In einem Alltag mit Kindern ist es oft gar nicht so leicht, Zeit für sich und die sportlichen Ziele zu finden. Wenn du trotzdem ins Laufen einsteigen oder wieder an deine alten Leistungen rankommen willst, dann ist das Lauftraining mit Kinderwagen optimal. Was Mütter und Väter dabei beachten sollten, erfährst du hier.
Voraussetzungen: Ab wann kann man starten?
Ein Kind sollte erst dann im Laufkinderwagen mitgenommen werden, wenn es selbstständig und stabil sitzen kann. Dazu gehört, dass es den Kopf sicher und über längere Zeit halten kann, ohne nach vorn oder zur Seite zu kippen. In der Regel ist das ab einem Alter von etwa sechs bis neun Monaten der Fall. Das ist das früheste Eintrittsalter in die Laufkinderwagen-Welt – Neugeborene gehören noch nicht in den Babyjogger.
Auch wenn dein Baby den Kopf schon gut halten kann, ist eine korrekte Sitzposition entscheidend. Für kleinere Kinder empfiehlt sich ein spezieller Sitzadapter oder eine Babyschale, die im Babyjogger befestigt wird. Diese sorgt für zusätzliche Federung und bietet durch eine stabile Kopfstütze seitlichen Halt.
Grundsätzlich gilt: Je jünger das Kind ist, desto flacher sollte es im Babyjogger liegen. So werden Wirbelsäule und Nacken optimal entlastet und Risiken für körperliche Fehlbelastungen vermieden.

So passt du deine Laufbewegung an
Die richtige Schiebetechnik für einen Babyjogger gewöhnt man sich mit den Kilometern meist automatisch an, sie variiert etwas in Abhängigkeit von den Roll- beziehungsweise Laufeigenschaften des Jogger-Buggys. Grundsätzlich gilt: Du solltest deinen Laufstil nicht wesentlich verändern. Dazu gehört vor allem, dass du nicht beide Hände am Griff des Babyjoggers hast. Stattdessen schiebst du nur mit einer Hand am Griff, die andere kann weiter frei schwingen.
Allerdings muss auch die eine Hand nicht ständig Kontakt haben. Normalerweise gibt man dem Jogger-Kinderwagen alle paar Laufschritte abwechselnd mit der rechten oder linken Hand einen kleinen Schwung. Wie oft das sein muss, hängt vom Lauf- beziehungsweise Rolluntergrund ab: Auf Asphalt rollt der Jogger-Buggy oft sechs, sieben oder mehr Schritte problemlos geradeaus, auf sehr unebenem Geläuf muss dagegen immer eine Hand führen.
Am freiesten läufst du leicht versetzt hinter dem Jogger-Buggy. Schiebt die rechte Hand, läufst du nach links versetzt und umgekehrt. Wichtig: Vor engen Kurven unbedingt das Tempo drosseln! Eventuell ist es sogar nötig, bei einer scharfen Wendung das Vorderrad anzuheben, um den Wendekreis zu verringern.
Sicherheit beim Joggen mit Kinderwagen
Beim Laufen mit Kinderwagen gilt: Sicherheit geht vor Tempo. Wer unvorbereitet startet, riskiert Stürze, Überlastung oder sogar Verletzungen des Kindes. Damit es gar nicht erst so weit kommt, solltest du mögliche Risiken kennen und vermeiden. Hier die wichtigsten Punkte und Tipps:
- Feststellbares Vorderrad: Achte darauf, dass das Vorderrad deines Babyjoggers fixiert werden kann, sonst kann der Wagen bei höherer Geschwindigkeit ins Schlingern geraten.
- Handbremse: Die Handbremse ist wichtig, um dir genügend Kontrolle auf Gefällstrecken zu geben.
- Fünfpunktgurt und Kopfstütze: Dein Kind sollte sicher angeschnallt sein und eine stabile, gepolsterte Kopfstütze haben.
- Reflektoren und Witterungsschutz: Gerade in den Übergangszeiten sind Reflektoren, Regenverdeck und Sonnenschutz Pflicht.
- Tempo und Reaktionszeit: Auch wenn es verlockend ist: Lass es ruhig angehen. Durch das zusätzliche Gewicht verlängert sich deine Reaktionszeit, insbesondere beim Bergablaufen oder bei Kurven. Vermeide abrupte Richtungswechsel und fahre das Tempo in unübersichtlichen Passagen herunter.
Welcher Kinderwagen ist zum Joggen geeignet?
Nicht jeder sportlich aussehende Kinderwagen kann automatisch zum Laufen verwendet werden. Eltern sollten bei einem Laufkinderwagen auf ein paar bestimmte Ausstattungsmerkmale achten, um den optimalen Begleiter fürs Joggen zu finden.
Dazu zählen:
- Konstruktion
- Räder und Bereifung
- Fahr-/Laufverhalten
- Schiebegriff
- Schiebetechnik
- Gurt
- Sicherheit
- Bremsen
- Federung
- Transport
- Preis
Kurz gesagt sollte ein Laufkinderwagen auf jeden Fall dreirädrig sein, eine ausreichend gefederte Hinterachse und größere Reifen haben, um eine breitere Spurweite und einen längeren Radstand zu gewährleisten. Eine ausführliche Kaufberatung und Erklärung zu den häufigsten Fehlern findest du in unserem Babyjogger- und Laufkinderwagen-Test.
Worauf du bei der Laufstrecke mit Kinderwagen achten solltest
Auch nicht jede Laufstrecke, die du früher gelaufen bist, eignet sich automatisch fürs Joggen mit Kinderwagen. Mit deinem Baby steht Sicherheit an erster Stelle. Achte bei der Streckenwahl besonders auf den Untergrund: Wähle am Anfang möglichst flache, ebene Wege ohne Bordsteine, Wurzeln oder Schlaglöcher. Ideal sind Asphaltwege, breite Rad- und Feldwege oder gut präparierte Parkrouten.
Vermeide auch enge Bürgersteige, stark frequentierte Straßen und unübersichtliche Kurven, du brauchst mehr Platz, um sicher zu manövrieren. Auch Steigungen oder unebene Waldböden solltest du erst angehen, wenn du dich mit dem Wagen absolut wohlfühlst.
Ein wichtiger Punkt ist das Tempo und die Kontrolle bei Gefälle: Bergab entwickelt ein Laufkinderwagen schnell Schwung, daher solltest du die Handbremse immer mit leichtem Druck nutzen und beide Hände am Griff behalten.
Wenn du neu startest, plane kurze Runden mit Ausstiegsmöglichkeiten, zum Beispiel eine Strecke, bei der du im Notfall leicht abkürzen oder anhalten kannst. Ein Park, eine Uferpromenade oder ein breiter Waldweg sind ideal, um dich an das neue Laufgefühl zu gewöhnen.
Und nicht zuletzt: Die Strecke sollte auch für dein Kind angenehm sein. Gleichmäßige Bewegung wirkt oft beruhigend, zu viele Erschütterungen können unangenehm werden. Ein gut gefederter Wagen und eine ruhige Strecke ohne lauten Verkehr sorgen dafür, dass dein Baby entspannt bleibt und auch du deinen Lauf genießen kannst.
Was das Kind beim Joggen tragen sollte
Achtung: Auch die Ausrüstung spielt eine wichtige Rolle. Dein Kind muss deutlich wärmer angezogen sein als du als Läufer oder Läuferin. Während du dich in Funktionsshirt und kurzer Hose warm läufst, kann das Kind durch Fahrtwind und mangelnde Bewegung schnell auskühlen. Die richtige Bekleidung sorgt dafür, dass es trotzdem angenehm warm bleibt: Mütze, Handschuhe, Jacke und eine leichte Decke sind bisweilen sogar im Sommer sinnvoll. Im Winter schützt ein Fußsack vor der Kälte, im Sommer ein Sonnenschutz mit UV-Filter.
So gewöhnst du dich und dein Kind ans Joggen mit Kinderwagen
Der erste Lauf ist ein Testlauf – für euch beide. Starte, wenn dein Baby ausgeschlafen und satt ist, und plane eine Strecke ohne lange Stopps. Du kannst während des Laufens auch mit deinem Kind sprechen, damit es deine Stimme hört und sich sicher fühlt.
Wenn das Kind unruhig wird oder zu weinen beginnt, mach eine kurze Pause. Meist helfen ein kurzer Still- oder Trinkstopp oder etwas Bewegung außerhalb des Wagens. Nach ein paar gemeinsamen Läufen wird sich eure Routine ganz von selbst entwickeln.
Wie schnell und wie lange kann ich mit Kinderwagen joggen?
Für das Training mit dem Babyjogger eignen sich am besten Dauerläufe im Grundlagenbereich. Intensivere Läufe wie Intervall- und Tempotraining sind mit Kinderwagen sehr anstrengend und sollten in der Eingewöhnungsphase eher vermieden werden. Auch Läufe über eine zu große Distanz oder von sehr langer Dauer sind nicht ideal, da das Kind je nach Alter und Schlafverhalten oft nicht so lange im Wagen bleiben möchte.
Das Tempo sollte auch deshalb anfangs nicht zu hoch sein, um kein Risiko für das Kind einzugehen. Bei hohen Geschwindigkeiten wird das Kind zu sehr durchgerüttelt und es kann zu Verletzungen kommen. Auch kann der Wagen dadurch schnell ins Wanken kommen und sogar umfallen.
Gerade bei Dauerläufen bieten sich auch kleine Kraft- und Beweglichkeitsübungen zwischendurch an. Stoppe dafür alle zehn Minuten deinen Lauf und baue 10 bis 20 Kniebeugen oder andere Übungen ein. Auch eine kleine Challenge kann mehr Variation in das Lauftraining bringen. Halte einfach jedes Mal an, sobald du eine Parkbank siehst und mache darauf ein paar Liegestütze. Die Füße bleiben dabei auf dem Boden und du drückst dich mit den Armen von der Bank anstatt vom Boden weg. Die Liegestütze an der Bank sind vor allem für die Mütter gut, um nach der Schwangerschaft wieder in das Training einzusteigen, da es leichter für die Arme ist und die Rumpfmuskulatur trotzdem gestärkt wird. Natürlich sollte davor eine ausreichende Rückbildungsgymnastik stattgefunden haben.
Ist Joggen mit Kinderwagen anstrengender?
Laufen mit Kinderwagen ist eine gute Möglichkeit, um nach der Schwangerschaft wieder fit zu werden und trotzdem mit dem Kind Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Allgemein kann gesagt werden, dass das Training mit Kinderwagen intensiver ist, da man die Masse des Joggers vor sich herschiebt und die Arme nicht frei hin und her schwingen können. Um den Lauf entspannter zu gestalten, kannst du auf flachen Abschnitten, wie bereits erwähnt, nur eine Hand mit der Sicherheitsschlaufe am Griff fixieren. Die andere schwingt frei mit und durch das regelmäßige Wechseln der Arme vermeidest du eine verkrampfte Haltung.
Wann sollte ich nicht mit Kinderwagen joggen?
Laufen mit Kinderwagen ist nicht mit einem gewöhnlichen Training gleichzusetzen. Die Voraussetzungen, mit denen du in den Lauf startest, sind schließlich nicht dieselben. Am besten sollte dabei nicht der Kalorienverbrauch und der Trainingseffekt, sondern der Spaß an der Bewegung im Vordergrund stehen. Als Mutter solltest du nach der Geburt erst mit dem Training starten, wenn du das Okay von deiner Hebamme oder deinem zuständigen Arzt hast. Wenn du merkst, dass sich etwas nicht richtig anfühlt, dann schalte lieber wieder einen Gang zurück.
Auch sollte der Lauf mit dem Babyjogger optimalerweise an den Schlafrhythmus des Kindes angepasst sein. Natürlich ist es nicht immer planbar, dass dein Lauf mit der Schlafenszeit startet, jedoch ersparst du dir und dem Kind viel Stress, und Schrei- und Quengelphasen werden dadurch vermieden.
Laufen mit Kinderwagen: Typische Fehler und wie du sie vermeidest
Joggen mit Kinderwagen ist kein Hexenwerk, aber es gibt ein paar Stolperfallen, die du kennen solltest:
Zu früh starten
Ein häufiger Fehler ist Ungeduld. Wenn dein Baby den Kopf noch nicht sicher halten kann, ist Laufen tabu. Auch dein eigener Körper braucht Zeit für die Rückbildung. Drei Monate solltest du mindestens warten, um mit richtigem Laufen beginnen zu können.
Den falschen Wagen verwenden
Ein normaler Kinderwagen ist kein Laufkinderwagen. Fehlende Federung, schwenkbare Vorderräder oder eine instabile Bauweise machen das Joggen unsicher. Achte auf ein feststellbares Vorderrad, große luftgefüllte Reifen und eine stabile Rahmenkonstruktion.
Falsche Haltung beim Schieben
Viele Läuferinnen und Läufer beugen sich unbewusst nach vorn, was auf Dauer Rücken und Schultern belastet. Achte auf eine aufrechte Körperhaltung und schiebe den Wagen mit leicht gebeugten Armen.
Ablenkung durch Musik oder Handy
Auch wenn’s verlockend ist: Lass Kopfhörer und Handy vor allem am Anfang in der Tasche. Du musst Verkehr, Untergrund und dein Kind im Blick behalten.
Falsches Timing
Wenn dein Baby hungrig oder unruhig ist, wird der Lauf schnell stressig. Starte am besten nach einer Mahlzeit, wenn dein Kind satt und entspannt ist.
Zu viel Gepäck
Ein häufiger Fehler ist es auch, den Laufkinderwagen mit zu viel Gepäck zu überladen. Wasserflaschen, Wechselkleidung, Spielsachen und Ähnliches summieren sich schnell zu mehreren Kilo zusätzlich. Das erschwert das Schieben, verändert die Laufhaltung und bringt eine höhere Belastung. Pack nur das Nötigste ein: etwas zu trinken, eine Windel, Tücher und eventuell eine dünne Decke.
Häufige Fragen zum Laufen mit Kinderwagen
Grundsätzlich ja, aber erst, wenn du dich an das Laufen mit dem Wagen gewöhnt hast. In der Anfangsphase solltest du dich auf gleichmäßige Dauerläufe konzentrieren, um die Technik zu festigen. Wenn du nach ein paar Wochen Routine hast und die Dauerläufe nach einiger Zeit doch zu langweilig werden, dann kannst du mit kurzen schnelleren Phasen mehr Abwechslung in dein Training bringen. Laufe dazu fünf Intervalle à eine Minute in etwas höherem Tempo und lege dazwischen jeweils eine Minute lockeres Traben ein. Wirklich harte Intervalle oder Sprints sind mit Kinderwagen nicht empfehlenswert, da die Stoßbelastung und das Verletzungsrisiko zu hoch sind.
Der Kinderwagen bringt, je nach Modell und Zuladung, schnell 10 bis 20 Kilogramm zusätzliches Gewicht auf die Strecke. Dieses Zusatzgewicht erhöht nicht nur die Belastung für deine Beine, Arme und Rumpf, sondern verändert auch die Laufdynamik. Dadurch kann der Puls beim Laufen mit Kinderwagen schnell mal 10 bis 15 Schläge pro Minute höher liegen als beim normalen Dauerlauf im gleichen Tempo. Das bedeutet: Du verbrennst mehr Kalorien und stärkst die Muskulatur intensiver.
Weil das Laufen mit Kinderwagen deutlich anstrengender ist, liegt der Kalorienverbrauch im Schnitt rund 10 bis 20 Prozent höher als bei einer normalen Laufeinheit. Manchmal ist sogar von bis zu 50 Prozent mehr die Rede, das ist allerdings etwas übertrieben. Fest steht: Das zusätzliche Gewicht, der höhere Kraftaufwand und die veränderte Laufhaltung lassen deinen Körper spürbar mehr arbeiten.
Gewöhnliche Laufuhren oder Fitness-Apps bieten natürlich keine eigene Einstellung für Kinderwagenläufe, du kannst aber das zusätzliche Gewicht manuell eintragen oder den höheren Puls als Anhaltspunkt nutzen.












