Was ist eine Laufanalyse und gibt es unterschiedliche Arten?
Anders als bei der Leistungsdiagnostik geht es bei einer Laufanalyse nicht um die Ermittlung des Fitnesszustandes oder der Trainingsbereiche, sondern allein um die Betrachtung der Laufbewegung. Lande ich auf der Ferse oder auf dem Vorfuß? Knickt der Fuß sehr stark nach innen ein (Überpronation)? Bleibt die Hüfte stabil? Wackele ich mit dem Oberkörper?
Oft erfolgt bei vielen Laufanalysen eine rein optische Betrachtung des Fußaufsatzes. Wird dabei eine Überpronation festgestellt, wird dann gern mal ein Stabil- beziehungsweise Bewegungskontrollschuh empfohlen. Solch ein Schuh bietet eine in der Mittelsohle integrierte Stütze, mit der die Überpronation, also ein ausgeprägtes Nach-innen-Knicken des Fußes, aufgefangen wird. Beim Vorher-Nachher-Vergleich, erst ohne und dann mit Schuh, sieht es dann erst einmal so aus, als sei mit Schuh alles besser. Ein prima Verkaufsargument.
Die Krux: Es ist längst klar, dass es keine Norm für die Laufbewegung gibt. Ein nach innen knickendes Sprunggelenk ist nicht gleich ein Grund zur Sorge. Außerdem kann schon eine kleine Veränderung an einem Punkt große Auswirkungen auf andere Punkte im Bewegungsapparat haben – dann knickt vielleicht der Fuß nicht mehr nach innen, aber dafür verschieben sich die Kniewinkel. Die Laufbewegung ist derart komplex, dass ein einzelner Ausschnitt niemals das gesamte Bild widerspiegeln kann. Achten Sie daher darauf, dass bei der Laufanalyse nicht allein der Fußaufsatz von hinten betrachtet wird, sondern der gesamte Körper aus allen Perspektiven.
Solche komplexeren Laufanalysen werden auch als medizinische Laufanalyse bezeichnet und können dabei helfen, Laufbeschwerden auf den Grund zu gehen und Verletzungen vorzubeugen. Anders als eine sportmedizinische Untersuchungen zahlen Krankenkassen eine Laufanalyse in der Regel nicht.
Im Gegensatz zur optischen Bewegungs- beziehungsweise Laufanalyse gibt es auch noch Biomechanikanalysen, bei der die Bewegung nicht nur optisch, sondern computer- und sensorgestützt betrachtet wird. Mit welcher Druckverteilung setzt der Fuß auf? Welche Kräfte wirken dabei? In welchem Winkel stehen die Gelenke? Es gibt eine fast unbegrenzte Anzahl an Parametern, die miteinander in Beziehung stehen – und die bei einer normalen Laufanalyse nicht betrachtet werden. Eine Biomechanikanalyse ist die wissenschaftliche Premium-Variante unter den Laufanalysen und hat eine deutlich höhere Aussagekraft.
Wo kann ich eine Laufanalyse machen und wer führt eine solche durch?
Gute Lauf- und Sportfachgeschäfte bieten eine Laufanalyse an – oft im Rahmen des Schuhverkaufs. Gerade hier ist jedoch der oben genannt Punkte zu beachten. Als Kund*in sollten Sie vermeintlich simple und allgemeine Empfehlungen stets kritisch hinterfragen. Da die Analysen in der Regel nur visuell durchgeführt werden, ist die Expertise des betrachtenden Menschen sehr wichtig.

Sport- und Trainingsinstitute und sogar manche Fitnessstudios bieten ebenfalls Laufanalysen an. Auch Laufcoaches bieten den Service oft für ihre Athletinnen und Athleten an.
Wie viel kostet eine Laufanalyse?
Die Kosten für eine Laufanalyse betragen zwischen 0 und 200 Euro. Oft wird die rein optische Analyse mit Hilfe von Kameras in Laufläden mit dem Kauf eines Laufschuhs verrechnet – ist also kostenlos. Aufwändiger und teurer sind die computer- und sensorgestützten Analysen, die ebenfalls in einigen Geschäften, aber auch von Orthopädinnen und Orthopäden oder Sportinstituten angeboten werden.
Eine komplette Biomechanikanalyse mitsamt wissenschaftlicher Auswertung kostet ab rund 150 Euro.
Wie läuft eine Laufanalyse ab und wie lange dauert sie?
Bei einer Laufanalyse läuft der Proband/die Probandin in der Regel auf einem Laufband. Daher ist oft auch von einer Laufbandanalyse die Rede. Es gibt auch Analysen, bei denen mehrfach über eine vorher definierte Strecke gelaufen wird. Wichtig: Der Laufstil sollte sowohl mit Schuhen als auch ohne (barfuß) betrachtet werden.
Die Bewegung wird dabei mit Hilfe von Kameras aufgezeichnet. Ob dabei festinstallierte Kameras oder die Kameras von Smartphones/Tablets verwendet werden, spielt kaum eine Rolle. Viel wichtiger als die Technik ist bei einer visuellen Laufanalyse sowieso die Expertise der analysierenden Person. Sprich: Die beste Technik bringt nichts, wenn die Person, die die Analyse durchführt, keine Ahnung hat.
Je nach Methode dauert eine Laufanalyse zwischen einer Minute und einer Stunde. Je häufiger Sie laufen dürfen und je intensiver Sie beraten werden, desto länger dauert das Prozedere.
Wann und für wen ist eine Laufanalyse sinnvoll?
Eine Laufanalyse ist zunächst einmal für alle sinnvoll, die wissen möchten, wie sie laufen. Die Selbstbetrachtung ist beim Laufen nämlich sehr schwierig.
Wer jedoch keinerlei akute Probleme (Schmerzen, Verletzungen) hat, benötigt nicht zwingend eine Analyse. Grundsätzlich kann eine Laufanalyse und eine entsprechende Optimierung der Bewegung, also eine Veränderung des Laufstils, dabei helfen, die Laufeffizienz zu verbessern, Verletzungen vorzubeugen und Schmerzen zu lindern. Wer durch eine Laufanalyse erfährt, dass die Hüftmuskulatur schwach ausgeprägt ist, kann mit den richtigen Übungen schon viel erreichen.
Auch kann eine gute Laufanalyse und eine fachkundige Beratung dabei helfen, individuell geeignete Laufschuhmodelle zu finden oder den Bedarf und Nutzen von orthopädischen Schuheinlagen zu verfizieren.
Wenn es darum geht, das Optimum aus sich herauszuholen, die Laufökonomie zu verbessern und den (individuell) besten Laufschuh zu finden, kann eine Laufanalyse ebenfalls ein wichtiger Anhaltspunkt sein.
Kann ich auch selbst eine Laufanalyse machen?
Das ist grundsätzlich möglich. Die simpelste Möglichkeit ist, sich von jemanden filmen lassen (am besten im Zeitlupen-/Slo-Mo-Modus) oder die Kamera selbst aufzustellen. Wichtig ist, dass Sie am Ende Aufnahmen im normalen Dauerlauftempo von jeder Perspektive haben: von vorn, von der Seite und von hinten.
Mit ein wenig Ahnung können Sie hier eventuell schon erkennen, woran Sie arbeiten können. Bevor Sie Ihren Laufstil ändern, lege ich Ihnen diesen Artikel nahe: Einer der renommiertesten Biomechaniker im Laufbereich erklärt, ob es den perfekten Laufstil überhaupt gibt – Spoiler: nein! Ein stabiler, leicht nach vorn geneigter Oberkörper; Arme im 90-Grad-Winkel angewinkelt und seitlich am Körper geführt; hoher Kniehub, starkes Anfersen, gestrecktes Bein beim Abdruck; Vorfuß- oder Mittelfußaufsatz bei der Landung und 180 Schritte pro Minute – all das sind nur Richtwerte.