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Das Wichtigste zuerst
Der Adidas Terrex Agravic Ultra ist kein Carbon-Trailschuh. Auch wenn man das hier und da liest, steckt in der Mittelsohle „nur“ eine Platte aus thermoplastischem Elastomer (TPE). Diese Kunststoffplatte soll zu 90 Prozent aus recyceltem "Carbon" bestehen, wie Adidas Terrex schreibt. Damit ist aber gar kein Carbon gemeint, sondern Kohlenstoff, also das chemische Element. Es handelt sich also um einen simplen Übersetzungsfehler, dass viele glauben, der Agravic Ultra wäre ein Carbon-Trailschuh.
So oder so: Der Adidas Terrex Agravic Ultra wurde mit Athleten des Trailrunning-Teams von Adidas Terrex entwickelt, allen voran Ekaterina Mityaeva. Der Ultraläuferin, die auf Strecken jenseits der 100 Kilometer zuhause ist, war es wichtig, einen Schuh zu bekommen, der viel Stabilität und Schutz liefert, sodass die Beine in der zweiten Hälfte eines mehrstündigen Rennens "frischer bleiben". Der Schuh wurde mit dem Ziel entwickelt, einen "Hochleistungs-Wettkampfschuh für technisch anspruchsvolle Bergtrails" auf den Markt zu bringen. Ob das Konzept funktioniert, verraten wir in unserem Testbericht.
Festes Obermaterial und sicherer Halt
Beim ersten Anziehen des Adidas Terrex Agravic Ultra merkt man, dass man es mit einem Laufschuh für ruppiges Gelände zu tun hat. Das netzartige Mesh-Obermaterial aus "Primegreen" (teilweise recyceltem Polyester) ist fest. Ungewohnt fest. So muss die Schnürung erst gelockert und der Schuh weit geöffnet werden, bevor man hineinschlüpfen kann. Steckt der Fuß erstmal im Schuh, kann man den Sitz mittels zehn Ösen pro Seite individuell anpassen. Gerade beim ersten Mal kann es durchaus etwas dauern, bis die Einstellung passt, doch dann sitzt der Fuß bombenfest im Schuh. Dabei bietet die Passform schmalen und normal breiten Füßen genügend Platz. Wer breite Füße hat, wird sich mehr Raum im Zehenbereich wünschen.
Auffällig beim Adidas Terrex Agravic Ultra: Man muss den Schuh tatsächlich einlaufen. Heute kennt man es kaum noch von Laufschuhen, doch das Obermaterial wird nach ein paar Kilometern geschmeidiger, weitet sich, sodass sich der Schuh, den man anfangs doch deutlich spürt, dem Fuß anpasst. Doch ein Komfortwunder, bei dem man sich direkt geborgen fühlt, wird der Schuh auch dann nicht. Manchen Testläufer*innen fiel auf, dass der Schuhkragen recht weit hochgezogen ist und an den Knöcheln anstieß.
Dafür punktet der Schuh beim Thema Protektion: Die aufgeschweißte Zehenkappe, der feste Sitz im Schuh und die Platte in der Mittelsohle (dazu gleich mehr) schirmen die Außenwelt ab. Zum Glück nicht ganz: Durch das robuste Netz-Obermaterial kommt viel Luft an den Fuß heran und Feuchtigkeit aus dem Schuh heraus. So bilden sich selbst nach einer Bachdurchquerung keine Pfützen im Schuh, und auch einen Hitzestau muss man nicht fürchten.
Viel Stabilität und schneller Abrollvorgang

Aber wie läuft sich der Adidas Terrex Agravic Ultra? Dazu müssen wir die Mittelsohle erklären, die aus den von Adidas-Straßenschuhen bekannten Dämpfungsmaterialien besteht: unten Lightstrike, oben Boost – beim Adidas Terrex Speed Ultra ist die Anordnung der beiden Materialien genau andersherum (siehe Foto oben). Zwischen diesen beiden Mittelsohlenkomponenten steckt die TPE-Platte. Zusammen soll das dazu führen, dass man sowohl "leichtfüßig, energiegeladen und schnell, als auch gut gedämpft und geschützt unterwegs" ist, wie Adidas Terrex verspricht.

Der Schuh rollt im laufbaren Gelände tatsächlich spürbar dynamisch ab. Dabei hilft die vorne und hinten aufgebogene Sohle (leichte Rocker-Konstruktion) in Kombination mit der leicht versteifenden TPE-Platte. Die Vorstellung, sehr weite Strecken in dem Schuh zu laufen, gefällt. Der Agravic Ultra lässt nicht aus der Ruhe bringen und liefert viel Sicherheit. Dafür ist neben der breiten Standfläche auch die hochgezogene Mittelsohle im seitlichen Rückfußbereich verantwortlich, die wie ein Rennsitz im Auto für Seitenhalt sorgt, sodass Ferse und Mittelfuß bombenfest im Schuh sitzen.
Von Leichtfüßigkeit kann man beim Adidas Terrex Agravic Ultra allerdings nur bedingt sprechen. Ja, der Schuh rollt, wie gesagt, sehr leichtgängig ab, allerdings ist er mit 249 Gramm für das Frauen- und 299 Gramm für das Männermodell kein Leichtgewicht. Zusätzlich ist die Mittelsohle durch die Platte und die Dicke eher steif und fest. Das Resultat ist eine überschaubare Rückmeldung vom Boden: Steine und Wurzeln spürt man quasi nicht.

Hierbei muss man sich aber nochmal bewusst werden, für wen und was der Schuh entwickelt wurde: Läufer*innen, die Ultratrails rennen. Ekaterina Mityaeva, die den Schuh beim 147 Kilometer langen TDS lief, hatte eine Durchschnittspace von 10 Minuten pro Kilometer. Genau hier spielt der Schuh seine Stärken aus, indem er dem Körper, wenn er stark ermüdet, die Arbeit abnimmt. Es ist nicht so, dass man beim Agravic Ultra gar nicht mehr darauf achten muss, wo man hintritt, aber der Schuh bietet schon enorm viel Schutz, Stabilität und Sicherheit. Kleine Fehler bügelt der Schuh einfach aus. "Selbst in steilen, technischen Bergabpassagen hatte ich keine Angst umzuknicken", so eine Testläuferin.
Das Laufverhalten lässt sich getrost als souverän bezeichnen. Für die Vermittlung dieses Gefühls spielt auch die Außensohle von Continental eine wichtige Rolle. Die scharfkantigen Stollen beißen sich mit ihren vier Millimetern Höhe in jeden Untergrund. Ob Schotter, Matsch, Wurzeln oder Fels: Die Sohle hält auf allen Untergründen. Gepaart mit dem engen Sitz des Obermaterials wird der Fuß quasi mit dem Boden verbunden.
Fazit zum Adidas Terrex Agravic Ultra
Bei unseren Testläuferin*innen waren die Meinungen gespalten. "Der Agravic Ultra erinnert mich eher an einen Leichtwanderschuh als an einen Laufschuh", vermerkte ein Testläufer auf seinem Testbogen. Andere fanden, dass das feste Obermaterial in Kombination mit dem stabilen Laufverhalten ihnen gerade im "technischen Gelände viel Sicherheit vermittelt". Beide Einschätzungen sind dabei vollkommen richtig: Mit dem Schuh pflügt man gefühlt über Unebenheiten hinweg. Gleichzeitig bekommt man davon aber wenig mit.
Ja, es gibt Modelle, mit denen man agiler unterwegs ist, mehr Rückmeldung vom Boden bekommt, schneller laufen kann. Was man lieber mag, ist eine Entscheidung, die jede*r für sich treffen muss. Für uns ist der Adidas Terrex Agravic Ultra ein Top-Trailschuh für Läufer*innen, die viele Stunden und Kilometer laufen und dabei viel Schutz und Stabilität wünschen. Ein Schuh für Ultratrails. Wer ein agiles Laufverhalten mit viel Rückmeldung bevorzugt, findet mit dem Speed Ultra den geeigneteren Trailschuh von Adidas Terrex.
Gewicht: 299 Gramm (Männer), 249 Gramm (Frauen)
Sprengung: 8 Millimeter (Höhe Ferse: 34 Millimeter, Vorfuß: 26 Millimeter)
UVP: 160 Euro
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