Nachhaltige Laufbekleidung im Test

Laufen und Umwelt
Nachhaltige Laufbekleidung im Test

Zuletzt aktualisiert am 29.05.2024
Nachhaltige Laufbekleidung im Test
Foto: Heinrich Anders (3), Hersteller (1), GettyImages (1)

Unsere Sportkleidung muss so einiges leisten: Sie soll nicht nur gut sitzen und aussehen, sondern auch atmungsaktiv, schnell trocknend, ultra-leicht, extra-dehnbar und noch vieles mehr sein. Alles auf einmal, versteht sich. Leider bedeutet ein Plus an Funktionalität nicht selten auch ein Plus an Chemie. Schlichte Baumwolle kann unseren hohen Ansprüchen nicht gerecht werden: Stattdessen nutzen Hersteller synthetische Fasern, deren Eigenschaften ideal für Sportbekleidung sind. Warum das ein Problem ist, und welche Marken Alternativen anbieten, erfahren Sie in diesem Artikel.

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Warum sollte ich auf nachhaltige Laufbekleidung setzen?

Wer in Sachen Laufbekleidung zu nachhaltigeren Alternativen greift, leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz: Denn herkömmliche Sportbekleidung hat meist eine klägliche Klimabilanz. Ein Grund dafür ist, dass Synthetik-Kleidung oft auf der endlichen Ressource Erdöl basiert. Für deren Förderung und Transport werden (Ur-)Wälder gerodet und Küstenregionen in Industrieanlagen umgewandelt. In der anschließenden Verarbeitung des Erdöls zu plastikhaltiger Kleidung werden unter Einsatz von Chemikalien außerdem große Mengen an CO2 freigesetzt. Synthetische Fasern sind zudem kaum biologisch abbaubar: Bis ein Polyester-Shirt sich auf natürliche Weise zersetzt, dauert es viele Jahrzehnte.

Hersteller, die auf nachhaltige Produktionsweisen setzen, vermeiden die Verwendung von erdölhaltigen Stoffen und greifen zu Alternativen. Eine weitere Möglichkeit sind recycelte Anteile in der Bekleidung – alte Stoffe erhalten also ein zweites Leben und werden erneut zu Sportkleidung verarbeitet. Auch der Produktionsstandort verändert die Klimabilanz eines Kleidungsstücks: Viele Teile, die etwa in Südostasien hergestellt werden, verschmutzen die Umwelt durch den langen Transportweg auf andere Kontinente wie Nordamerika oder Europa, wo die Nachfrage nach Sportkleidung enorm ist.

Der Begriff Nachhaltigkeit hat viele Facetten, weshalb umweltfreundliche Hersteller auf ein möglichst umfassendes Gesamtkonzept setzen. Neben umweltfreundlichen Materialien geht es zum Beispiel auch um soziale Faktoren: Nachhaltige Marken achten deshalb auf faire Löhne und Arbeitsbedingungen für alle an der Produktion beteiligten Menschen.

Weil so viele Faktoren eine Rolle spielen, ist die Suche nach ganzheitlich nachhaltiger Laufbekleidung gar nicht so einfach. Zum Glück sind viele Hersteller aber auf dem Weg zu einer umweltfreundlichen und fairen Produktion – und greifen dabei auf eine wachsende Auswahl an nachhaltigen Materialien zurück.

Aus welchen Stoffen besteht nachhaltige Laufbekleidung?

Gibt es überhaupt nachhaltige Laufbekleidung, die funktional mit synthetischen Produkten mithalten kann? Die kurze Antwort: Ja, es gibt sie. Denn in Sachen nachhaltige Materialien hat sich in den letzten Jahren viel getan, und die Anzahl der Alternativen zu Polyester und Co. wächst. So bestehen Lyocell-Fasern aus Papier, das Öl der Rizinusbohne kann Erdöl ersetzen, und selbst Algenfasern sind inzwischen in Kleidung zu finden. Was und Läuferinnen und Läufer freut: Die neuartigen Materialien stehen synthetischer Kleidung funktional in nichts nach. Wer also nachhaltige Sportbekleidung kauft, muss schon lange keine Abstriche mehr bei der Funktionalität machen.

In unserem ausführlichen Artikel stellen wir umweltfreundliche Materialien im Detail vor:

Welche Marken produzieren nachhaltige Laufbekleidung?

Zum Glück gibt es inzwischen einige Hersteller, die ihr Sortiment immer umweltfreundlicher gestalten. Dazu gehören große Marken wie Patagonia, aber auch unbekanntere Hersteller wie Ecoalf, Vidar Sport oder Iron Roots setzen auf ressourcenschonende Produktionen. Es gibt sogar nachhaltige Marken, die sich auf Laufbekleidung spezialisiert haben: Mit Käufen bei Winqs oder Runamics können Läuferinnen und Läufer bewussten Konsum und funktionale Ansprüche verbinden.

Wie erkenne ich, ob Laufbekleidung nachhaltig produziert wurde?

Wenn Sie sichergehen möchten, dass Laufbekleidung nachhaltig produziert wurde, lohnt sich ein Blick in die Hersteller-Angaben zum jeweiligen Produkt. Die Materialzusammensetzung finden Sie in der Regel in der Produktbeschreibung – hier können Sie auf den ersten Blick sehen, ob ein Teil komplett aus Polyester besteht, oder ob nachhaltige Alternativen wie Lyocell genutzt wurden.

Diese Angaben helfen, um einen Überblick zu erhalten – leider sind aber nicht immer alle Hersteller-Informationen verlässlich, und auch die Lauf-Branche kann sich nicht vom sogenannten Greenwashing freisprechen. Wer genau hinschauen möchte, sieht sich deshalb auf der Hersteller-Seite auch nach Nachhaltigkeits-Siegeln um. Die unabhängigen Label zertifizieren bestimmte Produktionsweisen und Umwelt-Standards. Diese können sich sowohl auf ökologische als auch auf soziale Richtlinien beziehen. Beispiele für solche Siegel sind das Bluesign- oder Zertifikate der Fair Wear Foundation. Hier finden Sie weitere Siegel in einer Übersicht.

Schließlich kann es auch helfen, sich auf der gesamten Hersteller-Website gut umzusehen. Nachhaltige Marken gehen in der Regel transparent mit ihren Produktionsstandards um und veröffentlichen meist Klimaberichte oder andere Artikel zu den eigenen Herstellungsprozessen.

Orientierung im breiten Angebot der Marken, die umweltfreundliche Sportkleidung für sich beanspruchen, bieten auch Plattformen, die ihre Kooperationspartner selbst überprüfen. So hilft etwa das Münchner Start Up Planetics bei der Einordnung von Hersteller-Bemühen: Der Online-Shop nimmt nur Produkte auf, die bestimmte Standards nachweisen können. Jedes Produkt auf der Planetics-Seite ist außerdem mit verschiedenen Icons gekennzeichnet, die anzeigen, welche Richtlinien das Teil einhält. Das erleichtert das nachhaltige Einkaufen – und das Planetics-Sortiment wächst immer weiter, sodass es schon eine große Auswahl an umweltfreundlicher Kleidung auf einen Blick gibt. Auch die junge Plattform trusted by Flip bietet im Shop nur den Marken Platz, deren Nachhaltigkeitsversprechen eingehend geprüft wurden. trusted by Flip versteht sich als Anti-Greenwashing-Marktplatz und möchte sein Angebot nach und nach ausbauen.

Und wer es sich noch einfacher machen möchte, schaut sich unsere Übersicht an, in der wir eine Auswahl an nachhaltigen Produkten vorstellen:

Nachhaltige Laufbekleidung im Test

In der RUNNER’S-WORLD-Redaktion haben wir eine gezielte Auswahl an alternativer Laufkleidung getestet. Diese Teile haben uns dabei besonders überzeugt:

🏆 Durchdachtes Nachhaltigkeitskonzept: Runamics The Materialist Longsleeve (Frauenmodell / Männermodell). Dieses Longsleeve bietet nicht nur ein laut Tester „astreines Tragegefühl“, sondern auch einen transparenten, gut durchdachten Materialzyklus, durch den das Shirt Teil einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft wird.

🏆 Wollig und umweltfreundlich: Icebreaker Merino 150 Tech Lite III T-Shirt (Frauenmodell). Unsere Testerin würde das Shirt „voll und ganz für das Laufen empfehlen“. Die Materialmischung aus mulesingfreier Merinowolle und Nylon macht funktional so einiges her.

🏆 Komfortable Shorts aus Holzfasern: Winqs Groow Shorts (Frauenmodell / Männermodell). Die weiche, lockere Groow Shorts ist funktional, schnelltrocknend und eignet sich gut für das Laufen.

Arc'teryx

Ambiletics

Ecoalf

Icebreaker

Iron Roots

Patagonia

Runamics

Tao

Tentree

Vidar Sport

Winqs

Fazit: Warum sollte man nachhaltige Sportkleidung nutzen?

Unser Test zeigt: Die Auswahl an Laufbekleidung, die auf natürliche oder recycelte Materialien setzt, wird immer größer. Funktionale Einbußen sind deshalb kein Grund mehr, umweltfreundlichere Hersteller zu umgehen. Wer nachhaltige Laufbekleidung trägt, tut dem Planeten etwas Gutes, denn die Kleidung spart CO2, Abfall und Chemikalien, aber auch den Menschen, die sie bei besseren Arbeitsbedingungen produzieren.