- Warum wir nachhaltige Materialien brauchen
- Was macht nachhaltige Funktionsmaterialien aus?
- Wie nachhaltig können Funktionsmaterialien sein?
- Nachhaltige Materialien in der Übersicht
Warum wir nachhaltige Materialien brauchen
Wir Läufer möchten uns wohl fühlen in unseren Laufklamotten, uns gut darin bewegen können und möglichst wenig darin schwitzen. Dafür haben Bekleidungshersteller einiges getan, und das Angebot an atmungsaktiven, schnelltrocknenden, ultraleichten High-Tech-Funktionsmaterialien ist riesig geworden. Meistens handelt es sich dabei jedoch um synthetische Fasern, deren Herstellung auf Erdöl basiert. Die Gewinnung von Erdöl hat schwere Folgen für die Umwelt, noch dazu ist dieser Rohstoff endlich und die Kleidung aus erdölbasierten Fasern nicht biologisch abbaubar. Das nassgeschwitzte Baumwollshirt ist für die meisten Läufer jedoch keine Alternative – muss es zum Glück auch nicht. Im Folgenden stellen wir Funktionsmaterialien vor, die nachhaltiger produziert werden und somit schonender für die Umwelt sind.
Was macht nachhaltige Funktionsmaterialien aus?
Die Hersteller nachhaltiger Funktionsmaterialien sind an einem ressourcenschonenden Herstellungsprozess interessiert. Nachhaltig werden Materialien zum Beispiel dadurch, dass für ihre Herstellung keine Rohstoffe gewonnen werden müssen. Das ist bei recycelten Stoffen der Fall. Besonders nachhaltig werden sie, wenn die Stoffe bzw. ihren einzelnen Bestandteile immer weiter recycelt werden können und somit Teil eines Kreislaufes bilden. Nachhaltige Materialien können aber auch aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen bestehen, sie benötigen kein Erdöl. Nachhaltigkeit äußert sich vielfältig, etwa auch, wenn ein Hersteller auf lange Transportwege verzichtet oder mit modernen, umweltschonenden Verfahren der Energiegewinnung arbeitet und somit CO2-Emissionen einspart.
Wie nachhaltig können Funktionsmaterialien sein?
Wie nachhaltig ein Funktionsmaterial tatsächlich ist, ist nicht immer leicht zu sagen. Ein Material kann zum Beispiel komplett aus recycelten Kunststoffen bestehen. Wenn der Herstellungsprozess allerdings Unmengen an Energie verbraucht oder zur Verarbeitung der recycelten Stoffe schädliche Substanzen verwendet werden, dann wäre der Nachhaltigkeitsgedanke hinter dem Recycling-Prinzip zwar ein Ansatz in die richtige Richtung, aber ein spürbarer Schritt nach vorne wäre es nicht. Daher gilt genau wie beim Kauf von biologischen Lebensmitteln: Augen auf beim Kauf!
Nachhaltige Materialien in der Übersicht
Hier stellen wir einige Beispiele und Ideen vor, wie man Funktionsbekleidung nachhaltiger machen kann.
Recyceltes Polyester
Der wohl bekannteste und am weitesten verbreitete aller Funktionsstoffe: Polyester. Wie bereits erwähnt kann Polyester nicht abgebaut werden und wird auf der Basis von Erdöl hergestellt. Polyester hat also auf den ersten Blick nichts mit Nachhaltigkeit zu tun. Es lässt sich jedoch recyclen, also neu verarbeiten. So landet es nicht im Müll, giftige Emissionen durch die Müllverbrennung werden reduziert, und Läufer, die auf Polyester nur schwer verzichten können, haben eine gute nachhaltigere Alternative. Wer Laufshirts und Laufhosen aus nicht-recyceltem Polyester kauft, die komplett in Europa oder sogar in Deutschland produziert werden, setzt ein kleines Zeichen gegen die Ausbeutung in der Textilindustrie, wie sie zum Beispiel häufig in Asien vorkommt. Außerdem sind die Richtlinien hierzulande strenger und die Verunreinigung des Abwassers oder der Luft durch Chemikalien wird engmaschiger überwacht. Zu den Herstellern von Sportbekleidung, die auf recycelte Polyesterfasern setzen, gehören zum Beispiel Patagonia, Reebok, Adidas und Vaude.
Merinowolle
Es liegt nahe, dass vor allem natürliche, nachwachsende Rohstoffe nachhaltiger sind als synthetisch hergestellte. Immer gefragter als natürlicher Funktionsstoff wird Merinowolle. Die feine Wolle der Merinoschafe ist als Gewebe verarbeitet von Natur aus atmungsaktiv. Gleichzeitig isoliert Merinowolle gut, weswegen Läufer vor allem gerne im Herbst und im Winter zu Laufshirts aus Merinowolle greifen. Die Wolle ist außerdem schnelltrocknend und kann zu superdünnen und sehr leichten Textilien verarbeitet werden. Kleidung aus Merinowolle nimmt auch nicht so leicht Gerüche an und ist antibakteriell – ein großer Vorteil für die Umwelt, denn die Klamotten müssen weniger oft gewaschen werden, können mehrfach getragen werden. Zertifikate wie der Responsible-Wool-Standard können darauf hinweisen, dass die Schafe gut behandelt und die Farmer fair bezahlt werden - und keine Mulesing-Praktik bei den Schafen vorgenommen wird.
Lyocell (Tencel)
Lyocell ist eine Cellulosefaser, die unter dem Namen Tencel von der österreichischen Firma Lenzing und ihrem eigenen Verfahren hergestellt wird. Tencel beziehungsweise Lyocell gilt nicht als Naturprodukt, da zur Verarbeitung der zu Grunde liegenden Holzfasern zu Garn ein künstliches Verfahren angewandt wird. Da die Basis jedoch organisch ist, ist Kleidung aus Tencel biologisch abbaubar und würde ohne schädliche Rückstände im Boden oder Grundwasser zerfallen und zersetzt werden. Um sicher zu gehen, dass Tencel und Lyocell tatsächlich in punkto Nachhaltigkeit eine gute Sache sind, sollte man allerdings darauf achten, woher das Holz stammt, aus dem später das Garn generiert wird. Hilfreich können dabei zum Beispiel die Holzsiegel FSC oder PEFC sein. Sportbekleidungshersteller wie Runamics, Tao, Odlo, Schöffel oder Patagonia haben Laufbekleidung aus Tencel in ihrem Portfolio.
[Link auf Beitrag 200817]Öko-Tex, FairTrade und Co. – Was steckt hinter den verschiedenen Nachhaltigkeits-Siegeln?
Hanf
Hanf scheint ein wahres Multitalent zu sein. So findet er seinen Einsatz unter anderem als Nutzpflanze, Nahrungsmittel, in Papierform oder eben verarbeitet zu Textilien. Obwohl er von Natur aus im Sommer kühlend und im Winter wärmend wirkt sowie antibakteriell ist, ist Hanf in der Herstellung von Laufkleidung noch nicht sehr verbreitet. Im Vergleich zu anderen Rohstoffen wie zum Beispiel Bio-Baumwolle lässt sich Hanf fast überall auf der Welt gut anbauen. Durch sein üppiges Blätterwerk vertreibt der anspruchslose Hanf Unkraut ganz von selbst und auch gegen Pilzbefall ist er von Natur aus resistent. Der Anbau kann also problemlos biologisch, sprich ohne umweltschädliche Herbizide oder Fungizide, vonstattengehen. Nicht außer Acht lassen sollte man bei der Bewertung der Nachhaltigkeitstauglichkeit jedoch, dass für die Ernte und Verarbeitung von Hanf spezielle Maschinen hergestellt werden müssen. Dennoch ist Hanf vergleichsweise nachhaltig – vor allem wenn er direkt oder unweit des Anbauortes verarbeitet wird.
Econyl
Econyl wird aus recycelten Kunststoffen hergestellt, zum Beispiel aus alten Fischernetzen oder Teppichen. Die gesammelten Materialien werden in ihre chemischen Bestandteile zerlegt und anschließend zu Nylon verarbeitet. Mit der Sammlung und der Wiederverwertung weggeworfener Kunststoffe werden nicht nur Ressourcen geschont. Allein mit der „Rettung“ alter Fischernetze, die sonst als Geisternetze durchs Meer schwimmen und dort die Tiere gefährden, trägt Econyl einen anzuerkennenden Beitrag zum Umweltschutz bei. Sport- und Outdoorbekleidung aus Econyl findet man unter anderem bei den Herstellern Bleed und Re-Athlete.
Sympatex
Sympatex ist eine atmungsaktive, wasser- und winddichte Membran, die vor allem in Schuhen und Outdoorbekleidung zum Einsatz kommt. Das Material setzt sich aus gebrauchten, sprich recycelten Polyester- und Polyethermolekülen zusammen. Die Produktion geschieht komplett klimaneutral. Im Gegensatz zu vielen anderen Membranen ist Sympatex komplett recycelbar sowie frei von PTFE, PFC und Laminaten. Es ist gemäß Oeko-Tex Standard 100 und bluedesign zertifiziert und somit gesundheitlich unbedenklich.
SeaCell
SeaCell-Fasern werden aus Cellulose und Algen hergestellt und sind komplett biologisch abbaubar. Zur Herstellung wird das gleiche Verfahren wie bei der Produktion von Lyocell angewandt. Dieses gilt als energiesparend und die zur Herstellung eingesetzten Chemikalien werden rückgewonnen und bleiben somit in einem geschlossenen Kreislauf.