Der Triathlon gehört zu seinen großen Stärken. 2019 wurde Jörg Scheiderbauer Dritter in seiner Altersklasse bei der Ironman 70.3 Weltmeisterschaft in Nizza und Altersklassenvierter bei der Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii. Aufgrund der vielen Corona-bedingten Absagen zahlreicher Sport-Events hat er sich nun etwas Besonderes überlegt: Am 21. Mai startet sein Projekt Westweg, bei dem er versucht von Pforzheim nach Basel zu laufen. Ziel soll es sein, die 285 Kilometer lange Strecke mit ihren 8.000 Höhenmetern in 48 Stunden zurücklegen. Die Aktion dient dem guten Zweck und kommt dem Förderverein für Krebskranke Kinder e.V. Freiburg zugute.
Das Laufprojekt quer durch den Schwarzwald wird am 21. Mai um 5 Uhr gestartet und über einen Live GPS Tracker auf seiner Webseite zu streamen sein.
Jörg Scheiderbauer im Interview

Jörg, du kommst ursprünglich aus dem Radsport, wann kam bei dir der Sprung zu diesem Extrem?
„Ich war lange im Radsport aktiv und besitze mittlerweile mein eigenes Radsportfachgeschäft. Im Jahr 2008 bin ich zum Triathlon gewechselt und suche ständig neue Herausforderungen. Ich finde es faszinierend, diese drei Sportarten auf dem gleichen hohen Niveau zu betreiben. Radfahren und Schwimmen sind nicht das Problem, das Laufen liegt mir weniger. Während der Corona-Krise kam mir dann die Idee mit dem Westweg-Projekt."
Wie sieht dein Training aus, um solchen extremen Belastungen standzuhalten?
„Es ist natürlich schwierig, alle drei Sportarten gleichermaßen zu trainieren, nicht nur vom Zeit- und Kraftaufwand, sondern auch vom Equipment. Man braucht viele Laufschuhe, den Neoprenanzug, Ausrüstung fürs Fahrrad und so weiter. Dabei trainiere ich 20 Stunden pro Woche und versuche die Umfänge und Intensitäten auf verschiedene Wochen aufzuteilen und zwischendurch Entlastungswochen einzuhalten."
Und wie sieht deine Ernährung aus?
„Meine Ernährung würde ich als normal und ausgewogen bezeichnen. Ungefähr fünf bis sechs Wochen vor einem Wettkampf versuche ich meinen Fleischkonsum drastisch herunterzufahren und bevorzuge Fisch, meist Lachs, und entzündungshemmende Nahrungsmittel, um meinen Körper bestmöglich auf die Belastung vorzubereiten."
Was sagt deine Familie zu deiner sportlichen Leidenschaft?
„Meine Familie unterstützt mich, wann immer es geht. Meine Frau steht immer zu 100 Prozent hinter mir. Durch sie konnte ich mich in den letzten Jahren nochmal um einiges verbessern."
Gibt es Tage, an denen dir die Motivation fehlt? Wie motivierst du dich?
„Diese Momente gibt es oft. Ich brauche ein klar definiertes Ziel auf das ich hinarbeiten kann, meistens schon ein Jahr im Voraus. Das gibt mir die nötige Motivation um die Trainingsumfänge durchzustehen. Das Projekt Westweg war kurzfristig aber hat mir geholfen, mich auch in diesen besonderen Zeiten zu motivieren."
Inwiefern hat dich die momentane Corona-Situation beeinträchtigt?
„Die Situation hat mich tatsächlich kaum beeinträchtigt. Schwimmen muss zurzeit natürlich ausfallen, aber ich bin optimistisch und denke, dass ich dort schnell wieder fit werde. Stattdessen habe ich die Chance genutzt und meine Laufumfänge gesteigert, um das Projekt in Angriff zu nehmen."
Was geht dir durch den Kopf wenn du solche weiten Strecken zurücklegst?
„Man lernt mit der körperlichen und mentalen Belastung umzugehen. Jetzt speziell bei dieser Strecke wird es eine extreme Herausforderung, weil man natürlich nicht die komplette Distanz zuhause trainieren kann und das Streckenprofil äußerst anspruchsvoll ist. Daher werde ich am Anfang erstmal nur die Landschaft genießen, bevor es dann ab Kilometer 100 härter wird."
Um nochmal auf das Projekt zurückzukommen: Wie organisierst du deine Verpflegung und was nimmst du mit? Wirst du begleitet?
„Auf den ersten 50 Kilometern wird mir meine Mountainbike-Begleitung helfen und mich mit meiner Verpflegung auf der Strecke unterstützen. Danach lösen sich ungefähr alle 20 bis 50 Kilometer neue Läufer als Begleitung ab. Außerdem werde ich einen Trinkrucksack dabeihaben, sowie genug Elektrolyte und Nahrungsergänzungsmittel."
Du läufst diese Strecke für einen guten Zweck. Wieso hast du dich dafür entschieden?
„Ich mache so eine Spendenaktion in der Form zum ersten Mal. Viele ehrenamtliche Mitarbeiter und Helfer geben in diesen Zeiten ihr Bestes. Auch die Mitarbeiter im Förderverein für Krebskranke Kinder arbeiten dort ehrenamtlich. Der gesamte Erlös kommt daher den Kindern zugute, und ich möchte sie auf diese Weise unterstützen."