete SEGAS dann den Athens Classic Marathon, der seitdem jährlich auf der Originalstrecke veranstaltet wird. Die Strecke von Marathon nach Athen ist außerordentlich schwer. Die ersten rund zwölf Kilometer des Kurses sind flach und führen unter anderem um die Gedenkstätte der Schlacht von Marathon herum. Anschließend geht es zunächst allmählich und ab Kilometer 20 deutlich bergauf. Rund zehn Kilometer vor dem Ziel ist der höchste Punkt der Anhöhe zwischen Marathon und Athen erreicht. Von gut 200 Metern Höhe geht es dann mehr als 100 Meter bergab bis ins Ziel im Panathinaikon-Stadion. Die antike Arena wurde ursprünglich 330 vor Christus errichtet. Nach und nach zerstört, wurde das Stadion schließlich für die Olympischen Spiele 1896 neu errichtet.

Die langgezogene Marmor-Arena, deren Laufbahn nicht wie in heutigen Stadien üblich 400 sondern 333,33 Meter misst, war auch bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1997 und bei den Olympischen Spielen 2004 Zielpunkt des Marathons, der auf der historischen Strecke veranstaltet wurde. Die Kursrekorde des Rennens wurden jeweils bei Olympia 2004 aufgestellt. In extremer Sommerhitze lief damals der Italiener Stefano Baldini 2:10:55 Stunden und die Japanerin Mizuki Noguchi gewann Gold nach 2:26:20 Stunden.

„Es könnte keinen besseren Ort geben als hier an der Gedenkstätte der Schlacht von Marathon, um unsere Verpflichtung gegenüber dem Laufsport, die auf Fairplay, Freundschaft und Frieden beruht, zu bekunden“, erklärte Paco Borao, der Vize-Präsident von AIMS, ein Jahr vor dem Jubiläum an der Gedenkstätte von Marathon. „Als Königsdisziplin der Olympischen Spiele wird der Marathon sein Image von Ethik, Solidarität und Frieden weiter repräsentieren. AIMS“, so Paco Borao weiter, „hat sich dazu verschrieben, in Zusammenarbeit mit der IAAF den Laufsport weltweit weiter zu bewerben und das Wissen sowie die Erfahrung zwischen den Mitgliedsrennen auszutauschen, um unseren Sport weiter gut zu entwickeln. Millionen von Menschen betreiben den einfachsten, gesündesten und billigsten Sport im Leben: Laufen.“

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04 / 2023

Erscheinungsdatum 16.03.2023