Der Cloudboom Echo ist „unser schnellster Marathonschuh“, schreibt der Schweizer Laufschuhhersteller On auf seiner Webseite. Das Rezept sei ganz einfach: „weniger Gewicht, mehr Performance.“ Dabei gehört zum Rezept eines schnellen Straßenlaufschuhs längst ein in der Mittelsohle enthaltenes Carbonelement. Und natürlich steckt auch im Cloudboom Echo eine Carbonplatte. Doch, bevor wir darauf eingehen, beginnen wir diesen Testbericht beim Obermaterial.
Schmale, aber komfortable Passform
Die Passform ist, das sieht man dem Cloudboom Echo sofort an, eher schmal. Das Mesh, aus vollständig recyceltem Polyester, ist sehr dünn, angenehm weich und eher rigide. Beim Hineinschlüpfen legt es sich wie eine zweite Haut um den Fuß. In puncto Verarbeitung und Luftdurchlässigkeit bekommt das Obermaterial Top-Noten.

Auch was den Komfort angeht, überzeugt der Cloudboom Echo. Klar, um Gewicht zu sparen, ist nur der Schuhkragen leicht gepolstert. Dennoch ist der Schuh überraschend bequem. Nichts drückt oder reibt. Wer die Schnürung einmal an den eigenen Fuß angepasst hat, was aufgrund der flachen Schnürsenkel und der dünnen Zunge mit Bedacht erfolgen sollte, wird sich im Schuh sehr wohl fühlen – sofern sie oder er keine sehr breiten Füße hat, denn die würden kaum Platz finden.

„So soll sich ein Wettkampfschuh an den Fuß schmiegen“, urteilt eine Testerin. Der Halt ist super, sodass man auch bei hohem Tempo in engen Kurven sicher im Schuh sitzt und nicht rutscht, schreibt ein Tester, der die Passform gar mit einem Spike für die Bahn vergleicht – nur deutlich langstreckentauglicher.
Flachere und teilweise nur angedeutete „CloudTec“-Elemente
Bei der Mittelsohle des Cloudboom Echo setzt On wie gewohnt auf „Clouds“. Damit sind die einzelnen Blöcke in der Mittelsohle gemeint, die sich bei der Landung zusammendrücken und so die Energie aufnehmen sollen, um sich dann beim Abdruck auszudehnen und die Energie wieder abgeben sollen. Im Vergleich zu anderen On-Modellen sind die „Clouds“ beim Cloudboom Echo deutlich flacher und im Vorfußbereich auch nur angedeutet – unter dem Vorfuß sind also keine durchgehenden Öffnungen.

Die Mittelsohle, die aus „Helion-Superfoam“ besteht, soll unter der Ferse 35 Millimeter und unter dem Vorfuß 27 Millimeter dick sein. On hätte den Cloudboom Echo also noch 5 Millimeter höher bauen können und er wäre immer noch für Straßenläufe zugelassen. Die Sprengung, also der Höhenunterschied zwischen der Fersen und dem Vrofuß, beträgt 8 Millimeter, wobei On selbst 9 Millimeter angibt.
Wo wir schon bei Zahlen sind: Der Cloudboom Echo wiegt 220 Gramm in der Männer-Mustergröße und 190 Gramm in der Frauen-Mustergröße. Schwer ist der Schuh damit nicht, aber dann eben doch 10 bis 20 Gramm schwerer als etwa die Highend-Carbon-Wettkampfmodelle von Asics, Nike oder Saucony.
Flexible Mittelsohle und extreme Rocker-Geometrie
Beim Laufen spürt man dieses Gewicht indes nicht. Was man spürt: Der Cloudboom Echo ist deutlich flexibler als andere Carbon-Wettkampfschuhe. Die Carbonplatte, die bei On „Speedboard“ heißt und über die gesamte Länge des Schuhs verläuft, versteift die Mittelsohle nicht komplett. Gemeinsam mit der Spalte in Längsrichtung – in der sich auch mal größere Steine verhaken, sollte man abseits der Straße laufen – und den Kerben zwischen den „CloudTec“-Elementen, bietet der Schuh erstaunlich viel Flexibilität. Dadurch läuft sich der Schuh beinahe so direkt und dynamisch wie ein normaler Lightweight-Trainer ohne Carbon.

Dass sich der Schuh trotzdem sehr schnell und dynamisch anfühlt, liegt auch an der krassen Rocker-Geometrie. Stellt man den Schuh auf eine ebene Fläche, berührt nur ein kleiner Bereich unter dem Mittelfuß den Boden – Vorfuß- und Rückfußbereich sind stark aufgebogen. So rollt der Schuh wie eine Wippe geschmeidig ab, was bei fast allen Testerinnen und Testern auf große Zustimmung traf, unabhängig davon, ob sie eher über den Rückfuß, Mittelfuß oder Vorfuß liefen.
Ausgewogene Dämpfung, weniger Reaktivität
Nicht nur hinsichtlich der Flexibilität unterscheidet sich der On Cloudboom Echo von anderen Carbon-Wettkampfschuhen. So ist der „Helion“-Mittelsohlenschaum weniger weich und reaktiv als etwa „ZoomX“ von Nike oder „Lightstrike Pro“ von Adidas. Er ist angenehm gedämpft und bietet auch auf langen Distanzen viel Komfort, im Vergleich fehlt ihm aber der federnde, antreibende Effekt. Das hat aber auch einen Vorteil: Während viele Carbon-Wettkampfschuhe für Fersenläuferinnen und -läufer eher schwammig und instabil sind, bietet der Cloudboom Echo hier deutlich mehr Führung.

Einige Tester fanden den On Cloudboom Echo aufgrund seines gemäßigteren, normaleren Laufverhaltens richtig gut. „Ich laufe in dem Schuh sehr gerne auch meine Tempoläufe auf der Bahn“, schrieb ein Tester, der den oft wackeligen Carbonschuhen auf der Rundbahn sonst wenig abgewinnen kann. Hier sei angemerkt, dass der On Cloudboom Echo mit seiner Mittelsohlenhöhe nicht für Bahnwettkämpfe zugelassen ist. Anderen fehlte wiederum das „bouncige, pushende Gefühl“, schrieb ein Tester. „Der Nike Vaporfly Next% treibt mich einfach mehr nach vorne.“
Testfazit zum On Cloudboom Echo
Die Schweizer gehen bei ihrem ersten Carbonlaufschuh einen etwas anderen Weg als die meisten anderen Hersteller und machen den Cloudboom Echo nicht ganz so reaktiv und steif – das kann man gut oder schlecht finden. Für Wettkämpfe (von 10 Kilometer bis Marathon) und Trainingseinheiten (auf der Straße und der Bahn) ist der On Cloudboom Echo jedenfalls eine gute Option, denn er fühlt sich verdammt schnell an, rollt dynamisch an und ist dabei äußerst komfortabel.
On selbst tüftelt übrigens bereits an einem Nachfolgemodell, das, wenn man den Fotos von Prototypen glauben darf, nahezu komplett ohne „Cloud“-Elemente und mit einer dickeren Mittelsohle daherkommt – wenn dann noch die Carbonplatte steifer ist, nähert sich On den Modellen anderer Hersteller an.
Datenblatt
Gewicht: 220 Gramm (Männer), 190 Gramm (Frauen)
Sprengung: je nach Angabe zwischen 8 und 9 Millimeter
UVP: 250 Euro